Fantasy Sammelband Riyala - Tochter der Edelsteinwelt Band 1 bis 5. Antje Ippensen
drei Prüfungen bestehst ...“
Riyala sagte nichts darauf. Sie fühlte sich wieder kräftig genug, um aufzustehen.
„ Bin ich dessen denn würdig?“, murmelte sie mehr zu sich, doch der Kristallhexer erwiderte mit klangvoller Stimme: „Das entscheidest allein du selbst. – Die erste dieser Prüfungen könnte bereits in den Tiefen der Unterwelt auf dich warten. In den STOLLEN.“ Mit diesen Worten ging er zum Mittelpunkt der Erde und drehte seinen Krückstock so, dass der Knauf nach unten wies. Er sammelte sich und beschrieb mit dem blaugrünen Stein einen Kreis auf dem Boden.
Riyala stellte sich an seine Seite – und starrte in einen runden, unergründlichen Schacht, der sich urplötzlich geöffnet hatte. Sei konnte auch eiserne Sprossen erkennen, die hinabführten.
„ Die Unterwelt ist bereit, dich zu empfangen, Riyala“, sagte der Magister. Wieder einmal glitt jenes rätselhafte Lächeln über seine zerfurchten Züge.
„ Doch sei auf der Hut vor den Höhlenschlangen. Sie sind zauberkundig und werden dich umschlingen und für immer bannen wollen. Aber auch du bist schließlich eine Magierin ...“
„ Bin ich das?“, sagte sie tonlos. Erneut rollte eine graue Woge der Mutlosigkeit durch sie hindurch.
Da packte er sie unerwartet fest an den Schultern. Sie spürte die Wärme seiner Hände.
„ Ja, das bist du!“, bekräftigte er. „Sieh her – als neuen vierten Stein gebe ich dir Chrysopal, den Meeresstein.“ Mühelos pflückte er den Kristall von seinem Krückstock, obwohl dieser soeben noch mit dem Stock verwachsen gewesen war; legte ihn in Riyalas Hand und bog sanft ihre Finger darum.
„ Mir brachte er die Leichtigkeit des Schrittes zurück und öffnete geheime Türen, wie zuletzt diese hier. Nun will er bei dir sein, das spüre ich. Welche Kräfte Chrysopal für dich bereithält, magst du selbst entdecken.“
Als sie noch immer unschlüssig blieb und wortlos dastand, erschien ein spöttischer Ausdruck in seinem Gesicht. Doch es war ein Spott, der nicht verletzte, sondern mit dem er sie nur aufrütteln wollte – seine schneidenden Worte kamen aus der Anteilnahme seines Herzens. Er zog beide Brauen hoch und meinte ironisch: „Du hast natürlich die freie Wahl. Du könntest auch hier dein Schicksal erwarten, dich ergeben – gewiss erinnert sich Sandirilia bald an dich und lässt dich suchen. Und sie wird dich hier ohne Zweifel finden. Wenn du also nur büßen willst für deine ‚Fehler‘, dein ‚Versagen‘ – nun, ihr wird es ein Vergnügen sein, ihrer Todfeindin die Kehle durchzuschneiden. Oder sie bietet den Bauern und Gauklern, die ebenfalls schwere Verluste erlitten haben, ein höchst befriedigendes Schauspiel der Rache und lässt dich öffentlich zu Tode foltern. Ist es das, was du willst? Wähle, Riyala Falken!“, wiederholte er.
„ Aber ... aber was wird aus Co-Lha?“, wandte sie ein. „Wie kann ich mein Land ein weiteres Mal ...“ Sie verstummte und schlug die Augen nieder.
„ Lass die Vergangenheit los. Das ist der letzte Rat, den ich dir gebe.“
Allmählich begann sich Riyalas Entschluss zu festigen. Sie blickte in das schwarze Loch, das ihre Zukunft bedeutete.
Zu gern hätte sie noch einen Hinweis auf die zwei anderen Prüfungen erhalten – doch da hörte sie das leise Einrasten der Zellentür. Sie wirbelte herum und schnappte nach Luft. Der Edelstein-Magister hatte sie verlassen, einfach so ... Sie fasste sich und rief: „Ich danke Euch!“ – und sie war sicher, dass er sie hören konnte. Und irgendetwas sagte ihr, dass dieser Abschied nicht für immer war. Eines Tages würde sie den weisen alten Mann wiedersehen ...
Ein leises Lächeln lag auf ihren Lippen, als sie mit dem Abstieg in die Unterwelt begann.
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