Der letzte Dollar. Markus J. J. Jenni

Der letzte Dollar - Markus J. J. Jenni


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Denn Innovationen und die damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen wie das zum Beispiel durch „Industrie 4.0“ (Künstliche Intelligenz, Robotik, etc.) und „Neue Energien“ der Fall sein wird, setzen langfristige Investitionen und gut geplante politische Aktionen voraus.

      Sie fragte sich, wie das, was nun so plötzlich auf uns alle zukommt, sich für jeden Einzelnen in unserer Gesellschaft auswirken würde. Für die Familie, den Job oder überhaupt für das Leben in dem Land, in dem man wohnte. Welche Konsequenzen dieser Wandel im geschäftlichen Alltag für die vielen Freiberufler und Unternehmer haben und was es für all die Millionen Arbeitnehmer bedeuten würde? Solche Fragen stellen sich wahrscheinlich viele jungen Menschen, wenn sie in die Zukunft blickten. Aber auch Rentner, die sich Sorgen um ihre finanzielle Sicherheit bis zu ihrem Tod machen.

      Wird es in Zukunft überhaupt noch eine Alters-Rente geben?

      Maria beendete ihre Überlegungen, als sie die Treppe zum Kongresszentrum hinaufstieg. Dabei kam ihr der letzte Satz auf der Einladung in den Sinn: „Alles Leben entwickelt sich von oben nach unten und von innen nach aussen – niemals umgekehrt.“

      Es war ein Mittwoch, ein Konferenztag, der exklusiv für spezielle Gäste reserviert worden war. Als Willkommensgruss war am Eingang zur Kongresshalle ein grosses, dunkelblaues Stoffband gespannt. Darauf stand in goldenen Buchstaben geschrieben:

      Welcome!

      Kreativität – die Chance für unsere

      Zukunft.

      Marias Gedankenwelt kam nicht zur Ruhe. Immer neue Gedanken tauchten auf. Aus Sicht der „Grünen“ und Naturschützer waren nachhaltige Ideen bis dato sowohl in der Wirtschaft wie auch im praktischen Lebensalltag der Konsumenten nur bedingt auszumachen. Aber das Bewusstsein für gesunde BioErnährung nahm in breiten Bevölkerungskreisen seit einigen Jahren erfreulich zu. Für die eigene Gesundheit und für eine lebenswerte Zukunft ist das heute dringender denn je, dachte Maria.

      Zwar unterstützten Wirtschaftskreise und viele Regierungen offiziell gute Ideen in dieser Richtung, aber Korruption und Misswirtschaft sowie ein fast schon krankhafter Egoismus und die zerstörerische „me first“- Geisteshaltung verhinderten in vielen Staaten dieser Welt entsprechende Fortschritte. Millionen Menschen ging es heute tatsächlich besser als zu früheren Zeiten. Dafür sollten wir unseren Wirtschaftsarchitekten und einigen integren Politkern dankbar sein, schoss es Maria durch den Kopf. Immerhin gibt es heutzutage bald 20 Millionen Millionäre auf dieser Welt. Das hatte sie gerade erst in der Zeitung gelesen. Sie lächelte vor sich hin. Nein, sie zählte nicht zu diesem Club. Andererseits lebte und arbeitete immer noch der grösste Teil der Weltbevölkerung auf einem niedrigen Wohlstandsniveau und ein grosser Teil sogar unter katastrophalen Umständen. Manche wie Sklaven. Nicht etwa nur in sogenannten Entwicklungsländern oder Schurkenstaaten. Nein, auch in „zivilisierten“ Ländern wie den USA oder auch in Europa.

      Sie hatte das bei ihren Besuchen bei Agro-Betrieben im Süden ihres Landes, in Italien, aber auch in Spanien selbst gesehen. Ein schmerzliches Erlebnis. Auch um das zu ändern, setzte sich Maria mit ihrer Arbeit bei ihrer 'grünen' Partei mit ganzer Kraft ein. Aber jetzt, nach dem Auftauchen des „Monsters“ UmweltZerstörung und Klimawandel, würden wohl bald alle zu einem grundlegenden Umdenken gezwungen werden.

      Eine neue Ära hatte nämlich soeben begonnen. Die Bedingungen für unsere Zukunft diktiert jetzt die Natur, ging es Maria durch den Kopf.

      Naturgesetze sind nicht verhandelbar!

      Ja, es wurde immer offensichtlicher, dass ein radikales Umdenken der Menschen, rund um den Erdball und in allen Bevölkerungsgruppen, jetzt immer dringender notwendig würde. Doch das Steuer jetzt noch rechtzeitig herum zu reissen, würde bei einer Weltbevölkerung von bald zehn Milliarden Menschen sicherlich kein Sonntagsspaziergang werden. Und weil aus Sicht der Volkswirtschaften das Finanz-, Wirtschaftsund Handelswesen so gut funktionierte und optimal aufeinander eingespielt war, wollte man in den etablierten Wirtschaftskreisen nichts überstürzen.

      Strukturänderungen würden Zeit benötigen, sagten sie. Aber alle fragten sich im Stillen betroffen, ob uns die Zeit für einen Kurswechsel überhaupt noch reichen würde. Kurzfristig etwas zu ändern käme einer Hercules-Aufgabe gleich. Man musste ja schliesslich anerkennen, dass das bisherige System so manchen Menschen echten Wohlstand gebracht hatte. Den wollte man auf keinen Fall gefährden.

      Wohl gerade deshalb würde sich so manch einer gegen eine Veränderung stemmen und bei neuen Ideen ganz bestimmt und mit allen Mitteln Widerstand leisten.

      Neue Konzepte im Hinblick auf Ernährung, Gesundheit und Wohlstand zu finden, die von allen akzeptiert und auch in der Realität umgesetzt werden könnten, war also sicher kein einfaches Unterfangen. Aber „Wo noch kein Weg ist, schaffen wir uns einen“, hatte Maria irgendwo einmal gehört. Diesen Satz hatte sie verinnerlicht. Die Partei, für die Maria in Paris an der Zukunfts-Konferenz teilnahm, engagierte sich schon lange für innovative Zukunfts-Programme. Das brachte der Partei bei den letzten Wahlen einige zusätzliche Wähler-Stimmen ein. Dieser Wahlerfolg stärkte die Position der „Grünen“ in der Regierung. Auch bei den Europa-Wahlen 2019 gingen die „Grünen“ gestärkt hervor. Eine durch die Bevölkerung legitimierte Kampfansage für eine gesündere Welt!

      Inzwischen war das Thema „Klimawandel / Umweltschutz“ aber auch bei den Leadern dieser Welt angekommen. Allerdings noch nicht bei allen. Bekanntlich gibt es immer ein paar „Uneinsichtige“, „Besserwisser“, „Angsthasen“ oder „Gekaufte“, die sich gegen die Wahrheit verwenden lassen. Sie alle haben wirklich Angst vor einer Veränderung. Sie kalkulieren und glauben ernsthaft, dass mit nachhaltigen Innovationen in ihrer Branche oder ihrem Markt in Zukunft nicht mehr so viel Geld verdient werden könnte, wie das bisher der Fall war. Ein klares Ergebnis von der Macht der (Denk-)Gewohnheiten!

      Aber nun hatten auch die meisten Manager, Politiker, Lehrer, Professoren, Unternehmer und selbst die Kirchen endlich begriffen: Der Klimawandel sowie die gefährlich fortgeschrittene Umweltzerstörung beinträchtigen unser aller Leben heute massiv.

      Ein weiteres Wirtschaften wird unter diesen Umständen so nicht mehr möglich sein. Wirtschaftsbereiche wie z. B. Versicherungen, Krankenkassen, die Transport-, Lebensmittel-, Chemie und Pharmaindustrie, der Handel, aber auch die Wirtschaft im Allgemeinen werden schon bald Verluste einfahren.

      Niemand war indessen an einem wirtschaftlichen Kollaps 'nur' wegen einer zerstörten Umwelt interessiert. Keiner wollte deswegen in Zukunft auf gute Geschäfte verzichten.

      Deshalb war man auf allen Ebenen grundsätzlich bereit, sich dem Prozess eines globalen „Umdenkens“ anzuschliessen. Aber wie sollte das geschehen? Dazu sollte diese Zukunfts-Konferenz Impulse geben.

      Maria war ziemlich aufgeregt, weil sie persönlich hohe Erwartungen an diese Konferenz hatte. Sie war gespannt auf Begegnungen mit interessanten Leadern. Sie mochte kontroverse Diskussionen. Ihre Erwartungshaltung war auf jeden Fall positiv.

      Initiant der „Zukunftskonferenz “ war ein Franzose. Professor Dr. Dr. h. c. Bernard Trussod. Zuerst studierte Monsieur Trussod Geisteswissenschaften. Dann, an der Ecole d'économie de Paris, Finanzmathematik. Hier wirkte er viele Jahre als beliebter und von vielen hoch geschätzter ordentlicher Professor. Trotzdem schickte man ihn vorzeitig „in Pension“. Warum?

      Als er noch im Amt war, lehrte er seine Studenten nicht nur die Mechanismen der höheren Finanzwissenschaft, sondern auch, dass eine gesunde Wirtschaft nur mit gesunden Menschen und das in einer gesunden Umwelt langfristig möglich sei.

      Ausserdem seien die Betriebs- und Volkswirtschaftslehre unvollständig. Er forderte immer wieder, dass in den Bilanzen z. B. unter „Passiven“ auch: „Prognostizierte Kosten für Umweltzerstörung / Gesellschaftliche Schäden“ und unter „Aktiven“: „Prognostizierte Optimierung der Biodiversität und Gesundheit der Gesellschaft“ mit aufgenommen werden sollten. Mit dieser Botschaft hatte er bei vielen klugen und weitsichtigen Menschen und insbesondere bei seinen jungen Studenten Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft und eine „bessere Welt“ geweckt. Aber dieser Ansatz gefiel nicht allen. Trussod hatte sich


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