Der letzte Dollar. Markus J. J. Jenni
italienische Mathematiker, Philosoph und Physiker Galileo Galilei (1564-1642) zitiert: „Man kann einen Menschen nichts Lehren, man kann ihm nur helfen, sich an das Wissen in sich selbst zu erinnern.“
Basierend auf dieser Grundlage, also des sich „Erinnerns an die Prinzipien des Lebens“, würde den Teilnehmern wahrscheinlich eine ausserordentliche Erfahrung möglich werden. Ein solches inneres Erlebnis sei aber in dieser aussergewöhnlichen Situation, in der wir uns heute befinden dringend not-wendig – und für eine neue Zukunft sogar „matchentscheidend"! Deshalb müsse man jetzt neue Wege einschlagen!
Tom konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie mit einem solchen Konzept die Welt 'gerettet' werden könnte. Er war fest überzeugt davon, dass jedes Problem mit Geld zu lösen sei.
Aber spezielle Umstände erfordern bekanntlich spezielle Massnahmen", reflektierte Tom, als er über das Syndikat seine Einladung zu dieser Konferenz erhalten hatte. Noch etwas beschäftigte ihn: Was war gemeint mit „Raum der Erkenntnis“?
Auf der Einladung wurde nämlich erwähnt, dass man nach dem Besuch aller Themen in einen weiteren Raum, den „Raum der Erkenntnis“, gelangen würde. Dort könne man sich miteinander über die gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen – Netzwerken, Ideen entwickeln und Pläne für eine neue Zukunft schmieden.
Zum Abschluss würde dann jeder Teilnehmer ein „Natur-Wunder"-Geschenk erhalten. Dieses sei mit einer unvergesslichen „Hausaufgabe“ verbunden.
Nur was sollte das sein?
Tom war skeptisch. Aber grundsätzlich offen für Neues. Er wusste: „Wer vom Wandel profitieren will, muss ihn begrüssen". Deshalb stellte er sich bewusst positiv auf diese Konferenz ein.
Eine Illustre Gästeschar würde an diesem heutigen Tag teilnehmen! Der Einladung lag eine Liste bei, die aufzeigte, dass u. a. folgende Persönlichkeiten zu dieser Konferenz erwartet würden:
● Für die USA der Finanzexperte Tom Archibald Teyler sowie die Sprecherin für die Eröffnungsrede, Audrey Shenandoah.
● Für die BRIC-Staaten: Frau Swetlana Gorci, Beraterin des russischen Präsidenten.
● Für die Arabische Liga: Ali Ben Habib, Berater des Präsidenten der Arabischen Liga.
● Für die Afrikanische Union: Moussa Faki, Aussenminister von Tschad.
● Für die Europäische Union: Svenja Schulze
● Und als Spezialgast für Italien: Maria Piatti.
Ausserdem waren eingeladen: Vertreter internationaler Umweltverbände wie z. B. WWF-International, MyClimate, Greenpeace, aber auch MSF– Medecins sans frontiere und UNICEF International. Für Wirtschafts- und Fachverbände waren weitere Termine vorgesehen. Warum gerade Maria von ihrer Partei in Italien nach Paris zu diesem „VIP"-Anlass delegiert wurde, war ihr zwar ein Rätsel, aber sie war auf jeden Fall sehr begeistert davon, sich in diesem illustren Kreis für eine bessere Welt einsetzen zu dürfen.
Michelle Obama, die frühere First Lady der USA, sandte eine Grussbotschaft und erinnerte daran, dass den Frauen in Zukunft eine bedeutungsvolle Rolle zustehen würde.
Der als Natur- und Umweltschützer bekannte Prinz Charles vom Vereinigten Königreich Grossbritannien sandte ebenfalls eine Grussbotschaft. Er beglückwünschte die Teilnehmer und zollte ihnen seinen Respekt für ihre Aufmerksamkeit, die sie heute dem wichtigsten Anliegen der Menschheit – unserer Zukunft – erweisen würden.
Al Gore, ehemaliger Vize-Präsident der USA in der Regierung von Bill Clinton, bot den Teilnehmern an, sich bei Interesse direkt an ihn zu wenden. Spannend!
Um die Gäste bereits vor der Konferenz auf das Thema einzustimmen, lag der Einladung eine kunstvoll gestaltete Karte bei – mit Gedanken von Ephides zum Thema: 'Zukunft'.
Neu beginnen…
Wo die reinen Quellen rinnen,
ist das ew’ge Neubeginnen!
Unsre Tage sind verloren,
wenn wir nicht wie neugeboren
alte Vorurteile lassen,
höhere Entschlüsse fassen,
neuen Weg zu Menschen finden,
enger uns mit Gott verbinden,
andre zu der Quelle führen,
bis auch sie den Aufschwung spüren
und das Wasser weiterreichen …
Solches Glück ist ohnegleichen,
eint den Himmel mit der Erde,
mit dem Schöpferwort „Es werde!”
Wo die reinen Quellen rinnen,
ist das ew’ge Neubeginnen!
Kapitel 4
Berührung
Maria war früh dran. Im Bistro Saint Marc, wo sie vor Beginn der Konferenz noch einen Kaffee trinken wollte, hörte sie am Nebentisch beiläufig einen zur Konferenz zugelassenen Journalisten. Er sprach mit einem Kollegen:
„Weil die USA zur Zeit die grösste Militär- und Weltmacht auf unserem Planeten sind und deshalb für die Zukunft unserer Erde besonders in der Verantwortung stehen – sollten – wurde für die Eröffnungsrede der „Zukunfts-Konferenz “ eine Sprecherin aus den USA eingeladen, Audrey Shenandoah, ClanMutter der Onondaga. Ihre Liga der sechs Völker Mohawk, Cayuga, Oneida, Onondaga, Seneca und Tuscarora folgt bis heute einer Gesellschaftsordnung, in der die Frauen das soziale Rückgrat bilden: Sie wählen die Häuptlinge, haben die Macht, sie abzusetzen, und sprechen bei allen politischen Belangen mit. Das Ratsfeuer der Konföderation brennt in Onondaga – bis heute.
Audrey Shenandoah hatte schon bei der internationalen Konferenz ‚Global Haudenosaunee (Menschen aus dem Langhaus) Forum on Environment and Developement for Survival‘ im Januar 1990 in Moskau, gesprochen."
Er fragte seinen Kollegen, ob er wisse, dass Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA, erst die Häuptlinge der Haudenosaunee zu Rate zog, bevor die amerikanischen Kolonien sich von England lösten und sich für unabhängig erklärten.“ Dieser verneinte. Interessant, dachte Maria, das wusste sie bisher auch nicht.
Tom hatte die Gewohnheit, sich bei grösseren Veranstaltungen immer in die äusserste Reihe aller Sitzplätze nahe bei einem Ausgang zu setzen. Das hatte er mit seinen beiden Bodyguards so einstudiert. Damit könnten sie bei einem eventuellen Notfall sofort als erste den Raum verlassen. Ein Bodyguard sass jeweils einen Sitz vor und der andere einen Sitz hinter ihm. Der Sitzplatz links neben ihrem Chef sollte wenn möglich immer frei bleiben, sodass links und rechts bei Bedarf Platz für ein rasches körperliches Eingreifen seiner beiden Beschützer möglich war.
Als Tom mit seinen Leibwächtern im Saal, in welchem die Begrüssung stattfinden sollte, eintraf, waren bereits alle Plätze besetzt. Nur vier reservierte Sitzplätze waren noch frei. Reserviert für Tom, seine zwei Bodyguards sowie ein weiterer Platz ohne Namen. Tom war sportlich, fast schon leger gekleidet. Niemand, der ihn nicht persönlich kannte, konnte ahnen, dass dieser Mann dem inneren Zirkel der reichsten Menschen auf dieser Welt angehörte. Einen Dress-Code für die Besucher gab es für diese Konferenz nicht.
Die Türen wurden geschlossen. Als sich in letzter Minute eine Türe wieder öffnete, trat eine junge, hübsche Frau ein – es war Maria. Sie schaute in den Saal und suchte einen Platz. Dann bemerkte sie den einzigen freien Platz in ihrer Nähe – links neben Tom.
„Entschuldigen Sie bitte, Monsieur, ist dieser Platz noch frei?“, fragte sie. Normalerweise hätte Tom geantwortet, dass dieser Platz bereits reserviert sei. Aber in diesem Fall hatte er keine Bedenken. Er erhob sich höflich, nahm das „Reserviert“-Schild weg und bot