Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
„Wir schaffen ihn raus!“, kündigte Leslie Morell an.
Zusammen mit Jay sorgte er dafür, dass Rick Chaves auf die Beine kam. Anschließend gingen sie mit ihm ins Schlafzimmer.
Dann schloss Leslie die Tür, sodass Chaves nicht mehr mit anhören konnte, was wir mit Dr. Donovan besprachen.
„Was wird das jetzt?“, fragte er mit einem ziemlich gezwungen wirkendem Lächeln. Seine Augen flackerten unruhig. Zweifellos hatte Chaves ihm übel mitgespielt und der Arzt stand wohl noch unter einem Schock.
„Sie haben gerade viel durchmachen müssen – und Sie denken trotzdem, dass Sie noch irgendetwas dadurch retten können, dass Sie schweigen und sich stur stellen“, stellte ich fest. „Aber das ist ein Irrtum! Glauben Sie mir! Diejenigen, die Rick Chaves geschickt haben, um Sie fertig zu machen, werden ihr Werk vollenden, wenn wir Sie nicht schützen. Und zwar ganz gleich, wo Sie sich gerade befinden! Aber wir können Sie nur schützen, wenn Sie auspacken, Dr. Donovan. Ansonsten können wir nichts für Sie tun! Dann wird Sie ein anderer Handlanger der Syndikate früher oder später niederstrecken.“
„Sie wollen mir doch nur irgendetwas anhängen!“
„Sie haben Ihre Arztpraxis für die Treffen von Gangstern zur Verfügung gestellt“, sagte ich. „Ich bin kein Jurist und ich weiß auch nicht, wie eine Jury so etwas letztlich bewerten wird. Tatsache ist, dass Sie Brad Mendoza mit Informationen über diese Treffen versorgt haben. Warum?“
Er schluckte.
Einen Augenblick lang zögerte er noch und wich meinem Blick aus. Dann begann er endlich zu sprechen. „Mendoza hat mich erpresst!“, sagte er. „Irgendwie bekam Mendoza heraus, was es mit den Untersuchungen von Murray Zarranoga auf sich hatte. Und damit erpresste er mich! Ich war gezwungen, Mendoza mit Informationen zu versorgen!“
„Hatten Sie Wanzen in Ihrer Praxis installiert?“, fragte ich.
Dr. Donovan schüttelte den Kopf. „Nein, das wäre viel zu riskant gewesen. Wenn die entdeckt worden wären, hätte man mich sofort getötet.“
„Wer war bei diesen Treffen anwesend?“
„Außer Murray Zarranoga kam regelmäßig sein Großonkel Sid Garetta aus East Harlem. Außerdem noch ein gewisser Tom Santini aus Little Italy und Dan Rodriguez, ein Puertoricaner aus der Bronx. Nur ab und zu waren Rodney Gordon und Jason Carlos dabei. Gordon kommt aus Harlem – und von diesem Jason Carlos weiß ich nur, dass er schlecht English spricht.“
„Ein ganz schönes Gedränge im Behandlungszimmer!“, meinte ich. Die Namen, die Donovan erwähnt hatte, waren alles bekannte Größen aus dem Heroinhandel.
Dass sie sich in letzter Zeit regelmäßig trafen und offenbar auch zusammenarbeiteten, obwohl sie eigentlich Konkurrenten waren, sprach für eine Gefahr von außen. Zum Beispiel ein fremdes Syndikat, das ihnen allen das Wasser abgraben konnte.
„Sie sind alle offiziell meine Patienten.“
„Zu ihren Krankheiten will ich Sie gar nicht erst befragen!“
Er schluckte. Ei9n Ruck durchlief seinen Körper und plötzlich schien er seine Situation zu begreifen. „Ich bin ein toter Mann, oder?“
„Nicht, wenn Sie umfassend aussagen und ins Zeugenschutzprogramm kommen“, warf Milo ein.
Ich fuhr fort: „Brad Mendoza hat uns darüber informiert, dass ein Hitman mit der Bezeichnung Road Killer nach New York gekommen ist. Wir nehmen an, dass er diese Informationen auch von Ihnen hat.“
Donovan nickte.
„Ja, das ist richtig.“
„Was wissen Sie darüber?“
„Nur, dass er existiert und die anwesenden Bosse glauben, dass die Philadelphia-Connection ihn geschickt hat. In den letzten Wochen haben sie immer wieder erwogen, mit diesen Leuten in Verhandlungen zu treten, aber die andere Seite schien nicht interessiert zu sein. Außerdem bemühten sich Zarranoga und die Anderen um ein breiteres Bündnis der hiesigen Bosse, aber das war schwierig. keiner wollte sich unterordnen.“
„Ich verstehe“, sagte ich.
21
Wenig später wurden sowohl Chaves als auch Donovan abgeholt. Beide wurden zunächst einer ärztlichen Untersuchung und Behandlung zugeführt.
Was Donovan anging, so war er danach sehr kooperationsbereit, da er offenbar begriffen hatte, dass dies seine einzige Überlebenschance war. Nicht nur für sich, sondern auch für seine Familie, die er sicherheitshalber in einem einsamen Ferienhaus in Montauk auf Long Island untergebracht hatte. Aber eine Dauerlösung war auch das nicht.
Mr McKee wies unsere Kollegen Fred LaRocca und Josy O'Leary an, dort nach dem Rechten zu sehen und Donovans Frau davon zu überzeugen, dass es am Besten war, in eine vom FBI für solche Zwecke angemietete Wohnung umzuziehen. Ihr bisheriges Leben würden sie alle hinter sich lassen müssen.
Am Abend hatte Mr McKee noch alle an dem Fall beteiligten Agenten zu einer kurzen Besprechung in sein Büro gebeten.
„Wir haben eine aktuelle Videoaufzeichnung, die den Road Killer zeigt, kurz bevor er das Attentat auf Zarranoga verübte“, erläuterte unser Chef. Anschließend gab er das Wort an Clive weiter.
„Diese Videosequenz wurde von den Überwachungskameras des Gebäudes aufgezeichnet, in dem die Zarranogas wohnen“, erklärte Clive. Anschließend führte er uns die Szene auf einem Flachbildschirm vor.
Ein Motorradfahrer war für Sekunden im Bild zu sehen.
Clive ließ die Sequenz in Zeitlupe laufen. „Der Road Killer – gehen wir mal davon aus, dass er hinter dem Visier steckt – fuhr die Straße am Jefferson Park entlang und bremst deutlich ab, wie man sieht. Etwa fünfzig Meter außerhalb des Bildausschnitts muss er dann stehen geblieben sein, um zu feuern. Es wurden auf dem Asphalt entsprechende Reifenspuren festgestellt.“ Clive zoomte das Bild so nahe wie möglich heran, bis es begann, sich in einzelne Pixel aufzulösen. „Unsere Innendienstler haben inzwischen herausgefunden, dass es sich bei dem Motorrad um eine Yamaha handelt. Die genaue Typbezeichnung und das Baujahr sind bereits in die Fahndung gegangen. Es handelt sich um eine brandneue Maschine, die innerhalb der letzten vier Monate ausgeliefert und auf die speziellen Bedürfnisse des Road Killers hin umgerüstet worden sein muss. Das Nummernschild ist gut erkennbar.“
„Ich nehme an, es wurde bereits überprüft“, glaubte Mr McKee.
Clive nickte.
„Ja. Eine Maschine gleichen Typs und gleichen Baujahrs ist unter dieser Nummer tatsächlich im Staat New York zugelassen worden. Der Besitzer heißt Stuart Edwards, ist 18 Jahre alt und wohnt in Yonkers bei seinen Eltern, die ihm die Maschine zum Geburtstag geschenkt haben. Die Kollegen des Yonkers Police Departments haben das zumindest bei ihrer Überprüfung festgestellt.“
„Das bedeutet, dass der Road Killer sich erhebliche Mühe bei der Fälschung des Nummernschildes gemacht hat“, stellte Max Carter fest. „Bei einer Routinekontrolle fällt er wahrscheinlich gar nicht auf, weil die Maschine zum Nummernschild passt.“
„Wenn er dann auch noch einen gefälschten Führerschein auf den Namen Stuart Edwards hat, wäre es perfekt“, warf Milo ein.
„Der Täter scheint Zugang zu den Daten der Zulassungsstelle zu haben“, schloss Mr McKee.
Clive bestätigte dies. „Ich habe bereits mit den Kollegen dort gesprochen. Die wahrscheinlichste Möglichkeit, wie er an diese Daten herankommen könnte, wäre ein Hackerangriff. Es gab in letzter Zeit ein paar Probleme in dieser Hinsicht.“
Hacker hatten es schon vor einigen Jahren geschafft, sogar in die Zentralrechner des Pentagon zu gelangen. An Zulassungsdaten über Motorräder heranzukommen, war dagegen eine relativ leichte Übung.
„Aber