Gemordet wird in langen Sommernächten: Krimi-Lesefutter Thriller Paket. A. F. Morland
ihm stattdessen ein Angebot zu machen. Für eine selbst für seine Verhältnisse astronomische Summe hatte er den Auftrag erhalten, seinen Auftraggeber zu töten. Da Reigate ein Amateur war, konnte Ariano das tun, ohne gegen seine Berufsehre zu verstoßen und anschließend selbst zum Gejagten der Syndikate zu werden.
Aber Mickey Ariano war sehr wohl bewusst, dass man so etwas nur einmal über die Bühne ziehen konnte.
Danach musste Schluss sein.
Finanziell war das jetzt kein Problem.
Kurz bevor er Reigate getötet hatte, war ihm bestätigt worden, dass der Betrag auf seinem Schweizer Nummernkonto eingegangen war. Zumindest die erste Hälfte. Die zweite würde folgen, daran hatte Ariano nicht geringsten Zweifel. Schließlich hatte Sid Garetta keinerlei Interesse daran, dass der Road Killer ein zweites Mal Kontakt mit ihm aufnahm…
Mickey Ariano seufzte, as er daran dachte, was aus dem Motorrad werden würde. Aber es war nun einmal nicht zu ändern.
Als er alles vorbereitet hatte, schaltete er den ferngesteuerten Zünder scharf und schloss das Werkstor.
Dann setzte er sich in seinen Wagen und begann sich mit Hilfe der Schminkutensilien zwanzig Jahre älter zu machen.
Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als er mit dem Ergebnis zufrieden war.
Jetzt begann ein neues leben.
Er ließ den Motor an und nahm die Fernbedienung für den Zünder in die Rechte.
Nach kurzem Zögern drückte er auf den Knopf.
Innerhalb der Werkshalle brach ein Inferno aus.
Sollten sich irgendwelche Versicherungsdetektive später den Kopf darüber zerbrechen, was dazu geführt hatte!
Ein zufriedenes Lächeln spielte um seine Lippen.
Dann trat er auf das Gas und fuhr in Richtung der Ausfahrt vom Werksgelände.
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Ein silbergrauer Chevy kam uns entgegen und bremste. Wir stellten den Sportwagen quer. Auch die nachfolgenden Kollegen blockierten mit ihren Fahrzeugen die Farbahn.
Der Chevy setzte zurück.
Wir sprangen aus dem Wagen und feuerten mit den Dienstwaffen auf die Reifen. Ich erwischte ihn vorne links. Der Wagen brach aus. Der Geruch von verbranntem Gummi hing in der Luft, als die Felgen Funken sprühend über den Asphalt kratzten. Für eine Sekunde sah es so aus, als würde der Fahrer den Wagen wieder unter Kontrolle bekommen, aber ein zweiter Reifentreffer brachte ihn völlig aus der Bahn und ließ ihn herumschleudern.
Er kam zum Stehen. Die Tür ging auf.
Der Fahrer sprang heraus.
„Stehen bleiben! FBI!“, rief ich.
Unterdessen waren weitere Einsatzfahrzeuge uns gefolgt. FBI-Agenten und Beamte der State Police sprangen aus ihren Wagen und gingen mit der Waffe im Anschlag in Stellung.
Mickey Ariano riss eine Automatik unter der Jacke hervor und feuerte in unsere Richtung. Ziemlich ungezielt allerdings.
Er lief in Richtung der Werkshallen, wo sich vor kurzem eine weithin hörbare Explosion ereignet hatte.
Dabei schoss der Kerl unentwegt.
Wir schossen zurück.
Eine Kugel erwischte ihn am Bein. Er strauchelte und blieb liegen.
Es war aussichtslos, die Flucht fortzusetzen. Mickey Ariano sah das das zum Glück ein. Er warf die Waffe weg.
Wir kamen aus unserer Deckung und umringten ihn. Noch während wir Mickey Ariano festnahmen, wurde ein Notarzt verständigt.
38
Ariano wurde zu Erstversorgung in das St. Joseph’s Hospital von Paterson New Jersey gebracht. Er stand die ganze Zeit unter strenger Bewachung. Noch am Abend überführte man ihn von dort aus in die Gefängnisklinik von Rikers Island.
Bereits als wir uns am Morgen zur Besprechung im Büro von Mr McKee trafen, war bereits ein Gesprächstermin mit dem Staatsanwalt anberaumt.
„Mickey Ariano will offenbar umfassend aussagen, um zu vermeiden, dass die Staatsanwaltschaft für ihn die Todesstrafe fordert“, erläuterte uns Mr McKee. „Ich habe Ihre Teilnahme an dem Gespräch zugesagt, damit Sie die Sachlage aus unserer Sicht darstellen können!“
Gegen elf Uhr fanden Milo und ich uns zu dem Treffen auf Rikers Island ein, das auf der Krankenstation abgehalten wurde. Staatsanwalt Robert Thornton war zusammen mit zwei seiner Mitarbeiter anwesend, außerdem Arianos Anwalt, ein gewisser Morton Daniels.
„Ich kann mir einen Deal nur vorstellen, wenn Sie uns tatsächlich etwas anzubieten haben“, erklärte Thornton. „Und das sehe ich im Moment nicht.“
„Ist Sid Garetta nichts?“, fragte er. „Hinter dem dürften Sie doch schon seit Jahren vergeblich her sein. Wenn Sie auf meine Bedingungen eingehen, dann bekommen Sie ihn wegen Verabredung zum Mord!“
„Ich schlage vor, dass Sie meinen Mandanten informell seine Sicht der Dinge vortragen lassen“, mischte sich Morton Daniels ein. „Dann können Sie immer noch beurteilen, ob Sie darauf eingehen wollen.“
„Als Auftraggeber wurde doch ein gewisser Erroll Reigate ermittelt, oder irre ich mich da, Agent Trevellian?“, wandte sich Thornton an mich.
„Das ist inzwischen gesicherte Erkenntnis und lässt sich anhand zahlreicher Beweise auch belegen. Die Frage ist allerdings nach wie vor, weshalb Mister Ariano seinen Auftraggeber ermordet hat.“
„Erroll Reigate befand sich auf einem privaten Kreuzzug gegen den Drogenhandel“, berichtete Ariano. „Auf der Liste der Männer, die ich für ihn umbringen sollte, stand auch ein gewisser Sid Garetta, der als Drogenkönig von East Harlem gilt. Kurz bevor ich die Sache erledigen wollte, erfuhr ich, dass Garetta sich in seinem Haus auf Long Island verkrochen hatte. Mir blieb also nichts anders übrig, als mich dorthin zu begeben und ich musste dementsprechend improvisieren. Um die Lage besser beurteilen zu können, war ich gezwungen, mich zu Fuß dem Anwesen zu nähern. Der einzige Zugang war zu gut bewacht und auch einem Motorrad sind Grenzen gesetzt. Da haben mich Garettas Leute aufgegriffen und betäubt. Als ich erwachte, fand ich mich in seinem Haus wieder und er machte mir den Vorschlag, dass ich für ihn meinen Auftraggeber umbringe. Natürlich gegen eine erhebliche Summe!“
„Mister Garetta wird behaupten, dass dies eine Schutzbehauptung ist“, erwiderte Thornton.
„Eine Hausdurchsuchung könnte vielleicht Spuren an den Tag bringen“, glaubte Milo.
„Und wenn nicht, stehen wir im Regen da und müssen Garetta laufen lassen. Nein, das ist mir zu dünn. Garetta könnte argumentieren, dass es eine viel wahrscheinlichere Variante gibt, Mister Ariano.“
Ariano verzog das Gesicht. „Und die wäre?“
„Dass Sie sich mit Ihrem Auftraggeber gestritten haben. Vielleicht haben Sie Nachforderungen finanzieller Art gestellt und Reigate war nicht bereit, noch ein paar Scheine draufzulegen…“
„Die Daten zur Änderung des Plans samt einem Foto von Garettas Haus in den Hamptons hat er mir von einem Prepaid-Handy aus geschickt!“
„Dieses Handy hatte er wahrscheinlich bei sich, als Sie seinen Wagen explodieren ließen“, erwiderte ich. „Jedenfalls ist davon nirgends etwas aufgetaucht. Aber was ist mit Ihrem Apparat?“
„Den habe ich auf dem Gelände von Bannister Chemical vernichtet! Das Gerät war in dem explodierten Transporter.“
„Das bedeutet, wir habe eine Aussage ohne zusätzliche Beweise“, stellte Thornton fest.
„Es sei denn, Mister Ariano verhilft uns dazu, auf das Schweizer Nummernkonto zuzugreifen, auf