Der lange Weg in die Freiheit! Deckname "Walpurgis". Dr. Helmut Bode

Der lange Weg in die Freiheit! Deckname


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Briefseitenkopierer, Briefinhaltunterschlager, Briefvernichter, Briefverschließer, Brieföffnungsspurenbeseitiger. Auf die Angabe der weiblichen Berufsbezeichnungen habe ich hier verzichtet, die ehemaligen MfS-Mitarbeiterinnen mögen mir verzeihen!

      Was werden sich diese Briefgeheimnisverletzerexperten dabei gedacht haben? Vorausgesetzt, dass sie dies überhaupt taten! Waren sie etwa davon überzeugt, dass sie mit dieser, auch gegen die Gesetzte der DDR verstoßenden Tätigkeit, die DDR vor dem Klassenfeind schützen?

      Nun weiter in unserer persönlichen Angelegenheit.

      Einen Tag zuvor, d.h. am 27. Juni, hatte derselbe Mitarbeiter aus der „Kreismeldekartei der Abt. Pass- und Meldewesen des Volkspolizeikreisamtes“ (KMK) Angaben über uns zusammengestellt und in die „Zentralen Meldekartei“ (ZMK) übertragen. [2.]45

      Es scheint als hätten die Sicherheitsgenossen nun erst einmal unseren Fall auf Wiedervorlage gelegt, denn erst am 20. Dezember verfasste der Mitarbeiter Schlichtiger der Diensteinheit XX/8 der BV Magdeburg des MfS unter der Reg.-Nr. VII 22/85 den

       »Übersichtsbogen zur operativen Personenkontrolle Decknamen "WAL-PURGIS": [1.]46

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       Gründe für das Einleiten

       Am 06.06.84 stellte der B. für sich und seine Familie beim Rat der Stadt Magdeburg, Abt. Inneres einen Antrag zur Übersiedlung in die BRD zur familiären Zusammenführung mit der Tante ---- Gemäß Verordnung zur Regelung von Fragen der Familienzusammenführung vom 15.09.83 handelt es sich um eine unberechtigte Antragstellung.

       Zielstellung der OPK

      – Klärung der politischen Einstellung des Ehepaares B. zur sozialist.47 Gesellschaftsordnung in der DDR

      – Erarbeitung von Hinweisen auf Vorbereitungshandlungen zum ungesetzlichen Verlassen der DDR und deren Verhinderung

      – op. Kontrolle über Verhalten, Auftreten, Kontaktbeziehungen und Aktivitäten zur Verwirklichung der Vorstellungen zur Übersiedlung in die BRD …

       Eingesetzte IM/GMS

       GMS „Richard“ VII/1572/??

       GMS „Waldemar“ VII/43??/??«

      Die hinter dem Decknamen „Waldemar“ verborgene Person ist mir aus meiner jahrelangen Tätigkeit an der Technischen Hochschule bzw. Technischen Universität bekannt, und dass es sich bei ihm um einen sogenannten „150-prozentigen“ Genossen handelt, war auch kein Geheimnis, alles andere natürlich nicht. Es wurde immer nur geraunt: „Bei dem musst du vorsichtig sein!“ Wie Recht doch der Volksmund hatte.

      Wir werden immer wieder auf diese Akte über die „Operative Personen-Kontrolle“ (OPK) „Walpurgis“ zurückkommen. Was hatte den Genossen der Stasi veranlasst, der Akte den Decknamen „Walpurgis“ zu geben?

      Ich glaube kaum, dass die heilige Walpurgis48, sondern viel mehr die nach ihr benannte Walpurgisnacht49, d.h. die Nacht zum 1. Mai und die damit verbundene Sage „In der Walpurgisnacht“50 Pate für diesen Decknamen gestanden hat. Nach dem Volksglauben kommen in dieser Nacht die Hexen auf Reisigbesen, Mistgabeln oder Krücken geflogen, um sich zum lustvollen Gelage des Teufels, ihres Meisters und Gebieters, auf dem Hexentanzplatz oberhalb der von der Bode gebildeten tiefen und steilen Schlucht zu versammeln. Wo sie dann mit

       »viel Lärm und Gekreische Tänze um die züngelnden Flammen des Höllenfeuers vollführen.«

      Aus dem Zusammenhang Bode, Hexentanzplatz und Walpurgisnacht wurde dann sicher der Deckname „Walpurgis“ gewählt.

      Am 20. Juni, also vierzehn Tage nach unserer Antragstellung, verfasste eine Vertretung für den Referats Leiter der Abt. XX/3 der BV Magdeburg des MfS einen handschriftlichen Rapport: [2.]51

       »Am 15.06.84 17.00 Uhr wurde unsere DE52 durch den ODH der KD Magdeburg die Antragstellung zur Übersiedlung in die BRD mit Familie durch den

       Dr. Bode, Helmut …

       Oberassistent, TH Mbg.; Sektion Technische Kybernetik / Elektrotechnik

       bekannt. Der Antrag wurde am 6.6.84 bei der Abt. Inneres R. d. St. Mbg53. schriftlich gestellt.

       Ehefrau BODE geb WEIHE, Rosemarie …

       Apothekerin im Versorgungszentrum Pharmazie und Medizintechnik Magdeburg

TochterBode, …
alle 3 Personen Abt. XII nicht erfaßt.
SohnBode, …
Alle Personen wh. Mbg. Salvador-Allende-Str.

       Seitens Abt. Inneres wurde der Antrag entgegengenommen eine Auskunft wurde Bode nicht gegeben, auch wurde dazu noch keine Aussprache geführt.

       Am 18.06.84 wurde die THM von Abt. Inneres über die Antragstellung informiert. Der Antragsinhalt ist unsere DE bisher nur Auszugsweise bekannt. …

       Unterschrieben hat nur Bode selbst.

       An der TH war im Arbeitsbereich bis zum 18.06.84 nichts über die Antragstellung bekannt.

       B. war mit Familie vom 24.9.79 bis 8.2.80 als AK54 in der VR Mocambique tätig. Seine Zurück Ziehung erfolgte offiziell aus gesundheitlichen Gründen. Inoffiziell ist bekannt, das [sic!] Bode u. Ehefrau in der VRM55 kleinbürgerlich, überheblich u. egoistisch aufgetreten sind. Dadurch wurde ein weiterer Einsatz unmöglich.

       Z. Zeit ist Bode als Lektor für Vorlesungen in der Lehre eingesetzt. Bereits seit 1983 arbeite er an dem bedeutsamsten Forschungsthema der THM (Pyrolyse) mit. Sein Kenntnisstand bezieht sich jedoch bisher nur auf VD56-Unterlagen. Bezüglich der Pyrolyseforschung war Bode im Juni 84 zur VVS57-Bestätigung vorgesehen. Diese Bestätigung sollte nun erfolgen wenn er seine umfangreichen NSW58-Kontakte einschränkt. Dazu war eine Aussprache mit ihm geplant, die noch nicht stattfand. Von der bevorstehenden VVS-Bestätigung hatte er jedoch Kenntnis. Dr. B. wurde Mitte 1983 die Promotion B wegen ungenügenden fachlichen Leistungen abgelehnt.

       Bei ihm ist seit einigen Monaten eine deutliche Zurückziehung vom Kollektiv festgestellt worden. Dr. Bode ist Mitglied des FDGB u der HGL Er ist im Rahmen der MOB 59 Planung der NVA für eine spezifische Funktion vorgesehen. (welche konkret muß noch geklärt werden). ---

       Eingeleitete Maßnahmen

      – Erfassung Bode, Ehefrau u Tochter im SV 82/61 (v. Ltr. DE OPK60 angewiesen)61

      – Einleitung KO62 Abt M63 u. PZF64

      – F1065: Überprüfung der NSW-Verwandten u. Bekannten.

      – Ifo an XX/1 zur Ehefrau, um in ihrem Betrieb Aussprachen zu organisieren

      – THM erarbeitet Beurteilung bis 21.6.84 und übergibt diese an Abt. Inneres.

      – Erstes Gespräch mit B. am 25. od. 26.6.84 an THM durch Kdr. Leiter, HGL und SD66 mit dem Ziel der Rücknahme des Antrages.

      – Sofortige Verhinderung der Übergabe weiterer Informationen zur Pyrolyse.

      – Vorbereitung arbeitsrechtlicher Maßnahmen an der THM bei Nichtrücknahme.

      – Einsatz eines IM67 der Abt. XV68 u. eines GMS69 von XX/3 zur Kontrolle der Reaktion des Bode auf die Gespräche u. der Stimmung im Arbeitskollektiv.

      – Verhinderung der VVS-Bestätigung.«70

      Hier einige Bemerkungen zu dem Satz:

       »Dr. B. wurde Mitte 1983 die Promotion B wegen ungenügenden fachlichen Leistungen abgelehnt.«

      Die Promotion B beinhaltete


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