Keinen Schritt zurück! - The sad story of brave Maggy Stuart. Florian Juterschnig
wie Skepsis gleichermaßen versetzte, war es, wenn einmal die berühmten Akademiemädchen, welche man auf fernen Schlössern angeblich zur Elite des Landes erzog, auf Besuch kamen und fröhlich singend mit ihren Fahnen und Standarten die Straße herunter zogen. So lief auch an diesem Tag eine Gruppe Akademiemädchen in der berühmten gelben Uniform den Weg zum Bahnhof entlang, fröhlich singend, daneben ihre Lehrerin.
Nur eines wollte nicht so recht ins Bild passen. Am Ende der langen Zweierreihe stolperte mit etwas Abstand ein einzelnes kleines Mädchen hinterher. Sie war viel schmächtiger als die anderen und machte einen abgekämpften Eindruck. Sie schien nicht dazuzugehören, und doch folgte sie dem Reigen. Auch dieses Mädchen, mit ihren fürchterlich zerrauften blonden Haaren, trug eine gelbe Uniform, aber diese war ganz zerknittert und schmutzig, in der Hand hielt sie einen zerbeulten Damenhut. Warum die frisch-fröhliche Gesellschaft sie so traurig hinterherlaufen ließ, das ließ sich beim besten Willen nicht sagen.
Doch niemand kümmerte sich wirklich darum. Wenn jemand stehen blieb, um den Mädchen zu winken oder zu grüßen, dann fiel das hässliche Entlein am Ende gar nicht weiter auf.
Traurig und ganz allein gelassen saß Maggy später auf einer Bank in der Bahnhofshalle. Hin und wieder musterte sie den berühmten großen Löwenkopf aus rotem Marmor, sah dem Treiben der Geschäfte zu, in denen allerhand Leute allerhand zu kaufen gedachten.
Es war jetzt halb eins. Bald würden sie in den Zug steigen und zurück auf die Akademie fahren.
Die ganze Zugfahrt über würde sie alleine sein, oder die anderen würden nicht mit ihr reden wollen und sie wieder schlagen, bespucken und beschimpfen. Sie verstand es einfach nicht. Sie hatte alles verloren und keinen Funken Einfluss darauf gehabt. Auf einmal war alles über ihrem Kopf zusammengesunken. Irgendetwas hatten ihre Geschwister damit zu tun. Ein Verräterkind hatten sie sie genannt. Ihre, wie sie dachte, besten Freundinnen hatten ihr ins Gesicht geschlagen und ihr den Tod gewunschen, Schwester Edda hatte einfach zugesehen.
Aber Elisa war selber bei der Partei und half als Hilfskrankenschwester tüchtig mit, Richard diente der Schülerkompanie. Maggy konnte es nicht verstehen, was angeblich geschehen war. Vielleicht war ja alles eine große Verwechslung, obwohl sie dachte, dass sich auch dann so ein Verhalten nicht gehörte. Ein bisschen Anstand sollte man schließlich im Umgang mit jedem pflegen, wie Schwester Edda immer sagte. Wenn man sie nur nach Hause laufen ließe, hätte sie ihre Zweifel bestimmt zerstreuen können, Mutter hätte Kaffee aufgesetzt, und Elisa und Richard wären vielleicht gar nicht einmal da gewesen, voll eingespannt in ihre Pflichten.
Für diese Art von Gemeinheit mussten sich die anderen Mädchen aber wirklich etwas Besonderes überlegen, vorher wollte sie keine Entschuldigungen annehmen. Vielleicht ließ ja auch Schwester Edda mit sich reden, und man konnte dieses Missverständnis einer Verräterfamilie sofort ausräumen. Immer tiefer redete sich Maggy in solcherart Unfug hinein; sie glaubte daran. Sie war auch zu jung, um den tödlichen Ernst ihrer Situation zu begreifen, und innerlich fühlte sie bereits, dass ihre aufrechte, aber manchmal etwas vorschnelle Schwester tatsächlich einen Schritt zu weit gegangen war.
„Maggy? Mitkommen!“
Es blieb keine Zeit mehr, sich zu wehren.
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