Magierin der Liebe. Monika Auer
Ich versuche aufzustehen. Sogleich durchblutet es meine Beine, was aber ein schmerzhaftes Ameisenkribbeln auslöst. Wie auf rohen Eiern wackle ich, leicht benommen vom Blackout, in den Waschraum ans Waschbecken.
Ich kühle mir mit kaltem Wasser meine Handgelenke und komme nicht umhin, einen Kontrollblick in den Spiegel vor mir zu werfen. Man sieht mir an, dass ich geweint habe. Meine Augenlider sind geschwollen. Mein Blick jedoch ist klar. Was auch immer mit mir geschehen ist, es reinigte Geist und Psyche.
„Wo warst du so lange?“, fragt das Grünauge besorgt, als ich mich wieder im Lichtschein des Films auf meinen Platz setze. Da geht das grelle Saallicht an. Der Film ist zu Ende. Bis auf den Vorspann mit dem Adler habe ich wohl alles verpasst. Ich werde mir also die DVD kaufen, da mich auch die anderen Botschaften interessieren.
Zuhause, allein im Bett, kreisen meine Gedanken unaufhörlich um die indianische Legende. Wieso konnte der Adler sowie sein rituelles Sterben eine so heftige Reaktion auslösen? Warum fühle ich mich erneut wie ein Opfer sexuellen Missbrauchs? Ich hatte gehofft, nach all meinen Anstrengungen das grässliche Thema ad acta legen zu können. Was übersah ich in meiner Persönlichkeitsarbeit? Selbstzweifel. Ich zermartere mir das Hirn darüber, was ich falsch gemacht haben könnte. Ich stelle meine Identität infrage. Ich fürchte, dass der Wunsch, eine Schamanin zu sein, Vater des Gedankens war. Bin ich in eine Egofalle geraten? War alles lediglich eine Überlebensstrategie? Ich wälze mich im Bett hin und her. Ich hat mich ins Trauma der Identität getriggert. Ich bete zu meinem Höheren Selbst, es möge mich aus diesem quälenden Konflikt befreien. Da fällt mein Blick auf ein Buch. Es liegt schon seit Wochen auf einem kleinen Regal neben meinem Bett, aber ich habe es bis dato nicht wahrgenommen. Ich erinnere mich. Auch diese Lektüre wurde mir einst vom Professor ins Haus getragen, wie so viele. Hier handelt es sich um die Schriften von Nag-Hammadi, eine Dokumentation menschlicher Erfahrungen, genau wie das andere Buch - das über Schamanismus und Traum. Instinktiv greife ich trotz der späten Stunde zu. Ich versuche die urchristlichen apokryphen Schriften zu lesen, obwohl meine Augenlider stark geschwollen sind und die Augenränder brennen.
Schon die ersten Seiten lehren mich, warum ich mit meiner autodidaktischen Psychotherapie in einer Sackgasse gelandet bin. Es reicht nicht allein aus, die Opferschaft abzulegen sowie Überlebensstrategien für das Opfer-Ich zu entwickeln. Selbst wenn es mir gelänge, meine Opferanteile wieder in gesunde Ich-Anteile zu überführen, was übrigens wunderbar durch meine Malerei geschehen ist, würde ich nicht den vollen Status eines Gesund-Ich erreichen. Solange ich jene Anteile übersehe, die sich mit den Tätern identifiziert haben, bleibe ich in der Spaltung. Die schwarze Tarantel ist ein Täterintrojekt. Ein kindlicher Seelenanteil ging damit in Verbindung, um zu überleben. Unbewusst wollte ich an der mütterlichen Macht teilhaben und zahlte dafür einen Preis: Ich wurde wie meine Mama eine Emotionstäterin. Nun gilt es diesen infizierten Anteil zu integrieren, obwohl er mich ekelt. Es beruhigt mich, den Schriften entnehmen zu können, dass Meditation ein effektives Instrument für eine derartige geistig-psychische Reinigung sei. Und da fällt mir ein Stein vom Herzen, denn nun erkenne ich, dass ich trotzdem alles richtig gemacht habe. Inzwischen ist Meditation eine tägliche Praxis. Ich brauche also nichts weiter zu tun, als sie fortzusetzen. Allerdings braucht Heilung im Herzen Geduld. Bevor ich einschlafe, umarme ich mich selbst in Liebe und erlaube mir Zeit für meinen Selbstheilungsprozess. Alles wird gut.
Dann - in den frühen Morgenstunden - habe ich einen Klarheitstraum:
Ich sehe, wie sich eine schwarze und eine weiße Spinne zu einer Einheit verbinden. Sie transformieren in einen neuen Spinnenkörper, der aus Gold ist. Diese goldene Spinne umspannt mit ihrem Spinnennetz die Welt, was der Beginn eines neuen Zeitalters einläutet.
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