IMMUN. Sebastian Weis
werden ganz speziell auf die Antigene zugeschnitten entwickelt. Sie gehören daher zur spezifischen Abwehr.
Bestimmte Immunglobuline treten von der Blutbahn der Mutter in den Kreislauf des Kindes ein und schützen so das Baby in der ersten Zeit vor Infektionen.
In der modernen Medizin kann man über die Antikörper feststellen, ob eine Infektion vorliegt, z. B. Pfeiffer’sches Drüsenfieber. Wenn die entsprechenden Antikörper vorliegen, bedeutet das, dass der Körper mit diesem Krankheitserreger bereits Bekanntschaft gemacht hat.
Ihr Körper kann nur dann Immunglobuline herstellen, wenn genügend Eiweiß über die Nahrung aufgenommen wird. Aus meiner persönlichen Perspektive nehmen die meisten Menschen zu wenig Eiweiß auf. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 0,8 bis 1,2 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag. Eine Person, die 60 Kg wiegt, sollte also ca. 60 Gr. Eiweiß pro Tag zu sich nehmen. Bei körperlicher Aktivität, in der Schwangerschaft und auch ältere Personen wird das Maß auf 1,4 bis 1,8 erhöht. Es gibt auch die Gegenmeinung, dass wir nicht zu viele Proteine (= Eiweiße) zu uns nehmen sollten. Mein Tipp: Machen Sie es abhängig von Ihrem Gesundheitsstatus. Wenn Sie häufig krank sind und sehr wenig Eiweiß aufnehmen, lohnt sich vielleicht das Experiment, den Körper mehr zu versorgen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker.
C-reaktives Protein (CRP), freie Radikale und Übergewicht
Das C-reaktive Protein, kurz CRP, ist Teil der unspezifischen Immunabwehr. Es funktioniert wie eine Art post-it: Es heftet sich an Bakterien, Pilze oder andere Angreifer und markiert diese für die Fresszellen des Immunsystems. Es macht sie ihnen sozusagen schmackhaft.xlvi Seinen etwas sperrigen Namen hat es genau daher: Das Protein reagiert mit einer speziellen Struktur (C-Polysaccharid) an den Zellwänden bestimmter Bakterien (Streptococcus pneumoniae).
CRP wird immer dann gebildet, wenn eine Infektion vorliegt oder eine Schädigung von Gewebe.
Die Leber ist an der Herstellung von CRP beteiligt und kann ihre Produktion innerhalb kürzester Zeit um das 1000-fache erhöhen. Entzündungen sind daher immer auch ein Stressor für die Leber. Chronische Entzündungen behindern die Leber dauerhaft in ihrer regulären Arbeit.
CRP ist ein unabhängiger Risikofaktor für Fettleibigkeit (Adipositas), Insulinresistenz (Vorstufe von Typ-2-Diabetes), Fettansatz am Bauch, Fettleber (Lebersteatose) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
In der extra-zellulären Matrix übernimmt es verschiedene Funktionen:
• Immunabwehr
○ C-reaktives Protein markiert Angreifer und vereinfacht deren Zerstörung
○ Ferritin entzieht Bakterien Eisen, das sie für ihren Stoffwechsel benötigen
○ Fibrinogen steigert vor Ort die Blutgerinnung (z. b. bei einer Schnittwunde) und verhindert so, dass potentielle Krankheitserreger sich über das Blut im Körper verteilen können
• Schutz: Coeruloplasmin hemmt die Bildung freier Sauerstoffradikale, die umliegendes Gewebe schädigen könnten
Es scheint eine Verbindung zu geben zwischen der Konzentration von CRP im Blut und der Menge freier Radikale oder sog. ROS (reactive oxygen-species = reaktive Sauerstoffspezies).xlvii Freie Radikale und ROS entstehen in den Mitochondrien als Nebenprodukt der Energiegewinnung und in Immunzellen als chemische Waffen, um Viren oder Bakterien zu schädigen. Sie werden ins Plasma abgegeben und zerstören alles, was ihnen in die Quere kommt. Immunzellen müssen sich selbst vor diesen Molekülen schützen. Dafür benötigen sie eine ausreichende Versorgung mit Anti-Oxidantien. Diese produzieren sie teilweise selbst, teilweise werden sie über die Nahrung aufgenommen. Früchte enthalten oft hohe Mengen an Anti-Oxidantien.
Curcumin, ein Wirkstoff aus der Curcuma-Wurzel erhöht die Aktivität verschiedener Antioxidantien, fängt selbst freie Radikale ab und hemmt die Produktion von ROS.xlviii
Manchmal gelingt es dem Körper nicht, die akute Phase der Immunabwehr zu beenden. Dann entstehen chronische Entzündungen. Es werden weiterhin freie Radikale gebildet und Entzündungsmarker wie CRP.xlix Diese werden den Immunzellen selbst zum Verhängnis. Sie schädigen sich selbst mit den eigenen Waffen.
Bild: Eigenbearbeitung in Anlehnung an Lushchak (Fußnote 48)
CRP und Übergewicht
CRP kann im Körper auch andere Mechanismen stören. Das Sättigungsgefühl hängt von einem Molekül namens Leptin ab, das die Fettzellen nach einer Mahlzeit abgeben. Es gelangt normalerweise durch die extra-zelluläre Matrix ins Blut und von dort ins Gehirn. CRP fängt das Leptin jedoch vorher ab. Die Folge: Ihr Körper meldet zwar dem Gehirn die Sättigung, doch das Gehirn bekommt davon nichts mit. Es bleibt hungrig und lässt uns mehr Essen als nötig oder gewollt.l Wenn Sie also in Diäten immer wieder scheitern, lassen Sie Ihre Entzündungswerte prüfen.
CRP, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depression
Ein weiterer Nebeneffekt dieser CRP-Überproduktion ist ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Gefäßwände können durch das chronische Entzündungsgeschehen geschädigt werden.li
Bei Frauen war ein höheres CRP mit einem erhöhten Schweregrad von Depression verbunden. Bei Männern wurden jedoch keine signifikanten Zusammenhänge gefunden.lii
Die CRP-Konzentration im Blut kann schon erhöht sein, ohne dass andere Hinweise auf eine Erkrankung zu erkennen sind. Der CRP- Wert ist daher in der modernen Medizin ein wichtiger Parameter z.B. bei Verdacht auf Blinddarmentzündungen oder Atemwegsinfekten.
Histamin
Histamin ist fast überall im Körper zu finden, vor allem in Bereichen, die wichtig sind für die Abwehr. In der Haut, in den Schleimhäuten des Verdauungstrakts, in der Lunge sowie in verschiedenen Immunzellen wie den Mastzellen. Auch im Gehirn wird es aktiv.
Lebensmittel mit höheren Histamin-Konzentrationen sind z. B. Tomaten, Thunfisch, Schokolade, Hefe oder Rotwein.
Histamin ist ein sog. Mediator, ein Vermittler oder „Möglichmacher“. Wenn es ausgeschüttet wird, bindet es an den passenden Rezeptoren auf unterschiedlichsten Zellen und löst einige Kettenreaktionen aus:
• Blutgefäße erweitern sich und erhöhen ihre Durchlässigkeit, dadurch sinkt der Blutdruck. Es kommt zur Bildung von Wasseransammlungen unter der Haut und in den Schleimhäuten, zu Rötungen und Schwellungen, die sich als Blasen oder Quaddeln zeigen
• Juckreiz kann auf der Haut entstehen und Brechreiz im Verdauungstrakt
• Es wird mehr Adrenalin gebildet, wir empfinden Stress
• Die Bronchien in der Lunge ziehen sich zusammen. Man bekommt weniger Luft
• Der Magen produziert mehr Magensäure
• Die Wirkungen im Gehirn sind ebenfalls vielfältig und noch nicht vollständig erforscht
Zu viel Histamin wird freigesetzt
• bei Entzündungen oder Vergiftungen
• durch Koffeinkonsum
• durch Medikamente
• durch Alkohol
• durch jedweden Reiz, der als Angriff fehlinterpretiert werden kann
• bei einem Überschuss an freien Radikalen
Zytokine
Zytokine sind Botenstoffe. Sie übermitteln Informationen und steuern so Prozesse im Körper. Zytokine sind auch für die Regulation von Entzündungen im Körper zuständig. Im Zusammenhang mit dem Immunsystem unterscheidet man Zytokine, die entzündungsverstärkend wirken (pro-inflammatorisch) und solche, die entzündungshemmend