Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane. Pete Hackett

Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett


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hatten. Nichts daran war schmeichelhaft für Harry Scott. Nichts. Und so begriff Glenn den Widerspruch auch nicht, dass Mrs. Howard denselben Mann, den sie vorher verteufelt hatte, nachher wie einen lieben Freund bewirtet hatte.

      Glenn dachte an die Töchter Ionus. Sie sollten beide in der Stadt sein. Er fragte sich auch, wieso er nie etwas von einem Verhältnis zwischen Roy und Babs gemerkt hatte. Dann Roys Anstiftung zum Mord an Ionu. Gewiss, Roy war nicht gerade ein Vorbild an Mensch, doch einen Mord? Glenn verstand das alles nicht, konnte nicht begreifen, dass er zwischen Menschen gelebt hatte, die Mord und Totschlag planten. In der Mannschaft und seitens des Vormannes.

      Der einzige loyale Mann in Ionus Mannschaft schien der einbeinige Koch zu sein.

      Die Mannschaft kam auch nicht. Vielleicht hatte Roy auch hier seine Finger im Spiel. Und dann diese beiden Burschen, die es mit seinem Vater hielten, Mike und Dave.

      Eigenartig berührte Glenn die Tatsache, dass sein Vater den Eindruck machte, als erwarte er die Mannschaft Ionus gar nicht. Hätte er sich sonst mit einem Posten begnügt? Ja, es hatte sogar so ausgesehen, als wäre es ihm völlig egal, ob jemand Wache hält oder nicht. Nur der vorsichtige Deville wollte einen Posten haben.

      Glenn überlegte noch, ob es überhaupt Sinn hatte, hier zu dösen. Eine Mütze voll Schlaf wäre ihm lieber gewesen. Und dann diese Langeweile.

      Da sah er Stratz herankommen. Stratz, jünger als Glenn, ging wieder wie ein schleichendes Raubtier. Und ständig schwebten seine Hände in Nähe der Revolvergriffe.

      „Hallo, es scheint nichts zu kommen, wie?“, sagte er mürrisch. „Stinklangweilig, das alles.“

      „Hmm“, brummte Glenn und sah den Revolvermann an, der jetzt im Dämmerlicht klein und schmal wirkte.

      „Wir hätten sie wegputzen sollen. Alle.“

      „Warum, sie sind doch auch so fertig“, erwiderte Glenn, dem die Sache mit dem Erschossenen im Flur noch nachging wie ein Schatten.

      „Es ist einfacher“, meinte Stratz und schlug sich wie zur Bestätigung an die Revolver. „Ich lasse nicht gerne Reste.“

      „Reste?“, fragte Glenn verständnislos. „Aber es sind doch ...“

      Stratz lachte heiser. „Menschen, wolltest du sagen. Sicher, aber was für welche. Sie verraten ihren Boss, sie sind feige und killen von hinten. Dreck, Geschmeiß, das man ausrotten muss. Ein Mann kämpft von vorn und offen. Die aber waren wie Schlangen, wie Wolverine, die ihre Beute heimtückisch anfallen. Das sind keine Menschen.“

      „Du bist sehr unruhig, Jim“, sagte Glenn verwundert. „Warum tust du es so gerne, ich meine, zu schießen?“

      „Es ist mein Leben“, erwiderte er fanatisch. „Die Eisen, das Gefühl, sie in den Händen zu halten, und dann ... dann ...“

      „Dann?“, fragte Glenn.

      „Das verstehst du nicht“, entgegnete Stratz und wandte sich enttäuscht ab. „Es kann nur einer verstehen, der wie ich ein Künstler ist. Es ist eine Kunst, es ist eine Gnade, mit den Revolvern so umgehen zu können wie ich. Wie ein Arzt mit dem Skalpell.“

      „Der Arzt versucht zu retten, du versuchst auszulöschen.“

      „Ich sage doch, dass du es nicht verstehst. Aber dein Vater, Glenn, dein Vater wird es verstehen. Er hat es bestimmt auch so gefühlt, wie ich es fühle. Ah, es rieselt einem durch die Glieder. Es ...“

      „Du bist verrückt!“, sagte Glenn belustigt, weil er diesen starren Blick des Fanatikers nicht im Dämmerlicht sah. Weil er nicht wusste, dass Stratz wirklich so empfand und besessen war von der Sucht zu schießen, zu siegen, zu messen, ob er immer stärker wär, schneller als sein Gegner. Glenn hatte solche Männer nie erlebt. In seinem Kreis gab es sie bislang nie. Er kannte Cowboys, solche und solche, in ihnen kannte er sich aus. Aber ein Mann, der schießen und den Umgang mit Revolvern Kunst nannte, der im Duell und damit auch im Töten womöglich Befriedigung fand ... nein, Glenn begriff das nicht. Gewiss hatte er schon von solchen Leuten gehört. Aber dass es sie auch gab; das wurde ihm erst jetzt zur Gewissheit. Er fragte sich, ob das nun alles so entscheidend war. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, ein Mann müsste den Mut zu einem unvermeidbaren Kampf haben, und er musste sogar in der Lage sein, sich seiner Haut bis zum Äußersten zu wehren. Aber war das eine Kunst?

      „Ich habe schon zweimal gesagt“, erklärte Stratz, „dass du es nicht verstehst. Du bist wirklich nicht wie dein Vater. Eigentlich passt du auch nicht zu uns. Du machst so einen Spießereindruck. Ich habe von Anfang an das Gefühl gehabt, dass du uns noch Kummer machen wirst. Ich denke das jetzt noch. Aber vielleicht weißt du auch noch gar nicht, was wir wollen.“

      „Ich soll euch Kummer machen, aber warum denn?“, wunderte sich Glenn.

      Stratz trat dicht neben die Stange, auf der Glenn saß.

      „Du bist anders erzogen als wir. Du bist zwar ein Sohn von Harry Scott, aber mehr nicht. Du bist nicht wie er. Mir macht da keiner etwas vor. Mich hältst du für einen Verrückten. Deville für einen krummen Hund und Comers für einen Idioten. Gewiss, er ist ein Idiot. Und Deville ist krumm wie ein Hufeisen. Denk nur, ich wäre verrückt. Aber ich will dir auch von ihm, von deinem Vater etwas sagen: Wir alle sind ganz kleine Erdflöhe gegen ihn. Du denkst jetzt, er wäre bolzengrade und edel, dass es nur so trieft. Du hast ihn vorhin so angesehen, richtig stolz, so einen Vater zu haben. — Du dumme Spießerseele. Er ist ganz anders. Sicher kannst du stolz sein auf ihn. Aber nicht auf das, was du für fein hältst. Ich wollte, ich wäre sein Sohn. Aber du? Nein, du solltest dein Pferd satteln und wegreiten. Einfach ganz weit weg. Du bist hier auf dem völlig falschen Tanzboden. Hier nämlich, mein Junge, wird bald die Luft bleihaltig werden. Mann, ich wollte, es wäre endlich soweit. Aber dein Vater nimmt sich diesmal sagenhaft viel Zeit. Es gefällt mir nicht.“

      „Ich verstehe kein Wort.“

      Stratz lachte.

      „Mann, du wirst bald Augen machen wie Pfannkuchen so groß. Dann hast du verstanden. Aber du solltest darauf nicht warten. Reite jetzt! Reite, und kehr nie mehr um! Du träumst sicher von Frieden, von einem Ranchboss, der Harry Scott heißt. Du Narr! Nimm dein Pferd und reite! Morgen ist es bestimmt zu spät. Morgen gehörst du wirklich zu uns, auf Gedeih und Verderb.“

      „Verdammt, Jim, nun sag endlich, was wirklich gespielt wird! Ich begreife nichts!“

      Stratz lachte leise.

      „Frag ihn, frag ihn doch, deinen Vater! Vielleicht sagt er es dir.“ Glenn rollte sich eine Zigarette und bot auch Stratz Tabak an. Aber der lehnte ab. „Deinen getrockneten Pferdemist rauch besser selber. Hier, nimm mal diesen!“ Er hielt Glenn seinen Tabaksbeutel hin. Glenn griff zu und steckte seine Zigarette übers linke Ohr.

      „Warum soll ich wegreiten, Jim?“, fragte Glenn. „Ich habe vorher wie ein Hund gelebt, und jetzt ...“

      „Hör mal, Glenn, du darfst nicht alles so sehen, wie es im ersten Moment den Anschein hat.“ Er gab Glenn Feuer und zündete seine eigene Zigarette an. Eine Weile schwiegen beide, dann meinte Stratz: „Dein Vater ist kein kleiner Fisch. Keiner, der sich mit Kleinvieh abgibt. Wenn Harry etwas macht, dann bereitet er es monatelang vor. Das hier hat er vorbereitet. Ein Strich war falsch. Er konnte nicht voraussehen, dass in dieser Mannschaft ein paar Rebellen sind, die einen kleinen dreckigen Coup vorhatten. Nun, Old Mark Overback hat dieser Irrtum das Leben gekostet. Schade, jammerschade. Doch jetzt ist alles glatt. — Nimm dein Pferd und reite!“

      „Ich habe die Aufgabe, hier zu wachen.“

      „Zu wachen? Wartest du auf deine Freundin?“

      „Die Mannschaft der Straight I und Hattkinson ...“

      Stratz lachte.

      „Hattkinson vielleicht, aber nicht die Mannschaft. Ich sagte dir doch, dass Harry alles monatelang vorbereitet. Es kommt keine Mannschaft mehr. Reite hinaus zu den Herden, dort ist sie. Wie immer. Keiner von den Boys hebt eine Hand gegen Harry. Im Gegenteil, Glenn,


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