Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane. Pete Hackett

Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett


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Wir sind schon eine Weile in dieser Gegend. Und einige aus der Mannschaft arbeiten mit uns. Die Jungs der Straight I sind alle mehr oder weniger unzufrieden. Ionu hat zu schlecht gezahlt. Nur weil er die Mannschaft auch im Winter behält, sind sie ruhig.“

      „Ich habe nie gemerkt, dass jemand unzufrieden war.“

      „Vielleicht haben sie es selbst erst gemerkt, als ihnen Harry sagte, dass sie von ihm von jetzt an den Lohn bekommen. Viel mehr als vorher. Sie sollten nur weiter ihre Herdenarbeit bei Ionu tun, sonst nichts. Das tun sie auch.“

      „Mit mir hat nie einer von euch gesprochen oder einer aus der Mannschaft.“

      „Nein, das sollte auch keiner, und sie haben sich daran gehalten, wie ich sehe. Im Gegenteil, sie haben sogar gehetzt. Dein Vater wollte dich dort weghaben. Du solltest zu uns kommen. Aber es war keine gute Idee. Gar keine gute.“

      „Warum seid ihr ausgerechnet zu Ionu gekommen?“

      „Weil Harry vor einiger Zeit Hirunda kennengelernt hat. Es sieht aus, als wollte er sie heiraten. Hoffentlich überlegt er es sich noch mal. Dass du auch gerade bei Ionu bist, hat Harry den letzten Anstoß gegeben. So ist das also.“

      „Und was wird weiter?“

      „Wir werden hier ein großes Fass aufmachen, mein Junge. Ein riesiges Fass, und Gold wird herauslaufen, massenhaft viel Gold. Dieses County ist reich. Und die Stadt auch. Man muss die Kuh melken, wenn Milch da ist. Hier ist welche.“

      Glenn gab es einen Stich.

      „Ist das alles wahr, was du sagtest?“

      Stratz trat seine Kippe aus und lachte leise.

      „Ich sagte doch, du solltest reiten!“

      Glenn kletterte von der Stange und sagte: „Bleib du einen Augenblick hier, ich werde mit meinem Vater reden. Ich will es von ihm hören.“

      „Vielleicht lässt er dich gar nicht mehr weg, Glenn. Du musst nicht denken, dass ich ihn schlecht machen will, aber es könnte sein, dass er dich wirklich nicht mehr gehen lässt.“

      Glenn zögerte. „Ich glaube nicht, dass er und ihr Banditen seid.“

      Stratz hob abwehrend die Hand.

      „Banditen! So ein Wort. Wir sind Leute, die gerecht denken, die nicht wollen, dass die einen alles und die anderen nichts haben. Du wirst sehen, es gibt bald in diesem County weder Arme noch Reiche. Wir nehmen den Reichen und geben den Armen. Wir sind die letzten Ritter in diesem verdammten Kontinent.“

      In Glenn war Misstrauen erwacht. Er glaubte solche Phrasen nicht. Er hatte überhaupt ein recht merkwürdiges Gefühl.

      Ohne noch etwas zu sagen, ließ er Stratz stehen, der leise vor sich hin lachte, und ging auf das Haupthaus zu. Deville lehnte an der Wand und schnarchte. Als Glenn an ihm vorbeiging, zuckte Deville zusammen und knurrte irgendetwas, schlief dann aber weiter.

      Glenn blieb in der Tür stehen und sah sich um. Gerade war der Mond aufgegangen, und sein silberner Schein fiel auf die frisch aufgeworfenen Erdhügel hinter dem Bunkhouse. Overback ruhte hier einträchtig neben den anderen Toten.

      Doch dann erschrak Glenn. Er sah fünf Erdhügel. Und alle sahen sie aus, als hätte man sie erst heute aufgeworfen. Vorhin, als Overback und die beiden anderen begraben worden waren, gab es diese beiden anderen Hügel nicht.

      Glenn sah, dass Deville wieder aufgewacht war. Er streckte sich, gähnte und sah sich dann nach Glenn um.

      „Na“, maulte er, „ich denke, du schiebst Wache?“

      Glenn mochte den schnurrbärtigen Mann nicht. Seine verkniffene Art war wirklich so, dass man ihn als krumm wie ein Hufeisen bezeichnen konnte.

      „Jim ist vorn“, erwiderte Glenn knapp.

      Deville stand auf, reckte sich wieder, und kam die Stufen hinauf.

      „Dein Alter wird auch nicht fertig mit denen da drin ...“

      „Wieso sind es jetzt fünf Gräber?“, fragte Glenn.

      Deville gähnte. „Na und?“

      „Vorhin waren es nur drei.“

      „Du passt eben nicht gut auf, mein Kleiner. Der eine Verwundete ist gestorben. Und der Gefangene wollte auch nicht mehr leben.“ Er lachte abfällig.

      Glenn fuhr es kalt den Rücken herunter.

      „Ihr habt ihn umgebracht!“

      Deville lachte.

      „Du Narr! Das hat er selbst getan. Wenn ich gefangen bin und weiß, dass draußen einer mit einem Gewehr steht und ich renne trotzdem aus dem Zimmer, bin ich dann nicht ein Selbstmörder?“

      „Ich habe keinen Schuss gehört.“

      „Dann wasch dir die Ohren!“

      Glenn hatte keine Lust, sich solche Redereien anzuhören. Es war kein Schuss gefallen, er hätte es hören müssen. Aber Deville galt als Messerwerfer. Vielleicht ... Er konnte es sich nicht denken. Sein Vater brauchte doch diesen Gefangenen, weil er versucht hatte, Ionu zu erschießen. Nein, Deville würde das nicht gewagt haben.

      „Du denkst ganz falsch, Glenn“, sagte Deville und lachte bissig. „Du gehörst zu denen, die immer falsch denken. Aber mit der Zeit kriegen wir dich schon auf Kurs. Geh ’rein zu deinem Alten und lass es dir erzählen! Es war Burt, und er hat auch geschossen. Das nächste Mal werden wir dich vorher um Erlaubnis bitten, du Kindskopf!“

      Glenn hätte Deville am liebsten ins Gesicht geschlagen, aber er wandte sich nur um und ging ins Haus. Sein Vater saß hinter der Kerosinlampe in Ionus Büro. Allein. Er studierte Aufzeichnungen. die Ionu in seinem Verkaufsbuch gemacht hatte.

      Als Glenn eintrat, sah Harry Scott kurz auf.

      „Ach du bist’s? Komm ruhig ’rein und mach hinter dir die Tür zu! Setz sich dahin! Ich sehe mir gerade an, was Ionu so im Laufe der Zeit an Geld gemacht hat.“

      „Draußen sind zwei frische Gräber hinzugekommen“, sagte Glenn und sah seinen Vater unverwandt an. Doch der las schon wieder, blickte dann aber auf und lächelte.

      „Wirklich? Setz dich doch, Junge! Wir werden in Ruhe über alles reden.“

      „Das hast du schon bei Mrs. Howard gesagt.“

      Harry Scott lächelte nicht mehr. Eine leichte Zornesfalte stieg in seiner Stirn auf.

      „So? Nun, dann tun wir es jetzt. Du bist sehr ungeduldig, mein Junge.“

      „Ich will wissen, warum Corners den Gefangenen erschossen hat.“

      „Erschossen?“

      „Deville sagt es.“

      „Es ist kein Schuss gefallen.“

      Glenn nickte. „Ich habe auch keinen gehört.“

      Harry Scott sah Glenn lange an, dann sagte er ernst: „Er wollte fliehen. Deville konnte ihn gerade noch abfangen.“

      „Mit dem Messer!“

      Harry Scott schwieg, aber es war für Glenn eine Bestätigung.

      „Warum lügt Deville dann?“, fragte er.

      „Du solltest solche Fragen nicht stellen, Glenn. Es ist nicht schade um diesen Burschen, der seinen Rancher ermorden sollte.“

      „Aber Deville hat ihn ermordet.“

      „Glenn! Dieser Bursche wollte fliehen. Deville hat nur getan, was du vorhin auch tun musstest. Sicher kann man hinterher leicht kritisieren. Aber vielleicht wäre Deville jetzt tot, wenn er ...“

      Glenn unterbrach ihn.

      „Er hätte es zugeben können. Aber er stritt ab, es getan zu haben und schob es Corners in die


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