Mythos Arche Noah. Reinhard Gunst

Mythos Arche Noah - Reinhard Gunst


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Texten angegeben Zeiträumen für realistisch ansieht. Deshalb liegt das Schwergewicht des Parks auch nicht im reinem Entertainment, wie dies in Freizeitparks wie Disneyland oder dem Universalpark der Fall ist, sondern er soll ganz der religiösen Erziehung dienen. In ihrem Selbstverständnis sieht sich AiG als eine christliche Gemeinschaft, die mit diesem Park auch die christliche Botschaft vermitteln will. Diese will sie in ihren ureigensten Worten darstellen.

      Obwohl seit den Tagen der Sintflut eine gewaltige Zeitspanne liegt, sieht die Organisation AiG heute Parallelen zum 1. Buch Mose, in dem die Erde als ein Ort voller Frevel beschreiben wird. Die, so die Organisation sind heute in den Erscheinungsbildern einer säkularen Kultur zu vergleichen, die mit den wertkonservativen und bibeltreuen Vorstellungen nicht mehr zu vereinbaren sind. Eine Ausstellung rund um den Nachbau der Arche, die umfangreiches Lehrmaterial anbietet, sowie Filme, Bücher und Spiele, soll Interessierte mit der Welt einer bibeltreuen Lehre vertraut machen.

      Ein ähnliches Ziel verfolgte die Gesellschaft Genesis Land mit ihrem gleichnamigen Themenpark in der Nähe von Heidelberg. Dort sollte auf einer Fläche von 50ha eine Summe von 80 Millionen EuR für eine Genesis Themenwelt investiert werden. Ziel war es, damit jährlich etwa 60000 Besucher anzulocken und sie mit dem Schöpfungsverlauf der Bibel vertraut zu machen. Auch hier war als Zentrum ein Nachbau der Arche Noah gedacht, wenngleich nicht als Abbild, sondern im übertragenen Sinn als große Bauform. Sie sollte die Veranstaltungsräume und das Museum unter einem Dach vereinen.

      Das Genesis-Konzept sah einen Park vor, der in drei Teile gegliedert ist. Im linken Teil sollte die Epoche von der Schöpfung bis zum Zeitpunkt der Sintflut gezeigt werden, in der Mitte der Neubeginn der Menschheit nach der Sintflut bis zum Propheten Maleachi und im letzten die 16 Schriftpropheten die das Alte Testament in der Zeit um 400 v. Chr. abschließen. Als Herz dieses Teilstückes war der Pavillon Erde gedacht, dessen äußere Gestalt an die Form eines Schneckenhauses erinnert. In dessen Innern waren 7 Räume geplant, in denen jeweils einer der 7 Schöpfungstage multimedial präsentiert werden sollten. Diese Präsentation sollte die Besucher die Widersprüche des Sintflut-Berichtes zum heutigen wissenschaftlichen Weltbild klären.

      Im rechten Teil des Parks sollte dann die Zeit von Christus bis zur Vollendung des biblischen Heilsplanes und der Erschaffung eines Neuen Himmels auf Erden dargestellt werden. Für dieses Themenfeld war ein Pavillon in Gestalt von 4 Blütenbättern vorgesehen, der den Titel Luft und Geist trug. In den vier Räumen sollten die Besucher mit den vier Lebensabschnitten von Christus bis zu seiner Himmelfahrt vertraut gemacht werden. Laut der Projektdarstellung der Gesellschaft Genesis-Land war der Park als ein konfessionsübergreifendes Werk, sowie als ein Gemeinschaftswerk von Menschen gedacht, die sich zum christlichen Glauben bekennen.

      Trotz dieses Zieles, stieß das Projekt auf heftige Kritik auf Seiten der Evangelischen Kirche. Gegenüber dem epd (Evangelischen Pressedienst) äußerte sich der württembergische Weltanschauungsbeauftragte Hansjörg Hemminger, dass ein solcher Themenpark bei der Vermittlung des Glaubens nur im Weg stehe.

      Hintergrund des Streits war auch die im Themenpark zur Schau gestellte konsequente Ablehnung von Darwins Evolutionstheorie, denn sie ist eine der Eckpfeiler der modernen Wissenschaft.

       02 - Die Suche der Arche Noah

      Wir suchen niemals die Dinge, sondern das Suchen nach ihnen

      (Blaise Pascal)

      Noahs Einzug in die Arche,, Hans Jordaens, um 1600,, Residenzgalerie Salzburg

      Unter den ersten die nach der Arche suchten, war ein Mönch mit dem Namen Hakob. Laut einer Erzählung soll er im 4. Jahrhundert aus dem von ihm gegründeten Kloster Sankt Hakob am Osthang des Ararat aufgebrochen sein, um die Arche zu suchen. Nachdem er auf dem Abhang des erloschenen Vulkans einige Zeit hilflos umherirrte, zeigte Gott Erbarmen mit ihm und ließ Hakob über einen Engelsboten ein Stück vom Holz der Arche zukommen. Dieses Stück soll dann in dem südlich von Akori gelegen Kloster aufbewahrt worden sein, das im Jahr 1840 bei einem Erdbeben zerstört wurde. Eine im 12. Jahrhundert verbreitete Legende brachte die Lage des Klosters in direkten Zusammenhang mit Noah: Er soll hier am Osthang des Ararat, nach dem Rückgang des Wassers die ersten Weinreben gepflanzt haben.

      Die Gesteinsformation bei Doğubeyazıt, anderer Blickwinkel, 2009, Foto Rudolf Pohl

      Bis in die Gegenwart versuchten Forscher und Abenteurer auf den Spuren des Schiffes zu finden, das Hakob verborgen geblieben war. Einige von von ihnen hinterließen ihre Spuren in der Geschichte, wie Prince John Joseph Nouri, ein Bischof aus Bagdad. Er war der festen Überzeugung, auf dem Ararat die Reste der Arche gefunden zu haben und wollte Teile von ihnen auf der Weltausstellung in Chicago ausstellen, doch die türkische Regierung verweigerte Nouri die Genehmigung, die eventuellen Beweise dafür mit Hilfe einer Expedition zu bergen.

      Im Sommer 1916 machten Verlautbarungen einer russischen Expedition erneut Hoffnung auf einen Beweis für die Arche. Doch von den Unterlagen, welche Holzreste des Schiffes dokumentieren sollten, fehlt bis heute jede Spur. Neuere Erkenntnisse über den möglichen Verbleib der Arche nach der Flut tauchten erst wieder nach einem Erkundungsflug einer Airforce-Maschine im Jahr 1949 auf.

      Auf den während des Fluges gewonnenen Aufnahmen entdeckten Auswerter eine ungewöhnliche Struktur auf der Nordseite des Berges: Sie ging als Ararat-Anomalie in die Geschichte ein. Da sich die Fläche zwischen der Türkei und der Sowjetunion befand, unterlagen die Bilder aber strengster Geheimhaltung und wurden erst 1995 freigegeben.

      Auch eine erneute fotografische Aufnahme der Anomalie durch den kommerziellen Erkundungssatelliten Ikonos brachte keine eindeutige Klärung. Bergsteiger identifizierten sie letztendlich als eine vom Eis bedeckte zerklüftete Felsformation. Erst in den 60er Jahren gab es erneute Versuche, einen Beweis für die Existenz der Arche zu erbringen. Einer der zahlreichen Abenteurer, die glaubten, ihre Überreste gefunden zu haben, war der französische Industrielle Fernand Navarra.

      Er war zusammen mit seinem Sohn 1955 in einer Spalte des Ararat-Gletschers auf einen 1,5 Meter langen Holzbalken im Eis gestoßen. Um ihn durch die Kontrollen schmuggeln zu können, hatte ihn Navarra zerkleinert und dann in Frankreich untersuchen lassen. Die Untersuchungen des Holzes in unterschiedlichen Laboratorien ergaben ein Alter von ca. 5.000 Jahren, wobei dies durch eine späteren Untersuchung deutlich reduziert wurde.

      Nur zwei Jahre nach dem vermeintlichen Fund kam erneut Bewegung in die Suche, als der türkischer Pilot İlhan Durupınar bei einer Luftaufnahme für das geodätische Institut der Türkei eine auffällige Struktur fotografierte. Diese Struktur entsprach in Form und Umrissen einem größeren Schiff. Ein Photometrie-Spezialist der Universität von Ohio untersuchte anschließend die Aufnahmen und war sich dabei sicher, dass das Objekt tatsächlich ein Schiff darstellte.

      Dennoch unterblieb lange Zeit eine Expedition in das fragliche Gebiet. Erst eine im Jahr 1960 erschienene Fotoreportage im Life Magazin, in dem Luftaufnahmen vom den Gebirgsstock des Ararat, ungefähr 20 Kilometer vom eigentlichen Gipfel entfernt, von scheinbar deutlichen Umrissen eines größeren Schiffes veröffentlicht wurden, kam wieder Bewegung in die Suche nach der Arche.

      Die Fotos veranlassten den Amateur-Archäologen Ronald Wyatt, der Frage nachzugehen und die Stelle aufzusuchen. 1977 gelang es ihm endlich, dafür eine Genehmigung zu erhalten. Wyatt fand etwa 25 km entfernt von der schiffsähnlichen Struktur eine größere Anzahl geometrisch geformter Steine und glaubte, dass sie bei der Strandung der Arche aus dem Schiffsrumpf herausgebrochen seien.

      Er identifizierte die Steine mit ähnlich aussehenden Ankersteinen, wie er sie aus Abbildungen alter Mittelmeer-Schiffe kannte. Auf Grund der Größe und der auffälligen Löcher schloss Wyatt, dass sie als Ballast gedient hatten, um die Arche bei schwerem Seegang im Kielbereich zu stabilisieren.

      Dieser Fundort lag bei einem Dorf, das bezeichnenderweise den Namen `Platz der Acht´ trug, was auf die Anzahl der Menschen verweist, die angeblich mit der Arche gerettet wurden. Doch blieben Wissenschaftler, die seine Fotos begutachteten, skeptisch: Sie hielten die


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