Mythos Arche Noah. Reinhard Gunst

Mythos Arche Noah - Reinhard Gunst


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droht Zusammenbruch`: `Soll dich wieder, o Schiff, tragen ins Meer die Flut! Oh was hast du im Sinn? Standhaft behaupte den Hafen! Siehest du nicht, wie Deine Seite von Rudern leer. - Segelstangen und Mast seufzen, verwundet vom Schnellen Afrikus? und kaum ohne Taue des Meers gebietrische Wogen, Zu bestehen dein Kiel vermag?´

      In seinem Text beschrieb der römische Dichter das Staatsschiff in schwerer Gefahr, das unterzugehen droht. Das in der Dichtung so beliebte Motiv ist auch auf Münzen zu sehen, denn noch im 4. Jahrhundert ist auf römischen Münzen das Bildnis des Staatsschiffes mit den Göttinnen Victoria und Isis zu sehen.

      In seinem Brief an Constantius griff Ambrosius in den Paragraphen 2 bis 4 Bilder aus biblischen Texten auf, die das Wirken Gottes mit dem Wasser verglichen.

      Seinen Vergleich der Kirche als Ganzes mit einem Schiff verbandt Ambrosius mit der Gestalt des Apostels Petrus und schrieb über ihn: `Er ist der Lenker des Schiffes das kein Sturm zugrunde richtet (AvM S126). Später präzisierte er dieses Bild mit den Worten: `Das da sicher auf hoher See fährt, mit den Segeln am Mastbaum eines Kreuzes , die sich blähen im Sturmwind des heiligen Geistes´ (De virginitate 18,118). Im Laufe der Zeit erfolgte durch die Theologen des frühen Christentums eine weitere Ausgestaltung dieses Motivs, in dem weiteren Teilen des Schiffes eine tiefere Bedeutung zugewiesen wurde.

      Einer unter ihnen war der Ende des 4. Jahrhunderts wirkende Bischof von Nyssa. Gregor von Nyssa gilt als ein streitbarer Verfechter des Bekenntnis von Nicäa und kämpfte zeitlebens gegen die Bewegung des Arianismus.

      Doch als Theologe gilt er als größter christlich-philosophischer Denker seiner Zeit, denn Gregors Gotteslehre war ein erster Höhepunkt innerhalb der Entwicklung, das platonische Denkmodell mit der christlichen Lehre zu verbinden.

      In seinen Schriften befasste ich der Kirchenlehrer auch ausführlich mit der Symbolik des Kreuzes, dessen Bedeutung in jeder Kultur einen andere Bedeutung hatte.

      So stand als Urbild des Kreuzes, der griechische Buchstabe Tau in Griechenland für ein Hinrichtungskreuz. In römischen Militärlisten bedeutete das Zeichen jedoch `am Leben` während das Zeichen Omega für den Tod stand. Im hebräischen Alphabet ist der entsprechende Buchstabe taw der 22. und omega letzte Buchstabe des Alphabets. Hier steht er sinngemäß mit dem damit verbunden Zahlenwert für die Ewigkeit. Deshalb leitet Georg von diesem Buchstaben auch die ewige Macht des Gekreuzigten ab und verglich das Kreuz dem dem aus der Schifffahrt bekannten Mast an dem die Rahe befestigt ist die das Segel trägt. Beide, Mast und Rahe und Mast sind kreuzförmig miteinander verbunden und wurden so von Gregor als Abbild des eigentlichen Kreuzes betrachtet.

      Das Tau ist aber auch Teil des Staurogrammes das zum Zeichen für Christus wurde. In der abgewandelten Form ist es auch als die Verbindung der beiden Buchstaben Xi und dem Rho bekannt. Diese Form geht auf eine Vision Kaiser Konstantins zurück, die er vor der Schlacht an der Milvinischen Brücke hatte.

      Dort soll er in der Nacht jenes Zeichen am Himmel erblickt haben, das ihm zum Sieg über seinen Gegner Maxentius verhalf. Daraufhin ließ er sofort die Schilder seiner Soldaten mit dem neuen Zeichen ausstatten, was ihm dann auch das erhoffte Schlachtenglück bescherte.

      Das Zeichen zeigt in diesem Fall ein gekipptes Kreuz, doch mit seiner Verbindung ebenso die ersten beiden Buchstaben des frühen Namens Christus aus. Beide Versionen, das Tau, oder der senkrechte Teil des Rho können so als Mast eines Schiffes gesehen werden.

      Im 6. Jahrhundert erweiterte Gregor der Große, der jüngste der 4 Kirchenväter diese metaphorische Sprache und beschrieb in seiner Regula Patsoralis ( Past I. 2) die Rolle des Meeres und die Gefahren denen das Schiff dort ausgesetzt ist.`Endlich erhebt sich das Kirchenschiff aus dem teuflischen Meer der Schlechtigkeit, der Sünde, der Versuchungen. Hier vor allem droht dem Christen, wenn er nicht auf dem Holz der Kirche bleibt, der Schiffbruch und das versinken in die bitteren Fluten des Satans.´(DR S.203). Gregor führt diese Thematik in der Pastoralis weiter aus, in dem er den Kirchenvorsteher mit einem Seemann verglich der an Petrus Stelle sein Kirchenschiff durch die unruhige See steuern muss und so vor dem immer drohenden Schiffbruch zu bewahren hat.

      In seinen weiteren Ausführungen wurde dieses Schiffbruch erleiden zum Schiffbruch im Leben. So warnt er in Pastoralis III 28, ´alle die in fleischliche Sünden eingeweiht sind` vor dem bitteren und finsteren Meer als Symbol dämonischer Versuchungen und sieht damit die Sünde auch als einen Schiffbruch der Seele. as Motiv des Schiffes umfasste also die Glaubenswelt der einfachen Menschen als Symbol der Hoffnung, wie auch den staatsphilosophischen Gedanken einer überzeitlichen Ordnung. Dieses Bild griff auch die Literatur jener Zeit auf, wie die im Laufe des 3.Jahrhunderts entstandenen Pseudo Clementinen.

      Sie bestanden aus einer romanhaften Unterweisung in der christlichen Lehre, in der die Kirche mit einem hierarchisch geführten Schiff verglichen wurde. In ihnen wurde Christus zum Steuermann, der Bischof zum Untersteuermann, die Presbyter die Matrosen, die Diakone die Rudermeister und die Katecheten zu den Zahlmeistern.

      Gemäß der vorgestellten Hierarchie wurde die Schar der Laien als einfache Mitreisende betrachtet, die ruhig und fest auf ihren Plätzen sitzen sollten um nicht durch ein unordentliches Benehmen ein Schlagseite des Kirchenschiffes zu verursachen.

       05 - Die Schifffahrt zur Flutzeit

      Nach dem Sternenhimmel ist das Größte und Schönste was Gott geschaffen hat, das Meer.

      (Adalbert Stifter)

      Der Aufbruch der ABORA III im Juli 2007,

      Nachbau eines steinzeitlichen Schiffes, Foto Dominique Görlitz,

      Mit dem Auftauchen des Menschen begann auch die Eroberung des Wassers. Zwar sind die frühen Zeugnisse der Schifffahrt noch lückenhaft, doch einzelne Funde, wie Knochenharpunen aus der jüngeren Altsteinzeit in Europa zeigen, dass Fischfang, vielleicht auch nur in Ufernähe, betrieben wurde.

      Mit dem Anstieg des Wasserspiegels am Ende der letzten Eiszeit lassen die Funde ein detaillierteres Bild der Schiffbautechnik zu. Aus dieser Zeit sind mit Fell bespannte Boote bekannt, die aus einem Gerüst aus Holz und Knochen bestanden.

      In der Zeit um 6500 v. Chr., in der Zeit als sich der Anstieg des Wasserspiegels stabilisierte, häufen sich diese Funde. Ein Grund dürfte wohl auch darin liegen, dass ältere Ansiedlungen, von denen einst Schifffahrt aus betrieben wurde, durch den Anstieg der Weltmeere alle überschwemmt wurden.

      Funde aus dieser Zeit bestehen meist aus Holzpaddeln, die auf Grund ihrer Form und Länge Rückschlüsse auf die damals verwendeten Schiffe erlauben.

      Felsmalereien aus dem 4. Jahrtausend v. Chr., die in Ägypten und der algerischen Sahara entdeckt wurden, zeigen erstmals gesamte Schiffe. Ihr Form lässt auf eine Herstellung aus Binsen oder Schilf schließen. Jüngeren Datums ist die Darstellung auf einem Krug aus phönizischer Zeit, den Taucher vor der Küste von Cadiz fanden. Auf ihm ist ein aus Binsen gefertigtes Schiffes mit einer strahlenden Sonne auf dem Deck zu erkennen. Auf dem Schiff sind zwischen den Deckaufbauten auch mehrere gehörnte Tiere zu sehen. Somit liegt die Vermutung nahe, hier die die Abbildung eines der größeren Hochseeschiffe aus jener Epoche zu sehen.

      Das Schiff war aber auch als Schriftzeichen gebräuchlich. Das älteste heute bekannte Zeichen in Form eines Schiffes stellt ein sichelförmiges Binsenboot dar, das aus der Zeit Mesopotamiens stammt, in der noch keine Keilschrift bekannt war.

      Das Boot wurde mit quer verlaufenden Bindetauen und einem s-förmigen Schmuck an Bug und Heck dargestellt. Ein ganz ähnliches Zeichen wurde im 3. Jahrtausend auch in Ägypten für den Begriff Meer gewählt.

      Für diesen Schiffstyp wird in ägyptischen Aufzeichnungen eine Tragfähigkeit von umgerechnet 50 bis 100 Tonnen angegeben. Binsenschiffe sind Merkmale dreier Hochkulturen, die zur gleichen Zeiten in Ägypten, dem Zweistromland Mesopotamiens und dem Hindustal entstanden. Deren Hochseetauglichkeit versuchte der norwegische Experimentalarchäologe Thor Heyerdahl mit dem Nachbau von 2 Booten in den Jahren 1969 und 1970 mit einer Atlantiküberquerung zu beweisen.

      Damit wollte er gleichzeitig den Nachweis an-treten, dass schon zu dieser


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