9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017. Frank Rehfeld

9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017 - Frank Rehfeld


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es wenigstens dadurch tun, dass er die Gangster nicht durch unnötige Schaukelei oder Kurverei reizte.

      Der Rieh Mountain erhob sich am südwestlichen Rand des Ouachita National Forest. Schon hier begann der Wald, der sich über die Höhenzüge hinweg erstreckte und ihnen das Aussehen eines gewaltigen welligen Teppichs verlieh. Nach Nordosten hin stieg dieser Teppich immer mehr an.

      Aldo Benito war seit der Abfahrt schweigsam und angespannt. Er hatte sich auf knappe Richtungsanweisungen beschränkt. Immer wieder beugte er sich vor, um nach Hubschraubern zu spähen. Aber noch war kein Polizei Copper in Sicht.

      Die Absicht des Mobsters war Jim indessen klar. Benito strebte das waldreiche Bergland an, um möglichst bald von Hubschraubern aus nicht mehr gesichtet werden zu können. Dazu musste er sich dann allerdings ein kleineres Fahrzeug zulegen. Oder mehrere. Denn sein nächstes Ziel war Arkansas. Die Staatsgrenze verlief quer durch den Nationalforst, höchstens eine halbe Meile hinter dem Rieh Mountain.

      Wieder führte die Asphaltfahrbahn auf eine Abzweigung zu.

      „Rechts!“, kommandierte Benito. Er hatte die MPI quer auf den Oberschenkeln liegen, die Laufmündung in Jims Richtung. Bis auf die Pistolenholster links und rechts hatte der Mobster seine umfangreiche Ausrüstung vom Koppel gelöst und auf der Mittelkonsole und vor dem Beifahrersitz im Fußraum deponiert.

      Jim schaltete herunter. Die Abzweigung verlief nahezu im 90Grad Winkel. Ein Wegweiser besagte, dass es bis zum Holiday-Park Rieh Mountain noch eine Meile war. Lediglich fünf Meilen betrug die Entfernung nach Mena, der nächsten Stadt, die schon in Arkansas lag.

      Auch an diesen Wegweiser war wieder ein gelbes Schild gepappt. Mit der Hand beschriftet. Diesmal hatte Jim Zeit, die Schrift zu entziffern.

      STOCK CAR MOUNTAIN TRACK

      25TH ANNIVERSARY RACES

      3/4MILE

      Jim schaltete bis in den dritten Gang herunter und lenkte den Sattelzug behutsam nach rechts. Aus den Augenwinkeln heraus versuchte er festzustellen, ob in der Miene des Gangsters eine Regung zu erkennen war.

      Nein. Benitos Gesicht war wie gemeißelt.

      Mit dem Stock-Car-Rennen hatte er also nichts im Sinn. Wozu auch? Sicherlich hatte er nicht einmal gewusst, dass es überhaupt stattfand.

      Eine Gerade mit stärkerer Steigung lag vor ihnen. Die Straße führte durch einen Pinienwald und war wie leergefegt. Kein anderes Fahrzeug. Keine Menschenseele. Jim blieb im dritten Gang und beschleunigte verhalten.

      Benito nahm das Walkie-Talkie von der Mittelkonsole und schaltete auf Senden. „Hondo“, sagte er, „na, wie sieht’s da hinten aus?“

      Im nächsten Moment zuckte er ungewollt zusammen, denn die Lautsprechermembrane schepperte regelrecht, so schrie der Rattengesichtige in sein Gerät.

      „Verdammt, diese blöden Idioten streiten sich um das Weib!“

      Benitos Schläfenadern schwollen an. „Reißt euch gefälligst zusammen!“ brüllte er.

      Jims Sinne waren schlagartig hellwach. Er hielt das Tempo, und er hielt den ‚Thunder‘ so ruhig wie bisher. Jetzt durfte er erst recht nichts tun, um die Lage im Auflieger in irgendeiner Weise zu beeinflussen. Ungewollt spannte er die Muskeln. Und seine Nerven spannten sich bis in die winzigsten Fasern.

      Wirres Durcheinander von Stimmen tönte aus dem Walkie-Talkie.

      „Verdammt noch mal, was ist da hinten los?“, schrie Benito.

      Er sollte keine Antwort mehr bekommen.

      25

      Alles spielte sich innerhalb von zwei Sekunden ab.

      Bob hatte schlagartig begriffen, was Sheila vorhatte. Er hatte das stumme Einverständnis in Barrys Blick gesehen, und als der Streit zwischen Caligula und Harrow entbrannt war, hatte der Ex-Champion gewusst, dass aus der scheinbar aussichtslosen Situation etwas zu machen war.

      Hondo stand vor seinen Matratzen, breitbeinig, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. In der Linken hielt er das Walkie-Talkie, unschlüssig, was er Benito über diesen verdammten Wahnwitz berichten sollte. Seine MPI baumelte rechts, am Schulterriemen.

      Caligula und Harrow schrien und brüllten sich an.

      Alle anderen starrten in ihre Richtung. Aufgeregtes Gemurmel hatte eingesetzt. Wenn es jetzt darum ging, dass man sich wegen der blonden Frau auseinandersetzte, dann mussten im Grunde alle überlegen, ob sie nicht ein Recht hatten, sich an dieser Auseinandersetzung zu beteiligen. Denn im Grunde gehörte die Frau ja niemandem.

      Also allen.

      Wegen des Dieseldröhnens war kein Wort zu verstehen.

      Harrow machte Anstalten, über Sheila hinweg auf den Kahlkopf loszugehen.

      Lawrence Webster hatte sich umgedreht. Bob sah, dass auch Barry die Szene voller Anspannung verfolgte.

      Noch einmal versuchte Hondo es mit Gebrüll. Dabei vergaß er völlig, dass er das Walkie-Talkie immer noch auf Senden geschaltet hatte. „Aufhören, ihr Idioten! Aufhören, verdammt noch ...“

      Das letzte Wort kriegte er nicht mehr heraus.

      Denn ein Hieb wie von einem Dampfhammer fällte ihn wie eine Pappel im Hurrikan. Als er zusammensackte, hatte noch keiner etwas mitgekriegt.

      Doch in diesem Moment hatte Bob die MPI bereits an sich gebracht und entsichert.

      Harrow sprang. Caligula wich aus, und der Bärtige landete neben ihm auf der Matratze.

      Bob jagte einen Feuerstoß ins Auflieger-Dach.

      Das Hämmern der Waffe war ohrenbetäubend zwischen den engen Kastenwänden. Caligula zuckte zusammen. Alle zuckten zusammen. Doch der Schlangengesichtige reagierte am schnellsten - so teuflisch, wie es seinem Charakter entsprach.

      Ruckartig schwenkte er seine MPI in Sheilas Richtung.

      Bevor Bob reagieren konnte, geschah etwas völlig Unerwartetes. Ohne dass auch nur der Ansatz seiner Bewegung zu erkennen gewesen wäre, schnellte Webster hoch, drehte sich im Sprung und warf sich dem Kahlkopf vor die Waffe.

      Caligulas MPI bellte.

      Webster schrie, wurde zur Seite geschleudert.

      Bob konnte nicht anders - er feuerte gezielt.

      Die Wucht des Einschusses stieß Caligula von den Füßen. Schlaff und schwer landete er quer über Harrow.

      Der Bärtige konnte sich nicht mehr rühren.

      Barry Deegan kroch auf Lawrence Webster zu. Blutend und zusammengekrümmt lag der Gefängnisdirektor in Sheilas Nähe.

      Bob hielt die MPI an der Hüfte - beidhändig, feuerbereit.

      Keiner der Gangster konnte es mehr schaffen, die Waffe hochzureißen.

      26

      Das Hämmern der Schüsse hatte geklungen, als ob das Walkie-Talkie explodierte. Benito starrte es an. Einen Atemzug lang schien er darauf zu warten, dass ihm das Gerät eine Erklärung gab. Dann, als nichts mehr geschah, schmetterte er es zu Boden, vor seine Füße.

      Seine Stimme überschlug sich.

      „Anhalten!“, schrie er. „Halt sofort an, du verfluchter Hund!“ Er riss die MPI hoch. Ein Knacken zeigte an, dass er den Sicherungsflügel umlegte. „Halt an, sag ich! Verdammt noch mal, ich mach dich fertig, wenn du nicht anhältst!“ Er kreischte, geiferte, wurde halb wahnsinnig vor Wut. Und vor Ungewissheit.

      „Ich halte an“, sagte Jim so ruhig wie möglich. Dabei war es die schlimmste Zerreißprobe für seine Nerven, die er jemals erlebt hatte. „Ich nehme ja schon Gas weg. Da vorn, auf dem Seitenstreifen, halte ich an.“ Der Parkstreifen war nur 50 Meter entfernt. In Wahrheit wäre Jim am liebsten


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