Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018. Pete Hackett

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nur die Frauen sehen sollen, wie sie erleichtert aufatmeten, als die schöne Schwarze nicht für immer hier blieb. Die Verwirrung unter den Männern wäre nicht abzusehen gewesen. Wer war diese schöne Unbekannte, und woher kam sie?“

      „Letzteres kann ich dir sagen. Sie soll aus Oklahoma gekommen sein mit nur dem, was sie auf dem Leibe trägt. Sie hatte nicht ein Gepäckstück, und das, Freund, ist ungewöhnlich für eine Lady. Der Fahrer hat es mir anvertraut. Schließlich musste man doch seine Informationsquellen ausnützen. Der Himmel mag wissen, woher sie kommt und wohin sie weiterreist.“

      Paul Millard hatte sich von Lee und Dan entfernt. Er war auf den Sprecher zugegangen, fasste ihn sanft an der Schulter an und fragte freundlich: „Vielleicht beschreibst du sie mir einmal etwas genauer, junger Freund.“

      Der so Angeredete, ein noch ziemlich junger Mann, fuhr erschrocken zusammen. Mit schmal gezogenen Augenlidern sah er zu dem Hünen auf.

      „Ich wüsste nicht warum“, sagte er mit belegt klingender Stimme, doch verstummte er jäh, als er den unheimlichen Griff des Hünen an seiner Schulter jetzt stärker verspürte.

      „Vielleicht liebe ich genaue Beschreibungen von schönen Frauen“, sagte Paul lächelnd. „Vielleicht bin ich gerade an einer schönen schwarzhaarigen Frau besonders interessiert. Nun, wie war sie angezogen, hatte sie etwas Besonderes an sich?“

      „Dort drüben geht eine schwarzhaarige Lady mit ihrem Begleiter. Wenden Sie sich an diese. Sie kann Ihnen sicherlich mehr berichten als ich, denn sie hat mit ihrem Begleiter eine Teilstrecke zusammen mit der fremden Schönen zurückgelegt.“

      Der junge Mann versuchte sich von dem unheimlichen Griff des großen Mannes zu lösen, doch vergeblich, denn Paul hatte wahrgenommen, dass die Lady von dem bleichen Bankangestellten begrüßt wurde und daher die Braut des ermordeten Ralph Sandeny sein musste. Er sagte sich, dass es sehr ungehobelt sein würde, wenn er die Dame, die jetzt eine solche Hiobsbotschaft wie den Tod ihres Bräutigams mitgeteilt bekam, mit Fragen nach einer fremden Lady belästigen würde.

      „Sohn“, sagte Paul zu dem Jungen, „du warst so begeistert von der schwarzhaarigen Lady, dass du mir sicherlich eine ausgezeichnete Beschreibung geben kannst, und nun fang an und versuche nicht auszuweichen. Ich bin ein ziemlich hartnäckiger Bursche. Los denn, Freund!“

      9.

      Dan Flemming und Lee Millard kamen näher. Auch sie hörten, was der junge Mann zu sagen hatte. Als er endete, ließ Paul Millard ihn los, und der Befragte entschlüpfte sofort.

      „Sie war es, Ann Palmer, es gibt keinen Zweifel, sie ist allen Widerständen zum Trotz aus Oklahoma und damit ihrem Stamm entkommen. Sicherlich hat Frank Rüdiger seinen Teil zu ihrer Flucht beigetragen. Sie fuhr nach Süden, weiter ins Land hinein. — Was für ein Reiseziel mag sie sich gesteckt haben?“

      „Paul, holen wir die Pferde und reiten wir der Stagecoach nach“, unterbrach ihn Dan Flemming. „Es ist ein Wink des Schicksals, dass sie ausgerechnet durch diese Siedlung fuhr und dass wir es herausbekamen. Wenn ich mir vorstelle, dass sie erst wenige Minuten vor unserer Ankunft am Postoffice abfuhr, dann möchte ich die Pünktlichkeit aller Stagecoachfahrer verwünschen. Ich muss sie sehen und sie sprechen, Paul und Lee. Ich muss wissen, wie sie durchgekommen ist und wohin sie reist.“

      „Und ob sie dich noch liebt und dir noch einmal voller Süße sagen wird, dass du ihr alles bedeutest, wie damals am kleinen Creek“, sagte Paul spöttisch. „Halte dich im Zaum, Dan! Noch können wir nicht reiten, die Pferde sind überbeansprucht worden. Aber selbst wenn sie frisch wären, so ist eine Stagecoach, die ihre Pferde in bestimmten Abständen wechselt, nicht einzuholen. Es wäre ein vergebliches Unterfangen. Glaubst du Narr etwa, dass sie nach der Abfuhr, die du ihr erteilt hast, deinetwegen reist? Glaubst du, dass eine intelligente Frau jemals eine solche Abfuhr vergisst? Sie hat dich sicherlich vergessen, du bist ihr sicherlich völlig gleichgültig geworden. Sie hat den Wunsch nach Freiheit in die Tat umgesetzt. Dabei spielst du selbst keine Rolle mehr, Dan. Sicherlich lacht sie über das, was sie für Liebe hielt. Wie ich sie kenne, ist sie stark genug, um sich selbst eine neue Zukunft aufzubauen. Ihr übermächtiger Wille nach einem besseren Dasein zwang sie zum Bruch mit ihrem Stamm und ihrem Manne, dessen unerträgliche Eifersucht ihr das Leben zur Hölle machte. Du solltest einsehen, Dan, dass sie für dich verloren ist. Verbanne sie aus deinen Gedanken, Träumen und Wünschen! Das ist der Rat eines guten Freundes, der das Leben so sieht, wie es wirklich ist. Ihr würdet nie ruhig sein können, ihr würdet nie freie Menschen sein können, und darum nochmals, Dan, vergiss sie! Wir drei reiten wie vorgesehen weiter, wir haben einer Fährte zu folgen. Wir brechen bald wieder auf.“

      Die wenige Zeit, die ihnen noch blieb, nutzte jeder auf seine Art. Lee und Paul kauften ein, und nur Dan versuchte mit der Braut Ralph Sandenys Kontakt zu bekommen. Pauls Warnungen in dieser Richtung hatte er in den Wind geschlagen. Die Sehnsucht, mehr von Ann zu hören, trieb ihn zu seinem Handeln. Dan selbst wusste nur zu gut, wie wenig Sinn die so vom Leid getroffenen Menschen für sein Anliegen haben mussten, dass sie genug Sorgen hatten und viele Probleme zu bewältigen waren. Er war in einer Art Trancezustand und dachte nicht daran, auf Paul Millards Ratschlag zu hören. Im Gegenteil, je mehr man ihm seine Liebe ausreden wollte, um so klarer wurde in ihm die Erkenntnis, dass er Ann liebte, dass er sich nach ihr sehnte. Sie war so nahe gewesen, und dennoch war es zu keiner Begegnung gekommen.

      Das junge Mädchen war nicht zu sprechen. Sie hatte sich gleich auf den Weg gemacht, um das Grab ihres Bräutigams zu besuchen. Ihr Vater war allerdings in der Siedlung zurückgeblieben und hatte Verständnis für Dans Anliegen.

      „Wohin das Mädchen mit der Postkutsche wollte, das hat sie uns nicht auf die Nase gebunden, junger Freund“, sagte der Alte. „Es wäre auch äußerst taktlos gewesen, danach zu fragen und sich in Dinge einzumischen, die einen nichts angehen. Wir wissen allerdings, dass sie auf offener Strecke die Stagecoach anhielt und in Begleitung von zwei Treibherdencowboys war. Ich habe mir die Pferde der Cowboys angesehen und ein Gitterbrandzeichen erkannt. Wenn Ihnen das weiterhilft, junger Mann?“

      „Ja, ich denke schon“, sagte Dan dankbar. „Ann Palmer war in guter Gesellschaft.“

      „Das sicherlich“, erwiderte der alte Mann. „Diese Treibherdencowboys haben ihr ritterlich in den Wagen geholfen und haben die Stagecoach sogar noch eine Wegstrecke begleitet. Es tut mir leid, dass ich Ihnen nur magere Auskünfte geben konnte. Uns hat sie nicht einmal ihren Namen genannt, aber wozu auch, sie wird wohl einen triftigen Grund gehabt haben.“

      „Sie kamen nicht ins Gespräch, Sir?“

      „Nein, sie bekam einen Fensterplatz und schaute immer wieder in die Landschaft hinein, so als suche sie etwas ganz Bestimmtes. Man merkte es ihr an, dass sie in Ruhe gelassen werden wollte und auf eine Unterhaltung keinen Wert legte. Nun, wir hatten keine Veranlassung, sie zu stören, sie war ein angenehmer Fahrgast.“

      „Danke für Ihre Auskunft, Sir.“

      „Sie scheinen etwas Bestimmtes hören zu wollen, Sie sind wohl nicht allzu glücklich über das, was ich Ihnen sagte?“

      „Ich bin ein schlechter Schauspieler“, sagte Dan. „Ich muss gestehen, dass sie eine Frau ist, der ich bis ans Ende der Welt folgen könnte. Ich weiß nicht einmal, wohin sie gereist ist und wo ich sie wiederfinden kann. Ich weiß nicht einmal, warum ich Ihnen davon erzähle, Oldman, aber es erleichtert mich irgendwie. Meinen aufrichtigen Dank und Cheerio!“


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