Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018. Pete Hackett
So long!“
Dan hatte sich bereits abgewendet. Noch nie im Leben hatte er die Einsamkeit so gespürt wie jetzt. Die Welt, so schien es ihm, war unendlich groß und weit, so dass die Menschen sich darin verlaufen konnten.
Die beiden Freunde erwarteten ihn mit der Nachricht:
„Das Aufgebot kam unverrichteter Dinge zurück. Es ist ihnen nicht gelungen, die drei Banditen zu stellen. Die drei hatten einen Hinterhalt vorbereitet und einige Männer mit ihren Schüssen verwundet. Nur zu deutlich zeigt sich, wie diese drei vorgehen.“
„Warum zum Teufel gelang es nicht auf Schussweite an sie heranzukommen, Paul?“
„Das ist leicht zu erklären, Buddy. Sie haben herausgefunden, wer hinter ihnen her ist und haben in dir den Mann erkannt, der ihnen allen dreien schwer zu schaffen machte und sie mit seinen Kugeln zeichnete. Uns gegenüber sind sie sehr vorsichtig und haben wohl nur im Sinn, uns dorthin zu locken, wo sie uns, durch Freunde verstärkt, schlagen können. Sie haben die schnelleren Pferde, deins ausgeschlossen, Dan. Du musst das Schritttempo Blackys unseren Reittieren anpassen. Allein wärst du schon längst an sie herangekommen. Reiten wir nun, du hast uns lange warten lassen, Dan.“
Weder Paul noch Lee waren so taktlos und stellten Fragen. Sie mochten sich denken, was er in der Zwischenzeit unternommen hatte. Als sie wieder im Sattel saßen und die Siedlung hinter sich hatten, erzählte Dan ihnen von sich aus, was er erfahren hatte.
Die beiden Begleiter hörten ruhig zu, und am Ende seines Berichtes sagte Lee trocken:
„Es scheint sich also so zugetragen zu haben, dass die Crew Frank Rüdigers Ann Palmer aufspürte, und ihr weiterhalf, bis sie in der Stagecoach nach Texas war. Wie dem auch sei, man musste Respekt vor Ann Palmer haben. Für eine alleinstehende Frau ist eine solche Reise eine große Strapaze.“
Er brach ab und schaute zu dem Reitertrupp hin, der den Verwundeten des Aufgebotes entgegen geritten war und den Doc mitgebracht hatte. Jetzt kam der Trupp zurück. Hinter den Reitern folgten einige Einspänner, auf denen die Verwundeten lagen.
„Um dreißigtausend Dollar ist die Bank in der Siedlung jetzt ärmer“, sagte Lee. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die teuflischen Jugens-Brüder glauben, dass sie im Machtbereich ihres Vaters sicher sind. Es müssten Narren sein, wenn sie das annehmen. Es sieht so aus, als verfolgten sie mit ihrem Tun eine ganz bestimmte Absicht.“
„Wir haben uns umgehört und einiges über die Verhältnisse der Jugens erfahren“, wandte Paul sich an Dan. „Red rund Larry Jugens stammen von der ersten Frau von Stuart Jugens, die bei der Geburt von Larry starb. Die beiden wuchsen mutterlos auf. Stuart Jugens selbst hatte genug mit sich zu tun, um seine egoistischen Ziele zu verfolgen. Die beiden waren fast erwachsen, als Stuart Jugens zum zweiten mal heiratete. Vom ersten Tag dieser Ehe an setzten sie ihrer Stiefmutter Widerstand entgegen. Sie machten ihr das Leben zur Hölle. Stuart Jugens ließ es bei Warnungen bewenden. Es kam hinzu, dass seine zweite Frau sehr gütig war und sich nicht zur Wehr setzen konnte. Sie musste zur Hauptstadt in ein Hospital, so hatten die beiden ihr zugesetzt. Dort kam Jim Jugens zur Welt. Nach ihrer Rückkehr setzten die beiden ihr noch ärger zu als zuvor. Als Jim zwei Jahre alt war, benutzten sie ihn eines Tages auf dem Hofe als Zielscheibe. Red und Larry hatten ihre Pfeile auf den Kleinen abgeschossen und ihn so schwer getroffen, dass er in den Armen der entsetzten Mutter zu sterben drohte. Stuart Jugens konnte rechtzeitig den Doc holen. Der rettete das Leben des Kindes. Stuart Jugens’ Frau allerdings hatte der Schock so schwer getroffen, dass sie noch am gleichen Tage starb. An diesem Tage mochten Stuart endlich die Augen aufgegangen sein. Der Zorn ließ ihn zur Peitsche greifen, und was er so lange versäumt hatte, das holte er jetzt nach. Er prügelte seine beiden Ältesten von der Ranch. Er erklärte, dass er keine Söhne mehr hätte außer Jim und dass sie für ihn tot seien. — Aber sie sind nicht tot, sie kehren zurück und bringen Hannigan mit. Sie haben inzwischen in Erfahrung gebracht, wie sehr sich ihr Vater ausweitete und welche Macht er erlangte, dass ihr Halbbruder Jim nicht viel besser wurde als sie selbst. Man duckt sich allenthalben vor ihm und hat doch keine gesetzliche Handhabe, um gegen ihn vorgehen zu können. Er soll sehr verschlagen und weitaus intelligenter sein als seine Halbbrüder.“
„Wenn Red und Larry das auch wissen, warum zum Teufel versuchen sie Kontakt mit ihm zu bekommen?“, fragte Dan Flemming erregt. „Ich begreife immer weniger, was sie heim treibt!“
„Vielleicht das, was auch dich dazu bewegt nach Pelcon zurückzukehren“, erwiderte Lee. „Oder aber, sie sind so gemein und schlecht, dass sie nach den Informationen, die sie wohl über ihren Halbbruder Jim eingeholt haben, glauben, ihn mit hinab in den Höllenstrudel ziehen zu können, in den sie ihrer Meinung nach durch den Vater gelangten. Wer kann schon die Gedanken dieser Menschen lesen? Es ist nur schade, dass du mit keinem dieser Brüder jemals Kontakt gehabt hast, Dan.“
„Ich kannte nur Stuart Jugens“, erwiderte Dan rau. „Ich habe ihn in sehr schlechter Erinnerung. Ich sehe nur immer wieder vor Augen, wie er meinen Vater umbrachte und wie er durch meinen Schuss scheinbar tot auf die Fahrbahn fiel. Damals glaubte ich einen Menschen erschossen zu haben. Ich war wie irr vor Angst. Es hieß, dass Stuart Jugens tot sei, sonst wäre es erst gar nicht zu der Anklage gegen mich und der Todesstrafe gekommen. Ich aber wollte leben, ich wollte nicht sterben. Das Bild von Stuart Jugens prägte sich unauslöschlich in mir ein, musste ich mir doch sagen, dass ich ihn getötet hatte. Auch jetzt noch, da ich weiß, dass ich ihn nicht tötete, habe ich noch ständig sein bleiches Gesicht vor Augen. — Das wird wohl bleiben, solange ich lebe.“
10.
Die drei Sattelpartner hatten es vorgezogen, die Siedlung ohne Rücksprache mit dem Sheriff zu verlassen. Gegen Abend passierten sie die Distriktgrenze.
„Jetzt solltest du absteigen und auf dem Heimatboden niederknien“, sagte Lee zu Dan Flemming. „Ist dir nicht danach zumute, Dan?“
„Ja“, entgegnete Dan schlicht. Er hatte wie Lee und Paul sein Pferd angehalten und saß ganz gelockert im Sattel. Er blickte wie seine Partner in das Land. Soweit der Blick auch reichte, überall wogte das wellige Buschgelände, häufig von Prärieinseln unterbrochen. Irgendwo im Süden lag Pelcon, die Rinderstadt, das Zentrum des Prärielandes. Die Schatten der Dunkelheit sanken auf das Land herab. Ein helles Leuchten war weit im Westen zu sehen, wo die Sonne unterging.
Die Fährte von Hannigan und der ihn begleitenden Jugens-Brüder hatte sich verloren. Das hatte jetzt, da sie das Ziel des Bandentrupps kannten, nichts mehr zu bedeuten. Man brauchte keine kostbare Zeit mehr zu verschwenden.
„Dan“, wandte Paul sich an seinen jungen Begleiter, „langsam musst du dir darüber klar werden, was du hier willst. Bleiben kannst du nicht, wenn auch das Gesetz des Rechts, das man im Herzen trägt, auf deiner Seite ist und dir die Drei-Stäbe-Ranch zusteht. Auf dem Papier sieht das allerdings ganz anders aus. Stuart Jugens hat deinen Vater dermaßen überrumpelt, dass kein öffentliches Gesetz hinter dir stehen wird. Es steht also fest, dass du die Ranch für immer verloren hast. Das musste dir ganz klar sein, Dan.“
„Allein um die Ranch zu besichtigen, dafür bist du nicht zurückgekommen, Dan“, wandte Lee sich an ihn. „Es wäre alles viel unkomplizierter, wenn es nur darum ginge. Rache aber, die andere Seite, ist etwas, was auf einen selbst zurückkommen kann. Willst du die alten Wunden wieder aufreißen?“
„Niemandem ist damit gedient“, sagte Paul langsam. „Wir sollten uns