Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018. Pete Hackett
noch Vollstrecker, Dan.“
„Und wenn ich bleibe, um eine Arbeit aufzunehmen?“
„Dann würdest du das eines Tages zu bereuen haben, mein Junge“, warnte Paul ihn. „In manchen Menschen ist eine Sucht, sich selbst zu verletzen. Du gehörst zu diesen Menschen, Dan. Denke daran, wie dir zumute sein wird, jene Schufte, die dir alles nahmen, ständig in der Nähe zu wissen. Kein Mensch kann auf die Dauer so etwas ertragen.“
„Sollen sie ungestraft davonkommen?“
„Nein“, erwiderte Paul ruhig und zog die Brauen hoch. „Niemand kommt ungestraft davon. Lass dir das Leben von Stuart Jugens noch einmal durch den Kopf gehen, dann wirst du wissen, was ich meine. Das Schicksal selbst sorgt schon dafür, dass jeder das selbst bekommt, was er herauf beschwor. Die Rückkehr von Red und Larry Jugens wird für die anderen gewiss kein freudiges Ereignis sein, im Gegenteil, es braut sich etwas Finsteres für Stuart Jugens zusammen. Ich bin zwar kein Hellseher, aber das spüre ich sehr sicher.“
„Langsam stellt sich bei mir das Gefühl ein, dass ihr beiden nur zu meiner Bewachung bei mir geblieben seid?“, sagte Dan vorwurfsvoll. „Ich bin alt genug, um ohne euch auszukommen!“
„Uns bekommst du jetzt nicht mehr von deiner Seite, Dan. Reiten wir weiter. Es scheint mir, dass es bereits brenzlig wird. Glaubst du das nicht, Bruder?“, wandte Lee sich an Paul, der daraufhin nickte.
„Es liegt zu viel Blei in der Luft“, sagte Paul ernst. „Ich frage mich überhaupt, warum wir diesen störrischen Jungen begleiten? Es gibt bessere Gegenden und gesündere Luft.“
Lee grinste vor sich hin. Man spürte die Zuneigung der beiden riesenhaften Männer zu ihrem Schützling, aber auch, dass beide eiskalte Burschen waren und Nerven aus Drahtseilen zu besitzen schienen.
Die Nacht hatte sich über das Land gebreitet, als die drei Reiter die Lichter von Pelcon vor sich sahen.
„Jetzt freue dich, Kleiner“, sagte Lee. „Wirf deinen Stetson in die Luft und begrüße die Stadt
nach Cowboyart. Halte unseretwegen deine Gefühle nicht zurück.“
Er unterbrach sich, hob sich im Sattel und lauschte hinter sich in die Nacht hinein. Dann gab er seinen Begleitern einen Wink, ihm mit ihren Pferden in die Deckung der Büsche zu folgen. Wenig später waren die drei verschwunden. Die Pferde standen dicht beieinander, und die Reiter waren bereit, ihnen die Nüstern zuzuhalten. Alle drei vernahmen sie jetzt den rasch näher kommenden Hufschlag eines einzelnen Pferdes auf der staubigen Straße, die nach Pelcon führte. Ein Reiter jagte einen Augenblick später vorbei, und noch war der Hufschlag des Tieres nicht verklungen, als Hufschlaggeräusche einer starken Reiterkavalkade hörbar wurden, die kurz darauf auftauchte.
Man brauchte kein Hellseher zu sein, um festzustellen, dass der einzelne Reiter verfolgt wurde und jeden Augenblick von der Verfolgermeute gestellt werden konnte. Die Verfolger waren mit ihren bedeutend frischeren Pferden weit ausgeschwärmt. Einige kamen so dicht am Versteck der drei Partner vorbeigeritten, dass die Zweige sich bewegten. Deutlich sahen die im Versteck harrenden Männer, dass der Verfolgte sich verzweifelt umblickte und die Arme hob. Er griff jedoch nicht einmal zur Waffe, um sich die Verfolger vom Leibe zu halten, er versuchte nicht einmal einen Trick, um sich hinter dem Pferdekörper oder sonst wo in Deckung zu bringen und den Kampf zu eröffnen, er machte im Gegenteil den Eindruck, als wäre er am Ende seiner Kraft. Er sackte in sich zusammen, zog an den Zügeln und ließ das Pferd wenden. Dann hielt er das Tier an, hob die Hände von den Zügeln und nahm sie hoch.
„Dan“, sagte Paul nachdenklich, „wenn mich kein Spuk narrt, so jagt die Meute dort doch tatsächlich Kan Palmer, den Rohhäuterboss. Das ist doch kaum zu glauben, dass er sich ohne die Hilfe seines Stammes auf die Suche nach Ann machte. Ich muss mich irren, das kann einfach nicht sein!“
„Du irrst dich nicht, Bruder“, sagte Lee, „es ist Kan Palmer. Auch ich habe ihn erkannt.“
Er sprach nicht weiter, denn was sich da vor den Augen der Beobachter abspielte, war so eindringlich, dass es einem schier den Atem nahm. Die Verfolger hatten Kan Palmer eingekreist und kamen nun von allen Seiten auf ihn zu. Ihre Waffen zeigten mit ihren Mündungen drohend auf den Rohhäuterführer.
„Lasst mich davon reiten!“, hörte man die grell klingende Stimme des alten Mannes. „Hat Ann euch gegen mich gehetzt, ist das Anns Werk?“
„Lass die Lady aus dem Spiel, Palmer“, erwiderte der Anführer der Verfolgergruppe.
„Jim Jugens, Ann hat mir den freien Abzug zugesagt, sie tat es in Ihrer Gegenwart.“
„Sie versprachen davonzureiten und sich nie mehr in dieser Gegend blicken zu lassen, Palmer! Statt dessen haben Sie einen weiten Bogen um die Stadt geschlagen und waren im Begriff, es nochmals zu versuchen. Sie haben Ihr gegebenes Versprechen nicht eingehalten.“
„Jim Jugens, ich habe mich in der Richtung geirrt, ich kenne das Land nicht. Sie können mir aus meinem Irrtum keinen Strick drehen.“
„Palmer, Ihrer Gattin gegenüber zeigten Sie keinerlei Schwäche, als Sie in den Saloon stürmten und sie schlugen.“
„By Gosh, sie ist meine Frau und ist mir davongelaufen. Ich habe sie gefragt, ob sie zu mir zurückkehren wollte, und sie hat mich ausgelacht, sie hat sich gegen mich gestellt, und das alles nur, weil sie in einen jungen Kerl verliebt ist, den sie in Pelcon zu treffen glaubt. Sie ist einfach übergeschnappt und musste an ihre Pflicht erinnert werden. Das habe ich getan, und wenn Sie mir nicht in den Arm gefallen wären, hätte ich ihr gezeigt, wer ihr Herr und Gebieter ist. Sie kann mir nicht einfach davonlaufen, sie ist meine Frau, das sollten Sie nicht übersehen!“
„Sie hat sich für die Freiheit entschieden und hat es Ihnen in aller Ruhe deutlich gemacht, Palmer“, erwiderte Jim Jugens spöttisch. „Sie ist eine bemerkenswert schöne Frau, und es kümmert mich wenig, dass sie hier in die Stadt kam, um jemand zu treffen. Ich werde ihr Schutz geben, denn niemand weiß besser als ich, wie es hier im Lande zugeht. Sie weiß noch nichts von der Ehre, die ich Ihr zugedacht habe, aber ihr wird nichts anderes übrigbleiben, als meine Gastfreundschaft anzunehmen und auf die Drei-Stäbe-Ranch zu kommen.“
„Sie ist meine Frau und wird Ihnen ins Gesicht spucken, wenn Sie ihr das Angebot machen, Jugens“, fauchte der alte Mann in unheimlicher Erregung. „Sie ist mir davongelaufen, aber dennoch muss ich Ihnen sagen, dass sie eine stolze Frau ist, die sich zu nichts zwingen lässt. Ich habe nur nicht verstanden, sie richtig zu behandeln und mir ihre Liebe zu sichern. Ich war zu alt und hätte sie nie zu meiner Frau machen sollen. Sie hat etwas gegen Gewalt, Jim Jugens, und weil ich Ihnen misstraute, weil ich sie immer noch liebe, wollte ich sie wider ihren Willen aus der Stadt mitnehmen, damit sie aus Ihrer Nähe kommt.“
„Jetzt, Palmer, lassen Sie die Katze aus dem Sack!“
„Ja“, keuchte der alte Mann, „als ich erkannte, in welche Stadt sie floh, welche Menschen diese Stadt beherrschen, wurde mir klar, dass sie mitten in die Hölle gegangen war, nur weiß sie selbst es noch nicht. Ich wollte ihr die Augen öffnen und habe getan, was ich konnte. Das Schicksal wollte es wohl anders. Was werden Sie nun tun, Jim Jugens?“
Jim Jugens starrte den alten Mann mit einem bösen Blick an und sagte dann nach einer Weile: „Ich werde Sie an einen Ort schaffen, wo Sie über Ihre Narrheiten gründlich nachdenken können und mir nicht mehr im Wege sind. Ich möchte Ihren Rohhäuterstamm nicht erst hier aufkreuzen sehen, und darum, alter Freund, werde ich Ihnen einen Aufenthalt verschaffen, an dem Sie den Rest Ihrer Tage verbringen können.“
„Jim Jugens, als ich von Ihnen hörte, war mir klar, dass Sie ein schlechter Mensch sind, doch die Wirklichkeit übertrifft alles. Sie sind ein Teufel in Menschengestalt. Ich hasse und verachte Sie!“ „Das, Alter, stört mich wenig!“, erwiderte Jim Jugens grinsend. „Wenn Hass und Verachtung mich treffen würden, wäre ich schon lange tot. Hass und Verachtung von Leuten Ihrer Art reizen mich nur zum Lachen, Palmer.“
„Eines Tages wird Ihnen das Lachen im Halse steckenbleiben!“, schrie Palmer mit sich überschlagender