Killer im August: 11 Thriller. A. F. Morland

Killer im August: 11 Thriller - A. F. Morland


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fing an auszuräumen.

      Mehrere japanische Spiegelreflexkameras. Teuer. Aufwendig verarbeitet. Mit allen technischen Raffinessen versehen.

      Mit dem, was Cantrell hier vorfand, hätte er ein Fotogeschäft fürs Erste einrichten können. Der Anwalt klappte die Apparate der Reihe nach auf. Leer. Sossier hatte anscheinend die Filme immer prompt in seinem Labor entwickelt. Klar. Ein Erpresser darf nichts anbrennen lassen. Man muss das Eisen schmieden, solange es noch warm ist. Das bedeutete in Sossiers Fall: Film entwickeln, Abzüge in ausreichender Anzahl anfertigen, mit der Person in Verbindung treten, die für die Erpressung auserkoren wurde. Also: Zuschlagen wie der Blitz aus heiterem Himmel. Den Überraschungsmoment geschickt ausnützen. Geld fordern, aber nicht allzu viel, damit sich das Opfer in seiner Verzweiflung nicht an die Polizei wendet ...

      Ein äußerst lukratives Geschäft.

      Natürlich durften die Mädchen, die Sossier auf sein Wasserbett legte, nicht die Töchter oder Ehefrauen von Brown, dem kleinen Bankangestellten, oder Miller, dem Friseurgehilfen, sein. Absahnen konnte man nur in den oberen Schichten. Bei Leuten, die etwas zu verlieren hatten, die im öffentlichen Leben standen, die ihr Geld mit der Sympathie machten, die ihnen ihre Mitmenschen entgegenbrachten - Politiker zum Beispiel.

      Nachdem Tony Cantrell sämtliche Apparate aus dem geräumigen Wandsafe geholt hatte, wühlte er sich in die nächsten Fächer hinein. Zunächst fiel ihm eine Liste mit wohlbekannten Namen in die Hände. Alles reiche Leute aus Politik, Wirtschaft, Kunst ... Alles Sossiers Opfer. Neben jedem Namen stand der Betrag, den Alex Sossier für seine Schandtaten kassiert hatte. Die Summen bewegten sich zwischen zehntausend und fünfzigtausend Dollar.

      Alle diese Leute hatten einen triftigen Grund, Sossier umzubringen oder umbringen zu lassen.

      Cantrell legte die Liste weg.

      Jetzt kamen die Fotos. Sossier bewahrte sie in einem kleinen Kofferchen auf. Die Negative dazu lagen in einem ebensolchen Köfferchen.

      Es war alles das festgehalten, was Beate Uhse nicht besser anzubieten hatte. Sossier stets voll im Einsatz. Seine Partnerinnen wechselten ständig. Natürlich waren sie alle nackt. Und einige von ihnen machten Dinge, die hart an der Grenze des Widernatürlichen waren.

      Lauter bekannte Gesichter sah Cantrell.

      Die letzten Fotos stammten von Raffaela Morland. Sie trieb es mit Sossier am Tollsten. Zwanzig Farbfotos zeigten, wie abartig der Mensch sein kann, wenn er volltrunken ist. Und das war die blutjunge Raffaela offensichtlich. Sie genoss das Spiel mit Sossier. Mit glasigen Augen betrachtete sie sich dabei im Spiegel. Ohne zu wissen, dass sie in diesem Augenblick direkt in die Fotolinse lächelte.

      Raffaela Morland.

      Die Tochter des Film- und Fernsehstars Frank Morland, dem man enge Beziehungen zur Mafia nachsagte.

      Morland war gerade in einer TV Serie als Privatdetektiv Calhoon zu bewundern. Jeden zweiten Montag flimmerte ein neues Abenteuer über die Schirme. Die Serie war von ausgezeichneten Profis gemacht und kam in ganz Amerika hervorragend an. Morland stieß geschäftstüchtig mit der Werbung nach. Es gab Calhoon-Hüte, ein Calhoon-Fußspray, Calhoon-Krawatten, Calhoon-Hemden, Calhoon-Pfeifen ... Daneben spielte Frank Morland in zahlreichen Kinofilmen. Es war unmöglich, seinem Gesicht irgendwo nicht zu begegnen. Er stellte sein schauspielerisches Talent in Western unter Beweis, er machte in anspruchsvollen Lustspielen mit, im letzten Jahr waren mit ihm zwei Streifen der Disney Productions erfolgreich gelaufen. Und wo immer es möglich war, brachte Frank Morland seine hübsche Tochter Raffaela unter. Es war kein Geheimnis. Morland baute an der grundsoliden Karriere seiner Tochter. Sie sollte in ein paar Jahren der absolute Star in der Filmbranche sein. Ihre Schönheit und ihre makellose Figur würden ihr zusätzliche Punkte einbringen. Hinzu kam das vom Vater geerbte Talent. Gesangsausbildung und Tanzunterricht liefen seit Jahren nebenher. Sophie Loren, Raquel Welch, Liza Minelli, Barbra Streisand würden zurücktreten müssen, wenn der von Frank Morland für seine Tochter programmierte Tag X anbrach.

      Aber wenn jene Fotos der Presse in die Hände fielen, die Tony Cantrell im Augenblick vor sich hatte, war es ein für allemal Sense mit Raffaelas Karriere.

      Frank Morland - ein Mafia-Protegé.

      Er wäre heute immer noch einer von vielen gewesen, wenn der Don der Ehrenwerten Familie nicht so fürsorglich seine schützende Hand über ihn gehalten hätte.

      An wen wendet sich Morland, wenn er Kummer hat?

      Natürlich an die Mafia! An seinen Don!

      Cantrell wollte das sofort Harry Rollins erzählen. Er griff sich den Telefonhörer. Plötzlich machte es: Plopp! Und im selben Moment schlug eine Kugel in den Apparat und macht ihn unbrauchbar. Cantrell zuckte herum. Ein Mann mit Wollmaske stand in der Tür. In der Hand einen Smith & Wesson mit aufgesetztem Schalldämpfer. Die Waffe rauchte noch ...

      Cantrell schluckte erst mal die Überraschung hinunter. Dann hob er sicherheitshalber die Hände. Was ihn da aus den Sehlöchern der Maske feindselig anstarrte, war ein schielendes Augenpaar. Cantrell wusste auf Anhieb, wenn er vor sich hatte. Das war der Mann, der gestern Butch und Silk abhanden gekommen war. Der Rennfahrer, den sie in Rollins’ Verbrecheralben wiederzufinden hofften. Hier war er. In voller Lebensgröße. War da, und doch nicht anzufassen; wegen des 38ers in seiner Hand. Die Waffe, ein Smith & Wesson, Kaliber 38, ließ Cantrell annehmen, dass dieser Mann Alex Sossier getötet hatte.

      Für wenige Augenblicke standen sie einander reglos im Raum gegenüber.

      Der Mann kam vorsichtig näher.

      „Sind Sie schon wieder über die Feuertreppe gekommen?“, fragte Cantrell unerschrocken.

      „Gehen Sie mal ein Stück zur Seite, ja?“, knurrte der Maskierte.

      Cantrell machte einen Schritt. Er hoffte auf eine kleine Unachtsamkeit des Killers. „Sie scheinen’s mit dem Feuer zu haben!“, sagte Cantrell ungerührt. „Vorgestern Feuertreppe. Gestern Feuer in Sossiers Labor. Heute wieder Feuertreppe.“

      Die schielenden Augen verengten sich einen Moment. Der Mann fragte sich offenbar, woher Cantrell wusste, dass er gestern in Sossiers Labor den Brand gelegt hatte. Die Waffe winkte mit dem klobigen Schalldämpfer.

      „Noch einen Schritt, wenn ich bitten darf!“

      Cantrell machte diesen Schritt. „Sie kommen die Bilder abholen, nicht wahr?“

      Der Maskierte nickte. „Und die Negative.“

      „Beides konnten Sie in Sossiers Labor nicht finden. Sicherheitshalber legten Sie trotzdem den Brand. Damit auch das verbrannte, was Sie nicht gefunden haben.“

      „Kluges Köpfchen“; lachte der Killer.

      „Und heute kamen Sie hierher, weil Sie hofften, das Gesuchte da zu finden.“

      „Sehr richtig. Meine Hoffnung hat sich erfüllt.“ Der Killer stand nun bei den Fotoapparaten. Seine schielenden Augen kümmerten sich ständig um Cantrell. Keine Möglichkeit, ihn anzuspringen.

      Cantrell bluffte. „Habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich Lieutenant Rollins hier herbestellt habe?“ Der Maskierte lachte. „Blödsinn. Den wollten Sie doch eben anrufen.“

      „Aber nein. Ich wollte meine Frau fragen, wie’s ihr geht.“

      „Ich schlage vor, Sie machen sicherheitshalber noch einen Schritt zur Seite. Das erspart uns beiden möglicherweise eine Menge Ärger.“

      „Sie haben Sossier gekillt, nicht wahr?“

      „Vielleicht.“

      „Warum haben Sie’s getan?“, fragte Cantrell.

      „Alex Sossier war ein ganz großes Ferkel.“ Der Maskierte wies auf die Bilder, die Cantrell sich zuvor angesehen hatte.

      „Da stimme ich mit Ihnen vollkommen überein. Stehen Sie auch auf seiner Liste? Hat er Sie auch erpresst?“

      Der


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