Claddagh - Promises. Iris H. Green

Claddagh - Promises - Iris H. Green


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die Hocke. Legte seine Hand auf ihre Schulter.

      »Maureen«, sagte er. »Schau mich an, Maureen.«

      Sie tat es. Er sah sie ernst an. Oder vielleicht traurig? Nein. Und wieso auch?

      »Ich habe gesagt, ich hätte es damals lediglich Besessenheit genannt, und das war es auch. Aber ebenso wahr ist: Ich war rasend vor Eifersucht. Nur habe ich das erst erkannt, als du weg warst. Also bin ich sofort nach Ende meiner Tour zu dir gekommen. Und habe es seither keine Sekunde bereut. Hörst du? Keine Sekunde.« Er vergrub die Finger seiner anderen Hand in ihren Locken, übte einen leichten Druck aus, der ihr Gesicht näher an seines brachte. »Wirst du mich beißen, wenn ich dich jetzt küsse?«

      »Probier’s doch einfach aus«, sagte sie schnippisch. Wenigstens hoffte sie, dass es schnippisch klang. Sie lechzte förmlich nach seinen Küssen. Vor allem nach denen, die sich zu Beginn wie Schmetterlingsflügel anfühlten, zu Samt und Seide wurden, schließlich zu einem heiß lodernden Feuer. Genau so war sein Kuss jetzt. Sie seufzte wohlig, merkte, dass seine Lippen sich zu einem Lächeln verzogen und löste sich von ihm.

      »Du spielst mit mir«, sagte sie mit einem Anflug von Enttäuschung.

      »Das würde ich nur zu gern, aber dann kommen wir nie rechtzeitig nach Cork. Die Antwort lautet: Keine Intimitäten zwischen Guides und Gästen. Das ist oberstes Gesetz bei Doyle & McLeary; übrigens das einzige. Elmer sagte damals ›wenn du dich nicht daran hältst, bist du draußen‹, und dass er meinem Wort vertraue. Ciara bestand darauf, es schriftlich festzuhalten, und hat gedroht: ›Mit dem Wisch verklagen wir dich, wenn uns je zu Ohren kommt, dass du deinen Hosenstall nicht geschlossen halten konntest‹. So viel zum Vertrauen zwischen Geschwistern. Nun, ich konnte sie verstehen, schließlich eilte mir ein gewisser Ruf voraus. Da es also keine weiteren Einschränkungen gibt, bedeutet das, dass jegliche Art von Intimitäten zwischen den Guides«, er deutete auf sie und sich, »legitim sind. Selbstverständlich nicht vor den Augen der Gäste. Also alles, was über Händchenhalten, Arme um die Schultern legen und harmlose Wangenküsschen hinausgeht, findet hinter der verschlossenen Tür unseres Zimmers statt. Wenn es nach mir geht, jede Nacht. Hast du sonst noch Fragen?«

      »Nein. Im Moment nicht. Du kannst jetzt weiterfahren.«

      Er küsste sie noch einmal, stand auf und setzte sich wieder hinter das Steuer.

      »Und Sean?«

      »Ja, mein Engel?«

      »Mach das nicht nochmal.«

      »Dich küssen? Dir die reine Wahrheit sagen? Ich hasse Lügen.«

      »Mit meinen Gefühlen spielen.«

      »Wie wir hörten, war Ihr Flug etwas stürmisch«, übersetzte Maren Seans Begrüßungsworte, nachdem die Gruppe, diesmal aus Sachsen, im Bus Platz genommen hatte. »Daher werden wir, bevor wir unser Hotel in Cork beziehen, zunächst an der Innenstadt vorbei nach Midleton fahren. Dort hat die Jamesons Destillery ihren Sitz, die einen der besten Whiskeys auf dem internationalen Markt herstellt. In einer guten halben Stunde werden Sie sehen, wie das vonstattengeht, etwas über den ›Angel-Share‹ erfahren, die Gabe an die Engel, und natürlich ist in der Führung auch eine Verkostung beinhaltet.«

      An dieser Stelle brandete Applaus auf.

      »Wir werden Sie nicht davon abhalten, einen Vorrat für Zuhause zu kaufen, wir bitten Sie nur, das Trinken während der Fahrt und der Besichtigungen zu unterlassen«, fuhr sie fort. »Es wäre doch schade, wenn Sie unsere schöne Grüne Insel völlig vernebelt in Erinnerung behielten. Gegen trockene Kehlen haben wir Wasser für Sie dabei, zu einem Euro die Flasche. Sie können sich jederzeit bedienen, außer während der Fahrt, bei der Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit auf Ihrem Platz bleiben sollten. Vorzugsweise angeschnallt, da wir nicht immer auf gut ausgebauten Straßen unterwegs sein werden.«

      Natürlich wären sie auch dann nach Midleton gefahren, wenn der Flug der ruhigste in der Geschichte der zivilen Luftfahrt gewesen wäre. Jamesons gehörte zum Programm, und es war besser, dieses Ziel gleich zu Anfang anzufahren, statt ihre Gäste am letzten Tag direkt nach dem Frühstück zu einer Whiskey-Verkostung zu bringen und sie womöglich angesäuselt in den Flieger steigen zu lassen.

      Bei der Führung mit einer Angestellten der Brennerei fungierte Maren als Dolmetscherin, während Sean vor der Tür einige Telefonate führte. Danach ging er in den Raum, in dem die Verkostung stattfand, an der weder er noch Maren teilnahmen.

      Der Weg zum Ausgang führte natürlich durch den Verkaufsraum, in dem nicht nur Whiskey und Schokolade – mit und ohne Alkohol – angeboten wurden, sondern auch T-Shirts, Jacken und Schirme mit Jameson-Logo, Gläser, Tassen und diverse andere Touristenartikel.

      »Sie haben vierzig Minuten Zeit, sich hier umzuschauen«, sagte Maren. »Sie sind selbstverständlich nicht verpflichtet, etwas zu kaufen, aber es hat auch niemand etwas dagegen. Wenn Sie Hilfe brauchen, rufen Sie mich. Ich stehe gleich dort drüben. Wir treffen uns spätestens am Bus und fahren dann direkt zum Hotel.«

      Dort angekommen, lud Sean das Gepäck aus und Maren verteilte an der Rezeption die Zimmerschlüssel, wie vor fünf Monaten in Belfast.

      »Falls Sie Fragen haben oder Unterstützung brauchen, finden Sie Sean und mich im zweiten Stock, Zimmer 237. Falls wir nicht dort sein sollten, unsere Handynummern stehen in Ihren Unterlagen, Sie können uns also jederzeit erreichen. Wir sehen uns um sieben Uhr im Restaurant zum Abendessen. Donnerstags gibt es hier immer ein Büffet, von dem Sie frei wählen können. Ich bin sicher, dass für jeden etwas dabei ist.«

      »Das Hotel ist wohl ausgebucht, wenn Sie beide sich ein Zimmer teilen müssen«, sagte ein feister Herr in mittleren Jahren mit enttäuschtem Unterton. Rechnete der sich etwa Chancen bei ihr aus?

      »Wir müssen nicht, wir tun das freiwillig, Herr Seibert«, sagte sie lächelnd. »Tatsächlich wollten wir das so.«

      »Aha, verstehe.« Er nickte knapp, schnappte sich seinen Koffer und ging zum Lift.

      Aus dem Augenwinkel nahm Maren eine auffallend geschminkte, nicht mehr ganz taufrische Frau wahr, deren Blicke zwischen Sean, der inzwischen hereingekommen war, und ihr hin- und herflogen. Dann verzog sie süffisant die Lippen und beeilte sich, den Lift zu erreichen, bevor dessen Türen sich schlossen.

      Sie berichtete Sean davon, als sie wenig später ihr Zimmer bezogen und fragte, ob sie sich das vielleicht nur eingebildet hätte.

      Er winkte ab. »Das kommt immer wieder mal vor. Ich hatte schon nächtlichen Besuch mit sehr eindeutigen Absichten, einmal sogar von einem Mann. Bei diesem Seibert hast du ganz richtig reagiert. Bleib einfach freundlich, geh auf Distanz, dann erledigt sich das meist von selbst. Dass wir ein gemeinsames Zimmer haben, schützt dich zusätzlich.«

      »Und was schützt mich vor dir?« Sie schmiegte sich in seine Arme.

      »Ich habe den Eindruck, dass du gar nicht geschützt werden willst.« Er küsste sie auf seine unnachahmliche Art. Maren bedauerte, dass ihnen nur wenige Minuten blieben, wenn sie rechtzeitig im Restaurant sein wollten.

      Dort waren mehrere Tische zu einer Tafel zusammengeschoben, an der die ganze Gruppe Platz fand. Zwischen Hauptspeise und Dessert sagte eine ältere Dame, die ihnen gegenübersaß, plötzlich: »Sie beide sind ein ganz bezauberndes Paar und so verliebt. Sie sind noch nicht lange verheiratet, nicht wahr?«

      »Oh, wir sind nicht verheiratet«, antwortete Maren leicht verlegen, schaute zu Sean und übersetzte auf seinen fragenden Blick hin die Vermutung ihres Gastes.

      »Just tell her not yet, Darling«, sagte er lächelnd, fasste nach ihrer Hand und küsste die Innenfläche. Die verborgene, rasche Berührung seiner Zunge schickte einen Stromstoß durch ihren Körper.

      »You better shouldn’t do that«, flüsterte sie, dann etwas lauter an ihren Gast gewandt: »Noch nicht.«

      »Warum lässt du sie glauben, wir stünden kurz vor der Hochzeit?«, fragte sie Sean, als sie allein waren. »Du


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