Tägliche Erneuerung. Ole Hallesby
war am Morgen eines Feiertages. Jesus ging mit seinen Jüngern in die Synagoge. Er hatte gerade gesprochen, plötzlich wurde die Stille unterbrochen. Ein Geisteskranker schrie. Willenlos und widerstandslos gab er dem bösen Geist Ausdruck. Aber Jesus stand ruhig da und gebot dem bösen Geist auszufahren. Auf der Stelle wurde der Mann gesund. Als der Gottesdienst zu Ende war, gingen sie zu Petrus nach Hause, und Jakobus und Johannes wurden mit eingeladen. Hier lag die Schwiegermutter des Petrus krank. Als Jesus das hörte, ging er zu ihrem Bett und nahm ihre Hand. Im gleichen Augenblick war sie fieberfrei, sie stand auf und bediente sie. Das ging wie ein Lauffeuer durch die Stadt, und beim Sonnenuntergang war schon die ganze Stadt vor der Tür versammelt. Und sie brachten alle, die Schmerzen hatten, zu ihm. Er ging still von einem zum anderen und half allen an Leib und Seele. An diesem Abend dauerte es lange, bis alle zur Ruhe gekommen waren. Das war ein anstrengender Tag gewesen. Aber am anderen Morgen, bevor noch die anderen erwachten, war Jesus schon auf. Er suchte sich eine einsame Stelle, wo er beten konnte. Dieses war nur ein einziger Tag mit Jesus. Denk nur, die, die ihm folgten, erlebten so etwas täglich. Tag für Tag, zwei Jahre lang.
Was glaubst du, was sie geantwortet hätten, hätten wir sie fragen können: „Was war das herrlichste, das ihr in eurem Zusammenleben mit Jesus erlebtet?“ Das ist ja nicht gut zu wissen, was sie geantwortet hätten. Aber wenn ich ihre Berichte in den Evangelien lese, so bekomme ich doch eine Ahnung, was sie uns vielleicht geantwortet hätten: Das herrlichste im Zusammenleben mit Jesus war das, dass wir so geborgen waren. Er schaffte alles für uns und die anderen, die ihn suchten. Liebe Freunde Gottes, ist das nicht so, wie wir es auch erleben?
25. Januar
Betet ohne Unterlass, seid dankbar für alles; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch.
1.Thessalohnicher 5,17-18
In alten Zeiten wurde das Beten als das Atmen der Seele bezeichnet. Das erzählt uns etwas über das Gebet, das viele von uns leicht vergessen. Das Atmen bedeutet für unseren Körper eine ständige Erneuerung. Wir essen drei- bis viermal am Tag. Aber den ganzen Tag und die Nacht dazu atmen wir. Und hier berühren wir eine wichtige Seite des Gebets. Wir können nicht am Morgen Luft holen, so dass es bis zum Mittag reicht. Ebenso können wir nicht morgens so beten, dass es bis zum Mittag genügen würde. Darum sagt der Apostel: „Betet ohne Unterlass!“ Da haben wir das Geheimnis des Christenlebens. Das friedvolle, singende, frohe Christenleben glückt nur dem, der gelernt hat: Das tiefe Geheimnis täglicher Erneuerung besteht darin, sich unablässig zu Gott zu wenden, um neue frische Kraft aus der ewigen Welt zu bekommen.
Abgestumpfte Christen werden einwenden, dass es unmöglich ist für den, vor dem anstrengende Arbeit liegt, für solches Beten Zeit zu finden. Aber das ist, wie jede Ausflucht, ein dummer Einwand. Zu atmen hält uns doch nicht von der Arbeit ab. Und ob wir mit dem Geist oder mit den Händen arbeiten, so kostet es keine Arbeitszeit, unser Herz für einen Augenblick zu Gott zu wenden, hinauf zu einer kurzen Begegnung mit ihm. Darunter leidet die Arbeit nicht. Niemand macht bessere Arbeit als der, der ohne Unterlass Gottes Segen über sich herabbetet.
Nichts ist für die Seele so wohltuend, wie dieser stille und unablässige Umgang mit dem Herrn. Das Gefühl der Nähe des Herrn, die dabei die Seele erfüllt, übersteigt alles, was wir sonst an Friede und Freude, an innerer Zufriedenheit und Geborgenheit verspüren. Und Unglück und Kummer verlieren ihren Stachel, wenn wir sie auf diese Art mit dem Herrn teilen.
26. Januar
Werdet voll Geistes!
Epheser 5,18
Viele Gläubige bitten um die Fülle des Geistes. Aber sie haben nicht den Eindruck, dass ihr Gebet erfüllt wird. Sie erleben nämlich etwas, woran sie nie gedacht hatten. Sie erbitten des Geistes Fülle und bekommen stattdessen eine Fülle der Sünde. Und sie sehen nicht, dass gerade dies die Erfüllung ihres Gebetes ist, entsprechend des Wortes Jesu, dass der Geist uns der Sünde überführen wird. Bedenke, dass Jesus das als erstes nennt, was geschieht, wenn der Geist kommt. (Joh. 16,8)
Das erste und sicherste Zeichen für die Fülle des Geistes ist daher ein empfindliches Gewissen, das selbst die kleinste Sünde als einen bitteren Schmerz empfindet. Es wünscht sich jeden Unglauben und jeden Ungehorsam gegen Gottes Wort gleich zu erkennen. Und diese schmerzhafte Empfindung von Unreinheit und Scheinheiligkeit ist es, die sie von allen weltlichen und lauen Christen trennt. Sie bekommen gnadenhungrige Seelen, die unter dem Kreuz die ständige neue Reinigung in dem Blute Christi suchen.
Die alten Sündengewohnheiten haben ihre Macht über den, der vom Geist erfüllt ist, in keiner Weise verloren. Im Gegenteil, mit seinem zarten Gewissen verspürt er nun auch die leiseste Versuchung zur Sünde. Aber er weiß nun ein geheimes Mittel, um Versuchungen abzuwehren. Er wirft sich gleich in Jesu Arme und bittet um seine Kraft. Und die gibt Jesus auf viel verschiedene Weise. Am häufigsten so, dass der Geist uns ein wenig von dem leidenden Erlöser sehen lässt. Und so wird die Sünde abscheulich und ekelig. Das ist nicht so zu verstehen, als würde der Geisterfüllte nun nicht mehr fehlen oder fallen. Ja, leider! Aber nun weiß er mit einem Mal den Grund: Er kämpft in eigener Kraft und bittet nun abermals, dass er Jesus sehen möchte.
27. Januar
Die Apostel sprachen zum Herrn: Mehre unseren Glauben!
Lukas 17,5
Kann es für uns überhaupt ein Gebet geben, das merkwürdiger wäre? Jedenfalls sehen wir in den Evangelien, dass Jesus seinen Jüngern nichts so oft vorwirft, wie ihren Mangel an Glauben. Und es gibt sicher nichts, womit wir Jesus öfter betrüben, als mit unserem Mangel an Glauben. Das muss ihn gewiss schmerzen, wenn seine eigenen Kinder mit ihren täglichen Sünden an seinem Kreuz stehen, ohne Ruhe und Frieden zu finden. Er hängt da blutend in seiner tiefsten Erniedrigung und ruft mit aller Kraft, die das Kreuz besitzt: „Meine Gnade genügt für dich. Du brauchst nicht mehr, wenn Gott selber an deiner Stelle steht.“ Und wir tun nicht mehr, als unseren Kopf etwas demütiger zu beugen und sagen: „Herr, mehre unseren Glauben!“ Oder wir kämpfen gegen unsere täglichen Sündengewohnheiten und verlieren und zweifeln und liegen mitten drin im Sumpf der Verzagtheit. Das muss ihm weh tun, wo er doch sprach: „Wer zu mir kommt, den werde ich in keiner Weise wegstoßen. Ich vergebe dir, ohne zu zählen, wie oft ich dir bereits vergeben habe.“ Ihr lieben Gotteskinder, könnt ihr begreifen, warum wir nicht gleich zu ihm gehen, so dass er uns wieder aufhelfen kann und uns neuen Mut geben kann, aufs Neue den rechten Weg zu finden? O ja, wir verstehen es gut, es ist der Glaube, mit dem wir nicht klar kommen. Wir stehen in unserer täglichen Arbeit und da fällt es uns oft schwer zu glauben; zum Teil, weil es auch schwer ist, in unserer sündigen Welt zu leben und zu arbeiten, zum Teil aber, weil wir es nicht fertig bringen, unsere Arbeit so zu tun, wie wir es gerne wollen und auch sollen. Was hindert uns? Wir vergaßen, den Glauben zu gebrauchen. Tag für Tag mühen wir uns mit unserer menschlichen Kraft. Dabei steht uns die unbegrenzte himmlische Kraft zur Verfügung, aber wir nutzen sie nicht! Der, der im kindlichem Glauben die Kräfte des Himmels über sein tägliches Leben und seine Arbeit herabruft, wird durch alle Schwierigkeiten und Plagen des Alltags mit einem stillen und fröhlichen Sinn hindurchgehen und wird sich immer wieder darüber freuen, was Christi Kraft vermag.
28. Januar
Glaubt an das Licht, solange ihr es habt, dass ihr des Lichtes Kinder werdet.
Johannes 12,36
„Im Licht“, das ist das Christenleben in zwei Worten. Nicht nur zu versuchen im Licht zu sein, sondern es zu wollen. Es als sein Glück zu empfinden, unter dem allgegenwärtigen Auge Gottes zu leben.
Es ist eine große Verwandlung, den der Glaube in einem Menschen zustande bringt. Befindest du dich wohl jetzt in diesem Licht? Es gab eine Zeit, da warst du drin. Aber jetzt? Suchst du das Licht? Wünschst du, das dein Inneres erleuchtet wird von dem Licht, das hindurchdringt, bis dass es