Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band. Alfred Bekker
damit. Er hatte sich beim FBI gemeldet, mit diesem Agent Trevellian gesprochen und ihn hier her bestellt...
Deshalb war er hier her, in die 86. Straße gekommen.
Angerufen hatte er sie vor zehn Minuten, als er das letzte Mal die Subwaylinie gewechselt hatte und einen Moment am Bahnsteig hatte warten müssen.
Er nahm also an, vor den FBI-Agenten die Wohnung zu erreichen.
Ich hoffe, diese G-men glauben mir!, durchfuhr es ihn.
Dieser Trevellian hatte vertrauenswürdig auf ihn gewirkt, auch wenn er ihm nur für einen Zeitraum von wenigen Minuten begegnet war. In diesem Punkt folgte Davis einfach seiner Intuition.
Davis erreichte den Eingang von Nr. 234.
Er blickte sich um. Sein Blick glitt die am Straßenrand parkenden Fahrzeuge entlang. Schwer zu sagen, ob ein ziviles Einsatzfahrzeug des FBI darunter war. Auf der anderen Straßenseite fiel ihm ein Mann auf, der im Wagen saß und Zeitung las. Das Gesicht konnte er nicht sehen.
Davis betrat Nr. 234, ging durch einen schlecht erleuchteten Flur und erreichte schließlich den Lift.
Er ließ sich in den vierten Stock tragen, ging einen langen Korridor entlang und erreichte eine Tür, an der der Name George L. Gorland stand.
Das war der Name des Strohmannes, der die Wohnung für die KIRCHE angemietet hatte.
Davis hatte einen Schlüssel.
Er schloss auf, betrat die Wohnung.
Sie war sehr groß für New Yorker Verhältnisse. Gut 250 Quadratmeter. Es gab mehrere Schlafzimmer, wo Sektenmitglieder übernachten konnten, wenn sie in New York waren. Die Mikrowellensender befanden sich in Kartons verpackt im sehr großen Wohnzimmer. Auch anderes Geräte lagerte hier. Abhör-Equipment zum Beispiel, mit dem der Heilige die Mitglieder seiner Kirche bespitzelte, wenn er sie für unzuverlässig hielt. Und natürlich Waffen.
Davis blickte auf die Uhr.
Er war nervös.
An der Tür war ein Geräusch zu hören.
Dem FBI gegenüber hatte Davis gesagt, dass die Tür der Gorland-Wohnung offen sei, sobald die Agenten eintrafen.
Davis erstarrte, als mehrere Männer in dunklen Anzügen das Wohnzimmer betraten. Sie hielten Pistolen in den Händen.
Davis wich zurück. Er erkannte die Männer, wusste, dass es sich um Leute handelte, die John Nathanael Broxon als sein LEBENDIGES SCHWERT bezeichnete.
"Stehenbleiben, Davis...", sagte ein grauhaariger, hagerer Mann mit einem Gesicht, das wie aus Stein gemeißelt wirkte.
"Bruder...", flüsterte Davis.
"Wir werden sehen, ob du noch unser Bruder bist!", versetzte der Grauhaarige. Er trat auf Davis zu, Dieser zitterte, wagte es nicht sich zu bewegen.
Zwei der anderen Kerle packten Davis an den Armen.
Der eher schmächtige junge Mann setzte ihnen kaum Widerstand entgegen.
Er wusste, dass es sinnlos war.
Der Grauhaarige tastete ihn ab, holte das Handy und die Brieftasche aus seiner Jacke hervor. Er sah die Brieftasche durch, betrachtete kurz den entwerteten Subway-Fahrschein.
"War gar nicht so einfach, dir auf den Fersen zu bleiben..."
"Was wollt ihr?"
"Eine Frage, die wir an dich stellen, Davis! Was wolltest du hier, in unserem Materiallager?"
"Kontrollieren, ob alles in Ordnung ist."
"Diesen Auftrag hatten andere, Davis!"
Der Grauhaarige nahm das Handy. Davis hatte es abgeschaltet. Zum Glück, dachte er. Denn wenn der Grauhaarige das Menue durchforschte, würde ihm zweifellos in der der Liste der geführten Gespräche die Nummer des FBI auffallen.
Und das wäre sein Todesurteil gewesen...
Der Grauhaarige aktivierte das Gerät.
"Wie lautet der Pin-Code?", fragte er.
Davis antwortete nicht.
Der Grauhaarige versetzte Davis einen brutalen Schlag in die Magengrube. Davis sackte stöhnend in sich zusammen, hing an den Armen der beiden Männer, die ihn in die Mitte genommen hatten.
"Entweder ich bin schwerhörig oder du hast noch nichts gesagt!", knurrte der Grauhaarige.
"8257", keuchte Davis schließlich.
Der Grauhaarige probierte den Code aus. Er wurde nicht akzeptiert. Das Gesicht des Grauhaarigen verzog sich zur Maske. Sein Faustschlag traf Davis mitten im Gesicht. Blut schoss ihm aus der Nase.
"Du glaubst wohl, dass du mich verscheißern kannst!", knurrte er.
"Bringen wir ihn weg", sagte der Größere der beiden Kerle, die Davis festhielten. "Wenn er dir jetzt nochmal was Falsches sagt, wird die SIM-Card gesperrt. Richtig foltern können wir ihn hier nicht, dazu ist die Bausubstanz zu hellhörig..."
Der Grauhaarige packte Davis am Kragen, riss den halb Bewusstlosen hoch.
"Ich wette, du weißt noch nicht, was Schmerzen sind!", zischte der Graue zwischen den Zähnen hindurch. "Du wirst dir wünschen, bereits Fischfutter zu sein..."
27
Wir fuhren mit mehreren zivilen Einsatzfahrzeugen in die 86. Straße. Der Anrufer, von dem wir annahmen, dass es sich um Robert Davis handelte, hatte uns zu einer Adresse bestellt, wo wir etwas finden würden, dass mit dem Klinik-Skandal in Zusammenhang stand.
Unsere Akustikspezialisten hatten festgestellt, dass Davis mit einem Handy von einem Subway-Bahnhof aus angerufen hatte. Für eine Anpeilung des Handys war das Gespräch nicht lang genug gewesen. Nachdem Davis es beendet hatte, war der Apparat offenbar deaktiviert worden.
Wir begaben uns in den vierten Stock: Orry, Fred, Milo und ich.
"Ich hoffe, dass uns dieser Typ nicht nur heiße Luft serviert!", meinte Orry, kurz bevor wir die Wohnung eines gewissen George L. Gorland erreichten.
Davis hatte uns gesagt, dass die Tür offen wäre.
Das war sie allerdings nicht.
"Vielleicht hat unser Mann Verspätung", meinte Milo.
"Oder jemand hat ihn abgegriffen!", sagte Fred LaRocca.
Ich sah auf die Uhr. "Wollen wir nicht hoffen."
Wir warteten ein paar Minuten, dann entschlossen wir uns dazu, die Wohnungstür zu öffnen. Durchsuchungsbefehl hin oder her.
Fred LaRocca öffnete mit Hilfe einer Scheckkarte und einem Drahtstück das Schloss. Mit der SIG im Anschlag stürmte ich in die Wohnung, Milo war mir auf den Fersen.
Aus einer Tür tauchte eine Gestalt hervor.
Ein Mann im dunklen Anzug.
Mündungsfeuer leckte aus der Automatik in seiner Linken heraus.
Ich warf mich zu Boden.
Milo zuckte zurück.
Der