Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band. Alfred Bekker

Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band - Alfred Bekker


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Ortegas Angaben hatte den Tatsachen entsprochen.

      Es war tatsächlich zu hören, wie Jacky Tasso über die Möglichkeiten von Mikrowellenwaffen schwadronierte und dass es ein Leichtes sei, sie herzustellen und zu besorgen.

      Jedenfalls für einen wie ihn, der die besten Kontakte weit und breit hätte.

      Die Musik verebbte völlig.

      "Hey, ist die Party hier vielleicht zu Ende?", rief jemand. "Was soll das? Paquito, no hay música?"

      "Sieht fast so aus, als hätte jemand absichtlich die Stereoanlage ausgestellt, damit mehr Text auf das Band kommt!", kommentierte Orry.

      Inzwischen traf der Lippenleser ein. Er hieß Scott Daly, war seit einem halben Jahr Special Agent und hatte in Quantico einige Zusatzqualifikationen im Bereich Akustik erworben.

      "Sorry, dass ich zu spät komme, aber..."

      "Es gibt gleich Arbeit für Sie, Scott!", schnitt ihm Mister McKee das Wort ab.

      "Stop!", sagte ich. "Die Szene möchte ich nochmal zurückgespult haben!"

      Orry bediente den Apparat. Die Personen im !VENGA! zappelten unruhig im Schnell-Rewind.

      Ich ging zum Monitor, deutete auf Dale Johnson. "Was sagt er jetzt? Er spricht mit jemandem, der nicht im Bild ist...

      Orry spulte vorwärts.

      Scott Daly sah sich die Stelle genau an, ließ noch einmal zurückspulen, begutachtete die Szene ein zweites Mal.

      "Der Kerl sagt 'Alles klar'!"

      "Mit wem redet er?", fragte ich. "Spul nochmal zurück, Orry."

      Einige Sekunden später war ein Standbild zu sehen. Am rechten Bildrand erkannte man in einem Streifen eine Hemdschulter.

      Ich trat an den Apparat heran, spulte weiter zurück. Die Hemdschulter war nur kurz im Bild. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass Dale Johnson mit diesem Mann geredet hatte.

      Schließlich hatte ich wieder jene Szene vor mir, in der Roy Ortega zu sehen war. Das Hemdmuster stimmte überein.

      "Was, wenn Johnson und Ortega sich zusammengetan haben, mit Isabel Norales' Hilfe und etwas Koks, Whiskey und wer weiß was sonst noch dafür gesorgt haben, dass Tasso völlig unkontrolliert herumquatscht."

      "Warum sollte Dale Johnson das tun?" fragte Orry.

      "Weil er seinen Boss aus dem Weg räumen und seine Geschäfte übernehmen wollte."

      "Was er inzwischen getan haben dürfte", ergänzte Mister McKee.

      Ich nickte. "Das denke ich auch."

      "Und warum sollte Ortega da mitgemacht haben?", fragte Milo.

      Ich zuckte die Achseln.

      "Möglicherweise hat Ortega Geld dafür bekommen. Er brauchte dringend Geld, das haben wir auf seinen Kontoauszügen gesehen. Jedenfalls sieht das für mich so aus, als ob Ortega und Johnson sich gegen Jacky Tasso verschworen haben."

      "Und wir sollten die Drecksarbeit für die beiden übernehmen", stellte Milo fest.

      "Ich schätze, Ortega war so gierig, Tasso vorher noch mit dem Video zu erpressen", fuhr ich fort. "Das hat sich Tasso natürlich nicht bieten lassen und einen Killer losgeschickt.

      Ob Paquito Ruiz mit drinhing, werden wir wohl nicht mehr erfahren."

      "Tasso scheint es geglaubt zu haben", sagte Mister McKee.

      "Sonst hätte er ihn nicht so zugerichtet.

      "Ja, wahrscheinlich", stimmte ich zu.

      Mister McKee fuhr sich mit einer fahrigen Geste über das Gesicht. "Ich schlage vor, Jacky Tasso dieses Video zu zeigen. Bis jetzt schweigt er eisern. Aber wenn er zumindest den Eindruck gewinnt, er könnte von seiner rechten Hand Dale Johnson aufs Kreuz gelegt worden sein, ändert er vielleicht seine Meinung..."

      "Gute Idee!", nickte ich.

      Mister McKee wandte sich an Scott Daly. "Aber vorher führen Sie bitte eine vollständige Transkription des Gesprächs durch, Scott!"

      "Ja, Sir!", nickte Agent Daly.

      In diesem Moment schrillte eines der Telefone auf Mister McKees Schreibtisch.

      Unser Chef ging an den Apparat.

      Ein Becher mit Kaffee stand in der Nähe. Er führte ihn zum Mund, während er zuhörte, verzog das Gesicht. Der Kaffee war wohl kalt.

      Mister McKee drehte sich herum, hielt den Hörer in meine Richtung.

      "Für Sie, Jesse!"

      Und während ich an den Apparat ging, drückte Mister McKee einen Knopf, um das Gespräch sofort aufzuzeichnen.

      "Hier Agent Trevellian", meldete ich mich.

      "Hören Sie mir genau zu. Ich werde Ihnen eine Adresse sagen. Kommen Sie sofort dorthin, brechen Sie die Tür auf... Sie werden finden, wonach sie suchen!" Der Mann atmete heftig. Ich erkannte die Stimme wieder. Es war Davis, der junge Mann im Rollkragenpullover, der uns im Tempelbüro der KIRCHE DER WAHREN HEILIGEN begegnet war. "Die Adresse ist..."

      26

      Rob Davis stieg an der Subway-Station Ecke 86. Straße/ Lexinngton Avenue an die Oberfläche. Kreuz und quer war er mit der U-Bahn durch New York gefahren, um eventuelle Verfolger abschütteln zu können.

      Jetzt war er sich einigermaßen sicher, dass ihm niemand gefolgt war.

      Trotzdem schlug ihm der Puls bis zum Hals.

      Ich bin ein toter Mann, wenn der Heilige entdeckt, dass ich ihn verraten habe!, durchzuckte es ihn. "Wer gegen mich ist, der ist gegen den Plan des Herrn!", so klangen ihm die Worte John Nathanael Broxons noch in den Ohren, untermalt von ekstatisch anschwellender Gospel-Musik.

      Rob Davis ging die Straße entlang.

      Es hatte zu nieseln begonnen.

      Ein kühler Wind blies vom Hudson her.

      Davis ging die 86. Straße entlang. Einige Passanten hatten dieselbe Richtung.

      Davis erreichte schließlich die Hausnummer 234, ein zehnstöckiges Gebäude, dass ehedem mal ein Lagerhaus gewesen war. Allerdings war das schon ein halbes Jahrhundert her und nur noch am Grundriss erkennbar. Von außen war es einer der den Big Apple typischen Brownstone-Bauten.

      Im vierten Stock hatte die KIRCHE DER WAHREN HEILIGEN eine Wohnung gemietet, in der jetzt die neuen Mikrowellensender lagerten.

      Davis hatte nichts dagegen, wenn mit diesen Geräten die New Yorker Börse zum Sturzflug gebracht wurde. Die Spekulanten an der N.Y. Stock Exchange waren ihm ohnehin immer suspekt gewesen. Durch ehrliche Arbeit sollte der Mensch sein Brot verdienen, im Schweiße seines Angesichts.

      In diesem Punkt fand er an der Lehre des Heiligen nichts auszusetzen.

      Aber Davis war klar, dass auch weitere Krankenhäuser auf der Liste zukünftiger Zielobjekte standen.

      Das bedeutete weitere Opfer unter den Patienten.

      Viel zu lange habe ich


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