Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band. Alfred Bekker

Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band - Alfred Bekker


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gefallen sein!"

      "Ja, sieht für mich auch so aus."

      Wir erreichten den sogenannten 'Tempel' der KIRCHE DER WAHREN HEILIGEN in der 73. Straße. Dieser 'Tempel' bestand aus zwei Etagen in einem etwas heruntergekommenen Brownstone-Haus. Neben den Büros dieser Organisation war dort auch ein großer Saal für Zusammenkünfte und charismatische Gottesdienste untergebracht, wie wir verschiedenen Hinweisschildern entnehmen konnten.

      Ein junger Mann im dunklen Rollkragenpullover empfing uns. Wir zeigten ihm unsere ID-Cards. Sein Gesicht wurde noch blasser, als es ohnehin schon war.

      "Mein Name ist Special Agent Jesse Trevellian, dies ist mein Kollege Agent Tucker."

      Der junge Mann war sichtlich verunsichert.

      Er begann regelrecht zu stottern.

      "Und was wollen Sie?"

      "Wir möchten mit Mister Broxon sprechen", erklärte ich.

      "In... in welcher Angelegenheit, wenn ich fragen darf..."

      "Das müssen wir schon mit Mister Broxon selbst besprechen."

      Er schluckte, rieb die Handflächen gegeneinander und nickte. "Einen Moment bitte."

      "Wir warten", sagte Milo.

      Der junge Mann kehrte nach ein paar Minuten zurück, führte uns in ein nüchtern eingerichtetes Büro.

      Broxon erhob sich aus einem Ledersessel, reichte erst Milo, dann mir die Hand. Wir stellten uns kurz vor.

      Broxon musterte uns nacheinander.

      "Nehmen Sie Platz, Gentlemen. Mein Mitarbeiter Mister Davis kann Ihnen leider keinen Kaffee servieren, weil wir den Genuss von Rauschmitteln grundsätzlich ablehnen. Aber wenn Sie ein Glas reines Wasser möchten..."

      "Nein danke", sagte ich.

      Offenbar unterschied sich die Definition des Begriffs 'Drogen', wie er innerhalb der KIRCHE DER WAHREN HEILIGEN üblich war, doch erheblich von dem Drogenbegriff unserer Kollegen von der DEA.

      "Wir möchten Ihnen ein paar Fragen im Zusammenhang mit einigen Vorfällen stellen, die sich in verschiedenen New Yorker Kliniken ereignet haben..."

      Ein kaltes Lächeln erschien auf Broxons Gesicht.

      "Wenn Sie von diesem Wartungsskandal bei medizinischen Geräten sprechen..."

      "Ich sehe, Sie haben davon gehört!", stellte ich fest.

      "Wer nicht? Die Medien sind doch voll davon."

      "Ich habe in Ihren Broschüren gelesen, dass Sie Radio und Fernsehen als Teufelszeug verdammen."

      "Im Prinzip stimmt das."

      "Nur im Prinzip?"

      "Wir leben in einer verdorbenen Welt, Agent Trevellian. Aber wenn die Kinder Gottes in ihr überleben wollen, so müssen sie sich hin und wieder dieser Mittel des Bösen bedienen."

      Er atmete tief durch. "Im übrigen muss ich Sie enttäuschen. keines jener Krankenhäuser, die in letzter Zeit so in Verruf geraten sind, befindet sich in der Trägerschaft unserer Kirche." Er hob bedauernd die Hände. "Ich wüsste also nicht, wie ich Ihnen behilflich sein könnte."

      Ich setzte mich in einen der Sessel, die Broxon uns angeboten hatte. Dabei warf ich einen kurzen Blick auf Broxons blassgesichtigen Mitarbeiter, den er Davis genannt hatte. Er starrte mich entgeistert an. Fast so, als ob er dir etwas sagen möchte, ging es mir durch den Kopf.

      Broxon ging auf ihn zu, fasste ihn bei den Schultern, bedachte ihn mit einem sehr intensiven, fast hypnotisch wirkenden Blick.

      "Geh jetzt, Rob, ich möchte mit diesen Männern allein sprechen."

      "Aber..."

      "Tu, was ich sage, mein Sohn." Rob Davis nickte, wich dabei meinem Blick sichtlich aus.

      "Ja", flüsterte er und verließ umgehend das Zimmer.

      "Stellen Sie Ihre Fragen und halten Sie mich bitte nicht länger als unbedingt notwendig auf", forderte Broxon.

      "Bei dem angeblichen Klinik-Skandal handelt es sich um gezielte Sabotage, Mister Broxon", begann Milo an meiner Stelle.

      "Wir stehen regelmäßig vor Krankenhäusern, die diesen Namen nicht verdienen, weil sie Blut von einem Menschen zum anderen transferieren. Eine viehische Praxis, die Gottes Wort Hohn spricht! Ja, das ist wahr! Und es ist auch wahr, dass wir Frauen, die diese Häuser aufsuchen, um das ungeborene, heilige Leben in ihrem Bauch zu töten, von ihrem Weg der Sünde abzubringen versuchen!" Die ganze rednerische Kraft eines geübten Predigers lag in Broxons Worten. Es war schwer zu sagen, wie viel von seiner Erregung gespielt und wie viel echt war. "Wenn das bereits Sabotage ist, bekenne ich mich dazu: Ja, ich bin ein Saboteur! Ein Saboteur im Dienste des Herrn, dessen Zorn gerecht ist."

      "Wir kommen nicht von ungefähr auf Sie", sagte ich.

      "Sie tauchen hier doch nur deswegen auf, weil Sie Leute wie mich nicht mögen! Weil Sie insgeheim dasselbe glauben, wie fast alle Menschen in dieser gottlosen Stadt! Dass das Wort Gottes nämlich beliebig manipulierbar ist! Dass man sich aus der Bibel herausholen kann, was man will, um sein Gewissen zu beruhigen. Aber der Herr sieht es nicht gern, wenn sein Name missbraucht wird. Eines Tages werden auch Sie das erkennen, aber dann, so prophezeie ich Ihnen, wird es zu spät sein..."

      Ich hob die Hand, um seinen Redefluss zu stoppen.

      "Sagt Ihnen der Name Jacky Tasso etwas?"

      Für den Bruchteil einer Sekunde stand so etwas wie Verwunderung in seinen Gesichtszügen. Danach hatte er sofort wieder die Kontrolle zurückerlangt.

      "Nein", sagte er.

      "Oder John Garcia? Das war ein Name, den dieselbe Person verwendete?"

      "Nein. Wie kommen Sie darauf?"

      "Wir haben in einer Wohnung, die Jacky Tasso gehörte, die Nummer Ihres Büros gefunden, notiert auf einer Ihrer Broschüren."

      Der sogenannte wahre Heilige lachte auf.

      "Das ist nicht Ihr Ernst. Deswegen sind Sie hier? Es gibt Tausende von Menschen, die im Verlauf eines Jahres unsere Veranstaltungen besuchen, an unseren Selbsterfahrungs- und Lebenshilfeseminaren teilnehmen. Vielleicht war auch Jacky Tasso darunter. Nur Gott weiß, wo genau er auf ein Zeugnis unserer Lehre traf und sich unsere Nummer notierte."

      Ich schüttelte den Kopf.

      "Das war nicht die Telefonnummer irgendeines Sorgentelefons, dass Sie eingerichtet haben, sondern Ihre persönliche Büronummer!"

      Broxon hob die Augenbrauen.

      "Ich habe keinerlei Erklärung dafür und brauche auch nicht danach zu suchen. Wenn Sie den Sachverhalt eingehender klären wollen, so fragen Sie doch einfach diesen...Jacky...wie auch immer!"

      "Unglücklicherweise spricht er momentan nicht mit uns", sagte Milo. "Für uns ist das ärgerlich, für Sie könnte es sich als glücklicher Umstand erweisen."

      "Wieso?", fragte Broxon verständnislos.

      "Weil Sie auf diese Weise die Möglichkeit hätten, als erster auszupacken", ergriff ich nun wieder das Wort.

      "Staatsanwälte machen mit Leuten, die zuerst reden sehr viel lieber einen Deal!"

      "Sie träumen doch, G-man!" Er hielt uns seine Hände hin.

      "Bitte, verhaften Sie mich und blamieren Sie sich damit so gründlich, dass die Unterwelt nie wieder Respekt vor Ihnen haben wird!"

      "Immer schön langsam", erwiderte ich.

      Ich wechselte einen kurzen Blick mit Milo. Ein harter Brocken war dieser Broxon. Und er hatte sich buchstäblich jede Sekunde unter Kontrolle. Nichts überließ er dem Zufall.

      Keinen Ausbruch von Emotionen, keine Bewegung. Ich hatte das deutliche Gefühl,


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