How Not To Die. Gene Stone
ist es nie zu spät, zum Wohle der nächsten Generation damit anzufangen, gesünder zu essen.
Gemäß William C. Roberts, dem Chefredakteur des American Journal of Cardiology, ist der einzige Risikofaktor, der zur Ablagerung von atherosklerotischer Plaque führt, Cholesterin, insbesondere aber ein hoher LDL-Cholesterinwert im Blut.24 LDL wird auch als „böses“ Cholesterin bezeichnet, weil es die Substanz ist, mit der sich Cholesterin an den Arterienwänden ablagert. Autopsien Tausender junger Unfallopfer haben gezeigt, dass die Höhe des Cholesterinwerts im Blut in einem engen Zusammenhang mit der Anzahl von Atherosklerose betroffenen Arterien zusammenhing.25 Um Ihren LDL-Cholesterinwert erheblich zu reduzieren, müssen Sie Ihren Verzehr von drei Dingen drastisch senken: Transfette, die in industriell verarbeiteten Lebensmitteln und natürlich in Fleisch- und Milchprodukten vorkommen; gesättigte Fette, die vornehmlich in tierischen Produkten und Junk Food enthalten sind; und in geringerem Maße durch die Nahrung aufgenommenes Cholesterin, das ausschließlich in tierischen Produkten, vor allem aber Eiern vorkommt.26
Erkennen Sie hier ein Muster? Die drei schlimmsten Wegbereiter von bösem Cholesterin, der Hauptursache für unsere häufigste Todesursache, lassen sich alle auf den Verzehr tierischer Produkte und industriell verarbeiteter Junk Foods zurückführen. Das erklärt wahrscheinlich, warum Bevölkerungsgruppen, deren Ernährung auf vollwertigen pflanzlichen Lebensmitteln basiert, weitestgehend von der Epidemie tödlicher Herzkrankheiten verschont geblieben sind.
Es liegt am Cholesterin!
Dr. Roberts ist nicht nur seit über dreißig Jahren der Chefredakteur des American Journal of Cardiology, sondern auch Geschäftsführer des Baylor Heart and Vascular Institute, und hat darüber hinaus auch über tausend wissenschaftliche Publikationen und mehr als ein Dutzend Lehrwerke über Kardiologie verfasst. Der Mann kennt sich aus.
In seinem Leitartikel „It’s the Cholesterol, Stupid!“ argumentierte Dr. Roberts (wie zuvor angemerkt), dass es nur einen wirklichen Risikofaktor für koronare Herzkrankheiten gibt: Cholesterin.27 Sie könnten ein fettleibiger, rauchender, an Diabetes leidender Stubenhocker sein und trotzdem nicht an Atherosklerose erkranken, solange der Cholesterinspiegel in Ihrem Blut niedrig genug ist.
Der optimale LDL-Cholesterinwert liegt wahrscheinlich bei 50 oder 70 mg/dL. Je niedriger der Wert, umso besser scheint es zu sein. Mit diesem Wert werden Sie geboren, bei diesem Wert liegen die Bevölkerungsgruppen, die weitestgehend frei von Herzerkrankungen sind, und dies ist auch der Wert, bei dem das Voranschreiten der Atherosklerose bei cholesterinsenkenden Versuchen scheinbar gestoppt wird.28 Ein LDL-Wert um 70 mg/dL entspricht einem Cholesteringesamtwert von 150. Das ist die Grenze, unter der in der berühmten Framingham-Studie, einem über Generationen hinweg angelegten Projekt, das Risikofaktoren für Herzkrankheiten identifizieren sollte, keine weiteren Tode aufgrund von Herzkrankerkrankungen mehr berichtet wurden.29 Das Ziel für die Bevölkerung sollte deshalb ein Cholesteringesamtwert unter 150 mg/dL sein. „Wenn solch ein Ziel ins Auge gefasst würde“, schrieb Dr. Roberts, „könnte die große Geißel der westlichen Welt praktisch beseitigt werden.“30
Der durchschnittliche Cholesteringesamtwert der US-amerikanischen Bevölkerung ist allerdings viel höher als 150 mg/dL. Er liegt bei 200 mg/dL. Wenn die Ergebnisse Ihres Bluttests mit einem Cholesteringesamtwert von 200 mg/dL zurückkämen, könnte Ihr Arzt Ihnen womöglich versichern, dass dieser Wert normal ist. Doch in einer Gesellschaft, in der es „normal“ ist, an einer Herzkrankheit zu sterben, sind das nicht wirklich gute Neuigkeiten.
Um wirklich und definitiv vor einem Herzinfarkt gefeit zu sein, müssen Sie Ihren LDL-Cholesterinwert mindestens auf unter 70 mg/dL senken. Dr. Roberts merkte an, dass es nur zwei Wege gibt, dies für unsere Bevölkerung zu erreichen: Entweder müssen über einhundert Millionen US-Amerikaner ihr Leben lang Medikamente einnehmen, oder aber es wird ihnen ausdrücklich empfohlen, zu einer Ernährung zu wechseln, die auf vollwertigen pflanzlichen Lebensmitteln basiert.31
Sprich: Pillen oder Ernährungsumstellung. Die meisten Krankenkassen zahlen für cholesterinsenkende Statine. Warum sollten wir also unsere Ernährung ändern, wenn wir einfach jeden Tag für den Rest unseres Lebens eine Pille einwerfen können? Leider werden wir in Kapitel 15 sehen, dass diese Medikamente nicht halb so gut funktionieren, wie die meisten Menschen annehmen, und außerdem unschöne Nebenwirkungen verursachen können.
Noch ΄ne Portion Pommes zur Lipitor-Pille?
Das cholesterinsenkende Statin Lipitor ist zu einem der meistverkauften Medikamente aller Zeiten geworden und hat weltweit mehr als 140 Milliarden Dollar Umsatz eingebracht.32 Diese Art von Medikamenten hat unter Medizinern so viel Begeisterung hervorgerufen, dass einige US-Gesundheitsinstitutionen Berichten zufolge sogar befürworteten, diese sollen so wie Fluorid dem öffentlichen Trinkwasser zugesetzt werden.33 Eine Fachzeitschrift für Kardiologie machte sogar den nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag, in Fast-Food-Ketten neben Ketchup auch „McStatin“-Beutelchen anzubieten, um die Auswirkungen einer ungesunden Ernährung zu neutralisieren.34
Für diejenigen mit einem hohen Risiko für Herzkrankheiten, die nicht willens oder nicht in der Lage sind, ihren Cholesterinwert auf natürliche Weise durch eine Ernährungsumstellung zu senken, überwiegen die Vorteile von Statinen in der Regel deren Nachteile. Trotzdem haben diese Medikamente Nebenwirkungen wie z. B. mögliche Leber- oder Muskelschäden. Der Grund dafür, warum Ärzte routinemäßig regelmäßige Bluttests bei ihren Patienten durchführen, ist das Erkennen einer möglichen Lebervergiftung. Wir können das Blut ebenfalls darauf testen, ob Abbauprodukte von Muskelgewebe darin enthalten sind. Gewebeproben zeigen allerdings, dass Menschen, die Statine einnehmen, auch dann Muskelschäden aufweisen können, wenn ihre Blutanalysen ohne Befund sind und sie keine Symptome schmerzender oder schwacher Muskeln zeigen.35 Die Abnahme von Muskelkraft und -leistung, die mitunter mit diesen Medikamenten in Verbindung gebracht wird, mag für junge Menschen nicht sehr besorgniserregend sein, kann aber für ältere Menschen ein erhöhtes Fall- oder Verletzungsrisiko darstellen.36
Jüngst wurden andere Bedenken laut. Im Jahr 2012 ordnete die US-amerikanische Zulassungsbehörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) neue Sicherheitshinweise für Statin-Medikamente an, um Ärzte und Patienten vor möglichen Nebenwirkungen auf das Gehirn wie Gedächtnisverlust und Verwirrung zu warnen. Statine scheinen ebenso das Risiko zu erhöhen, an Diabetes zu erkranken.37 2013 vermeldete eine Studie an mehreren Tausend Brustkrebspatientinnen, dass eine langfristige Einnahme von Statinen das Risiko einer Frau, an invasivem Brustkrebs zu erkranken, verdoppeln könne.38 Frauen sterben eher an Herzerkrankungen als an Krebs, also mögen die Vorteile von Statinen im Vergleich zu ihren Nachteilen überwiegen. Aber warum sollten Sie überhaupt so ein Risiko eingehen, wenn Sie Ihren Cholesterinwert auch natürlich senken können?
Pflanzenbasierte Ernährungsweisen konnten das Cholesterin nachweislich genauso effektiv senken wie First-Line-Statine, allerdings ohne Risiken.39 Die „Nebenwirkungen“ einer gesunden Ernährung sind in der Regel durchgehend positiv: ein geringeres Krebs- und Diabetesrisiko sowie der Schutz von Leber und Gehirn, wie wir später in diesem Buch noch sehen werden.
Herzerkrankungen sind heilbar
Es ist nie zu früh, mit einer gesunden Ernährung anzufangen, aber ist es manchmal schon zu spät? Pioniere der Lebensstilmedizin wie Nathan Pritikin, Dean Ornish und Caldwell Esselstyn Jr. nahmen Patienten mit fortgeschrittenen Herzerkrankungen auf und setzten sie auf eine pflanzenbasierte Diät, die denen der asiatischen und afrikanischen Bevölkerungsgruppen ähnelte, bei denen Herzkrankheiten nicht auftraten. Ihre Hoffnung war, dass eine gesunde Ernährung das Fortschreiten der Krankheit aufhalten würde.
Doch stattdessen passierte etwas Wunderbares.
Die Herzkrankheit der Patienten entwickelte sich zurück. Den Patienten ging es immer besser. Sobald sie damit aufgehört hatten, Essen zu verzehren, das ihre Arterien verstopfte, waren ihre Körper wieder in der Lage, Teile der Plaque-Ablagerungen, die sich gebildet hatten, aufzulösen. Arterien öffneten sich ohne Medikamente oder Operationen, sogar bei einigen Patienten mit einer schweren Dreigefäßerkrankung. Das