How Not To Die. Gene Stone
Sie mich Ihnen das „am besten gehütete Geheimnis der Medizin“ verraten:41 Unter den richtigen Bedingungen heilt sich unser Körper selbst. Wenn Sie Ihr Schienbein mit Schmackes an einen harten Beistelltisch schlagen, kann es rot werden, anschwellen und schmerzen. Wenn Sie von diesem Tisch zurücktreten und Ihren Körper sein eigenes kleines Wunder vollbringen lassen, wird Ihr Schienbein von allein wieder heilen. Was aber, wenn Sie Ihr Schienbein weiterhin an genau derselben Stelle anschlagen, sagen wir zum Beispiel immer zum Frühstück, Mittag- und Abendessen? Es würde niemals heilen.
Sie könnten zu Ihrem Arzt gehen und darüber klagen, dass Ihr Schienbein schmerzt. „Kein Problem!“, wird er sagen und einen Rezeptblock aus der Tasche ziehen, um Ihnen ein Schmerzmittel aufzuschreiben. Sie gehen wieder nach Hause, schlagen nach wie vor Ihr Schienbein dreimal täglich gegen den Tisch, aber die Schmerztabletten machen es ja jetzt erträglich. Gott sei Dank gibt es die moderne Medizin! Genau das passiert, wenn Menschen Nitroglycerin gegen Schmerzen in der Brust nehmen. Die Medizin kann eine unglaubliche Entlastung bieten, aber in dieser Form tut sie nichts gegen die eigentliche Ursache.
Ihr Körper will gesund werden, Sie müssen ihn nur lassen. Doch wenn Sie sich weiterhin an jedem Tag dreimal selbst verletzen, unterbrechen Sie den Heilungsprozess. Denken Sie ans Rauchen und das Risiko von Lungenkrebs: Eines der erstaunlichsten Dinge, die ich während meiner Ausbildung lernte, ist, dass Ihr Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, etwa 15 Jahre, nachdem Sie mit dem Rauchen aufgehört haben, dem eines lebenslangen Nichtrauchers gleicht.42 Ihre Lungen entledigen sich all des Teers, der sich in ihnen angesammelt hat, und zu irgendeinem Zeitpunkt ist es tatsächlich so, als hätten Sie vorher nie geraucht.
Ihr Körper will gesund sein. Und in jeder Nacht, die Sie als Raucher verbringen, wird der Heilungsprozess erneut gestartet, bis Sie sich, pamm!, am nächsten Morgen die erste Zigarette des Tages anstecken.
So wie Sie Ihre Lungen mit jedem Zug neu schädigen, können Sie auch mit jedem Biss Ihren Arterien schaden. Sie können es sanfter angehen und sich vielleicht nur einen kleinen Hammer gegen das Schienbein hauen, aber warum sollten Sie sich überhaupt selbst so zurichten? Sie haben die Wahl, damit aufzuhören, sich selbst zu verletzen und sich selbst im Weg zu stehen, und den natürlichen Heilungsprozess Ihres Körpers wieder in Gang zu bringen, der Sie zurück zu einer robusten Gesundheit führt.
Endotoxine legen die Arterien lahm
Eine ungesunde Ernährung wirkt sich nicht nur negativ auf die Struktur Ihrer Arterien aus, sondern auch auf ihre Funktion. Ihre Arterien sind nicht nur bloße Rohre, durch die Blut fließt. Sie sind dynamische, lebende Organe. Wir wissen seit fast zwei Jahrzehnten, dass eine einzige Fast-Food-Mahlzeit (in der ursprünglichen Untersuchung bestand diese aus einem McMuffin mit Eiern und Würstchen) Ihre Arterien innerhalb von Stunden steif werden lässt, und deren Fähigkeit, sich zu entspannen, um die Hälfte reduziert.43 Und gerade dann, wenn dieser Entzündungszustand nach fünf oder sechs Stunden nachlässt – Mittagszeit! Vielleicht attackieren Sie Ihre Arterien nun mit einer neuen Ladung schädlichen Essens – eine Gewohnheit, die viele US-Amerikaner in dem gefährlichen Zustand einer chronischen schwachen Entzündung feststecken lässt. Ungesunde Mahlzeiten verursachen nicht erst Jahrzehnte später innere Schäden, sondern hier und jetzt, gleich wenige Stunden nachdem sie Ihren Mund passiert haben.
Ursprünglich machten Wissenschaftler tierische Fette und Eiweiße dafür verantwortlich, doch verlagerte sich der Fokus mittlerweile auf bakterielle Giftstoffe, sogenannte „Endotoxine“. Bestimmte Lebensmittel wie bspw. Fleisch scheinen Bakterien zu beherbergen, die tot oder lebendig Entzündungen auslösen können, sogar wenn das Essen vollständig durchgegart ist. Endotoxine werden weder durch hohe Kochtemperaturen noch durch Magensäure oder Verdauungsenzyme zersetzt, also können sie nach einer Mahlzeit mit tierischen Produkten in Ihrem Verdauungstrakt landen. Man geht davon aus, dass sie gesättigte Fette als Träger nutzen, um über die Darmwand in die Blutbahn zu gelangen, wo sie dann eine entzündliche Reaktion in Ihren Arterien auslösen können. 44
Das mag die erstaunliche Geschwindigkeit erklären, mit denen es Herzpatienten besser geht, wenn ihre Ernährung plötzlich hauptsächlich aus pflanzlichen Lebensmitteln einschließlich viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Bohnen besteht. Dr. Ornish stellte bei Patienten mit einer pflanzenbasierten Ernährung innerhalb weniger Wochen eine Reduktion der Angina-Anfälle um 91 Prozent fest, sowohl mit45 als auch ohne Sport.46 Dieses schnelle Verschwinden der Brustschmerzen geschah viel früher, als der Körper in der Lage gewesen wäre, die Plaque aus den Arterien zu entfernen. Dies legt nahe, dass eine pflanzenbasierte Ernährung nicht nur dabei hilft, die Arterien zu säubern, sondern auch ihre ständige Funktion verbessert. Im Gegensatz dazu hatten die Patienten der Kontrollgruppe, denen gesagt wurde, sie sollen den Rat ihrer Ärzte befolgen, ein um 186 Prozent erhöhtes Risiko von Angina-Anfällen.47 Es überrascht nicht, dass sich ihr Zustand verschlechterte, da sie weiterhin derselben Ernährungsweise folgten, die ihre Arterien erst lahmgelegt hatte.
Wir wissen seit Jahrzehnten um die enorme Wirkung einer Ernährungsumstellung. So gab es z. B. bereits 1977 im American Heart Journal eine Veröffentlichung mit dem Titel „Angina und vegane Ernährung“. Die vegane Ernährungsweise ist ausschließlich pflanzenbasiert und verzichtet auf Fleisch- und Milchprodukte sowie Eier. Ärzte beschrieben Fälle wie den von Herrn F. W. (der volle Name wird zum Schutz des Patienten und aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht nicht genannt), einem fünfundsechzigjährigen Mann, der so stark an Angina litt, dass er bereits nach neun oder zehn Schritten pausieren musste. Er schaffte es nicht einmal mehr bis zum Briefkasten. Er begann mit einer veganen Ernährung, und innerhalb weniger Tage ließen seine Schmerzen nach. Innerhalb mehrerer Monate soll er angeblich Berge bestiegen haben, und zwar schmerzfrei.48
Sie sind noch nicht dazu bereit, sich gesund zu ernähren? Nun, dann gibt es eine neue Generation von Medikamenten gegen Angina pectoris, z. B. Ranolazin (als Ranexa erhältlich). Der Repräsentant eines Pharmaunternehmens empfahl, dieses Medikament bei Menschen einzusetzen, die „nicht in der Lage sind, die grundlegenden Veränderungen ihrer Ernährungsweise durchzuführen, die für eine vegane Ernährung erforderlich sind.“49 Das kostet zwar über 2.000 US-Dollar pro Jahr, dafür sind jedoch die Nebenwirkungen verhältnismäßig gering, und es funktioniert … theoretisch. Mit der höchsten Dosierung konnte Ranexa die Dauer einer sportlichen Betätigung um 33,5 Sekunden verlängern.50 Über eine halbe Minute! Es sieht nicht so aus, als ob diejenigen, die diese Methode wählen, in absehbarer Zeit Berge besteigen werden.
Senken Paranüsse das Cholesterin?
Kann eine einzige Portion Paranüsse Ihren Cholesterinspiegel schneller senken als Statine und darüber hinaus noch einen Monat nach dem Verzehr auf einem geringen Niveau halten?
Das ist eines der kuriosesten Forschungsergebnisse, die ich je zu Gesicht bekommen habe. Brasilianische Wissenschaftler gaben zehn Männern und Frauen eine einzige Portion Paranüsse, die aus einer bis acht Nüssen bestand. Beim Vergleich mit der Kontrollgruppe, die überhaupt keine Nüsse aß, kam erstaunlicherweise heraus, dass eine Portion von nur vier Paranüssen den Cholesterinspiegel nahezu sofort verbesserte. Der LDL-Wert (das „böse“ Cholesterin) sank nur neun Stunden nach dem Verzehr der Nüsse um unglaubliche zwanzig Punkte.51 Nicht einmal Medikamente wirken so schnell.52
Jetzt kommt der wirklich verrückte Teil: Die Wissenschaftler maßen den Cholesterinspiegel der Probanden noch einmal – dreißig Tage später. Sogar einen Monat nach dem Verzehr einer einzigen Portion Paranüsse blieben die Werte weiterhin niedrig!
Wenn solch eine Untersuchung mit Ergebnissen in der medizinischen Fachliteratur auftaucht, die zu gut zu sein scheinen, um wahr zu sein, warten Ärzte normalerweise ab, bis die Forschungsergebnisse erneut bestätigt werden, bevor sie ihren Patienten etwas Neues empfehlen; besonders, wenn die Untersuchung mit nur zehn Teilnehmern durchgeführt wurde und die Ergebnisse schlicht unglaublich zu sein scheinen. Wenn eine Maßnahme aber günstig, einfach und harmlos ist – wir reden hier über vier Paranüsse im Monat –, dann müssen die Beweise meiner Meinung nach nicht erdrückend sein. Hier wäre eine vernünftige Strategie, es einfach auszuprobieren, bis das Gegenteil bewiesen ist.
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