Vom Geheimnis der schönsten Liebe. Charles H. Spurgeon

Vom Geheimnis der schönsten Liebe - Charles H. Spurgeon


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Aber keine Myrrhen lassen sich mit Jesus Christus vergleichen, denn er ist so köstlich, dass, wenn Himmel und Erde zusammengenommen würde, beides nicht einen anderen Heiland erkaufen könnte. Als Gott der Welt seinen Sohn gab, gab er das Beste, das der Himmel hatte. Christus war Gottes Alles, denn steht nicht geschrieben: „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“! Wie unschätzbar köstlich der Leib, den er von der Substanz der Jungfrau annahm! Wie ist er als Myrrhe köstlich in der Darbringung seines großen Versöhnungsopfers! „Erlöst nicht mit Silber oder Gold, sondern mit dem teuren Blut Christi.“ Wie köstlich ist er auch in seiner Auferstehung! Er rechtfertigt sein Volk mit einem Schlag!

      Diese herrliche Sonne zerstreute mit einem Aufgehen alle Nächte seines ganzen Volkes. Wie köstlich ist er in seiner Himmelfahrt, wie er das Gefängnis gefangen führt und den Menschen Gaben gibt! Und wie köstlich heute in seiner beständigen Fürbitte, infolge derer die Gnaden Gottes gleich Engeln auf Jakobs Leiter zu unseren bedürftigen Seelen herabkommen! Ja, er ist dem Gläubigen in jeder Hinsicht gleich den Myrrhen.

      Myrrhe war sodann angenehm. Es war angenehm, in einem Raum zu sein, der von Myrrhen durchduftet war. Von Christus kann gesagt werden, dass seine Kleider duften wie Myrrhen, Aloe und Kassia; aber er hat nicht allein geistlichen Duft, sondern auch der Geschmack wird befriedigt, denn wir essen sein Fleisch und trinken sein Blut. Seine Stimme ist lieblich und das Ohr unserer Seele wird von seinen Melodien entzückt. Er ist ganz lieblich. Wir können ihn nur mit Myrrhen vergleichen. Er ist alles, was gut anzusehen oder zu schmecken oder zu fühlen oder zu riechen ist; er ist, alles zusammengenommen, der Hauptinhalt aller Wonnen. Wie alle Ströme ins Meer fließen, so haben alle unsere Wonnen ihr Zentrum in Christus.

      Ferner macht die Myrrhe wohlriechend. Sie wird gebraucht, um anderen Dingen Duft zu verleihen. Sie wurde mit dem Opfer vermischt, so dass es nicht nur der Rauch von dem Fett der Widder und das Fleisch fetter Tiere war, sondern auch der liebliche Duft der Myrrhe, welcher mit dem Opfer zum Himmel emporstieg. Gewiss macht Jesus Christus sein Volk wohlriechend. Macht er nicht ihre Gebete wohlriechend, so dass der Herr den lieblichen Duft riecht? Durchduftet er nicht unsere Wirksamkeit, denn steht nicht geschrieben: „Er gibt uns allezeit Sieg in Christus und offenbart den Geruch seiner Erkenntnis durch uns an allen Orten; denn wir sind Gott ein guter Geruch Christi unter denen, die selig werden, und unter denen, die verlorengehen“. Unsere Personen werden von Christus durchduftet. Woher anders haben wir unsere Narde als von ihm? „Wir sind angenehm gemacht in dem Geliebten.“ ‒ „Ihr seid vollkommen in ihm ‒ vollkommen in Christus Jesus.“ ‒ „Er hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott, und wir werden herrschen in Ewigkeit.“

      Myrrhen haben erhaltende Eigenschaften. Die Ägypter gebrauchten sie zur Einbalsamierung der Toten, und wir finden, dass Nikodemus und die Frauen Myrrhen und Aloe brachten, um den toten Leib des Heilandes darein zu hüllen. Sie wurde gebraucht, um der Verwesung vorzubeugen. Was kann die Seele anders bewahren als Jesus Christus? Welches ist die Myrrhe, die unsere Werke bewahrt, die an sich tot und verderbt und faul sind, so dass sie vor Gott nicht stinkend sind, wenn nicht Jesus Christus? Was wir aus Liebe zu Christus getan, was wir durch seine Vermittlung geopfert haben, was durch den Glauben an seine Person durchduftet ist, wird angenehm und annehmbar. Gott blickt auf alles, was wir sagen oder tun, und wenn er Christus darin sieht, nimmt er es an; aber wenn kein Christus darin ist, verwirft er es als etwas Schmutziges.

      Achtet denn darauf, dass ihr nie ein Gebet betet, welches nicht mit Christus gewürzt ist. Ich möchte nicht eine Predigt halten, welche nicht zum Überfließen voll von Christus ist, denn was ist eine christuslose Predigt! Ein Bach ohne Wasser, eine Wolke ohne Regen, ein zwiefach entwurzelter Baum, ein Himmel ohne eine Wolke, eine Nacht ohne einen Stern. O Christ, wir müssen Christus haben! Achte darauf, dass du an jedem neu begonnenen Tag durch die Betrachtung der Person Christi einen frischen Duft von ihm an dir trägst. Lebe den ganzen Tag, indem du, soviel an dir ist, dein Herz mit ihm anfüllst. Es gibt nichts, das uns bewahren und uns von der Sünde abhalten und unsere Werke heilig und rein halten kann als dieses „Bündel Myrrhen“.

      Myrrhen wurden als ein Desinfektionsmittel gebraucht. Wenn sich das Fieber ausbreitet, kennen wir Leute, die kleine Beutel mit Kampfer um den Hals tragen. Sie mögen gut sein; ich weiß es nicht. Aber die Orientalen glaubten, dass zu Zeiten der Pest und anderer Krankheiten ein kleines Bündelchen Myrrhen, zwischen den Brüsten getragen, von wesentlichem Nutzen für den Träger sei. Und in den Myrrhen ist ohne Zweifel irgendwelche Kraft, vor ansteckender Krankheit zu schützen. Ich bin gewiss, dass es hinsichtlich Christi der Fall ist. Ihr müsst in die Welt hinausgehen, die einem großen Lazarett gleicht; aber wenn ihr Christus mit euch nehmt, werdet ihr nie der Welt Krankheit bekommen. Ein Mensch mag noch so reich sein, aber er wird nie weltlich werden, wenn er Christus auf seinem Herzen behält. Ein Mensch mag sehr arm sein und schwer um sein tägliches Brot arbeiten müssen; aber er wird nie unzufrieden werden und murren, wenn er in Christi Nähe bleibt. Einige unter euch müssen mit Alkoholikern und Fluchern zusammen arbeiten. O nehmt meinen Meister mit euch, und die Plage der Sünde kann keinen Einfluss auf eure moralische Natur haben.

      Aber die Ärzte der alten Zeit hielten von der Myrrhe noch mehr; sie hatte nicht nur vorbeugende, sondern heilende Kraft. Ich weiß nicht, wie viele Krankheiten sie damit heilten; ich nehme auch nicht an, dass diese orientalischen Ärzte Tatsachen berichteten, denn sie schrieben manchen Drogen Eigenschaften zu, die sie nicht hatten; doch selbst Ärzte neuerer Zeit glauben, dass die Myrrhe wertvolle medizinische Eigenschaften hat. Gewiss ist, dass euer Christus die beste Arznei für die Seele ist. Sein Name ist: „Ich bin der Herr, dein Arzt.“ Er rührte den Aussätzigen an, und er wurde gesund. Er sah nur die Lahmen an, und sie sprangen wie die Hirsche. Seine Stimme durchbrach die Stille des Hades und brachte die Seele zum Leibe zurück. Was könnte Christus nicht heilen? Ihr, die ihr an diesem Morgen krank seid von Zweifeln und Befürchtungen und Versuchungen, ihr, die ihr mit einem erregten Temperament oder mit einem todesähnlichen Schlaf der Trägheit zu kämpfen habt, nehmt Christus, und ihr seid geheilt. Hier treffen alle Dinge zusammen, und in allen diesen Dingen können wir sagen: „Mein Geliebter ist mir ein Bündel Myrrhen.“

      Ich bin noch nicht fertig, denn Myrrhen wurden im Morgenland zur Verschönerung gebraucht. Wir lesen von Esther, ehe sie dem Ahasveros zugeführt wurde, dass sie samt den Jungfrauen die Weisung erhielt, sich vorzubereiten, und dazu gebrauchte sie u. a. Myrrhe. Die orientalischen Frauen glaubten, dass sie Falten und Flecken von dem Gesicht entferne, und sie gebrauchten sie beständig zur Vervollständigung ihrer Reize. Ich weiß nicht, wie das sein kann; aber das weiß ich, dass den Gläubigen nichts so schön macht als sein Umgang mit Jesus. Er ist schön in Gottes Augen, in den Augen der Engel und in den Augen der Menschen. Ich kenne einige Christen, mit denen umzugehen eine große Wohltat ist. Lasst mich euch sagen, dass der beste Maßstab für die Nützlichkeit eines Christen in dem Grad zu finden ist, in welchem er mit Jesus gewesen ist und von ihm gelernt hat. Sagt mir nicht, dass es der Gelehrte oder der Mann der Beredsamkeit oder der Reiche ist, sondern der wirklich starke Mann ist der Mann Gottes. Der mit Jesus gewesen ist, der ist eine Säule in der Gemeinde und ein Licht der Welt.

      Und ich darf diesen Punkt nicht schließen, ohne zu sagen, dass die Myrrhe sehr wohl wegen ihrer Verbindung mit dem Opfer als ein Zeichen unseres Herrn angesehen werden kann. Die Myrrhe gehörte zu den köstlichen Rohstoffen, die zur Bereitung des heiligen Öls zur Salbung der Priester verwandt wurden, und ebenso zu dem Räuchwerk, das beständig vor Gott brannte. Es weist hin auf den Charakter Christi als das Opfer, welches allem zugrunde liegt, das Christus seinem Volk köstlich macht. Du Lamm Gottes, unser Opfer, wir müssen dein gedenken!

      Mit dem allem ist sicherlich genug über die Myrrhe gesagt worden. Habt noch Geduld, da wir eben noch bemerken müssen, dass er ein Bündel Myrrhen genannt wird oder auch, wie einige übersetzen: ein Beutel Myrrhen oder eine Büchse Myrrhen.

      Es gab drei Arten von Myrrhen: die Myrrhe im kleinen Zweiglein als Sträußchen, die, wenn sie verbrannt wurden, einen lieblichen Duft ausströmten; dann die Myrrhe als getrocknete Spezerei und dann drittens die Myrrhe als flüssiges Öl. Wir wissen nicht, auf welche Art hier Bezug genommen wird. Aber warum heißt es „ein Bündel Myrrhen“? Zunächst wegen der Menge. Es ist nicht ein Tröpflein, sondern eine Flasche voll, nicht ein winziges Stielchen oder Blüte, sondern ein ganzes Bündel. In Christus ist genug für meine Bedürfnisse.

      Ein


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