Passierschein, bitte!. Nancy Aris

Passierschein, bitte! - Nancy Aris


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Ihre Kolleginnen befinden, dass zwei Wochen in Wladiwostok dafür nicht reichen. Einer befreundeten Journalistin hingegen fällt noch ein anderer interessanter Aspekt ein, den ich auch unbedingt berücksichtigen sollte. In meinem Kopf dreht sich bereits alles. Dann kommen Irinas Mann, ihre Tochter und ihr Schwiegersohn. Ihre Tochter fragt, ob ich schon wisse, dass die alten Fenster bei Kunst & Albers ausgebaut, aber nicht restauriert werden. Mich wundert das nicht. Bevor alle ins Kino verschwinden, wollen wir ein weiteres Treffen verabreden. Irina hat die nächsten Tage bereits verplant. Am Mittwoch habe sie frei, da könnten wir ins Museum, zur Ausstellung von Karl Schulz. Ich sage nicht zu, denn am Mittwoch wollte Manfred Brockmann schon mit mir wandern gehen, auf der Peschchanyj-Halbinsel. Von ihm hatte ich heute früh eine Mail bekommen. Der Film fange gleich an, mahnt eine Lautsprecheransage auf Russisch und Englisch. Nein, ich will nicht den Film »Judas« mit anschauen. »Ein schwerer Film … «, seufzt Irina mit bedeutungsvoller Miene. Ich war gestern in »So sieht Liebe aus«, eine Komödie. Irina und ihre Kolleginnen haben davon gehört. Abwertendes Kopfschütteln. So ein seichter Unterhaltungsfilm. Nein, das sei doch nichts. Ich fand ihn großartig.

      Setze mich nach dem Treffen noch einmal ans Meer und wandere dann bei Sonnenuntergang und einsetzender Dämmerung nach Hause. Unterwegs kaufe ich ein, alles teuer. Ich weiß nicht, wie die Leute das hier mit ihren teilweise dürftigen Gehältern stemmen.

       Mein Etagenflur: Nur selten begegnet man einem Nachbarn, trotzdem sind sie ständig zu hören

      Im Wohnzimmer erlege ich eine Kakerlake, diesmal eine große. Das Internet funktioniert überhaupt nicht mehr, ich bräuchte einen Code, um mich als Nastenka anzumelden … Schaue einen Film, der offenbar in den Achtzigerjahren spielen soll. Eine Heldin trägt unter ihrem Nachthemd einen Tanga – gab es so etwas zu Sowjetzeiten? Solche Filmausstatter hätte es jedenfalls nicht gegeben …

      Draußen vor meiner Tür herrscht ständiges Begängnis. Alles ist so hellhörig, dass ich mich wundere, dass meine Nachbarn nicht in meinem Bett liegen. Hinter meinem Kopf zwei Löcher in der Wand aus Spanplatte. Dahinter ist die Dusche. In der Nacht werden sie sicher kommen, die Kakerlakenbrüder – Gute Nacht!

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