Homefarming. Judith Rakers

Homefarming - Judith Rakers


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hat), macht ihr das Gegenteil. Ihr besorgt euch gewaschenen Bausand oder Quarzsand und mischt diesen dazu. Kompost oder Komposterde unterheben ist auch hier eine gute Idee. Denn das Ziel ist es, dass die Erde bei Regen nicht mehr so schlammt, sondern das Wasser abfließen kann, der Boden locker bleibt und krümelig auf eurer Hand liegt, wenn ihr ihn im feuchten Zustand aus dem Beet holt.

      Am besten, ihr kauft euch einen kleinen Sack Gemüseerde, nehmt eine Handvoll davon raus und schaut sie euch an: Sie kommt angenehm feucht aus dem Sack und man sieht ihr an, dass sie Wasser gut speichern kann. Sie besteht quasi aus »Erdbröckelchen«, die ihr aber mit den Händen leicht zerdrücken könnt, ohne dass ihr danach lehmige Hände habt. Das ist euer »Muster«. Und jetzt könnt ihr eure Gartenerde so mit Sand, Kompost- oder Gemüseerde mischen, dass sie dem Muster nahekommt. Ich finde, für Anfänger ist diese Vorgehensweise am einfachsten. Auch mir fehlte am Anfang das Wissen, wie gute, nährstoffreiche Erde überhaupt aussehen soll, und mir war auch nicht klar, wie unterschiedlich sie sein kann. Es ist ein bisschen so wie bei den Inuit, die angeblich 40 verschiedene Worte für »Schnee« haben (was so übrigens gar nicht stimmt). Wenn ihr euch mit Erde beschäftigt, werdet ihr überrascht sein, wie verschiedenartig sie aussehen, riechen und sich anfühlen kann und welche unterschiedlichen Bedürfnisse sie erfüllt.

      Bei mir im Garten habe ich relativ guten Boden vorgefunden, sodass ich die Beete in den ersten beiden Jahren nicht mit gekaufter Erde »verfeinern« musste. Nur in meinen Hochbeeten, den Pflanzkästen und dem Kartoffelpflanzsack, den ich euch noch vorstellen werde, habe ich gekaufte Gemüseerde eingesetzt. Aber auch die habe ich gemischt – und zwar mit der Erde, die mein »Mitarbeiter« mir kredenzt hat. Sein Name ist Grabowski. Günter Grabowski. Ich werde ihn euch gleich noch näher vorstellen.

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       Für den Obst- und Gemüseanbau eignet sich am besten Tomaten-, Gemüse- oder Hochbeeterde.

       Ist die Erde im Garten sandig, könnt ihr sie mit Gemüse- oder Komposterde anreichern.

       Lehmige Erde wird durch die Beigabe von gewaschenem Bausand oder Quarzsand wasserdurchlässiger.

       Gute Erde ist im feuchten Zustand schön krümelig.

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      Erst stand ich auf Kriegsfuß mit dem Maulwurf, doch jetzt ist er Mitglied im Team.

      GÜNTER GRABOWSKI – WIE EIN MAULWURF ZUM MITARBEITER DES MONATS WURDE

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      Ihr werdet später – im Kapitel über die Hühnerhaltung im Garten – noch erfahren, wie ich an mein kleines Farmhouse am Stadtrand von Hamburg gekommen bin. An dieser Stelle nur so viel: Es ist ein ganz normales kleines Fachwerkhaus mit einem großen Garten direkt am Naturschutzgebiet. Kein Bauernhof, kein Resthof. Aber trotzdem nenne ich es liebevoll »Meine kleine Farm«, weil ich mir hier meinen Traum vom Landleben erfüllt habe. Ich wohne hier mit meinen drei Katzen und mittlerweile 15 Hühnern, habe einen großen Gemüse- und Obstgarten und die Möglichkeit, am Wochenende auch mein Pferd zu mir zu holen, weil man im Naturschutzgebiet nebenan so schön ausreiten kann. Der wahr gewordene Pippi-Langstrumpf-Traum also, da er auch ganz viel mit Unabhängigkeit und Freiheit zu tun hat: Ich habe einen eigenen Trinkwasserbrunnen, zumindest die Warmwasserversorgung läuft über Solar und in meinem Garten hat sich mittlerweile ein kleines Kreislaufsystem etabliert, in dem sich alles gegenseitig unterstützt. Auch Herr Grabowski leistet seinen Teil und in Pflanzzeiten bekommt er deshalb von mir regelmäßig die Auszeichnung »Mitarbeiter des Monats« verliehen. Doch wie kam es dazu?

      Als ich das Haus von den Vorbesitzern übernahm, fand ich einen riesigen Ziergarten vor – mit wunderschönen alten Rhododendren, Bauernhortensien, Fliederbüschen, riesigen Eichen, Birken und Tannen und einigen Obstbäumen. Es gab daher von Anfang an Äpfel, Birnen, Mirabellen, Zwetschgen und Kirschen. Aber kein Gemüse. Keine Beerensträucher. Keine Kräuter.

      Ich begann also, den Garten etwas umzugestalten, und suchte einen sonnigen bis halbschattigen Platz aus, um dort Beete anzulegen und Hochbeete aufzustellen. Auch den Terrassenbereich baute ich um, weil ich den alten Apfelbaum vor dem Haus trotz des Wintergartenanbaus erhalten wollte. Dabei traf ich eine folgenreiche Entscheidung: Ich kaufte Rollrasen, um die etwa 25 Quadratmeter große Fläche direkt neben der Terrasse schnell grün und schön zu haben. Da auf dem gesamten Grundstück kein einziger Maulwurfshügel zu sehen war, verzichtete ich auf den Einbau einer Maulwurfsperre, also eines Drahtgeflechts unter dem Rollrasen. Und siehe da: Schon wenige Tage nach dem Auslegen des Rollrasens war er da: Grabowski. Günter Grabowski. Der Maulwurf.

      Zu seinem Einzug schenkte er mir sieben Maulwurfshügel – in einer einzigen Nacht. Innerhalb weniger Tag sah die Fläche neben der Terrasse schlimmer aus als vor der Begrünung: Sie glich einem Schlachtfeld – und ich zog in den Krieg. Ich steckte Flaschen in die Hügel, damit die Windgeräusche den »Feind« vertreiben und kaufte im Internet piepende Stäbe, die den gleichen Zweck erfüllen sollten. Aber die Einzige, die nicht mehr schlafen konnte, war ich. Denn Grabowski trieb direkt unter meinem Schlafzimmerfenster sein Unwesen und die dort platzierten »Piepsstäbe« piepsten und brummten die ganze Nacht so laut in unterschiedlichen Oktaven, dass ich mich bei der Tagesschau freiwillig für die Nachtschichten einteilen ließ. Der Einzige, den das offenbar überhaupt nicht störte, war Grabowski. Er buddelte fleißig weiter und nahm sich nun den Rest meines Gartens vor.

      In meiner Verzweiflung dachte ich sogar darüber nach, eine ebay-Kleinanzeige zu schalten: »Fleißiger Maulwurf. Offenbar in seinen besten Jahren. In liebevolle Hände abzugeben. An Selbstabholer.«

      Ich ärgerte mich über jeden neuen Haufen, bis ich plötzlich in einer meiner Nachtschichten den entscheidenden Tipp bekam – von Yvonne, Maskenbildnerin, die selbst viel gärtnert. Sie sagte: »Stell den doch einfach an, sieh ihn als Mitarbeiter. Er buddelt dir wunderbare humusreiche Erde nach oben. Die ist super zum Pflanzen.«

      Das war die Idee! Statt Säcke voller Erde aus dem Baumarkt nach Hause zu schleppen, ging ich von nun an morgens mit meinem Eimer durch den Garten und sammelte Grabowskis Erdhaufen ein, um das nächste Hochbeet damit zu beglücken. Was soll ich sagen. Grabowski ist jetzt mein Dude! Er darf bleiben. Habe ich auch den Katzen gesagt.

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      WIE IHR EIN BEET IM GARTEN ANLEGT

      Wenn ihr euch entschlossen habt, mit einem kleinen Pflanzgefäß zu beginnen, also einem Topf oder einem Blumenkasten, dann müsst ihr dieses Kapitel nicht lesen. Denn es richtet sich an alle, die zumindest eine kleine Gartenfläche zur Verfügung haben. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dort ein Beet anzulegen.

      Als Erstes sucht ihr euch einen sonnigen bis halbschattigen Platz, der ein bisschen windgeschützt (nicht windstill!) ist. Dort steckt ihr mithilfe von Zeltheringen oder Stöckchen die Ecken eures Beetes ab und verbindet diese dann mit einer Schnur. Vor euch seht ihr nun den Umriss eures neuen Beetes, den ihr jetzt noch optimieren könnt. Ihr solltet nämlich darauf achten, dass ihr noch bequem an die Saatreihen in der Mitte des Beetes kommt, um zwischendurch mal Unkraut zu jäten oder zu dicht gewachsene Pflanzen zu vereinzeln. Wenn ihr nicht im frisch gesäten Beet herumtrampeln wollt, müsst ihr die Beete von vornherein so anlegen, dass ihr von beiden Seiten aus gut mit einer Armlänge arbeiten könnt. Als Faustregel gilt hier: nicht breiter als 1,20 Meter – es sei denn, ihr habt sehr lange Arme oder einen Physiotherapeuten in der Familie. Die Länge des Beetes dagegen ist egal und richtet sich nach dem verfügbaren Platz.

      Wenn ihr eine wirklich große Fläche, also eher einen Acker zur Verfügung habt, achtet ebenfalls darauf, dass ihr die einzelnen Pflanzreihen noch gut erreichen könnt.

      Jetzt bereitet ihr aber erst einmal die Beetfläche vor. Das heißt, ihr räumt alles weg, was dort bisher gewachsen


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