Gefangenschaft. Brenda Trim

Gefangenschaft - Brenda Trim


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du? Die Polizei miteinbeziehen? Meinen Chef anrufen und kündigen? Ich brauche diesen Job wirklich. Vielleicht waren die Männer nicht tot, sondern nur bewusstlos«, regte Liv an.

      Die Wahrheit war, dass sie es nicht sicher wusste. Es war so schnell passiert. Vielleicht lag sie falsch damit, dass sie tot waren.

      »Ich würde die Polizei nicht anrufen, besonders, wenn du falsch liegen könntest. Das würde sicher dafür sorgen, dass du gefeuert wirst. Hier, das schlage ich vor. Geh am Montag zur Arbeit und verhalte dich, als ob alles normal ist. Du wirst bald genau wissen, was vor sich ging. Hoffentlich hast du Unrecht mit PRL. Jim schien ziemlich nett, als ich ihn letztes Jahr beim Picknick getroffen habe. Vielleicht hast du dich von deiner Vorstellungskraft übermannen lassen«, erklärte Cassie, während sie jedem von ihnen einen Kurzen eingoss und das mit dem Logo geprägte Glas Liv reichte.

      Liv warf es zurück und schnappte eine Limette, während sich ihr Gesicht durch den scharfen Geschmack verzerrte. Sie biss zu und saugte. Beste Kombi überhaupt. Die Säure der Limette beruhigte ihren Gaumen und ein warmer Schwips folgte nach.

      »Du hast Recht. Tu so, dann wirst du so, richtig?«, witzelte Liv und goss ihnen beiden einen weiteren Kurzen ein.

      »Darauf trinke ich!««, gellte Cassie, stieß mit den Kurzen an.

      Liv spürte eine Vibration in ihrer Tasche und bemerkte, dass sie noch immer ihren Labormantel trug. Okay, das war peinlich wie Hölle. Kein Wunder, dass sich kein Mann ihrem Tisch genähert hatte. Sie waren die bekloppten Lesben, die sich in der Ecknische anmachten, dachte sie, während sie nach ihrem Handy griff.

      »Oh Scheiße, das kann nicht gut sein«, platzte Liv hervor, als sie auf die Nachricht auf dem Bildschirm schaute.

      »Was? Wer ist es?«, frage Cassie neugierig.

      »Es ist Jim. Er sagt, dass er mich morgen früh gleich als erstes sehen muss«, hauchte Liv und starrte auf ihr Handy.

      Sie bekam langsam das Gefühl, dass die Scheiße ihr bald um die Ohren fliegen würde, und sie stand dort, von Mist bedeckt.

      Kapitel Drei

      »Herein«, bellte Jim durch die geschlossene Tür seines Büros.

      Liv zuckte bei der barschen Stimme zusammen und versuchte seine Stimmung zu entziffern. Sie wollte nicht darüber ausgefragt werden, was sie bei den Wandlern gesehen hatte. Sie hatte sich mit der Begegnung der vorigen Nacht zwanghaft beschäftigt und der Tequila hatte nichts getan, außer ihr Kopfschmerzen zu schenken. So viel dazu, dass sie gedacht hatte, es sei eine anständige Marke. Andererseits hatten sie die ganze Flasche weggeputzt.

      Liv gab ihre Untersuchung auf, öffnete die Tür und wurde mit einem ernsten Gesichtsausdruck begrüßt. Augenscheinlich war er verärgert. Das war nicht der richtige Tag, um mit Schlafentzug und einem Kater bei der Arbeit zu erscheinen.

      Zwischen dem Vorfall im Labor, dem Trinken und der Textnachricht ihres Chefs, hatte sie kein Auge zugemacht. Sie trank drei Tassen Kaffee, bevor sie ihr Apartment verließ, in der Hoffnung, dass es ihr helfen würde sich zu konzentrieren. Unglücklicherweise, da sie Jims Aufregung hörte, gab es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kaffee wieder hochkommen würde.

      Die große Frage war, ob Jim sich des möglichen Doppelmords bewusst war und, noch wichtiger, ob er wusste, dass sie Zeuge davon war. Ihre Fäuste ballten und öffneten sich an ihrer Seite, während ihr Herz eine Nachahmung eines Schachtelmännchens machte, bereit jeden Moment aus ihrer Brust zu platzen. Schweiß tropfte ihre Wirbelsäule herunter, während sie zu seinem Schreibtisch ging.

      »Guten Morgen, Jim. Ich hoffe, ich habe Sie nicht warten lassen«, stammelte sie, hasste den Bruch in ihrer Stimme.

      Wenn der Typ die Details der vorigen Nacht nicht kannte, würde er dies bald genug. Schuld musste über ihr ganzes Gesicht geschrieben sein. Sie wusste, dass ihr Gesichtsausdruck in großen Neon-Buchstaben schrie: Ich verstecke etwas. Ausflüchte und Ausreden waren nicht ihre Stärke.

      Sogar als Kind konnte Liv nicht mit Lügen davonkommen. Eine anklagende Aussage und sie würde nachgeben, ihr Herz ausschütten und ihre Sünden gestehen. Selbstverständlich bestanden ihre Sünden, als sie ein Kind war, daraus, dass sie sich vor dem zu Bett gehen nicht die Zähne putzte, sich einen Keks erschlich oder die Hausaufgaben nicht machte.

      Jetzt war sie zu weitaus größeren Verbrechen fortgeschritten, die Brutalität und Mord umfassten. Sie hatte sich nicht beteiligt, aber sie stand daneben, während ein Wandler brutal angegangen wurde, hatte dann zugesehen, als der Mann Vergeltung übte, Leben nahm.

      Oh Teufel. Liv hatte nicht darüber nachgedacht, was dies für sie bedeuten könnte. Könnte sie ins Gefängnis gehen? Sie verfluchte sich dafür nicht die Polizei gerufen zu haben. Was würde die Polizei mit ihr anstellen, wenn sie still blieb? Machte sie das zur Komplizin? Oh Gott, sie würde festgenommen werden.

      Ihr Verstand wirbelte durch die Möglichkeiten. Sie war dann an der Vorstellung hängengeblieben, dass Jim ihr letzte Nacht eine Galgenfrist gegeben hatte und sie jetzt feuern, dann der Polizei übergeben würde.

      Ihre Atmung wurde unregelmäßig und ihr Kopf drehte sich. Mist, sie musste sich hinsetzen, bevor sie bewusstlos wurde. Das koffeinhaltige Getränk schwappte und wühlte ihren Bauch auf. Bäh. Gott sei Dank war sie nicht in der Lage gewesen an diesem Morgen irgendetwas Nahrhaftes zu essen, sonst würde sie jetzt in Jims Abfallkorb reihern, bevor er das erste Wort sprach.

      »Morgen. Ich bin schon eine Weile hier, aber nicht wegen Ihnen. Ich danke Ihnen, dass Sie am Sonntag gekommen sind. Bitte, setzen Sie sich«, bot er mit einer raschen Geste auf den Sessel vor seinem Schreibtisch an. Liv ging zu dem schwarzen Ohrensessel und setzte sich.

      »Ich habe mich um das Problem mit der Klimaanlage gekümmert, weswegen Sie mir gestern geschrieben haben. Ich hoffe, dass es nicht zu schwierig war zu arbeiten. Waren Sie in der Lage irgendetwas fertig zu bekommen?«, fuhr Jim fort und hob neugierig eine Augenbraue.

      Der stämmige Mann saß mit über der Brust verschränkten Armen hinter seinem großen Schreibtisch. Er war groß und kräftig, ganz zu schweigen von einschüchternd.

      Hatte er sie ernsthaft hergeholt, um sie danach zu fragen, wie es war in der Hitze zu arbeiten? Er wusste es besser, als sie zu hinterfragen. Sie hatte den Mitarbeiter des Monats öfter gewonnen, als sie sich erinnern konnte. Sich um die Erfüllung von Pflichten zu drücken war nicht in Livs genetischem Aufbau.

      Stellte er sie auf die Probe, um zu sehen, was sie wusste? Seine dunkelblauen Augen gaben keinen Hinweis auf seine Gedanken. Der Mann hatte ein mörderisches Pokergesicht und sie zog in Betracht vorzuschlagen, dass er vom Golf spielen zu Karten wechseln sollte.

      »Ähm, tatsächlich war die Hitze unerträglich und ich habe früher zusammengepackt. Sie funktioniert jetzt definitiv«, äußerte sie, während sie sich wegen der Kühle über die Arme rieb.

      Es war grenzwertig eisig in Jims Büro und ein Schauer lief ihren Rücken herunter. Zugegeben, ihr Zittern hatte mehr mit ihrer Angst zu tun, dass er ihren Arsch feuerte und sie an die Polizei übergab.

      »Olivia, ich mag Sie wirklich, weshalb sie aufhören müssen, während sie einen Vorsprung haben«, riet er und verengte seine Augen, während er sich nach vorne lehnte und seine Ellbogen auf den Schreibtisch stützte.

      »Ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen folge, Sir«, erwiderte sie vorsichtig, stellte ihre Beine wieder nebeneinander und verlagerte sich auf dem Sessel.

      Während sie mit ihren Händen in ihrem Schoß rang, fühlte Liv, wie eine Schamesröte ihre Wangen färbte. Oje, sie war erbärmlich. Der Drang zu gestehen wühlte durch ihren Magen. Wenn sie sich nicht durch die Wahrheit befreite, war sie sicher, dass sie bewusstlos werden würde.

      »Lassen Sie uns offen sein, oder?«, fragte er. »Ich bin gestern Nacht angekommen und habe in einem der Labore zwei tote Männer aufgefunden. Sie können sich meinen Schock und meine Besorgnis vorstellen. Dies ist nicht die Art von Sache, bei der wir es brauchen können, dass es zu den Medien


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