Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Hemdkragen und zerschundenem Gesicht. Den Revolver hatte er noch in der Faust.

      Wie aus weiter Ferne hatte er den Namen gehört, der da eben gerufen worden war.

      Wyatt Earp!

      Es dauerte lange, bis die beiden Worte klar in sein Bewußtsein vorgedrungen waren.

      Langsam hob Elliot den Blick.

      Rote Kreise tanzten vor seinen Augen.

      Sie lösten sich mehr und mehr.

      Rechts und links bildeten die Männer einen Halbkreis. Und in dessen Mitte stand er. Groß, breitschultrig und mit ernsten Augen.

      Elliot starrte ihn an wie einen Geist. »Wyatt Earp?« kam es stockend über seine Lippen.

      Dann schloß er die Augen und riß sie wieder auf.

      Zounds, drüben kniete immer noch Hanc Villiers am Boden und preßte seine linke Hand um seinen rechten Oberarm.

      »Stehen Sie auf!« forderte Wyatt Earp den Nevadamann auf.

      Der erhob sich – und plötzlich stand ein Lachen in seinem verunstalteten Gesicht.

      »Sie… Sie sind Wyatt Earp?«

      Bob Hatch kam heran. »Die Boys haben ihm ziemlich zugesetzt, Marshal. Er ist ein bißchen durcheinander.«

      »So«, versetzte Wyatt Earp, während er den großen Revolver mit einem märchenhaft schnellen und sicheren Handsalto im Halfter verschwinden ließ, »das glaube ich gar nicht mal. – Wie sieht’s aus, Elliot?«

      Der Cowboy wischte sich durchs Gesicht. Dann sah er sich im Kreise um.

      »Eigentlich ganz gut, Marshal. Oder ist einer der Gentlemen anderer Ansicht?«

      Nein, angesichts des Marshals war keiner anderer Ansicht.

      Wyatt Earp und John Elliot verließen die Bar.

      Draußen auf dem Vorbau kam ihnen Doc Goodfellow mit seiner Landarzttasche schon entgegen. »Hallo, Marshal. Ein Glück, daß Sie da sind!« rief er dem Missourier im Vorbeilaufen zu.

      John Elliot wischte sich wieder durchs Gesicht.

      »Hell and devils! Sie also sind Wyatt Earp. Weshalb haben Sie mir nie ein Wort davon gesagt?«

      »Weshalb sollte ich? Haben Sie sich mir vielleicht vorgestellt?«

      Wyatt Earp steckte sich eine seiner geliebten schwarzen Zigarren an und fragte: »Wo wollen Sie eigentlich hin?«

      »Ich wollte nach Tombstone, Mister Earp – und wie Sie sehen, da bin ich.«

      »Ja«, meinte der Marshal, ohne auch nur mit einem Wort auf die Tatsache anzuspielen, daß der Cowboy John Elliot ohne seine Hilfe längst irgendwo in St. David unter der Erde liegen würde. »Da sind Sie nun. Und was wollen Sie hier? Sie haben sich ja herausgeputzt wie ein Salonlöwe.«

      »Finden Sie…?« Elliot dachte an seinen Gläubiger. Dann sagte er rasch: »Sie könnten mir einen riesigen Gefallen tun, Mister Earp. Wo wir uns doch nun schon einmal so lange kennen. Ich muß zu einem Pfandleiher…«

      »Zu Uncle Meyer?« fragte der Missourier stirnrunzelnd.

      »Yeah. Ich schulde ihm ein paar Bucks. Können Sie nicht mitkommen, damit er hinterher nicht sagen kann, ich hätte ihm sein Geld nicht zurückgegeben.«

      Der Cowboy Elliot war gerissener, als er zugegeben hätte. Er wollte den Marshal nur als Paradepferd und Druckmittel bei dem alten Meyer aufkreuzen lassen.

      Der Missourier ahnte fast etwas Derartiges, mochte dem Burschen die Bitte aber doch nicht abschlagen.

      Uncle Meyer verschlug es fast die Sprache, als er Wyatt Earp in seinen Shop eintreten sah.

      »Allmächtiger!« entfuhr es ihm. »Der Marshal! Mister Earp!« Er rannte händeringend auf Wyatt zu. »Was hat er getan? Ich habe nichts damit zu tun, das schwöre ich Ihnen, gar nichts! Er ist ein Sattelstrolch, ein elender Herumtreiber. Ich hatte ihn schon gewarnt und aufgefordert, die Stadt zu verlassen.«

      »Ah, Sie haben ihm nicht etwa Geld geborgt?«

      »Geld? Wo käme ich denn hin, wenn ich jedem Tramp Geld borgen wollte, Marshal! Nein…«

      Wyatt Earps Gesicht verfinsterte sich. »Holen Sie sein Pferd und seinen Sattel, Meyer! Aber rasch!«

      »Was…?« stammelte der Pfandleiher. Dann nickte er schluckend und machte sich zur Tür. »Sofort, Marshal.«

      John Elliot bekam sein Pferd und seinen Sattel zurück. Dann gab er dem Händler das Leihgeld zurück.

      »Ich habe heute zufällig vierhun-dertunddreißig Bucks gewonnen, Uncle Meyer«, sagte Elliot höhnisch.

      Als sie draußen waren, nahm Wyatt den Cowboy am Handgelenk. »Und jetzt hören Sie gut zu, John Elliot! Nehmen Sie Ihren Gaul und reiten Sie weg. Tombstone ist keine Stadt für Sie…«

      »Diesen Rat hat mir Ihr Bruder Virgil auch schon gegeben.«

      »Um so trauriger, daß Sie trotzdem nicht gescheit geworden sind. Sie sind kein Mann für Tombstone, Elliot. Dies ist keine Stadt für Sie. Sie gehören auf die Weide. Sie sind ein Cowboy. Was wollen Sie hier?«

      In den Augen des Weidereiters blitzte und funkelte es.

      »Well, ich werde nicht so antworten, wie ich antworten möchte, denn Sie sind Wyatt Earp. Und außerdem haben Sie mich ein paarmal aus der Tinte geholt. Aber soviel sage ich Ihnen doch, Marshal: Ich bleibe. Und niemand wird mich daran hindern. Auch Sie nicht, Mister Earp.«

      »Sie sind zu unbesonnen, Elliot. Was wollen Sie hier?«

      »Ich will ein echter Gambler werden!« sagte der Bursche pathetisch. In seinen Augen spiegelten sich die Lichter des Crystal Palace. »Ich will ein großer Gambler und Gunman werden, wie Doc Holliday. Ich will ein Mann werden, vor dem die Leute Respekt haben, weil er ein Kämpfer ist, weil er ein Revolverschütze ist – ein Mann wie Sie, Wyatt Earp.«

      Tief sog der Marshal die Luft ein. Dann erwiderte er: »Well, kommen Sie mit.«

      »Wohin?«

      »Ich werde Ihnen etwas zeigen.«

      Er führte ihn in den Hof des Crystal Palace, brachte ihn an eines der hell erleuchteten Fenster, von wo aus man einen ungestörten Blick in den Spielraum zur Allen Street hin hatte.

      Vorn an dem großen Tisch unter der überdimensionalen Lampe saßen nur zwei Männer.

      Der eine war breit und hartgesichtig, trug einen schwarzen Anzug – und schwitzte wie ein Schwellenleger in Texas.

      Der andere war ebenfalls sehr groß, aber hager, sehnig und hatte ein markant geschnittenes, vornehmes Gesicht mit eisblauen kühlen Augen. Er saß völlig ruhig da.

      Und die Einsätze waren Banknoten! Noten! John Elliot sah es genau.

      Eine volle Stunde blieb der Missourier mit dem Nevada Cowboy an dem Fenster stehen. Mit Spannung verfolgte der Bursche das Spiel im Saloon. Es war ein eiskaltes Spiel, das um Hunderte, Tausende ging. Die Luft um die beiden Gambler schien mit Dynamit geladen zu sein.

      Urplötzlich begann der Unterkiefer des einen zu zittern. Er sprang auf und packte den Coltknauf.

      Aber in der Hand des anderen, der gelassen sitzengeblieben war, blinkte schon der Revolver. Ein großer, vernickelter Single Action-Revolver mit elfenbeinbeschlagenen Knäufen.

      Der andere ließ sich langsam wieder nieder, nahm ein Taschentuch aus der Manschette und wischte sich den Schweiß aus dem Nacken.

      »Oh!« entfuhr es dem Cowboy. »Das war ja unheimlich! Hell and devils! Der Mann da links ist ja sagenhaft schnell! Wer ist das?«

      Wyatt Earp wandte sich ab und sagte im Weitergehen: »Doc Holliday.«

      »Doc… Holliday?«

      Der Cowboy konnte den


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