Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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noch richtig benommen von dem Erlebnis.

      »Well, das war also Doc Holliday!« Er hatte es fast feierlich gesagt.

      »Yeah, das war Doc Holliday, Cowboy. Und jetzt habe ich eine Frage an Sie: Träumen Sie, daß Sie einen Platz da drinnen in dieser mörderischen Schenke einnehmen können? Glauben Sie, daß Sie ein Mann sind wie er? Bilden Sie sich ein, daß Sie seine Nervenstärke besitzen? Daß Sie je ein so sicherer und gerissener Spieler werden könnten? Und – daß Sie je in der Lage sein würden, Ihren Colt so schnell aus dem Halfter zu bringen, wenn Sie dazu getrieben würden?«

      »Aber – das kommt doch nicht oft vor«, stammelte der Bursche verlegen.

      »Was denn? Daß einer der Partner den Colt zieht? Ich will Ihnen etwas sagen, Cowboy: Es kommt im Crystal Palace mindestens ebenso oft vor wie in allen anderen Spielsaloons. Nur daß es hier bedeutend gefährlicher ist, weil die Männer, die hier sitzen, alle schnell mit dem Colt sind. Es kommt nur darauf an, schneller zu sein. Nur dann geht es so lautlos ab, wie Sie es eben erlebt haben.

      Irgendwann reißen an jedem Tag irgendeinem der Spieler die Nerven. Dann greift er zum Colt. Zumindest versucht er es. Und wenn der Partner dann nicht mithalten kann, ist es aus.«

      Elliot hatte den Kopf auf die Brust gesenkt. Heiser preßte er durch die Kehle: »Well, Marshal. Ich weiß, daß ich nie ein Gambler wie Doc Holliday werden kann. Aber ich kann vielleicht ein Mann wie die anderen werden.«

      »Dummkopf!« entfuhr es dem Marshal. »Ich habe dir nicht den besten gezeigt, damit du werden willst wie der schlechteste von ihnen. Niemand ist in dieser verdammten Stadt dem Tode näher als der, der am schlechtesten ist. Schlecht mit dem Colt und mit den Gedanken. Verstehst du das denn nicht?«

      Elliot schüttelte starrsinnig den Kopf. »Ich will hierbleiben, Marshal«, sagte er und wagte es nicht mehr, den Missourier anzusehen. »Ich will hierbleiben. Ich muß einfach…«

      *

      Er blieb in Tombstone.

      Sogar für immer. Aber das wußte er an diesem erstickend heißen Abend noch nicht.

      Er hatte den Marshal seit Wochen nicht gesehen. Virgil Earp sollte nach Santa Fé geritten sein, hieß es in der Stadt, deshalb wohl war Wyatt hier aufgekreuzt.

      Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kam John Elliot am Marshal Office vorbei. Er blieb vor der offenen Tür stehen und blickte in den hellen Raum.

      Wyatt Earp stand am Pult neben dem Fenster und ordnete Papiere.

      »Hallo, Marshal!«

      Die dunkelblauen Augen des Missouriers ruhten für einen Augenblick auf dem jungenhaften Gesicht des Nevadamannes.

      »Hallo, Cowboy.«

      »Kann ich reinkommen?«

      »Sicher.«

      Wyatt musterte ihn mit forschendem Blick. Allmächtiger, wie sah der Weidereiter aus Loroy aus. Was war aus ihm geworden!

      Er trug einen Anzug aus schwarzem Tuchstoff, der ihn sicherlich eine schöne Säule von harten Dollars gekostet hatte. Sein Hemd war weiß und seine Krawatte schwarz. Auch sein Hut war schwarz. Der Habit stand ihm überhaupt nicht. Er sah darin aus wie ein Bauer, den man in einen Frack gepreßt hat – und der sich denkbar unwohl darin fühlt.

      »Gefalle ich Ihnen?«

      Wyatt zog den Mund zusammen und die rechte Schulter ein wenig hoch.

      »Also nicht?«

      »Wenn ich ehrlich sein soll, Cowboy, haben Sie mir unterwegs besser gefallen.«

      Elliot ließ sich auf einen Hocker neben dem Schreibtisch nieder.

      »Das ist ganz sicher Geschmacksache. Sie tragen doch auch diesen Anzug. Jedenfalls hier in der Stadt.«

      »Sicher. Das gehört zu meinem Job.«

      »Und zu meinem Job auch.«

      »Well – aber trotzdem steht er Ihnen nicht. Der Job übrigens auch nicht.«

      »He – haben Sie nicht gehört, daß ich bei Bon Hatch jetzt eine große Kanone geworden bin?«

      »Yeah, solange es dauert. Außerdem sind Sie doch damit nicht zufrieden.

      Und sehen Sie sich einmal an. Damals, als ich Sie zum ersten Mal sah, waren Sie ein frischer, gesunder, netter Bursche. Und heute – kaum ein paar Wochen später? Sie sehen krank und übernächtigt aus. Nacht für Nacht hocken Sie in den Bars herum bis ins Morgengrauen. Und wenn Sie das nicht tun, stehen Sie bei den aufgedonnerten Girls von Mary Wong…«

      »Hallo, Sie sind ja bestens informiert!«

      Elliot nahm aus einer silbernen Dose eine Fabrikzigarette, wie er es bei Doc Holliday gesehen hatte, riß ein Zündholz über den Daumennagel, brachte es aber nicht zur Zündung, hob dann den Schuh wie einst und strich es an der Sohle an.

      »Tja«, meinte der Marshal, der diesem Vorgang gefolgt war, »so einfach ist das alles nicht.«

      »Es lernt sich.«

      »Ich weiß nicht. Es gibt ganz sicher Dinge, die man niemals lernen kann.«

      »Ach, Sie wollen mich bloß aus Ihrer Stadt vertreiben.«

      »Es ist nicht meine Sache, Cowboy. Und von vertreiben kann keine Rede sein. Ich habe es nur nicht gern, wenn junge harmlose Burschen zusammengeschossen werden, weil sie nicht luchsig und scharf genug für die Tramps sind, die hier im Gamblerfrack herumlaufen.«

      »Schön gesagt, Mister Earp.« Elliot schlug die Beine übereinander und lächelte dünn.

      »Zum Beispiel gestern sah ich Sie mit Joric Albertson sprechen…«

      »Was paßt Ihnen daran nicht? Albertson pokert im Crystal Palace…«

      »Eben.«

      »Und ich werde einen Weg in den Crystal Palace finden, Marshal. Das schwöre ich Ihnen. Albertson mag ein undurchsichtiger Bursche sein…«

      »Ein undurchsichtiger Bursche? Sie haben Humor, Cowboy – und sind schlecht informiert.«

      Joric Albertson hat sieben Jahre in Fort Worth gesessen, wegen Totschlages. Er hat in Dallas einen Mann niedergeschossen, angeblich in Notwehr, in Lublin einen zweiten, in Geraldson einen dritten – die Kette ist sehr lang. In Fort Worth endlich packte das Gesetz zu. Denn es war keineswegs immer Notwehr gewesen. Albertson fordert seinen Gegner heraus. Er hat Spaß daran, sie zittern zu sehen. Er ist ein ganz gemeiner Killer…«

      Elliot sprang auf. Mit hochrotem Gesicht schrie er: »Und weshalb gehen Sie nicht hinüber und nehmen ihn fest? Sperren ihn ein und bringen ihn an den Galgen?«

      Wyatt Earp blieb ruhig, obgleich es in ihm gärte.

      »Junger Freund, ich sagte Ihnen vorhin, daß Sie schlecht informiert sind. Joric Albertson ist wegen guter Führung aus dem Straflager entlassen worden. Aber ich wette mit Ihnen, daß er der gleiche Kerl geblieben ist, der er früher war. Er hat mir hier noch keinen Grund gegeben, gegen ihn vorzugehen. Sie können sich darauf verlassen, daß ich ihn soweit wie möglich im Auge behalten werde und daß ich sofort zuschlagen werde, wenn er gegen das Gesetz verstößt.

      Was wollen Sie gegen einen solchen Burschen machen, Elliot? Solche Kreaturen sind doch keine Partner für Sie. Wozu müssen so junge Menschen das Schicksal immer und immer wieder versuchen?

      »Albertson ist für mich nur eine Brücke«, sagte Elliot. »Ich werde über ihn Zugang zum Crystal Palace finden. Ich muß und will in den Crystal Palace kommen.

      Mister Earp, verstehen Sie mich doch! Ich habe von Tombstone geträumt während vieler Jahre. Ich kannte Ihren Namen schon, als ich noch in die Schule ging. Damals waren Sie in Dodge angekommen und hatten dort mit Milt Rice aufgeräumt. Tombstone war mein Ziel. Und niemand als Sie selbst weiß besser, wie hart mein Ritt hierher gewesen ist. Im Grand Canyon bin ich in den roten Felsbastionen abgerutscht und nur durch ein Wunder gerettet worden…«


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