Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
Hose und schwarze Stiefel.
»Hallo, Marshal… Mein Name ist Elliot, John Elliot. Ich komme aus Nevada…«
Virgil Earp hatte dem Burschen nur einen kurzen Blick gewidmet, ohne sich aber in seiner Beschäftigung unterbrechen zu lassen.
»Na… und?«
»Hm, ich… ich wollte mich hier ein bißchen umsehen.«
»Yeah.«
Virgil riß den Ladebügel durch, nahm seinen Hut vom Wandhaken, seinen Waffengurt, und ging zur Tür.
»Wollen Sie weg?«
»Yeah.«
»Mit dem Gewehr?«
»Es sieht so aus, Junge.«
»Damned, dann ist also irgendwo was los?«
»Zounds, Sie scheinen mir ein ziemlich neugieriger Bursche zu sein.«
Virgil ging hinaus und stampfte
über den Vorbau auf den Crystal Pa-lace zu.
Da standen jetzt im Gegensatz zu heute vormittag eine Menge Pferde an den Halfterstangen.
Virgil Earp stieß die Pendeltüren auseinander, und gleich darauf hörte Elliot seine scharfe, schneidende Stimme bis auf die Straße.
Dann fiel ein Schuß.
Elliot rannte vorwärts. Die Hand über dem Coltgriff.
Aber da flogen die Schwingarme der Tür auseinander und mehrere wildaussehende Männer stolperten auf die Straße. Die letzten beiden flogen regelrecht durch die Tür.
Dann folgte ihnen der Gesetzesmann.
»So, Boys, und nun in die Sättel und ab! Und wenn ich noch mal einen von euch in der Stadt sehe, sperre ich ihn ein!«
Hinter dem Sternträger erschien ein dicker kurzer Mann mit weißer Saloonerschürze im Eingang und wischte sich durch sein erhitztes Gesicht.
»Thanks, Virg. Das war zur rechten Zeit. Ich hatte Billy auch zu Behan geschickt, aber der war wieder mal beschäftigt.« Der Wirt stieß eine rollende Lache aus. »Komm, wie nehmen einen Drink, Virg!«
Der Gesetzesmann lehnte ab. »Heute abend, wenn es dir recht ist. Ich habe nämlich noch etwas zu tun.«
»All right.«
Die Holzarme der Tür schlugen hinter dem breiten Rücken mit dem durchschwitzten Hemd des feisten Larry Olters zusammen.
Virgil wäre fast mit dem Cowboy
zusammengestoßen. Elliot hatte die Hand noch auf den Revolverkolben gestützt.
Virg sah ihn stirnrunzelnd an. »Was suchen Sie denn hier?«
»Ich…?«
»Hören Sie, Mister…«
»Elliot, John Elliot!«
»Hören Sie, Mister Elliot, wenn Sie nichts Wichtiges in der Stadt zu tun haben, dann gebe ich Ihnen einen guten Rat. Steigen Sie auf Ihren Gaul und reiten Sie schnell dahin, wo Sie hergekommen sind. Hier geht es nämlich ziemlich ungemütlich zu.«
Mit harten Schritten ging er davon und verschwand in seinem Office.
Minuten später kam er mit einem Schimmel aus seinem Hoftor heraus, schloß das Tor, zog sich in den Sattel und trabte nach Westen aus der Stadt.
Das war also Tombstone, der Crystal Palace und Virgil Earp!
Aber die Begeisterung, die den Jungen aus Nevada erfaßt hatte, wurde auch durch diese Tatsachen nicht ernüchtert.
Er wandte sich um und ging am Eingang des Crystal Palace vorbei, riskierte einen kurzen Blick und sah am Ende des Vorbaues in der fünften Straße wieder den feinen Pfandleiher stehen, der ihm grinsend entgegensah.
»Na, Cowboy, haben Sie schon Bucks nötig?«
Elliot antwortete nicht.
Da kam Uncle Meyer näher und meinte in plump vertraulichem Ton: »Wenn Sie spielen wollen, Mister – dann doch nicht im Crystal Palace. Das ist doch nichts für Leute Ihres Schlages…«
»Wieso?« herrschte ihn der Nevadamann zornig an. »Glauben Sie vielleicht, daß ich zu dreckig wäre, den Saloon zu betreten?«
»Das will ich ganz und gar nicht sagen. Sie haben ja eben gesehen, was für Gelichter sich da schon eingenistet hatte. Nein – ich meine nur, daß man ein echter Gambler sein muß, daß man Geld haben muß – und daß man eben ein Mann sein muß, der in den Crystal Palace paßt.«
Er war also kein Mann für den Crystal Palace! Das wurmte den Cowboy tief.
Da hörte er den Pfandleiher neben sich sagen: »Sie können doch in einer ganzen Reihe anderer Bars spielen, Mister. Zum Beispiel bei China Marys Hotel unten ist eine kleine Kneipe, wo zwei Spieltische stehen…«
Der Cowboy John Elliot spielte am Stadteingang neben dem China Marys Hotel in Severins Bar und gewann.
Er setzte die Hälfte, verlor, setzte den Rest und gewann wieder.
Dann kam plötzlich seine Strähne. Er gewann.
Auch am nächsten Abend und am übernächsten schien das Glück neben dem Cowboy aus Nevada zu stehen.
Da gab ihm abends, als er die Schenke verließ, ein Schwarzer einen Wink. »Sie können doch bei Barnim drüben spielen.«
Barnims Saloon war eine Klasse besser.
Elliot hatte einige Mühe, einen Platz zu bekommen.
Und dann wiederholte sich in dieser Schenke, was sich bei Severin ereignet hatte. Er gewann, verlor, und dann kam seine Strähne.
Nach fünf Tagen hatte der Nevada Cowboy Elliot dreihundert Bucks zusammengespielt. Er glaubte Tombstone schon erobert zu haben.
Immer und immer wieder schielte er zum Crystal Palace hinüber, in den nur schwarzgekleidete Gambler gingen, die sicher sein konnten, daß sie Leute waren, die in den Crystal Palace paßten.
Am nächsten Vormittag stand John Elliot plötzlich in dem kleinen, nach Knoblauch und schlechtem Tabak riechenden Laden des Pfandleihers.
Uncle Meyer sah ihn gar nicht verwundert an. »Du brauchst Bucks, Junge, nicht wahr?«
»Pech gehabt, Uncle Meyer. Ich habe Bucks. Eine ganze Menge sogar, und ich bin eigentlich nur gekommen, um Ihnen das zu sagen.«
»Sie sind ein merkwürdiger Bursche. Statt sich bei mir für den Tip zu bedanken, kommen Sie her und wollen prahlen. Ich wette, daß Sie eines Tages hier ankommen und völlig abgebrannt sind.«
»Das wird mir nicht passieren. Ich weiß, wann ich aufzuhören habe.«
»Yeah, jetzt, wo es um ein paar Dollars geht, da kann man das leicht sagen. Aber wenn es um Hunderte geht, Boy, da sieht dann plötzlich alles anders aus.«
Der Alte hatte so seine Erfahrungen.
Elliot wollte eigentlich doch etwas von ihm. »Ich habe bei Severin und bei Barnim gespielt«, begann er vorsichtig.
»Yeah, reicht Ihnen das nicht?«
»Nein«, erwiderte der Bursche trotzig.
Und nun zeigte Uncle Sam, daß er den weiteren Weg genau kannte. »Sie brauchen einen anderen Anzug. Wieviel haben Sie?«
»Dreihundert.«
»Das ist schlecht. Dafür kriegen Sie nichts Gescheites…«
»Für dreihundert Bucks kriege ich keinen Anzug?« entrüstete sich der Cowboy.
»Sicher, aber Tombstone ist teuer, sehr teuer, und außerdem brauchen Sie ja auch noch Geld zum Leben, für das Zimmer, fürs Essen.«
Der Pfandleiher beschaffte ihm einen dunkelgrauen Anzug, den angeblich ein Freund von