Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Namen des großen Indianerfürsten gegeben hatte, in einer Art stummer Bitte um Vergebung.

      Noch einundvierzig ganze Meilen trennten ihn von Tombstone. An einem Baum, draußen am Stadtrand von Mescal stand ein Schild, worauf es zu lesen stand.

      Elliot reckte sich im Sattel auf und zog den Hut tiefer in die Stirn. Trotz der glühenden Vormittagshitze ritt er weiter.

      Da standen sie plötzlich vor ihm, mitten auf dem Weg. Groß, stämmig, mit olivfarbenen Gesichtern und dunklen Augen. Sie trugen khakifarbene Hemden und blaue Hosen. Ihre Hüte waren breitrandig und erinnerten an die Sombrero der Mexikaner.

      Das Bemerkenswerteste an ihnen jedoch war die Tatsache, daß sie in jeder ihrer Fäuste einen großen fünfundvierziger Revolver hielten.

      Elliot hatte den Kopf gesenkt und war fast im Sattel eingeschlafen. Deshalb hatte er die beiden Gestalten auch nicht auftauchen sehen.

      Und wie sahen sie aus!

      Der eine hatte einen dünnen rötlichen Bart und wulstige Lippen. Der andere hatte eine flammendrote Narbe quer über die Nase.

      »Steig ab, Amigo.«

      Elliot fixierte die beiden aufmerksam. Dann nickte er. »Yeah, das kann ich tun, aber ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir verraten wolltet, was das ganze soll.«

      Der Rotbärtige feixte.

      »Steig ab, Amigo.«

      John Elliot war nicht der Mann, den man so leicht umwerfen konnte. Er hob das recht Bein bis über den Sattel, nahm aber dabei den Braunen scharf herum und fand so in der Deckung Gelegenheit, seinen Revolver zu ziehen.

      Die beiden Tramps schossen sofort.

      Elliot drückte dreimal ab.

      Dann rutschte er aus dem Sattel und blieb hinter dem Pferd stehen. Erst jetzt merkte er, daß er getroffen war. Das heißt, als er die Revolverhand wieder hob, sah er, daß der Handrücken naß von Blut war. In seinem Ärmel klebte es feucht.

      Heavens! hämmerte es in seinem Schädel. Wo hat es mich erwischt? Er glaubte, den Schmerz oben im Arm zu verspüren, und dann war er überzeugt, daß er oben in der Brust getroffen worden war.

      War es ein gefährlicher Schuß? Vielleicht lebensgefährlich?

      Dieser Gedanke trieb ihm den Angstschweiß aus allen Poren. Aber er wagte nicht, die Linke unter das Hemd zu schieben und nach der Wunde zu tasten.

      Eine unbändige Wut erfaßte ihn. Er sprang hinter dem Pferd vor auf die Wegmitte – und blieb entgeistert stehen.

      Nur noch einer der beiden Banditen stand auf seinen Füßen. Er krampfte die Linke um den rechten Unterarm. Sein Gesicht war schmerzverzerrt. Der Revolver war seiner Hand entglitten. Neben ihm am Boden lag der Bursche mit dem roten Bart.

      Ungläubig starrte der Nevadamann auf diese Szene.

      Und wieder spürte er irgendwo oben in seinem Körper einen brennenden Schmerz. In rasender Wut stieß er den Revolver vor.

      Da tat der Bandit, der noch stand, etwas Sonderbares. Er drehte sich um und wandte dem Cowboy den Rücken zu.

      Vielleicht war das das einzige, womit er den Zorn Elliots zu bremsen vermochte. So hart und ledern der Bursche aus Loroy auch war, er vermochte doch nicht, einen Mann in den Rücken zu schießen.

      »Dreh dich um!« schrie er geifernd vor Zorn und Schmerz.

      Aber der Bandit rührte sich nicht. Reglos wie ein Baum stand er auf dem Fleck und hatte die Schultern etwas angezogen.

      »Du sollst dich umdrehen!«

      Auch dieser mit sich überschlagender Stimme gebrüllten Aufforderung leistete der Tramp keine Folge.

      Elliot starrte auf das Blut an seinem Handrücken. Dann taumelte er ein paar Schritte nach vorn und sah auf den Mann am Boden.

      Der blickte mit weit offenen Augen in den stahlblauen Arizonahimmel.

      »Er ist tot! Tot ist er, dein Genosse!«

      Elliot versetzte den Revolvern der beiden Banditen Fußtritte und ging dann um den Mann mit der Nasennarbe herum.

      »Sieh mich an, Outlaw. Ich will deine Augen sehen, wenn du stirbst!«

      Wieder wandte sich der andere langsam um.

      Der brennende Schmerz erstickte die Wut des Cowboys. Er wankte zu seinem Pferd und zog sich in den Sattel. Den Revolver hatte er immer noch schußbereit in der Hand.

      Er trieb sein Pferd an den Desperado heran. »Was wolltet ihr von mir?«

      Der Bandit sah ihn nicht an. Heiser stieß er hervor: »Wir müssen jeden untersuchen, der ins County reitet…«

      Elliot zog die Brauen zusammen. »Was müßt ihr?«

      Der Bandit zog die Schultern hoch. »Der Boß will wissen, wer sich im County herumtreibt.«

      »So, das muß der Boß wissen. Da muß er ja eine Menge Leute haben, wenn er alle Straßen, die ins County führen, belagern lassen will.«

      »Yeah, das stimmt«, sagte der Bandit nur.

      Elliot stieß den Revolver wieder nach vorn und ließ den Hahn knacken.

      »Wer ist dein Boß, Bandit?«

      »Dazu brauchen Sie mir nicht mit dem Colt zu drohen, Mister. Das sage ich Ihnen gern freiwillig. Denn im Cochise County gibt es nur einen Boß. Er heißt Ike Clanton.«

      Ike Clanton!

      Welch ein Name! Vor Jahren hatte John Elliot ihn zum erstenmal gehört. Die Cowboys hatten von ihm gesprochen. Durchreisende Händler erzählten von ihm. Und immer, wenn von großen Desperados gesprochen wurde, tauchte dieser Name auf.

      Die Clanton Gang beherrschte das ganze Land. Er hatte es doch damals schon gewußt und wieder vergessen. Da versperrten die Leuten dieses berüchtigten Bandenführers tatsächlich die Wege, die nach Tombstone führten. So mächtig war dieser Mann also immer noch. Und hier bissen seine Männer für seinen Größenwahn in den Sand.

      John Elliot trabte auf das Gebüsch rechts vom Weg zu, wo er die Pferde der beiden Gangster fand. Er koppelte die Zügel zusammen und nahm die Tiere mit.

      Gegen Abend erreichte er St. David. Diese Stadt, die sich um ein altes Fort geschart hatte, war eine unbedeutende Ansiedlung, die ein Jahrhundert lang nichts Besonderes vorzuweisen hatte.

      Sonderbarerweise stand vorm Stadteingang ein Schild, dessen Wegweiserpfeil um die Stadt herumführte und worauf zu lesen stand, daß es noch dreiundzwanzig Meilen bis Tombstone seien.

      Die Mainstreet war sehr breit und von freistehenden, einzelnen Häusern gesäumt. In der Mitte der Stadt erhob sich die ehemalige Feste mit zwei halbverfallenen hölzernen Wehrgängen und einem Wachturm.

      Wabernde Hitze lag in der Mainstreet. Der Sand war immer gelber und pulverfeiner geworden, je näher Elliot nach Süden gekommen war. Bei jedem Schritt des Braunen stieg eine Staubwolke hoch.

      Und da der Cowboy ja noch die beiden Banditenpferde mit sich führte und jetzt im Schritt ritt, hatte er eine Menge Staub zu schlucken.

      Er ritt an einigen Häusern vorbei und lenkte dann auf ein großes Gatter zu, das oben ein Schild ›Bakers Corral‹ trug.

      Elliot übergab einem hochgeschossenen Burschen, der ihn fade angrinste, die Pferde.

      »Gibt’s hier ein Boardinghouse?«

      Der Peon grinste weiter und nickte.

      Elliot verließ den Corral und trat auf die Straße.

      Schräg gegenüber war ein Saloon. In riesigen Lettern stand über dem Bau auf einer Bretterholzfassade zu lesen, daß es sich um die ›Silvery Moon-Bar‹ handelte.

      Elliot hielt darauf zu. Neben dem Perlschnürvorhang des Eingangs saßen zwei Männer in Schaukelstühlen. Sie hatten die Hüte


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