Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
nun baumelte.
»Festhalten!« schrie der Apache.
Elliot hatte die Zähne aufeinandergepreßt. Er spürte nicht den brennenden Schmerz, den ihm die Schürfwunden an Gesicht und Händen verursachten.
Griff um Griff zerrte der Rote das schwere Gewicht zu sich hinauf.
Elliot hatte die Augen geschlossen. Immer wieder wurde er gegen das Gestein geschleudert.
»Die Füße gegen den Stein!« mahnte der Indianer.
Endlich, nach bangen Augenblicken, hatte Ore Batica den Verunglückten am Handgelenk gepackt und zerrte ihn zu sich auf den Sims.
Zu Tode erschöpft sank der Cowboy gegen den kühlen Fels und rang nach Atem.
Aufrecht stand der Indianer vor ihm.
Als Elliot die Augen öffnete, blickte er den Alten an.
»Und wie – kommen wir hier
weg?«
Das war alles, was er zu sagen hatte. Das Wort ›Danke‹ schien er überhaupt nicht zu kennen.
Der Apache blickte in den Kamin hinauf.
»Wir müssen hier hinaussteigen. Oben ist ein Saumpfad.«
Das war leichter gesagt, als der Cowboy es durchführen konnte. Ohne die Hilfe des Roten hätte er es sicher nicht geschafft.
Als sie schließlich den Pfad erreichten, ließ sich Elliot nieder und kurbelte sich eine Zigarette. Dem Indianer etwas Tabak anzubieten, fiel ihm nicht ein.
Als die Zigarette brannte, sah Elliot sich verblüfft um.
»He, Rothaut, wo steckst du?«
Der Indianer war auf seinen Mokassins lautlos davongegangen.
Elliot erhob sich, schnipste die Zigarette in die Tiefe und stampfte den Weg hinauf.
Da stand sein Wallach mit zitternden Flanken und schnaubenden Nüstern.
»Blödes Biest«, knurrte der Cowboy. »Da hätte ich mir wegen dir beinahe den Hals gebrochen…«
Er wollte den Weg zurückgehen. Da sah er plötzlich den Apachen über sich auf einem vorspringenden Stein sitzen.
»Der weiße Mann kann auf diesem Pfad bleiben, aber er darf nicht in den Sattel steigen.«
Elliot nickte und tippte an seinen Hutrand. Erst jetzt merkte er, daß er seinen Hut noch hatte. Ein Glück, daß der alte Filz so fest saß, sonst wäre er bei dem Sturz ganz sicher verlorengegangen.
Auch jetzt, nachdem Elliot sich wieder einigermaßen gefangen hatte, fand er zu keinem Wort des Dankes für seinen Retter. Der saß mit blutenden Händen und aufgeschlagenen Knien auf dem Stein und sah schweigend zu ihm hinunter.
Anderthalb Tage brauchte Elliot, bis er die Teufelsschlucht überwunden hatte. Als er nämlich unten die Schluchtsohle erreicht hatte, sah er sich den reißenden Wassern des Colorado River hilflos gegenüber. Aber diesmal gab es keinen Indianer, der ihm eine Furt wies. Er mußte sie sich selber suchen. Und dazu brauchte er ziemlich lange. Drüben stieg er dann durch eine Seitenschlucht und mußte wieder zurückkehren, da sie keinen Ausgang hatte. Endlich fand er wieder einen Saumpfad, der ihn hinauf aufs große Plateau brachte.
Coconino Plateau nannte es sich. Und schon am Abend des nächsten
Tages wußte er, daß es die einsamste Hochebene dieser Erde war. Er traf keinen Menschen, keine Ansiedlung. Mehr und mehr schwand die Vegetation.
Elliots Vorräte waren aufgezehrt, die Wasserflasche leer – und nirgends war ein Creek oder auch nur ein Rinnsal zu sehen.
Dazu kam die Hitze, die fast urplötzlich hinter dem Laguna Lake eingesetzt hatte und den Reiter mit ihren brennenden, sengenden Glutschwaden auf seinem Ritt begleitete.
Der Weg nach Tombstone schien durch die Hölle zu führen. Elliot war oft nahe daran gewesen, umzukehren, aber wenn er an den Grand Canyon dachte, gab er den Gedanken an die Umkehr wieder auf.
Auf der Höhe von Flagstaff – er wußte allerdings nicht, daß er nur dreißig Meilen westlich dieser Stadt ritt – brach er zusammen. Er rutschte völlig benommen von der Sonnenglut aus dem Sattel und blieb in dem struppigen Gras liegen.
Als er wieder zu sich kam und die Augen aufschlug, glaubte er zu träumen. Er sah in die dunkelblauen Augen einer Frau.
Wasser rann an seinem Kinn herunter auf seine brennende Brust.
Hinter der Frau stand ein Wagen, ein flacher Highlander, vor dem ein Rappe stand.
Elliot schloß die Augen.
Da goß die Frau ihm Wasser über Stirn, Mund und Hals.
Elliot öffnete die Augen wieder.
Die Frau hatte ein ernstes Gesicht. Es war sicher einmal vor einem Jahrzehnt oder länger schön gewesen. Jetzt trug es die harten Runen einer schweren Zeit.
»Kommen Sie, ich helfe Ihnen zum Wagen.«
Sie stützte ihn, richtete ihn hoch und schleppte ihn mit der Kraft eines Mannes zu dem Highlander.
Jetzt sah Elliot erst seinen Braunen. Er lag hinter dem Wagen im Schatten am Boden.
»Ist er…«
Die Frau schüttelte den Kopf.
»Er ist wohlauf. Nur noch sehr erschöpft. Und da hat er sich eben im Schatten niedergelassen.«
Der Highlander setzte sich in Bewegung.
John Elliot lag auf der Ladefläche, mit dem Kopf unter dem Fahrersitz, so hatte er wenigstens etwas Schatten.
Müde trottete der Braune hinter dem Fahrzeug her.
Mattie Jenkins hatte siebzehn Meilen westlich von Flagstaff eine Farm. Nicht sehr groß, aber gesund und sauber schien hier alles zu sein.
Ein Neger und eine rundliche Negerin waren mit Küchenarbeiten beschäftigt, als der Wagen in den Hof einrollte.
Die beiden sprangen erschrocken auf, als sie den Mann hinten auf dem Wagen sahen.
»Wir bringen ihn in die Stube«, bestimmte die Frau.
Und jetzt erst sah der Cowboy, daß sie Hosen trug, Texasstiefel und sogar einen Waffengurt, an dem ein achtunddreißiger Revolver baumelte.
Unterm Kutschbock zog sie ein Nogalesgewehr hervor, stellte es in den Flur und sorgte dafür, daß der Fremde versorgt wurde.
Nach vierundzwanzig Stunden war der Nevadamann wieder auf den Beinen.
Er stand früh auf, ging in den Hof, reckte sich und sah die Frau aus einem Corral kommen, in dem drei Pferde standen.
Yeah, sie war auch jetzt noch schön. Vielleicht ein wenig zu ernst. Langsam kam sie auf ihn zu. Sie war fast so groß wie er.
»Wie geht’s Ihnen?«
»Thanks, Madam…«
»Sie hätten noch liegen bleiben sollen. Wenn man vor Erschöpfung aus dem Sattel rutscht und im Steppengras liegenbleibt, hat man schon einen ordentlichen Stoß bekommen, den man auskurieren sollte.«
Elliot winkte ab. Er sagte, daß er ein harter Bursche sei, Weidereiter aus Nevada. Aber was er auch sagte, er vermochte die Frau mit nichts zu beeindrucken.
Sie ging aufs Haus zu und ließ sich einen Augenblick auf der Bank nieder.
Elliot sah an ihren Händen blutige Risse. In der Schürzentasche steckte ein Hammer.
»Sie haben im Coral gearbeitet?« fragte er, nur um etwas zu sagen.
Sie nickte. »Yeah, einige Bretter haben sich gelöst.«
Elliot empfand ein gewisses Unbehagen in ihrer Nähe. War es der Ernst, den sie ausstrahlte, diese unübersehbare Spur von Bitterkeit?
Die