Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Schuß brüllte auf. Noch einer, noch einer und noch einer. Der Berghahn hatte schon beachtlich an Höhe gewonnen, als er plötzlich im Steilflug einen Stoß bekam und in immer enger werdenden Spiralen in Ufernähe aufs Wasser niedertrudelte.

      John Elliot rannte keineswegs los. Er hatte dem donnernden Geräusch der Schüsse nachgelauscht. Viermal hatte er geschossen. Doch er hätte schwören mögen, daß er fünf Schüsse gehört hatte.

      Er ließ das Gewehr los und rannte vorwärts.

      Der erlegte Berghahn wurde aus dem Wasser gefischt und ans Ufer gebracht. Mit dem Messer nahm der Cowboy die Kugel aus dem Tierkörper.

      Er starrte entgeistert auf das verformte Bleistück in seiner Hand. Es war eine Winchesterkugel!

      Elliot ließ den Vogel fallen, schwang auf und nahm das Gewehr an sich. Dann verließ er das Gebüsch und rannte die Uferböschung hinauf.

      Als er einen Blick über den Böschungsrand geworfen hatte, hielt er wie versteinert inne.

      Kaum zwanzig Yards entfernt von ihm drüben am Rand der Fahrstraße saß ein Mann. Und neben ihm stand ein Pferd.

      Es war ein Mann, den der Cowboy John Elliot genau kannte – ohne daß er allerdings seinen Namen wußte. Es war der Fremde aus dem Goshutevalley. In seiner linken Armbeuge hielt er eine Winchester.

      Der Cowboy brauchte eine volle Minute, bis er das Bild verdaut hatte. Dann stieg er über den Böschungsrand und kam auf den Fahrweg zu.

      »Hallo!« Elliot tippte an den Rand seines Hutes.

      Der Missourier sah auf, tippte ebenfalls an den Rand seines Hutes und erwiderte den Gruß.

      Elliot deutete auf das Gewehr. »Sie haben auf den Berghahn geschossen…«

      »Yeah«, erwidert der Dodger Marshal gelassen. »Es wurde höchste Zeit. Sie hatten dem Tier einen Flügel durchschossen, und nachdem Sie schon vier Kugeln an die fliehende Beute verschwendet hatten, habe ich mir eben erlaubt, Ihnen mit einer Kugel beizustehen.«

      Elliot knurrte. »Wo kommen Sie eigentlich so plötzlich her?«

      Der Marshal lachte leise in sich hinein.

      »Die gleiche Frage könnte ich Ihnen stellen, Cowboy.«

      Elliot stemmte den Kolben des Spencergewehres hart auf den Boden auf.

      »Ich finde, daß Sie ein ziemlich merkwürdiger Bursche sind.«

      »Aha«, meinte Wyatt ruhig und blickte dem tiefblauen Rauch seiner Zigarre nach. »Wenn ich ehrlich sein soll, Cowboy, so könnte ich auch diesmal das Gleiche von Ihnen behaupten.«

      Elliot brummte: »Wo kommen Sie her?«

      »Aus Nevada, wie Sie.«

      »Das ist auch eine Antwort«, entgegnete Elliot mürrisch.

      Da stand der Marschal auf und zog sich in den Sattel seines Rapphengstes.

      »So long, Cowboy. Und lassen Sie sich den Hahn gut schmecken.«

      John Elliot kam nicht auf den Gedanken, den Fremden zu bitten, an der Mahlzeit teilzunehmen. Schließlich war er es doch gewesen, der das Tier erlegt hatte. Mit harten Augen blickte der Cowboy hinter dem Davonreitenden her.

      *

      New Harmony lag etwa zweiunddreißig Meilen nördlich von der Grenze Arizonas.

      Es war eine kleine Stadt mit einem Dutzend Häuser und einer Menge streunender Hunde.

      John Elliot ritt gegen Abend in die Mainstreet von New Harmony ein.

      Links an einer Straßenecke war eine große Schenke, aus der wüster Lärm, vermischt mit hämmernder Orchestrionmusik drang.

      Der Cowboy rutschte aus dem Sattel und führte das Pferd an eine Tränke, die aus einem halbierten ausgehöhlten Baumstamm bestand.

      Da spie oben vom Vorbau herunter ein Mann einen Priem auf den Stiefel des Weidereiters.

      Elliot wandte den Kopf.

      Aber er war zu müde, um etwas zu sagen. Viel zu müde und zu schlapp.

      Gestern morgen hatte er das letzte Stück des gebratenen Berghahns am Fuße des Ironmountains verzehrt.

      Er war am Ende. Er mußte in dieser Stadt zu Geld kommen. In seiner Tasche waren noch drei Dollar. Das erzwungene Wechselgeld des Mietstallbesitzers von Callao.

      Er schlang die Zügelleine um den Querholm, tauchte die Hände in das Wasser der Tränke und wischte sich das Naß durchs Gesicht. Dann betrat er den Vorbau.

      Fast dreihundert Meilen lagen hinter ihm. Er war so schlapp, daß er sich mit der Linken an der Hauswand stützen mußte.

      Der Mann, der ihm auf den Stiefel gespuckt hatte, wandte sich um, stieß seinen Nachbarn an und meinte: »Sieh dir den Vogel an, Billy.«

      Elliot hatte die Schankhaustür an der Ecke erreicht und warf einen Blick über ihre hölzernen Schwingarme.

      Der große Raum war brechend angefüllt mit Menschen. Zwischen den zwei großen Kerosinlampen hing eine gewaltige Tabakwolke. Links in der Fensterecke wurde gespielt.

      Elliot biß die Zähne knirschend aufeinander. Der Spieltisch war von einem Dutzend Neugieriger belagert. Nie und nimmer kam er da ran. Aber er mußte an den Spieltisch kommen. Er mußte versuchen, ein paar Bucks zu gewinnen.

      Er griff mit der Linken in die Tasche und nahm die drei Dollarstücke heraus.

      Damned, das reichte gerade zu einem anständigen Essen. Und vorn aus der Küchentür drang Bratendunst. Und als jetzt die Tür ganz aufgestoßen wurde und eine dralle blaugeschürzte Frau drei Riesenportionen mit Steak und Bohnen durch die Tischreihen balancierte, lief dem schmachtenden Nevadamann das Wasser im Mund zusammen.

      Aber da hörte er drüben am Spieltisch das Klingen von Münzen. Mit einem entschlossenen Ruck wandte er sich zur Seite und schob sich zwischen die Männer an den Spieltisch.

      Sie spielten den One Dollarrund. Eine simple Faroart, bei der immer nur ein Dollar gesetzt wurde.

      Vier Männer saßen an dem mit grünem Filz bezogenen Tisch.

      Die beiden, die mit dem Rücken zum Fenster saßen, waren Männer in den Vierzigern, breitschultrig, bärtig und schweigsam. Rechts saß ein Mann Ende Zwanzig mit hagerem Gesicht. Seine kalten Augen verrieten dem Cowboy, daß da ein professioneller Gambler saß. Längs saß ein großer Bursche, dessen Gesichtszüge den Kreolen verrieten.

      Stumm und verbissen nahm das Spiel seinen Fortgang. Elliot hatte gehört, daß solche Spiele bis zu zehn Stunden dauern konnten – wenn die Partner gleichstarke Nerven hatten.

      Und diese vier machten ganz den Eindruck, daß sie einander das Wasser reichen konnten.

      Aber dann machte der Kreole doch einen Fehler, den der Gambler sofort geschickt ausnutzte, und die Partie fand ein überraschend schnelles Ende.

      Die Dollartürme vor dem Gambler hatten sich verdoppelt.

      John Elliots Knie zitterten. Ich muß mich setzen, brannte es plötzlich in seinem Hirn, sonst falle ich um.

      Er tat, als müsse er sich bücken, als sei etwas an seinem Stiefel oder an seinen Sporen. Mit der Linken stützte er sich auf den Boden auf und schloß die Augen für einen Moment.

      Als er sie wieder öffnete, sah er etwas Merkwürdiges. Der Kreole hatte seine linke Hand am Stiefelschaft, wo er eine Karte herauszog, die er blitzschnell in seine Manschette verschwinden ließ.

      John Elliot war plötzlich hellwach geworden.

      Das Spiel nahm seinen Fortgang.

      Elliot beobachtete die Männer um den Tisch herum. Er suchte den Kompagnon des Peon und fand ihn schnell in einem kleinen, ebenfalls dunkelgesichtigen Menschen.

      Es gelang dem Cowboy, sich unbemerkt in den Rücken dieses Mannes zu schieben.


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