Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
nicht so laut mit mir, sonst muß ich Sie auf die Straße werfen lassen.«
Blitzschnell schoß Elliots Faust vor und krallte sich in die Westenaufschläge des Alten.
»So redest du nicht mit mir, Grandpa! Ich bin John Elliot! Merk dir das!« Damit stieß er ihn hart zurück und gegen das Rezeptionspult und warf die Haustür donnernd hinter sich ins Schloß.
Er hatte noch nicht die zweite Vorbaustufe erreicht, als die Tür des Boardinghouses aufgerissen wurde.
Elliot wirbelte herum, in seiner Rechten blinkte der Revolver.
Und oben stand ein junger Mensch mit wächsernem Gesicht. Er hatte ein Gewehr in der Linken.
»Nimm die Knarre runter, Boy«, zischte Elliot heiser, »sonst gibt’s Ärger.«
Der Bursche in der Tür ließ das Gewehr fallen und hob die Hände.
»Sind Sie gemütskrank, Cowboy?« hörte Elliot da hinter sich eine rostige Stimme.
Er fuhr herum. Mitten auf der Straße stand ein untersetzter schwerer Mann mit eisgrauen Augen und kantigem Stierschädel. Er trug ein blaues Hemd, eine graue Hose und eine graue Weste, auf deren linker Seite ein silberner Fünfzack blitzte.
Langsam schob John Elliot seinen Revolver ins Halfter zurück.
Der Sheriff stemmte seine prankenartigen Fäuste in die Hüften.
»Sie müssen bedeutend ruhiger werden, Cowboy«, meinte er bärbeißig und wandte sich ab, um mit stampfenden Schritten auf eine Schenke zuzugehen, aus der plötzlich ein wüster Lärm drang.
Es war etwas los in Callao; und John Elliot war diesem Leben ganz sicher nicht gewachsen.
Er nahm seinen Gaul und trottete in einen Mietstall. Ein vierzehnjähriger Junge nahm das Pferd in Empfang und rümpfte seine Nase, als er kein Trinkgeld bekam.
Elliot aß in Lewtons-Speisehaus und machte dann einen Rundgang durch sämtliche Schenken.
In einem großspurig angelegten Spiel-Room stieß ihn ein hochgewachsener Mann plötzlich an.
Elliots Hand lag sofort auf dem Revolverkolben.
Aber er sah in ein freundlich grinsendes pockennarbiges Gesicht, aus dem zwei bernsteinfarbene Augen listig hervorblickten.
»Ich würde mich hier nicht niederlassen, Boy. Dafür verdienst du deine Bucks zu sauer.«
»Was geht es Sie an, wo ich mich niederlasse? Kümmern Sie sich gefälligst um Ihren eigenen Dreck.«
»Ich hatte schon recht, Junge, du hättest bei deinen Kühen bleiben sollen«, kam es rostig aus der Kehle des Pockennarbigen.
Flammende Zornesröte überflutete das Gesicht des Cowboys. »Was bildest du dir ein, Mensch?«
Er hatte es laut gesagt, mit der Absicht, diese Bemerkung möge dem Pockennarbigen Ärger in der Bar eintragen. Aber nichts dergleichen ge-schah. Nur still wurde es im Schankraum rund um die Spieltische.
Elliot, der immer noch nicht begriffen hatte, knurrte: »Menschen gibt’s, einfach verrückt. Ich bin hergekommen, weil ich pokern will. Und da meint dieser Bursche da, das wär hier nichts für mich.«
Der Pockennarbige hatte plötzlich wieder ein kleines Lächeln um seine Mundwinkel sitzen. »Well, Cowboy, du sollst deinen Willen haben. Komm, wir werden ein Spielchen machen.«
»Verzichte, Mann, mit solchen Leuten spiele ich nicht. Ich werde mir einen Partner aussuchen, der mir…«
»Du wirst hier außer mir niemanden finden, Boy, der mit dir pokern will.«
Elliot sah sich um – und sah in stumpfe ausdruckslose Spielergesichter, die sich nacheinander von ihm abwandten.
Als sein Blick wieder auf den Pockennarbigen fiel, zog der die Schultern langsam hoch.
»Tut mir leid, Boy, der Laden gehört mir.«
Elliot schluckte. Er wollte nicht mehr spielen. Aber er hatte auch nicht den Nerv, dies dem Casinoowner zu sagen.
Also ließ er sich an einen rasch geräumten Tisch schleppen und spielte.
In anderthalb Stunden hatte er alles bis auf fünf Dollar verspielt.
Da stand Anderson auf, strich seinen Gewinn ein und meinte kalt: »Du hast noch fünf Dollar, Junge. Gib es auf. Du wirst die letzten Bucks bitter nötig brauchen.«
Da sprang Elliot hoch. Rasende Wut brannte lichterloh in ihm. Er starrte in das kalte Pokergesicht Andersons und schrie: »Verdammter Falschspieler!« Dann stieß er den Tisch um.
Drei Minuten später lag er groggy geschlagen vor Andersons Männern auf dem Vorbau. Er blickte hoch und sah in die kalten Augen des Salooners.
»Ich hatte dich gewarnt, Cowboy. Leute wie dich können wir hier nicht brauchen. Dich nicht – und deine paar Kröten nicht. Du kannst nicht spielen. Sieh zu, daß du verschwindest!«
Ächzend richtete der Bursche sich an einem Vorbaupfeiler auf.
»Sie elender Kerl«, keuchte er. »Wenn ich wieder auf den Beinen bin, werde ich Ihren Laden zertrümmern, das schwöre ich Ihnen.«
Anderson antwortete kalt: »Ich will dir etwas sagen, Cowboy. Ich habe im Crystal Palace in Tombstone gespielt – und lebe noch. Ich wette, daß du nicht weißt, was das bedeutet.«
Elliot hatte nur das Wort Tombstone gehört. Und dann grub sich der andere Begriff in sein Hirn: Crystal Palace!
Crystal Palace! Was war das…?
Die Frage stand deutlich in seinem Gesicht zu lesen.
Und Cole Anderson meinte: »Ich wußte, daß es dir nichts sagt, Cowpuncher. Aber du sollst es wissen, auch wenn dich dein Weg nie da hinunterführen wird. Der Crystal Palace ist die heißeste Schenke des Westens, die mörderischste Spielhölle, die du dir denken kannst. Da verkehren nur Grand Gamblers vom Schlage Doc Hollidays. Daß du da nicht atmen kannst als kleiner Fisch, ist klar. Aber Cole Anderson hat da geatmet – und nicht einmal schlecht…«
Cole Anderson hatte gelogen, jedenfalls mit der einen Hälfte der Behauptung. Er war zwar in Tombstone gewesen und hatte auch einige der großen Asse gesehen.
Er war auch im Crystal Palace – aber nur ein einziges Mal. Mit zweihundert Bucks hatte er ihn betreten. Als er hinauskam, hatte er noch zwölf Bucks in der Tasche und war froh, daß er heil auf die Straße gekommen war. So heiß war die Luft in dem berühmten Spielsaloon gewesen.
Wenn die Aufschneiderei Andersons auch nicht den Eindruck hervorgerufen hatte, der beabsichtigt war, so hinterließ sie in dem Nevada Cowboy doch den heißen Gedanken an zwei Worte, die sich unauslöschlich in seine Seele graben sollten.
Crystal Palace.
Fünf Dollar hatte John Elliot noch in der Tasche. Fünf armselige Bucks, mit denen er übel zugerichtet auf der Vorbaukante eines muffigen Clothing-shops saß.
Da trat ein bärtiger Mann auf ihn zu.
»He, Cowboy, du hast deinen Gaul bei mir untergestellt. Das kostet zwei Dollar.«
Elliot warf den Kopf hoch. »Zwei Dollar? Mann, ich will doch keine Woche hierbleiben.«
»Eine Nacht kostet zwei Dollar«, erklärte der Mietstallowner.
Elliot wischte sich durchs Gesicht. »Zwei Dollar für eine Nacht!« Heavens, so also machen sie hier ihr Geld.
»All right, ich hole den Gaul wieder ab.«
»Wann?«
»Gleich.«
»Das kostet dann einen Dollar.«
Elliot stand auf. »Ich hole meinen Gaul und zahle keinen Cent, denn er hat weder eine Nacht noch eine halbe Nacht bei Ihnen gestanden.«
»Da haben Sie Pech, Freund«, meinte der Mietstallowner. »Ich muß hinter