Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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sog er den frischen Duft des Wassers tief ein. Dann spülte er sich das kühle Naß über Gesicht und Nacken.

      Noch triefte das Wasser von seinem Schädel, als er in der zitternden Oberfläche des Brunnens einen zweiten Kopf sah.

      Für einen Augenblick war John Elliot steif vor Schreck. Dann, als sich der Wasserspiegel glättete, erkannte er das Gesicht Raine Porters.

      Elliot richtete sich auf. »He, du hast wohl auch nichts Gescheiteres im Kopf, he?«

      Der Cowboy grinste seinen Kameraden an.

      »Was denn, wenn du hier rumplantschst, kannst du ja auch eine Horde von Shoshones nicht hören, die dir ins Genick springt.«

      Elliot wischte sich das Wasser ab. »Was willst du hier, Raine?«

      »Du sollst auf die Ranch kommen.«

      »Weshalb? Wer hat das gesagt?«

      »Jim.«

      Elliot warf das schmutzige Handtuch auf die Bank neben der Blockhaustür.

      »Was ist los?«

      Porter zog die Schultern hoch. »Keine Ahnung.« Dann ging er auf sein Pferd zu und löste die Sattelgurte.

      Elliots Gesicht hatte sich verfinstert. Wie er dies alles haßte! Wie er es verabscheute, daß ihn der Rancher einfach hin und her schieben konnte wie einen morschen Weidepfahl!

      Ohne Hast machte er sich fertig, holte den Gaul von der Koppel, sattelte ihn auf und ritt grußlos davon.

      Elliot erreichte die Ranch am späten Nachmittag.

      Kläffend sprang ihm der große graue Hund des Ranchers entgegen. Elliot trieb ihn mit einem Fußtritt zur Seite.

      Drüben am Sägebock standen Jeff Haggar und Olde Henderson und quälten sich mit einem mannsdicken Baumstamm ab. Links an der Pferdetränke plantschte der sechsjährige Ray Miller, der jüngste Sohn des Ranchers, herum. Jenny, die fünfzehnjährige Tochter Millers, nach der sich die ganze Crew bereits den Kopf verrenkte, hing hinten zwischen der Scheune und dem Mannschaftshaus Wäsche auf.

      Mit verschlossenem, mürrischem Gesicht ritt der Cowboy an die Veranda heran, rutschte aus dem Sattel und warf die Zügelleinen über den Querholm.

      »He, Jonny!«

      Elliot blickte sich um.

      Drüben in der Tür des Geräteschuppens stand der Vormann.

      Langsam ging der Cowboy auf ihn zu. »Sie haben mich rufen lassen, Jim?«

      Der Vormann nickte. »Yeah – das heißt, der Boß will mit Ihnen sprechen.«

      »Mit mir?«

      »Ja, gehen Sie hinüber, er ist im Corral irgendwo bei den Pferden.«

      John Elliot stakste auf die Pferch zu, in der die Pferde standen. Er sah die massige Gestalt des Ranchers drüben an den Boden gebeugt, um das Fußgelenk eines Falben zu untersuchen. Neben ihm stand Harry, der auch Cowboy auf der Ranch war.

      Elliot schob sich zwischen den Pferden hindurch.

      Der Rancher sah ihn nicht. Harry machte ihn auf John aufmerksam.

      Da erhob sich Miller und strich sich eine widerborstige Strähne seines grauen Haares aus der wetterbraunen Stirn. »Jonny, da sind Sie ja.«

      Elliot legte den Kopf ein wenig auf die Seite und lauschte dem sonderbaren Klang in der Stimme des Viehzüchters nach. He, da stimmte doch etwas nicht! Der Boß war sonst keineswegs so weich.

      »Sie haben mich rufen lassen, Mister Miller?«

      »Yeah – eh, kommen Sie mit, wir gehen rüber ins Haus und werden einen Whisky zusammen trinken.«

      Da schluckte der Cowboy Jonny Elliot. Damned, jetzt war er überzeugt, daß tatsächlich etwas faul war. Bisher hatte der Boß noch nie einen Drink mit ihm genommen.

      Sie gingen hinüber ins Ranchhaus.

      Miller warf seinen Hut auf einen Wandhaken, ging zum Schrank und holte den Kentucky Dry heraus mit zwei Gläsern.

      Nachdem sie getrunken hatten, meinte er: »Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal zu Hause, Jonny?«

      Elliot stellte das Glas mit einem harten Ruck auf den Tisch. Er glaubte verstanden zu haben.

      »Hat meine Mutter Ihnen geschrieben? Damned, ich habe ihr erst im vergangenen Jahr einen Brief geschickt, worin ich sie bat, mich zufrieden zu lassen. Ich habe schließlich keine Zeit. Und…«

      Da stellte auch der Rancher sein Glas mit einem harten Ruck auf den Tisch. Rauh erklärte er: »Sie werden keinen Grund mehr haben, Elliot, sich über Ihre Mutter zu beklagen. Sie ist tot.«

      Wie versteinert stand der Bursche da. Nichts in seinem Gesicht verriet, was er jetzt dachte und empfand.

      Miller nahm die beiden Gläser und stellte sie auf das Schrankbrett.

      »Sie können sofort reiten«, sagte er rauh.

      »Reiten?«

      »Yeah.«

      »Wohin?« knurrte der Cowboy.

      Da warf der Rancher seinen massigen Schädel herum. »Wohin? – Well, Elliot, wenn Sie das nicht wissen, dann weiß ich es auch nicht.«

      John Elliot setzte seinen Hut auf und wandte sich um. Mit starrem Gesichtsausdruck verließ er das Ranchhaus. Als er sich in den Sattel setzen wollte, sah er plötzlich die Augen Jim Honolkas vor sich. Es waren harte graue Weidereiteraugen.

      »Wo wollen Sie hin, Jonny?«

      Der Cowboy schwieg. Zwischen seine Brauen hatte sich eine steile Falte gegraben.

      Da meinte der Vormann: »Wann sind Sie zurück?«

      Auch darauf schwieg Elliot.

      Da schob sich Honolka den verschwitzten Hut aus der Stirn.

      »Sie können sich Zeit lassen, Jonny. Und…, es tut uns allen sehr leid.« Dann griff er in die Hemdtasche und nahm ein Bündel Geldscheine heraus, das er dem Reiter hinhielt.

      Jonny schob es achtlos in die Tasche.

      Das war dem Vormann denn doch zuviel.

      »He, Boy, wenn Sie Ihre Kröten schon nicht nachzählen, so wäre es vielleicht ganz gut, wenn Sie wissen, daß wir bei den Boys gesammelt haben, um einen anständigen Sarg für Ihre Mutter auf die Beine zu bringen. Der Boß hat die Hälfte allein dazugegeben.«

      In den Mundwinkeln des Cowboys zuckte es, dann nahm er die Zügelleinen hoch und trabte grußlos aus dem Hof.

      Mit gespreizten Beinen und in die Hüfte gestemmten Armen stand der Vormann da und sah ihm nach. »Verdammter Kanacke!«

      Wußte der Junge denn nicht, wie wenig die Cowboys verdienten, und wie schwer es ihnen gefallen sein mußte, von ihrem kargen Lohn auch noch einige Dollars pro Mann für den Sarg der Mutter ihres Kameraden zu stiften?

      Oben in der Tür erschien der Rancher. »Was machen die neuen Hacken, Jim?« fragte er heiser.

      Honolka, der seinen Boß genau kannte, knurrte:

      »Die werden heute abend fertig sein, Boß. – Und der da«, er deutete mit dem Kinn hinter dem Reiter her, »der kommt nicht wieder.«

      *

      John Elliot war nach Norden geritten. In Cabre hielt er vor dem Railway-Saloon an und rutschte aus dem Sattel.

      Auf dem Vorbau stand ein großer schlaksiger Mensch mit vorgebeug-

      ter Haltung, in ledernem Zeug und Schlapphut mit zerfranster Krempe.

      Sein Gesicht war ledern und von scharfen Falten zerschnitten. Dreißig war er vielleicht, höchstens fünfunddreißig, doch sah er bedeutend älter aus.

      Es war der Wildpferdjäger Jack An-drew. Ein wenig angenehmer Bursche,


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