Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Und dieser spinnenarmige Jonny Havelock war ein Mörder. Er würde keine Skrupel haben. Hampton hatte damals schon drei Steckbriefe gegen ihn in seiner Schreibtischlade.

      Damals! Allmächtiger, damals war der Mayor Cornwall noch ein gerechter Mann. Ein ehrbarer Mann.

      Oder…? Steckte nicht schon der Bandit in ihm, der er heute war? Der Verbrecher? Der Mann, der von dem gefährlichsten Banditenjäger des Westens gejagt wurde?

      Ausgerechnet Wyatt Earp stand auf der anderen Seite. Irgendwo in seinem Unterbewußtsein wußte Jubal Cornwall ganz genau, daß es gegen diesen Mann kein Entrinnen gab! Aber er wollte es nicht wahrhaben.

      Ich werde ihn vernichten!

      »Yeah, ich kann euch Bucks bringen! Morgen früh, mehr als ihr je auf einem Haufen zusammengehabt habt, Havelock! Morgen früh könnt ihr sie haben.«

      Er log, weil er Angst vor diesem Spinnenmenschen hatte, denn das Geld hatte er ja bei sich.

      Da flog oben über der Treppe die Hoftür auf.

      Im flachen Licht der Kerosinlampe, die am Ende des Flurs an der Decke hing, erkannte der Mayor die Gestalt Jerry William Heeths.

      Der Desperado bleckte die Zähne, so daß Cornwall sie trotz der Dunkelheit schimmern sehen konnte.

      »He, wer kommt denn da? Ist das nicht unser Freund, der Mayor?«

      »Yeah, Boß. Und er bringt gute Botschaft«, zischelte Havelock.

      »Come on, Mayor.« Bronco Bill ging voran ins Haus.

      Als die beiden einander gegen-übersaßen und Heeth die Bucks auf dem Tisch liegen sah, spielte er einen Augenblick mit dem Gedanken, Cornwall zu erledigen. Dann konnte er das Geld einstreichen und verschwinden. Wilkins’ Geld hatte er dann obendrein – und völlig gefahrlos.

      Da hörte er den Mayor sagen:

      »Und damit Sie nicht auf dumme Gedanken kommen, Heeth – ich habe soeben im Post Office einen Brief abgegeben. An meine Frau. Wenn ich morgen vormittag um neun Uhr nicht zu Hause bin, soll sie diesen Brief dem Marshal bringen.«

      Heeth sah den anderen verblüfft an. Dann bleckte er wieder sein Pferdegebiß und feixte.

      »He, du bist nicht dumm, Mayor. Wenn du nicht so ein trockener Stadtfrack wärest, hätte ich dich vielleicht in meiner Crew gebrauchen können.«

      Jubal Cornwall zuckte unmerklich zusammen. Er wußte nicht, weshalb er plötzlich an seinen Vater denken mußte, der so stolz auf ihn gewesen war, damals in Frisco, als er eine Freistelle für das College in Los Angeles angeboten bekam.

      Und heute, nicht einmal anderthalb Jahrzehnte später, bot ihm in einer Nachtstunde der berüchtigte Verbrecher Bronco Bill einen »Job in seiner Crew« an.

      Cornwall suchte diese Gedanken verzweifelt wegzuwischen; aber es gelang ihm nicht. Immer wieder und wieder tauchte das Bild des Vaters auf, mit dem Orden aus dem großen Krieg an der graugrünen Uniform des Südstaaten-Offiziers. Er hatte General Lee gekannt, er war mit ihm durch das Jacarillatal geritten, in das blutige Gefecht am 17. Oktober…

      »All right, Cornwall, du bist richtig. Well, was gibst du als Anzahlung?«

      »Nichts, Heeth, gar nichts. Alles aber, wenn er mit wenigstens drei Kugeln im Leib im Staub der Mainstreet liegt.«

      Bronco Bill feixte wieder. Doch dieses Feixen erstarb sofort.

      »All right!« sagte der Bandit schnarrend. »Verschwinde jetzt. Und wehe, wenn die Bucks nicht rechtzeitig zur Stelle sind! Ich meine, gleich nach den Schüssen.«

      »Wann werden Sie ihn – erledigen?«

      Der Desperado ging zur Tür und stieß sie auf.

      »Das weiß ich nicht. Es kommt ganz darauf an. Ich muß abwarten. Schließlich ist er kein Cowboy und kein dreckiger, hinterhältiger kleiner Llanostadt-Mayor…«

      Kalkweiß war Jube Cornwall im Gesicht geworden. Aber er schwieg. Geduckt wie ein alter Mann ging er hinaus.

      Wieder erschrak ihn der Spinnenmann, als er plötzlich hinter einer großen Wassertonne hervorhuschte und seinen Hut spöttisch bis zur Erde zog.

      »Es war uns eine Ehre, Mayor…!«

      Jube Cornwall verließ den Hof.

      Er gelangte unangefochten in seine Dachkammer oben im Stadthaus. –

      Auf schwarzen, lautlosen Sohlen ging die Nacht durch die unselige Stadt und schritt über den heißen Llano dahin, so, als habe sie es furchtbar eilig, dem jungen Mann zu entkommen.

      *

      Der Missourier stand am Fenster und schaute durch die Gardinen auf die Straße hinaus.

      Wieder war ein strahlender Tag über dem gelben Sand von Texas aufgegangen. Blau und wolkenlos, wie aus Seidenpapier geschnitten, spannte sich der Himmel über die kleine Stadt.

      Die Menschen hatten ihr Tagewerk begonnen.

      Da drüben schlurfte der Black-smith über die Straße, der neulich im Stadthaus um Ruhe für den Marshal gebeten hatte, der gesagt hatte, daß man ihn wenigstens anhören müsse. Was kümmerte ihn die ganze Sache heute noch? Er hatte sicher andere Sorgen.

      Und der athlethisch gebaute junge Clondyke hatte die Hände in die Taschen geschoben und ging pfeifend seiner Arbeitsstelle entgegen.

      Niemand warf einen Blick zum Office hinüber.

      Niemand sorgte sich um das, was sich hier tat.

      Und doch wußten sie alle genau, daß Bronco Bill in der Stadt war. Derselbe Bronco Bill, vor dem sie noch vor Jahresfrist die Häuser verschlossen hatten, dessen Anwesenheit in Whiteface genügt hatte, die Straßen zu leeren, die Saloons zu meiden, die Stadt einer Totenstadt gleich zu lassen.

      Er war da – well, aber da war auch der starke Gegner.

      Zwei Hunde also, die genug damit zu tun hatten, einander im Auge zu behalten, da konnten die Katzen geruhsam umherlaufen.

      Der alte Sheriff, der unaufgefordert den Stern wieder trug, war am Abend bei sieben Mitgliedern des Bürgerrats gewesen und hatte sie beschworen:

      »Wir müssen Freiwillige zusammenstellen! Männer, die für das Gesetz kämpfen! Wyatt Earp ist das Gesetz. Ihr wißt es alle genau! Aber ihr seid zu feige, es wissen zu wollen. Bronco Bill ist in der Stadt. Ich weiß nicht, ob Cornwall so kaltnervig war, ihn herzubestellen, jedenfalls ist er da. Und Wilkins hat mit ihm verhandelt! Wyatt Earp hat keine Handhabe, die eine Festsetzung von Wilkins rechtfertigte! Aber wir, wir müssen handeln. Wenn die Bronco-Bande dem Marshal ins Kreuz fällt, ist

      Whiteface erledigt. Bronco Bill wird die Stadt tyrannisieren, da sie ihn hat gewähren lassen, da sie sich ihm schwach zeigte…«

      »Ist es Wyatt Earps Kampf oder unser Kampf?« hatten ihn die Männer gefragt. Und im gleichen Atemzug meinten sie: »Was geht ihn das alles an. Der Sheriff, Hampton natürlich, muß Cornwall und die anderen stellen!«

      Hampton, der alte Hampton, den sie weggeschickt hatten, und der als einziger dem Marshal beistand.

      »Was will er hier, der Marshal von Dodge? Und überhaupt, er ist Gesetzesmann, es ist seine Sache, soll er auch allein kämpfen. Schließlich und endlich…«

      Yeah, so hatten sie sich herausgehalten, die Männer von Whiteface. Und er, der kleine alte Mann, war davongegangen. Well, Wyatt Earp hatte ihn gewiß nicht um diesen Gang gebeten. Ganz gewiß nicht.

      *

      In den frühen Morgenstunden hatte Wyatt Earp dem Hof Cornwalls einen Besuch abgestattet, auch dem Hof Gilbert Braddocks, sogar bei dem Alten war er kurz im Hof.

      Was er suchte, fand er nicht.

      Er war schon auf dem Weg zum Office, als er in der Parallelstraße die Hinterfront des großen Stadthauses sah. Einen Augenblick blieb der Missourier in Gedanken versunken stehen, dann ging er am Officehof vorbei


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