Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
die anderen auch da?«
»Wenn du Pinky Jordan und Jonny Havelock meinen solltest, Dickwanst, die sind auch da. Das heißt, sie müssen jeden Augenblick kommen. Keeper, sieh nach, ob du ihre Pferde draußen irgendwo siehst.«
»Um so besser, wenn sie da sind«, meinte Wilkins.
»Um was geht’s denn?« wollte der Kreole wissen. »Ihr Brüder seid doch sonst froh, wenn ich eurem Nest möglichst schnell den Rücken gekehrt habe.«
Als der Keeper die Schenke verlassen hatte, trat Wilkins rasch ein paar Schritte näher und zischelte hastig:
»Tausend Bucks, Bronco Bill! Tausend!«
Der Kreole fegte mit dem Gewehrkolben sein Glas vom Tisch.
»Bist du vielleicht übergeschnappt, Alter?« fragte er mit zusammengekniffenen Augen und vorgeschobenem Kinn.
»Nein, aber es ist ein Mann in der Stadt, der gefährlich ist.«
»Ah, ein Kollege von mir?« fragte der berüchtigte Bandit lauernd.
»Ein Kollege? Nein.«
»Ein Revolvermann?«
»Nein, auch nicht.«
Verächtlich erklärte der Verbrecher. »Na, was gibt’s denn sonst noch zu fürchten hier?«
Wilkins schluckte, wie ein Hund, der an einem zu großen Bissen würgt.
»Es ist ein – Verrückter.«
Heeth kniff die Augen noch enger zusammen.
»Ein Verrückter?«
»Yeah. Ein Geistesgestörter. Er legt sich die unmöglichsten Namen zu. Ein Trader hat ihn in Morton gesehen. Da hat er sich als Abraham Lincoln ausgegeben.«
»Von Morton komme ich gerade«, erklärte der Bandit.
»Äh, dann war’s in Blueberry, ist ja auch unwichtig. Hier jedenfalls kam der Kerl auf den Gedanken, sich als Wyatt Earp auszugeben.«
Beim Klang dieses Namens flog ein Schatten über das Gesicht des Banditen.
»Als Wyatt Earp?« fragte er wieder mit dem lauernden Ton in der Stimme.
»Yeah, er kam völlig zerlumpt mit einer Stirnwunde und halberschmachtet in die Stadt und hat innerhalb von vierundzwanzig Stunden einen Wirbel aufgezogen, wie ihn
Whiteface noch nicht erlebt hat. Er hat behauptet, daß unser Mayor ein Mörder sei…«
»Ausgeschlossen ist so etwas ja nicht«, gab der Desperado zurück.
»Er behauptet ferner, daß der Sheriff ein Mörder sei.«
Auch dieser Trumpf verfing nicht bei dem Banditen.
Im Gegenteil. Er nickte eifrig.
»Das ist sogar sehr wahrscheinlich. Ich kenne zwar euren Sheriff nicht, aber wenn ich nur einen Kerl mit einem Stern sehe, kriege ich schon zuviel.«
Wilkens lächelte gequält.
»In unserem Fall liegt das natürlich etwas anders. Unser Mayor und auch unser Sheriff sind ehrbare – also, ich meine…« Er schluckte verzweifelt, weil er spürte, daß er sich angesichts des Banditen mehr und mehr verhaspelte.
»Also, quetsch dich schon aus, Dicker!« knurrte Heeth ungehalten. »Für was wollt ihr Strolche tausend Greenbucks ausspucken, he?«
Wilkins kam näher und brachte sein erhitztes schweißiges Gesicht an den Desperado heran. So, als verkündete er dem anderen ein streng gehütetes Staatsgeheimnis, flüsterte er, während er sich noch einmal vergewissernd nach dem Eingang umsah:
»Der Mann muß verschwinden!«
»Hör zu, Brother, du verkennst mich!« entgegnete der Outlaw. »Ich bin kein Mörder, den man für Geld irgendwohin bestellen kann. Ich bin Bronco Bill, der Rebell! Verstehst du? Ach, nicke nicht, Schafskopf, du verstehst gar nichts. Ich bin ein Widerstandskämpfer, gegen alles Unterdrückertum. Und ein Mann mit einem Stern ist ein Unterdrücker. Trägt der Bursche, der euch Kerlen im Magen liegt, einen Stern?«
»Nein – aber – aber er soll einen Stern in der Tasche bei sich tragen. Kenan hat ihn gesehen. Er kann es beschwören. Yeah, vielleicht ist dieser Mann tatsächlich ein Sheriff. Vielleicht ist er sogar wirklich Wy…«
Mit einem Ruck hatte sich der »Rebell« erhoben.
»Was faselst du da zusammen? Erst ist der Bursche ein Wahnsinniger, und jetzt hältst du es gar für möglich, daß er Wyatt Earp ist. Du mußt verrückt sein, du gemästeter Hammel! Scher dich zum Teufel.«
Wilkins wich zurück. Aber an der Tür zischelte er:
»Ich werde herausfinden, ob er tatsächlich ein Marshal ist! Und dann komme ich wieder. Mit den tausend Bucks!«
Das rollende Lachen des »Rebellen« folgte ihm.
Vor dem Santa Cruz Saloon rutschten nun gerade zwei Reiter aus dem Sattel.
Der eine war klein, kurzbeinig und hager. Er hatte einen wahren Geierkopf mit stechenden Augen. Seine Kleidung war die eines Savannenläufers. Er trug einen vierundvierziger Revolver, und in der Rechten hielt er ein Sharpsgewehr, genau wie Bronco Bill.
Dieser Mann war Pinky Jordan.
Der andere Mann war lang, ebenfalls hager, hatte einen schlaksigen Gang, einen dürren knochigen Körper, und auf einem unglaublich langen Hals schaukelte ein winziger Schädel, der einem kleinen Schimpansen zu gehören schien. Auch er trug wie Jordan und Heeth ein Gewehr in der Rechten, als er auf den Salon zustiefelte.
Holden hatte die beiden mit Unbehagen beobachtet.
»Sie sind da!« rief er in die Schenke. »Wer…?«
»Jordan und Havelock, Mister Heeth!«
Der Rebell kam heraus und ging, ohne zu zahlen, quer über die Straße, das Gewehr in der Rechten.
Sie sahen gefährlich aus, die drei Männer, deren Boß sich Rebell nannte.
Sehr gefährlich sogar.
Und sie waren es auch. Bronco Bill, der Kreole aus Villagena an der mexikanischen Grenze, war einer der gefürchtesten Banditen der Gegend zwischen dem Rio Grande und dem Canadian. Sein Sternträger-Haß war weithin bekannt; aber er raubte, plünderte und mordete auch dort, wo es keinen Stern gab. Der grünäugige Jerry Heeth war einer aus dem Heer jener Menschen, die nach dem großen Krieg nicht mehr zurück ins normale Leben hatten finden können. Seit vierzehn Jahren zog dieser Mann zusammen mit seinen beiden seltsamen Partnern durch das Land und ließ überall seine unverwischbaren Spuren zurück. Schon seit Jahren wurden in Texas, New Mexico und sogar in Oklahoma Steckbriefe nach den dreien ausgegeben. Vergebens! Bronco Bill war nicht zu ergreifen. Er schien ein sicheres Gefühl dafür zu haben, wo Gefahr auf ihn wartete und wo er sicher war.
Aber das Gesetz drang immer weiter vor, im stetigen Marschschritt. Wenn es auch hier unten im westlichen Texas noch keinen rechten Boden hatte, so wurde es doch immer schwieriger für Heeth, sein wildes Leben fortzusetzen. Heute war er schon so weit, daß er sich an Städte wie dieses weltvergessene Whiteface wendete. In Städten wie Lubbock, Midland, San Angelo und Amarillo konnte er sich nicht mehr sehen lassen. Da hatten die Sheriffs drei und oft vier und fünf Deputys, die ihm seine Coups schwermachen konnten.
Deshalb trieb er sich schon seit einiger Zeit dicht am Rand des Llano herum.
Spürte er den Krebsgang nicht?
Merkte er nicht, daß er immer weiter zurückweichen mußte, so weit, daß er eines Tages in der Wüste saß, wohin ihm vielleicht niemand mehr folgen würde?
Er war eine Gefahr, eine dreifache Gefahr mit seinen Partnern. Und in der Methode seiner Coups war er alles andere als wählerisch. Er kam, raubte, plünderte und ritt weiter.
Ein Wüstenbandit.
Ein