Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
Vertreter des Bürgermeisters?«
»Der bin ich!« trompetete der dicke Wilkins.
»Ganz so habe ich mir das nicht vorgestellt«, erklärte Wyatt, dann trat er einen Schritt zur Seite, ließ Hotkins stehen und fuhr fort: »Männer, Mister Kenan hat euch gesagt, daß ich euch eine Mitteilung zu machen habe!«
»Du hörst anscheinend nicht gut, Tramp!« belferte Hotkins, wobei er seine Rechte um den linken Unterarm des Missouriers schnappen ließ.
Wyatt schüttelte die Hand ab und sah den Hünen scharf an.
»Lassen Sie Ihre Hände bei sich, Mister! Also, Männer, ich…«
Hotkins hatte Wilkins einen raschen Blick zugeworfen und stürzte sich dann auf den Marshal.
Wyatt federte zur Seite und riß einen linken Haken zum Schädel des Riesen.
Hotkins stand. Er stand wie ein Baum.
Aber die Arme hingen ihm schlaff herunter. Der Schlag hatte ihn schwer durchgeschüttelt, vermochte ihn aber nicht zu fällen.
Wyatt ließ ihm Zeit.
Und dann kam der Lange auch schon wieder heran.
Der Marshal stieß ihn mit einer Rechten zurück und mahnte ihn:
»Bleib friedlich, Mann, sonst geht’s dir schlecht.«
Diese Worte reizten Hotkins zur Weißglut. Mit einem Schrei warf er sich dem Missourier erneut entgegen.
Und diesmal blieb er nicht stehen. Der Schlaghagel, der ihn traf, kam so hageldicht und knallhart, daß der lange Hotkins ihn nicht stehend schlucken konnte.
Er sackte in die Knie.
Und dann schoß ein Mann von vielleicht dreißig Jahren nach vorn, er hatte herkulische Schultern und gewaltige Hände.
»Well, Tramp, Hotkins ist ein Schaukelpferd, die Sache erledige ich für ihn.«
Dieser Gegner war keineswegs zu unterschätzen. Wyatt wußte, daß er ihn schnell und eindrucksvoll schlagen mußte.
»Bleiben Sie auf Ihrem Platz, Mister!« mahnte er ihn.
Aber der einstige Schwellenleger Harry Clondyke lachte nur breit und verächtlich.
»Du machst mir Spaß, Tramp. Daß du den Leuten hier erzählen willst, du wärest Wyatt Earp, ist eine Dreistigkeit, für die du bestraft werden mußt. Go on!«
Er senkte den Kopf, um den Gegner zu rammen.
Wyatt machte nur eine halbe Körperdrehung, dann ließ er dem wie ein Geschoß heranschießenden Mann die Rechte mit einem Handkantenschlag ins Genick sausen.
Clondyke stürzte, sprang sofort wieder auf und schüttelte sich wie ein regennasser Hund. Er bleckte die Zähne und feixte.
»Du kanntest den Trick, Tramp, he?«
»Seit Jahren!« entgegnete Wyatt ruhig.
»Du hast trotzdem Pech, denn ich kenne doch ein halbes Dutzend anderer.«
Er sprang wieder nach vorn und nahm Kampfstellung ein, mit angewinkelten Armen und geballten Fäusten.
Wyatt stand da und sah ihn aus eiskalten Augen an.
»Er will mich hypnotisieren. Seht euch das an!« grölte Clondyke.
»Mach ihn endlich fertig, Harry!« zeterte Wilkins ungeduldig. Er wollte in die Kneipe zurück.
»Geht gleich los!« schnarrte Clondyke, während er um den Gegner herumzutänzeln begann.
Dann stieß er plötzlich seine Linke vor. Eine Rechte folgte.
Wyatt hatte den ersten Schritt abgeblockt und dann geschah es: Gedankenschnell zuckte unter der Rechten Clondykes ein linker Uppercut hoch.
Der Schlag traf Harry Clondyke wie der Huftritt eines Pferdes. Er wurde zurückgeschleudert und prallte gegen einen schweren Tisch, den er mit sich zu Boden riß.
Langausgestreckt lag er an der Erde und regte sich nicht mehr.
Lähmendes Schweigen herrschte in der City Hall von Whiteface.
Wyatt wandte sich an die Männer und sagte, als ob nicht das geringste geschehen wäre:
»Ich habe euch also etwas mitzuteilen, Leute!« Und dann berichtete er, was sich seit dem vergangenen Vormittag ereignet hatte.
Plötzlich flog der große sechskantige Buntline Special in die Linke des Missouriers.
»Warten Sie noch, Mister Wilkins. So eilig haben wir es nicht. Wir gehen alle zusammen!«
Der feiste Mensch hatte sich tatsächlich schon zur Hoftür geschlichen, um sich davonzumachen. Einige andere waren ihm bereits gefolgt.
Wie angenagelt standen sie jetzt da.
»Nehmt euren zweiten Mayor in die Mitte, Männer, wie es sich gehört!« rief Wyatt, »und dann werden wir gemeinsam zum Haus des Doktors gehen.«
So geschah es.
Mit entsetzten Augen starrten die Männer auf den toten Arzt.
Wutschreie wurden laut.
»Wenn Burns das tatsächlich gemacht hat«, brüllte Kenan, »dann wird er morgen hängen!«
Wilkins stampfte in den Behandlungsraum. Ohne einen Blick auf den Toten zu werfen, erklärte er:
»Laßt euch nicht heiß machen, Leute. Wer sagt uns denn, daß dieser Fremde die Wahrheit spricht. Das muß erst alles gründlich untersucht werden. Burns ein Mörder! Lächerlich. Er ist unser Sheriff, und wir denken nicht daran, uns ihn von einem hergelaufenen Fremden…«
Wyatt war dicht an ihn herangetreten.
»Mayor – heißen Sie zufällig Jack mit Vornamen?«
»Yeah…«, stotterte Wilkins und erbleichte jäh.
»Thanks, das genügt mir.«
Es war wieder nur ein auf-den-Busch-klopfen gewesen. Aber auch diesmal trog den Marshal seine Ahnung nicht.
Wilkins hatte plötzlich nichts mehr zu sagen. Im Gegensatz, er ließ die anderen reden und suchte erneut den Weg ins Freie, den ihm der Marshal aber verstellte.
»Nur keine Hast, Wilkins. Wir haben noch mehr miteinander zu besprechen. Und vor allem muß alles wirklich gründlich untersucht werden. Ganz wie Sie es gewünscht haben.«
»Ich weiß gar nicht, was Sie eigentlich von mir wollen, Mister…«
»Earp! Merken Sie sich den Namen, Mister Wilkins, ich fürchte, es wird der letzte Name sein, den Sie sich merken müssen.«
»Was soll das heißen?«
»Daß ich Sie für einen Verbündeten Cornwalls halte. Daß auch Sie ein
Outlaw sind, Mister Jack Wilkins.«
Der Dicke taumelte zurück.
Die Szene am Hofeingang war von den anderen nicht beobachtet worden, die sich um den Toten geschart hatten.
»Was haben Sie gesagt…?« brach es tonlos von den wulstigen Lippen des Feisten.
»Ich habe gesagt, daß Sie ein Outlaw sind. Ein ganz gemeiner, dreckiger Bandit!«
Die Augen schienen Wilkins aus den Höhlen quellen zu wollen. Fingerdick schwoll eine Ader auf seiner Stirn an. Große Schweißperlen rannen ihm in die Brauen.
Ächzend lehnte er an der Tür.
»Was hast du gewagt, Mensch…«, röchelte er.
Wyatt packte ihn mit einem schnellen Griff und zog ihn zu sich heran.
»Sei sehr vorsichtig mit deinen Äußerungen, Dickwanst. Ich kann verdammt ungemütlich werden.«
*
Der