Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
lüge nicht!« schrie Calliett unbeherrscht. »Burns selbst hat ihn niedergestochen.«
Wyatt nickte, ohne überascht zu sein.
Und dem alten Sheriff wäre fast das Gewehr aus der Hand gerutscht. »Burns?« stammelte er verdattert. »Aber das ist doch…«
»Das ist Ihr sauberer Sheriff Ernest Burns, Mister Hampton. Das ist der Mann, den der Mayor zum Gesetzesmann haben wollte, mit aller Macht. Und um diesem Mörder den Posten zu sichern, mußte der unbequeme Billy Black sterben!« –
Wyatt verließ das Office.
Hampton löschte die Lampen und setzte sich hinter die geschlossene Tür.
Da trat einer der beiden Männer, die Wyatt vorhin mit dem Revolver betäubt hatte, ans Gitter.
»Wie hast du dir das gedacht, Grandfather? He? Glaubst du etwa, daß du einen jungen Mann mit einem ganz alten Schießknüppel aufhalten kannst? Was denkst du wohl, was passiert, wenn Burns und die anderen plötzlich kommen, he? Und du sitzt hier mit deiner vergammelten Bleispritze!«
»Was dann passiert, Gennan, kann ich dir genau sagen: Ich drücke ab.«
Die drei Banditen lachten dröhnend.
»Habt ihr gehört?« rief Gennan. »Er drückt ab!«
»Weißt du denn auch, wohin du schießt, Old Man?« wollte Ed Collins wissen.
»Doch, Ed, das weiß ich ganz genau. Es ist ja auch nicht sehr schwer zu erraten. Nur ein solcher Dummkopf wie du kann danach fragen. Ich werde ganz einfach nur abdrücken.«
Die drei Tramps lachten wieder brüllend auf.
»Er wird nur ganz einfach abdrücken! Das ist wirklich großartig.«
Plötzlich brach die röhrende Lache des Gangster-Trios ab.
Sie sahen alle trotz der Dunkelheit, wohin der Lauf der Schrotflinte gerichtet war, auf die Zelle!
In die plötzliche Stille hinein erklärte der Alte seelenruhig:
»Ihr seht also, alles ist in bester Ordnung. Und wirklich auch nur der Ordnung halber möchte ich noch sagen: Wenn ab jetzt auch nur noch der geringste Laut, der mich stören könnte, aus eurem Käfig kommt, ziehe ich den Abzug durch!«
Das war ganz klar und deutlich und verfehlte seine Wirkung nicht. Die drei kannten ja ihren alten Sheriff genau. Sie wußten, daß er nicht spaß-
te. –
Wyatt ging hinüber in den Santa Cruz Saloon.
Der war um diese Stunde voll besetzt.
Der Missourer schob sich an die Theke zwischen die Männer. Er suchte ein paar Leute, die einen ehrbaren Eindruck machten.
Links neben ihm lehnte ein alter schmieriger Kerl, der rülpsend in den Thekenspiegel starrte.
Rechts stand ein vielleicht fünfzig-jähriger Mann mit blauem Hemd und enger Lewishose. Er hatte ein von Sonne und Wind gegerbtes Gesicht und helle wache Augen.
»Kann ich einen Augenblick mit Ihnen sprechen, Mister?«
Der Mann wandte Wyatt den Kopf zu.
»Yeah…«, gab er erstaunt zurück.
Wyatt ging mit ihm hinaus auf den Vorbau.
»Mister, können Sie den Bürgerrat zusammenrufen?«
»Den Bürgerrat?« kam es verwundert von den Lippen des anderen. »Jetzt, in der Nacht?«
»Yeah, jetzt in der Nacht.«
»Aber weshalb denn?«
Wyatt nahm seinen Stern aus der Tasche. »Mein Name ist Earp. Wyatt Earp. Ich habe den Männern vom Bürgerrat etwas mitzuteilen.«
»Wyatt Earp? Der Marshal von Dodge…?«
»Yeah.«
Der Mann reichte ihm die Hand hin.
»Ich bin Joseph Kenan. Drüben der Corral gehört mir. Well, Mister Earp, ich werde den Bürgerrat zusammenrufen.«
»Noch eine Bitte: Sagen Sie den Männern noch nicht, wer ich bin.«
»Well, sicher haben sie Ihre Gründe dafür, Marshal.«
»Ganz sicher!«
Kenan machte sich davon.
Und einige Minuten später schrillte der blecherne Klang der City Hallglocke durch die Nacht.
Es dauerte eine knappe halbe Stunde, bis sich etwa ein Dutzend Männer vor dem Stadthaus eingefunden hatten.
Kenan forderte die Männer auf, ins Haus zu gehen.
»Es ist ein Marshal da, Männer, der uns etwas zu sagen hat.«
»Ein Marshal?«
»Woher denn?«
»Wer denn?«
»Jetzt, in der Nacht?«
»Was ist denn passiert?«
So schwirrten die Fragen durcheinander.
»Das werdet ihr alles erfahren. Kommt in die City Hall, Leute!« rief Kenan.
Lamentierend betraten die Bürgerratsmitglieder das Stadthaus.
Als der letzte die Tür hinter sich zuzog, trat Wyatt Earp durch den Hof-eingang in den großen Raum.
Die Männer sahen ihm fragend entgegen. Damned, hatten sie den hochgewachsenen Fremden nicht schon gesehen? Doch, er war doch gestern morgen so abgerissen, blutig und halbverschmachtet in die Stadt gekommen.
Kenan hob den rechten Arm.
Ruhe trat ein.
»Leute, dieser Mann ist Wyatt Earp. Ihr kennt ihn. Er hat uns…«
Lautes Stimmengewirr.
»Ruhe, bitte!« forderte der Corralowner. »Der Marshal hat uns etwas zu sagen.«
Da trat ein schwerleibiger, untersetzter Mann mit verkniffenem Gesicht vor.
»Er will Wyatt Earp sein? Daß ich nicht lache! Wyatt Earp ist wenigstens zehn Jahre älter. Mein Bruder Jim hat ihn damals in Wichita gesehen, wie er gegen Mannen Clements kämpfte. Ich sage euch, Männer, wenn der da Wyatt Earp ist, bin ich Doc Holliday!«
Schallendes Gelächter erfüllte den großen Raum.
»Er ist Wyatt Earp!« rief Kenan dröhnend. »Er hat mir seinen Stern gezeigt.«
»Seinen Stern?« meinte der feiste Wilkins. »Wer weiß, woher der Bursche den Stern hat!«
»Ich finde, wir sollten den Mann wenigstens anhören!« meinte der bärtige Schmied.
»Nichts da!« belferte der Feistling. »Ich habe den Burschen gestern in die Stadt kommen sehen…«
»Ich auch«, warf der Blacksmith verärgert mit seiner dröhnenden Baßstimme ein. »Was ändert das? Er soll sprechen!«
»Wenn wir jeden Strolch, jeden Tramp und jeden Banditen hier zu Worte kommen ließen, würde es sehr bald schlecht um die Stadt bestellt sein!« zeterte der Dicke.
Ein riesiger Mensch mit knochigem Schädel schob sich nun neben den Dicken.
»Wilkens hat recht, Männer, wo kämen wir hin! Schmeißt den Kerl raus!«
»Yeah!« bellte der feiste Wilkins, »rauswerfen!«
Da trat der riesige Hotkins vor den Missourier hin.
Der Dicke feuerte ihn noch an. »Gib’s ihm, Hotkins!«
Der Hüne knurrte, während er seine Fäuste in die Hüften stemmte.
»Du hast gehört, was die Männer sagen. Verschwinde also, wenn du nicht willst, daß ich dich zusammenstauche!«