Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


Скачать книгу
sich geduckt an das Fenster und packte den Lauf urplötzlich.

      Eine Frauenstimme schrie auf.

      Wyatt hatte das Gewehr in den Hof geschleudert. Der Hahn seines Revolvers knackte hart.

      »Madam, sagen Sie Ihrem Mann bitte, daß er in den Hof kommen soll.«

      »Nein…! Er ist gar nicht da!« antwortete die Frau bebend.

      »Ich warte eine halbe Minute, ist er dann nicht hier, hole ich ihn!«

      Die halbe Minute verstrich – und nichts rührte sich.

      Der Missourier hatte die Hoffront des Hauses genau beobachtet.

      Auf der anderen Türseite war auch ein Fenster halb angehoben. Da mußte er hinein. Er schlich sich heran – und mit einem Schwung hatte er sich über das Sims in das Zimmer gebracht.

      Kinder schrien gellend auf.

      Wyatt stürmte vorwärts.

      Er riß die Korridortür auf.

      Zwei Revolverschüsse brüllten ihm entgegen.

      Damit hatte er gerechnet. Handnah zischten die Geschosse an ihm vorbei. »Braddock! Lassen Sie den Revolver fallen! Sie gefährden nur Ihre Kinder.«

      Wieder brüllte der Revolver des Outlaws auf.

      Dann noch einmal und noch einmal.

      Direkt nach dem sechsten Schuß federte der Mann aus Missouri vorwärts und sprang dem Banditen entgegen.

      Braddock wich zurück in ein Zimmer. Aber es gelang ihm nicht mehr, die Tür zuzuschlagen.

      Wyatt Earp war schon über ihm.

      Es war nur ein kurzer, stummer Kampf. Eine Doublette riß den Tramp schließlich von den Beinen.

      Der Marshal packte ihn und schleppte ihn hinaus.

      Unangefochten kam er mit ihm zum Sheriffs Office.

      Burns kam mit der Lampe an die Tür.

      »Was wird denn das, Mann? Haben Sie etwa die Absicht, im Laufe der Nacht die halbe Stadt hier anzuschleppen, Stranger?«

      »Keineswegs, Sheriff«, entgegnete der Missourier rostig. »Es geht nur um diese beiden Männer. Um Jubal Cornwall und Gilbert Braddock. Sie haben im Llano einen Mann ermordet!«

      »Wie wollen Sie das beweisen?«

      »Lassen Sie das nur meine Sorge sein! – Vorwärts, schließen Sie eine zweite Zelle auf.«

      Als der Marshal das Sheriffs Office verließ und dem Doktorhaus zuging, sah er plötzlich einen Schatten über den Vorbau huschen.

      Dicht vor ihm verschwand er in einer Hausnische.

      Mit einem wahren Panthersprung setzte der Missourier ihm nach – und bekam ihn am Arm zu packen.

      »Damned!« entfuhr es ihm. Er hatte eine Frau gegriffen. Eine blutjunge Frau. Im schaukelnden Licht des Santa Cruz Saloons sah er, daß es sogar ein hübsches, gutgewachsenes schwarzhaariges Mädchen war.

      Aus flammenden, blitzenden Augen sah es den großen Mann an.

      Der hatte seinen Griff etwas gelockert.

      »Hello, Miß! Sie haben eine ziemliche seltsame Art, Ihre Abendspaziergänge durchzuführen.«

      »Lassen Sie mich…« Die Augen der jungen Frau blitzten böse.

      Wyatt ließ sie los. »So long, Miß. Und seien Sie in Zukunft etwas weniger indianerhaft. Ein so gehuschter Nachtspaziergang kann Ihnen sonst noch mal übel bekommen.«

      Die Frau lief wie gehetzt davon und verschwand drüben zwischen Ric Potters Golden West Bar und Miß Bessys Haus.

      Wyatt sah ihr nach und ging dann weiter.

      In Doc Flauberts Haus war alles dunkel.

      Wyatt versuchte, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen. Er ging durch den Hof. Auch die hintere Tür war verschlossen.

      Nanu? Hatte der Arzt etwa sein Versprechen vergessen? So einen unzuverlässigen Eindruck hatte er doch auf Wyatt gar nicht gemacht.

      Die Fenster im Erdgeschoß waren sämtlich geschlossen.

      Der Marshal trat zurück und blickte über das Wagentordach, das bis ans Haus ging. Oben war ein Fenster halb geöffnet.

      Aber konnte er über den Weg in das Haus des Arztes eindringen? Bei den beiden Braddocks und den Cornwalls war es etwas anderes gewesen. Die beiden waren Verbrecher.

      Überhaupt war es ja nun nicht mehr notwendig, sich weiter zu verstecken. Sheriff Burns, der alte Braddock und Gilberts Frau, Cornwalls Frau und einer seiner Söhne, hatten ihn ja gesehen. Er konnte ruhig ins Hotel zurückgehen.

      Kaum hatte er den Hof verlassen, als ihn etwas in seinem Innern von der Vorderfront des Hauses zurücktrieb.

      Damned! So alt war der Doc doch noch gar nicht, daß er eine so bestimmt gegebene Zusage vergessen konnte.

      Der Marshal pochte ans Fenster des Arbeitszimmers.

      Nichts.

      Drei Minuten später hatte er im Sprung hinten im Hof mit beiden Händen das Wagendach gepackt, zog sich im Klimmzug hinauf und stieg durch das Fenster ins Haus.

      Es war das vierte Haus in der Stadt Whiteface, dem er in dieser Nacht einen Besuch abstattete.

      Er wußte, daß Doc Flaubert allein hier wohnte. Und jetzt dachte er auch daran, daß der Arzt ihm erzählt hatte, er müsse noch den Bericht über das Gelbe Fieber auf der Salan-Ranch abfassen.

      Sollte er mit dieser Absicht tatsächlich schon fertig sein?

      Unwillkürlich trat der Missourier langsamer auf, durchquerte das kleine Zimmer, öffnete die Tür zum oberen Korridor und lauschte durch das stille Haus.

      Ein Geruch von Medikamenten schlug ihm entgegen. Es war der übliche Geruch eines Doktorhauses.

      Nur undeutlich erinnerte sich Wyatt daran, daß er vorhin die Treppe gesehen hatte, die zum Obergeschoß führte.

      Nach einigem Suchen fand er sie.

      Leise ächzten die hölzernden Stufen unter seinem Gewicht.

      Unten im Korridor angekommen, bemerkte er einen diffusen Lichtschimmer: Die Tür zum Arbeitszimmer des Arztes stand offen. Wyatt ging leise darauf zu und warf einen kurzen Blick durch den Raum.

      Dann starrte er mit engen Augen auf den dunklen Körper, der ganz

      langausgestreckt auf den hellen Dielen lag.

      Er stieß die Tür ganz auf und beugte sich sofort über den Mann am Boden.

      Es war Doc Flaubert. Er war tot.

      Wyatt schleppte ihn in den Flur, zog die Zimmertür hinter sich zu und riß ein Zündholz an.

      In der linken Brustseite des Arztes steckte ein Bowiemesser.

      Langsam richtete sich der Missourier auf und starrte in die Dunkelheit.

      Wer konnte ein Interesse daran gehabt haben, den Arzt zu töten?

      Burns etwa?

      Ausgeschlossen. Der hatte doch selbst erklärt, daß ein Arzt für Whiteface nicht ausreichte.

      Aber andererseits hatte er mit dem Arzt einen Streit gehabt.

      War es wirklich ein Streit gewesen? War es nicht vielmehr eine Meinungsverschiedenheit? Und hatte Flaubert nicht erklärt, daß er den Sheriff genau kenne, daß er nur ein sehr bequemer Mann sei?

      Wyatt bückte sich und brachte den Toten dahin zurück, wo er ihn gefunden hatte.

      Dann verließ er das Haus auf dem gleichen Weg, auf dem er es betreten hatte.

      Mit wachen Augen lag der Marshal auf seinem Bett und starrte gegen die weißgetünchte


Скачать книгу