Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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mußte alles mit einem Schlüssel geöffnet werden.

      Wyatt blickte an dem Bretterzaun hinauf. Er war ziemlich hoch, wie bei einer alten Farm.

      Eine Minute später war der Marshal im Hof und hatte mit schnellem Rundblick die einzelnen kleinen Nebengebäude gesehen.

      Einen Stall hatte der Hof nicht. Jedenfalls waren alle Türen ganzteilig und geschlossen, und die drei Anbauten hatten große Glasfenster, die man in Stallungen nicht anzubringen pflegte.

      Das scharfe Auge des Missouriers hatte etwas entdeckt, was nicht in diesen Hof gehörte: den Hufabdruck eines Pferdes.

      Er war auf dem hier harten, festgestampften Boden an einer sandigen Stelle zurückgeblieben.

      Der Marshal trat auf einen niedrigen Anbau zu und öffnete behutsam die Tür.

      Der Raum war mit alten Stühlen und sonstigem Gerümpel angefüllt.

      Die Tür des gegenüberliegenden Schuppens ließ sich nur schwer öffnen. Sie war in den Angeln offensichtlich festgerostet und ganz sicher in den letzten Monaten nicht geöffnet worden.

      Also die dritte und letzte Tür!

      Wyatt öffnete sie. Knarrend sprang sie auf.

      Der Missourier blieb neben dem Eingang und nahm seinen Hut ab. Langsam hielt er ihn in die Eingangsöffnung und schob ihn Inch um Inch vor.

      Nichts.

      Und doch – der Geruch von Leder und Pferdeschweiß kam ihm plötzlich in die Nase.

      Wyatt nahm den Colt aus dem Halfter und sprang in den Schuppen.

      Er war von zwei großen, allerdings halbblinden Fenstern und der Türöffnung gut erhellt – und leer.

      Bis auf das Pferd, das links in der Ecke stand. Ein hochbeiniges, jetzt leise schnaubendes Pferd. Ein Rotschimmel.

      Hinter der Tür hing der Sattel.

      Mit zwei raschen Schnitten trennte der Missourier den Sattelgurt durch. Dann verließ er den Schuppen und auch den Hof der City Hall.

      Damned, wo war Jube Cornwall?

      Sollte sich der Mann etwa im Stadthaus aufhalten?

      Wyatt hatte keine Zeit, das zu untersuchen. Zum Hof hin hatte die City Hall nur die Fenster des großen Versammlungsraumes, der zu ebener Erde lag. Da es ein eingeschossiges Gebäude war, mit einer mächtigen Bretterfassade zur Mainstreet hin, vermochte der Missourier nicht zu glauben, daß der Mayor sich ausgerechnet da verborgen hielt.

      Allerdings, es hatte noch einen kleinen Bodenausbau, wo man im allgemeinen alte Stühle und dergleichen aufbewahrte, aber damit war ja schon im Hof ein Schuppen angefüllt.

      Dieser kleine Bodenaufbau hatte kein Fenster zum Hof. Wenn er überhaupt ein Fenster hatte, dann vorn in der Bretterfassade zur Mainstreet hin.

      Der Marshal ging zum Office zurück. Hampton blickte ihm mit finsterer Miene entgegen. Er hatte das Schrotgewehr in der Hand und saß in der Türnische.

      Wyatt nahm seinen Hut ab und goß sich einen Becher von dem Kaffee ein, den der Alte für ihn auf den Tisch gestellt hatte. Auch von dem Brot und der Butter und dem Käse nahm er etwas.

      Dann stand er am Fenster und blickte hinaus. Ein beklemmendes Schweigen hing in dem großen Raum.

      Auch die Gefangenen in den Zellen verhielten sich ruhig.

      Bis Gilbert Braddock glaubte, etwas bemerken zu können.

      »He, Alter, schönes Wetter heute, he?«

      »Halt’s Maul, Bandit!« fuhr ihn Hampton gallig an.

      »Ich meine, es ist ein Wetter, um zur Hölle zu fahren.«

      »Wenn zur Hölle gefahren wird, Braddock, dann fährst du zuerst…«

      Der Bandit kam an die Gittertür.

      »Ich dachte, unser großer Mann da, der hätte die Absicht, heute zu sterben. Ist wirklich ein prächtiger Tag dazu, Marshal.«

      Wyatt zündete sich eine Zigarre an und schob das Fenster weiter hoch. Auch die Tür öffnete er einen Spalt.

      »Yeah, Marshal lassen Sie frische Luft herein. So etwas soll auch am Todestag gesund sein. Man weiß ja nie… Ich könnte mir denken, daß…«

      Hampton stand mit einem Ruck auf und hielt die Schrotbüchse auf den Verbrecher gerichtet.

      Gil erschrak für einen Augenblick. Als er aber sah, daß Wyatt Earp sich nicht um die Szene kümmerte, ja, sich nicht einmal umdrehte, grinste er den Alten an.

      »Du wirst es nicht wagen, Sheriff, mich hinter seinem Rücken abzuknallen!«

      Hampton stieß einen Fluch aus.

      »Well, setz dich auf die Pritsche, Gil, sonst gibt’s Ärger.«

      Braddock grinste und spie aus.

      Da sprang der Alte heran und stieß ihn mit dem Gewehrlauf vor die Brust.

      Braddock brüllte vor Wut und Schmerz auf.

      Der Missourier stand seelenruhig am Fenster.

      Ernest Burns hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. Es zuckte um die Mundwinkel des verbrecherischen Sheriffs. Jetzt sprangen seine Lippen auseinander.

      »Dieser Mensch hat Nerven wie Schiffstaue!« knirschte er.

      Ganz langsam wandte sich der Missourier um und sah ihn an.

      »Ich muß mich über Sie wundern, Burns. Denn Sie sind es doch, der die starken Nerven hat. Oder habe ich die Stirn gehabt, dem Doc ein Messer in die Brust zu stoßen? Das waren doch Sie. Und Doc Flaubert mußte wegen der welterschütternden Tatsache sterben, daß er gegen Sie behauptete, ich sei von einem Heckenschützen von hinten niedergeschossen worden. Wie wichtig muß Ihnen doch der Mayor sein, den Sie mit einem Mord glaubten schützen zu müssen. Oder weiß Cornwall etwas von Ihnen…«

      Ernest Burns erblaßte. Seine Hände krampften sich zusammen. Kalter Schweiß trat auf seine Stirn.

      »Sie werden die Stadt nicht lebend verlassen, Marshal! Nie und nimmer.«

      »Das müssen Sie beurteilen können«, gab Wyatt gelassen zurück, »schließlich kennen Sie den einzelnen Heckenschützen Whitefaces besser als ich. Es kommt da nur auf den schnellen Blick und auf den ersten Schuß an.«

      »Sie werden es nicht nur mit einem Schützen zu tun haben! Darauf können Sie sich verlassen.«

      »Das wäre auch ziemlich dumm. Denn mit einem einzigen Heckenschützen hätte ich ja auch nur einen Bruchteil der Banditen kennengelernt, die es hier gibt.«

      »Sie elender, höllischer…«

      Braddock fauchte. »Halt doch das Maul, verdammt noch mal, Burns. Er will dich doch nur fertigmachen, merkst du das nicht?«

      Gilbert Braddock erwies sich in dieser Stunde als ein ganz harter, ausgekochter Bandit. Nichts mehr war an ihm von dem geduckt dastehenden Burschen, der die Prügel seines blinden Vaters wortlos hinnahm.

      Aber Burns hatte schlechte Nerven. Er suchte sie durch Reden zu entlasten.

      »Bronco Bill ist da, Earp! Er wird dich fertigmachen! Er wird dich auseinandernehmen!«

      »Halt’s Maul!« kläffte Braddock den Komplicen an. »Er wartet doch nur darauf, daß du alles verrätst.«

      Wyatt, der wieder aus dem Fenster geblickt hatte, wandte sich jetzt um. Ein Lächeln stand in seinem Gesicht. »Na, nervös, Gil?«

      »Ich…?« Der Bandit ließ eine bellende, nicht sehr echt klingende Lache los. »No, Marshal, ich bin völlig ruhig.«

      Burns sprang ans Gitter und spannte seine schweißigen Hände um die Eisentrallen. »Yeah, weil er weiß, daß Sie fertiggemacht werden, Earp! Weil er das genau weiß. So gut, wie ich!«

      »Deshalb


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