Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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im Totenhaus lag.

      Für den Bruchteil eines Augenblicks krampfte sich das Herz des Burschen zusammen bei diesem Gedanken. Weshalb war er nicht nach Loroy geritten?

      Jetzt ritt er statt dessen bei Aufgang der Sonne mit einer Verbrecherbande ins Goshute Valley, in dem sein eigener Vater vor fünfzehn Jahren noch Wildpferde gefangen und mit den Shoshones gekämpft hatte. Wie irrsinnig diese Welt doch war.

      Es gab keine Shoshones mehr, jedenfalls hatten sie sich seit Jahren hier im County nicht mehr sehen lassen. Und Wildpferde, die gab es vielleicht noch, aber auch nur vereinzelt. Wer von ihrer Jagd leben wollte, der kroch ständig am Rande des Hungertodes dahin.

      All dies wußte der Cowboy John Elliot.

      Elliot ritt jetzt nur eine viertel Pferdelänge hinter Philby. Er warf einen raschen Seitenblick auf dessen hartes, verkniffenes Gesicht. Da hatte ihn dieser Bandit doch in die Zange genommen, aus der er keinen Ausweg mehr gefunden hatte.

      Er hatte ja rausgewollt aus seiner geordneten Welt, aus seinem langweiligen Dasein eines Nevada Cowboys, der ein paar Rinder auf einer dürren Weide zu bewachen hatte. Er hatte ja das heiße Leben und damit auch die Gefahr gesucht. Viel schneller als er es sich gewünscht hatte, war er mitten in dieses Leben hereingekommen.

      Philby hatte ihm genaueste Anweisungen gegeben, was er bei dem Überfall zu tun hatte. Elliot hatte nur schweigend zu allem genickt.

      Und erst in der Nacht, als er mit sich allein in einer winzigen Dachkammer der Sägemühle war, die Philby gemei-nerweise von außen zugesperrt hatte – da war ihm klargeworden, daß der gerissene Philby ihm so gut wie alles aufgehalst hatte. Er selbst würde in sicherer Deckung stecken. Von den beiden anderen war gar nicht die Rede gewesen. Und der Cowboy war sich, als er sie zu Gesicht bekommen hatte, sofort darüber im klaren gewesen, daß auch sie ihre Haut in Sicherheit bringen würden, wenn es soweit war.

      Philby hatte ihm, da er kein eigenes Gewehr besaß, eine Spencer Rifle vom Kaliber 45 gegeben. Es ist ein ausgezeichnetes Gewehr, hatte er erklärt. Siebenschüssig, aus dem Jahre 68, da baute man doch erstklassige Waffen…

      John Elliot senkte den Blick und starrte auf den Kolben des Schießeisens, das an dem Lederschuh rechts vor seinem Bein hin und her baumelte.

      Philby wandte plötzlich den Kopf zu ihm herum. »Jetzt sind es noch drei Meilen, Jonny…«

      Elliot starrte auf seinen Sattelknauf.

      Philby lachte blechern. »Mach dir nichts draus, Jonny. Es muß eben sein. Und es geht ja vorbei. Was kann dir schon passieren? Du bist ein großartiger Schütze. Vergiß nicht, was ich dir gesagt habe. Den Gunman, der mit der Flinte den vorderen Wagen begleitet, holst du mit der Spencer vom Bock. Den anderen läßt du sitzen, den Driver, bis er nahe genug ist.

      Die Gäule werden durch den Schuß zusammenschrecken und dann höchstwahrscheinlich nach vorn ausbrechen. Es ist fast ausgeschlossen, daß sie versuchen werden, in der engen Passage zu wenden. Sie kommen also praktisch an dir vorbei. Dann erst holst du den Driver mit einem sicheren Revolverschuß herunter. Es ist zwar ein Vierergespann, aber sehr schnell werden die Gäule nicht durch die gewundene Enge kommen, schon deshalb nicht, weil der geizige Schotte noch einen zweiten Wagen hinten angehangen hat…«

      Da warf Elliot plötzlich den Kopf hoch.

      »Und woher wissen Sie das alles, Philby?«

      »Tja, siehst du, Junge, das ist mein Geheimnis, und es bleibt bei mir am besten aufgehoben.«

      Immer höher ging es ins Tal hinein. Rechts und links traten die Hügelkämme näher an den kaum befahrenen Weg heran.

      Und dann hob Philby auf einmal den Arm.

      »Wir sind da«, rief er ungeniert so laut, daß man es mühelos auf fünfzig Yards hin hören konnte. Er mußte sich seiner Sache absolut sicher fühlen.

      Elliot wurde von ihm hinter einen halbhohen Stein postiert. Das Pferd nahm er mit. Perkins und Marlowe dirigierte er ein Stück zurück, ebenfalls auf der linken Wegseite.

      Einen Fehler machte der Bandit. Weder ihm selbst noch einem seiner ›Leute‹ kam der Gedanke, daß es unumgänglich war, auch auf die andere Seite des Passes einen Mann zu postieren. Ole Philby war sich seiner Sache zu sicher.

      In dem Augenblick, als John Elliot, der zwangsweise gedungene Heckenschütze, sich hinter dem Felsstein niederkauerte, schaukelte das Gefährt mit der Holzlast noch in einer Entfernung von zwei Meilen das Valley hinunter.

      Die Zeit kroch im Schneckentempo dahin.

      Und plötzlich drang das Rumpeln an das Ohr des Weidemannes.

      Er spannte die Rechte fester um die Spencer und kauerte sich tiefer hinter den Stein.

      »Der Tanz geht gleich los!« hörte er aus etwa zwanzig Yards Entfernung die Stimme Ole Philbys. Dann vernahm er, daß sich hastige Schritte entfernten.

      Philby brachte sich also außer Schußweite. »Gauner!« zischte der Bursche unten am Weg.

      Hell and devils! Wie hatte es dahin kommen können? Vorgestern noch war er der Weidereiter John Elliot. Ein Mann, dem niemand etwas anhaben konnte. Und nun lag er hier und lauerte auf ein Holzfuhrwerk, bereit zu morden.

      Irrsinn! Alles Irrsinn! Eine namenlose Wut auf Ole Philby überkam ihn.

      Das Fuhrwerk mußte jeden Augenblick die Passage zwischen den Steinen erreichen.

      Da sprang Elliot plötzlich hoch und lief um den Stein herum.

      »Bist du verrückt?« hörte er es oben vom Hügelkamm zischen.

      »Nein, Philby – ich werde es nicht tun! Ich kann es nicht. Es ist doch Irrsinn! Ich…«

      Da pfiff eine Kugel an seinem Schädel vorbei.

      Elliot ließ sich hinter den Stein fallen, aber so, daß er dem Weg den Rücken zudrehte.

      Aus drei Waffen wurde ihm glühendes Blei zugeschickt.

      Und der Driver Kid Lumbace, den der alte McPherson mit dem Holz nach Cobre gesandt hatte, stemmte seine großen Füße sofort mit aller Gewalt gegen das Stiefelbrett und riß die Zügelleinen zurück.

      Die vier Füchse standen sofort.

      Sein Begleiter sah ihn entgeistert an. »Was ist los?«

      »Da vorn wird geschossen! Bist du vielleicht taub, Boy? Dann taugst du nicht für den Job.«

      Der Driver schlang die Zügel um den Bremshebel und sprang vom Wagen.

      Der Gunman folgte seinem Beispiel mit bleichem Gesicht und zitternden Beinen. Als sie hinter dem Wagen kauerten, keuchte er: »Ist das… ein Überfall?«

      Der Driver rieb sich mit dem rechten Handrücken das Kinn. »Eine Hochzeit wird da vorn jedenfalls nicht gefeiert, soviel steht fest.«

      Elliot kauerte hinter seinem Stein und spannte die Hände um die Spencer.

      »Du bist ja wahnsinnig, Philby!« schrie er.

      »Das werde ich dir zeigen!« brüllte der Sägewerkbesitzer zu ihm hinunter. »Wir machen jetzt Schalenholz aus dir, Boy! Wir sind zu dritt, du hast nichts zu bestellen.«

      »Die Leute McPhersons werden…«

      Da sprang Philby hoch und zielte mit seiner Sharpsflinte.

      Hart klatschte das Geschoß auf der Steinkante dicht über dem Schädel des Cowboys auf.

      Philby kalkulierte richtig, wenn er sich sagte, daß die McPhersons-Leute sich hüten würden, in die Schießerei einzugreifen.

      »Wir werden den Kleinen in die Zange nehmen, Junge!« bellte Philby seinen Gehilfen Perkins und Marlowe zu. »Vorwärts, Joe, du rutscht da links den Hang hinunter. Und du, Ed, schiebst dich hier links dem Weg entgegen.«

      Elliots Lage war jetzt höllisch geworden. Wenn Marlowe noch drei oder vier Yards weiter vorwärtskroch, als er sich schon vorgewagt hatte, mußte er den


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