Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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Staubwolke stieg hoch und hüllte alles auf zehn bis fünfzehn Yards hin ein. Als sie sich gesenkt hatte, hörte der Nevadamann die krächzende Stimme des Overlandkutschers.

      »He, Mister, da haben Sie Glück gehabt. Die Burschen, die da drüben davonpreschen, sind nicht zu verachten. Ich wette, daß es Hoster Flavius und seine Halunken waren. Grenzgeldjäger, Banditen, Mörder!«

      Elliot hatte seinen Revolver ins Halfter geschoben. Leider begriff er nicht, wie gefährlich die Grenzgeldjäger wirklich waren.

      »Bleiben Sie lieber bis Short Creek neben dem Wagen!«

      So kam der Cowboy ungeschoren über die Grenze nach Arizona. In Short Creek setzte er seinen Ritt allein weiter fort.

      Längst schon hatte er den Rat seines Retters vergessen, die Wheeler Ranch aufzusuchen, als er plötzlich an einem rostigen Weidezaun ein Schild mit der von Wind und Wetter halbverwaschenen Aufschrift: WHEELER RANCH entdeckte.

      Er hielt an und sah über die Weide. Es war besseres Land als jenes, aus dem er gekommen war. Das Gras stand höher und saftiger. Hier konnte eine dreimal so große Herde, wie der Nevada Rancher Jeff Miller sie besaß, leben.

      John Elliot hatte sich aufs Sattelhorn gestützt und sah über das nach Süden hin ansteigende Land. Dunkelblau und wolkenlos spannte sich der Himmel über die Weide. Die Luft roch nach den Gräsern.

      Elliot nahm seinen Braunen herum und ritt ein Stück zurück. Dann nahm er einen Anlauf, zog die Zügel hoch, warf sich nach vorn, und fast elegant stieg der Braune über das Hindernis, das der Weidezaun bot.

      Es war früher Morgen gewesen, als er den Weidezaun der Wheeler Ranch überquert hatte. Und erst am späten Nachmittag gewahrte er von Westen her eine Wagenspur, die nach Südosten führte.

      Der Cowboy folgte ihr und sah nach anderthalbstündigem Ritt am Hori-zont die Bauten einer Ranch auftauchen.

      Langsam trabte der Braune des Nevadamannes darauf zu. Erst als Elliot näher kam, sah er, daß die Ranch von einem starken Pfahlzaun umgeben war.

      Das Tor stand offen.

      Als Elliot es passierte, stand plötzlich wie aus dem Boden gewachsen ein Mann vor ihm mit einem Gewehr, das er in unmißverständlicher Geste nach vorn hielt.

      »Was wollen Sie?«

      »Ich möchte mit dem Rancher sprechen.«

      »Was?«

      Elliot rutschte aus dem Sattel und musterte den anderen.

      »He, Sie haben eine merkwürdige Art, Leute auszufragen. Aber ich bin nicht kleinlich. Mein Name ist Elliot, John Elliot. Ich suche einen Job.«

      »Als…?«

      »Als Cowboy. Was gibt’s denn sonst noch für einen Job auf einer Ranch?«

      »Da gibt’s eine ganze Menge, Stranger. Zum Beispiel Koch, Peon, Gunman – oder Vormann.«

      »Ist das bei euch kein Cowboy?«

      »Doch, aber er ist tot. Und da hätte es ja sein können, daß Sie wegen dieses Jobs nachfragen wollen. Sollten Sie das jedoch beabsichtigen, dann muß ich Ihnen sagen, daß Sie erstes zu jung sind, und zweitens haben sich bereits zwei Männer um den Job bemüht.«

      »Und – ist er noch frei?«

      Der Mann zog die Schultern hoch. »Ich glaube schon. Aber das kann in jeder Sekunde entschieden sein.« Er wies mit dem Daumen über die Schulter auf einen Schuppen, aus dem merkwürdige Laute zu hören waren.

      Elliot ließ seine Zügelleinen fallen und ging auf den Schuppen zu, zog die nur angelehnte Tür weiter auf und sah sich zwei prügelnden Männern gegenüber.

      Die Schlacht wogte hin und her. Elliot wandte sich wieder um.

      »Was haben die denn?«

      »Es sind zwei Boys aus unserer Crew. Sie haben beide die gleiche Chance beim Boß – und um dem Zustand abzuhelfen, haben sie einmütig beschlossen, die Sache unter sich friedlich abzumachen.«

      Elliot ging auf die beiden zu und rief: »He, auseinander, ihr Idioten!«

      Die beiden raufenden Weidemänner hielten inne und sahen aus ihren erhitzten, schweißnassen Gesichtern verblüfft auf den Fremden.

      Der eine, ein untersetzter, stiernackiger Bursche mit eingeschlagener Sattelnase und hartem Kinn, knurrte: »Was will der Bursche denn? Verrückt geworden, Kleiner, was?«

      Elliot ging auf ihn zu. Der Schlag saß genau am Kinn des Cowboys Henderson. Der Mann schwankte zurück.

      Dann rannte er mit einem Wutschrei vorwärts. Aber er war zu plump für den drahtigen, zähen Elliot. Der zweite Schlag riß ihn von den Beinen.

      »He, Küken, jetzt gibt’s Kleinholz!« rief der andere, ein langer knorriger Bursche mit weizenblondem Haar. Er stürmte auf den Nevadamann zu, und Elliot hatte vier Schläge nötig, ehe er ihn zu Boden brachte.

      Elliot wandte sich um und sah den Türwächter an. »Rufe den Boß!«

      »Nicht nötig«, kam da eine dröhnende Stimme aus dem Hintergrund des düsteren Schuppens, »bin schon hier.«

      Elliot wartete, bis der Mann herangekommen war.

      Er war klein, schmalgliedrig und hatte ein scharfes Gesicht mit hellen Augen.

      »Sie sind…«

      »Sam Wheeler.«

      »Mein Name ist Elliot, ich bin…«

      »Der neue Vormann, ich weiß«, unterbrach ihn der Rancher.

      Noch einmal hatte das Schicksal dem Nevadamann die Hand geboten. Aber diese Chance verstand John Elliot nicht zu nutzen.

      Nicht, daß er für den Posten ungeeignet gewesen wäre – aber er zankte sich zuviel herum. Es war ohnehin schwer für die Crew, die durchweg aus Dreißig- bis Vierzigjährigen bestand, sich mit einem so jungen Vormann abzufinden.

      Ganze vier Monate blieb Elliot auf der Wheeler Ranch, dann erklärte er dem Rancher eines Tages nach einem neuerlichen Streit mit dem stiernackigen Ric Gennan, daß er gehen wolle.

      Wheeler zog die schmalen Schultern hoch.

      »Es sollte mir leid tun, Jonny. Sie sind ein tüchtiger Bursche. Aber wenn Sie nicht bleiben wollen… Well, Sie sind natürlich noch höllisch jung, und…«

      Schon zwei Tage später trottete Elliots Brauner dem Grand Canyon entgegen.

      Am Abend des nächsten Tages lag die Teufelsschlucht, wie die Indianer diese gigantische Felsspalte nennen, in ihrer ganzen majestätischen Schönheit vor ihm.

      Aber der Nevadamann hatte keine Augen für das Naturpanorama. Er ritt einen Saumweg hinunter, und als der Pfad sehr schmal wurde und der solche Passagen absolut unbewohnte Wallach scheute, hieb der Cowboy dem Tier ärgerlich die Sporen in die Weichen.

      Das Tier erschrak und stieg auf der Hinterhand hoch. Das geschah so plötzlich, daß Elliot aus dem Sattel geschleudert wurde.

      Er stürzte über den Rand des Pfades und stieß einen gellenden Hilfeschrei aus, als er über das fast lotrecht abfallende Gestein in die Tiefe stürzte.

      Die nur daumendicke Astgabel einer Sandsteintamariske bremste seinen Sturz ab, fing den Körper auf, und der Mann klammerte sich verzweifelt in dem Gestrüpp fest. Als er einen Blick nach unten riskierte, sah er in schwindelnder Tiefe ein gelbliches Wasser fließen, dessen Rauschen sich an den Felswänden brach.

      Und drüben, vielleicht zweitausend Fuß entfernt, stieg ebenfalls eine Felswand in den Himmel, die die diesseitige noch weit überragte.

      Der Nevadacowboy John Elliot war in die Teufelsschlucht gestürzt. Er hing an einer fast senkrecht in die Tiefe stürzenden Felswand des Grand Canyon zwischen Himmel und Erde an den Ästen einer Steintamariske, die unter der Last seines Gewichtes jeden Augenblick brechen konnte.

      Eine


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