Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
ab«, sagte Mac Harper.
»Es ist ein Notfall«, warf Joe ein.
Eine halbe Stunde später war der Kauf getätigt, und jeder der beiden Partner war insgeheim überzeugt, den anderen gehörig übers Ohr gehauen zu haben.
Der betrügerische Viehhändler Fenner jedoch hatte ein schlechtes Geschäft gemacht und sich zu früh gefreut: Fast die Hälfte der Herde würden ihm die Leute abnehmen, die einen Monat nach dem Wegzug der Harpers endlich den Mut gefunden hatten, sich auf deren Weide nach ihren Rindern umzusehen.
*
Die Banditen indes dachten nicht daran, nach Shenandoah zu reiten.
Sie waren nach Süden geritten.
Nach Nebraska.
Als sie hundertfünfzig Meilen hinter sich hatten und mitten auf dem Hochplateau von Tryon waren, machten sie den ersten längeren Aufenthalt.
Drei Meilen vor der Stadt hatten sie sich in einer verlassenen Blockhütte niedergelassen.
»Wir müssen vorsichtig sein«, mahnte Joe. »Auf keinen Fall dürfen wir alle zusammen irgendwo auftauchen. Ich schätze, daß Richter Henning sofort unsere Steckbriefe losgelassen hat, als das Weib ihm von uns erzählt hat. Aber in diesen Steckbriefen wird immer von fünf Harpers die Rede sein. Und das ist auch der Grund, weshalb wir von der Ranch weg in zwei Gruppen geritten sind.«
Clint stützte seine Rechte auf seinen Revolver und knurrte:
»Wir haben keine Angst, Joe.«
Die anderen Brüder stimmten ihm zu.
Aber der gerissene Joe kläffte: »Angst habt ihr nicht, aber hohle Köpfe!«
»Wir sind zu fünft«, meinte Charly und schob seinen Revolver nach vorn.
Joe war klug genug, sich mit den Worten an Clint zu wenden:
»Vielleicht machst du deinem Bruder klar, daß wir hier nicht mehr in Dakota sind, daß das Land hier dichter besiedelt ist und alle fünfzig Meilen ein Sheriff hockt.«
Clint, auf diese Weise angesprochen, fühlte sich geschmeichelt, da der anerkannte Klügste der Familie bei ihm offensichtlich auch Klugheit voraussetzte.
»Joe hat recht«, belferte er. »Und wer anderer Ansicht ist, hat mit mir zu tun.«
Sie hockten in der Hütte, an den Wänden verteilt, und stierten dösig vor sich hin.
»Wollen wir etwa ewig hier in dieser Bude bleiben?« wollte Mac schließlich wissen.
Joe ging an die Tür. »Nein, natürlich nicht, aber wir müssen uns schließlich ausruhen, und vor allem haben die Gäule eine Pause nötig. Heute nacht reiten wir weiter.«
»Wohin?«
»Nach Süden.«
*
Bei Einbruch der Dunkelheit zogen sich die Harpers in die Sättel und ritten auf die Stadt zu.
In Tyron brannten nur noch wenige Lichter, als die fünf Outlaws in die Mainstreet kamen.
Joe hielt sein Pferd an.
»Wir müssen noch am Tage getrennt reiten.«
»Verflucht noch mal«, fauchte der Alte. »Das ist doch alles Unsinn, kein Mensch ist hinter uns her. Die Frau wird sich gehütet haben, etwas zu erzählen.«
Er nahm die Zügel auf und ritt trotzdem weiter.
Clint folgte ihm.
»Da drüben die Schenke ist noch auf, Dad. Wie steht’s mit einem Drink?«
»Mir brennt die Kehle schon eine Woche lang. Wird Zeit, daß ich mir endlich eine Flasche zu Gemüte führe.«
Die Harpers stiegen vor dem Silver-Saloon von ihren Tieren, und vier von ihnen betraten die Schenke.
Der mißtrauische Joe blieb draußen.
Während schon nach wenigen Minuten der Lärm der anderen aus dem Schankraum drang, sah sich Joe draußen etwas um. Er schob sich ei-ne Zigarette zwischen die Lippen und streunte auf den Vorbauten entlang.
Plötzlich stutzte er. Aus einem Fenster fiel der Lichtschein quer über den Vorbau.
Und drin am Schreibtisch saß ein Mann mit einem Stern.
Aber das war es nicht, was den Banditen aufgehalten hatte.
Links auf einem breiten Pfeiler war ein Plakat angebracht worden, das von dem Lichtschein aus dem Sheriffs Office erleuchtet wurde.
WANTED!
THE HARPER BROTHERS!
Da stand es groß und deutlich in schweren schwarzen Lettern.
Die Harpers wurden gesucht!
Joe nahm das Plakat von dem Pfeiler ab, faltete es zusammen und schob es in die Tasche.
Dann ging er zum Saloon.
Die Schenke war leer, bis auf die Harpers. Joe trat an die Theke, wo der Vater und die Brüder laut redend bei ihren Gläsern standen.
»Wir müssen jetzt weiter«, mahnte Joe.
»Nichts da«, zeterte der Alte gallig. »Ich bin lange genug geritten! Wenn ihr die Sechzig erst einmal auf dem Buckel habt, bleibt ihr daheim.«
Auch die anderen waren nicht zu bewegen, die Schenke zu verlassen.
Da lehnte sich Joe mit dem Rücken gegen die Theke und nahm so, daß es der Salooner nicht sehen konnte, das Fahndungsblatt vor die Brust.
Clint und Charly blickten entgeistert auf. Dann sah es auch Gregg. Der stieß den Vater an.
Mit glasigen Augen fixierte der alte Bandit das Plakat. Und urplötzlich war er stocknüchtern.
»Weg damit, Mensch!«
Joe faltete es zusammen und schob es in die Tasche.
»Salooner, zahlen!« rief Mac Harper.
Charly, Gregg und Clint gingen langsam hinaus.
Joe blieb noch neben dem Vater stehen.
»Sie sollten den Leuten nicht so oft einen Drink gönnen, Boß«, sagte er mit todernster Miene. »Wenn wir in Billock sind, werden die Kerle übermütig. Und wir haben da die Herde zu übernehmen…«
Billock lag weit im Osten.
Der Alte verstand und nickte.
»Sie haben recht, Oliver…«
*
Sie zogen weiter nach Süden.
Die Tatsache, daß ein Steckbrief hinter ihnen her war, hatten sie längst verdaut, so scharf sie sich im ersten Augenblick angepackt fühlten.
Jetzt ritten sie nur noch nachts und in einem Abstand von einer Meile.
Voran Joe und der Alte. Dann Clint, Charly und Gregg.
Vierunddreißig Meilen südöstlich von Tyron geschah es.
Es war früh am Morgen. Die Banditen waren die ganze Nacht durchgeritten, als sie in die breite Mainstreet der kleinen Ansiedlung Hun-kace kamen.
»Wir sollten das Kaff umreiten«, hatte der ewig mißtrauische Joe gemeint.
Aber Mac Harper hatte nichts davon gehalten. »Wozu solche verrückten Umwege auch noch in der Nacht?«
Außerdem waren die drei anderen schon bis auf vierhundert Yards herangekommen.
Mac und Joe ritten mitten auf der Straße.
Plötzlich hörten sie das unverkennbare scharfe, harte Knacken eines Revolverhahns.
Der alte Harper riß seinen Colt aus dem Halfter und schoß sofort in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
Aber in seinen Schuß hinein fiel