Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.
entfuhr es Gregg.
»Stellt euch doch nicht so albern an, ihr wolltet Wyatt Earp sehen, das ist es.«
Der eifersüchtige Gesetzesmann von Garden City warf die Tür des Bureaus krachend hinter sich ins Schloß.
*
Die beiden Harpers verbrachten den Tag teils am Fluß und teils in den Schenken der Stadt.
Und als sich nach Einbruch der Dunkelheit die beiden anderen noch nicht eingefunden hatten, suchte Joe Harper sich mit dem Gedanken abzufinden, daß sie gestellt worden waren.
Bis zum Morgengrauen blieben sie am Fluß vor der Stadt und warteten.
Dann knurrte Joe: »Hol die Pferde vom Wasser, wir reiten.«
»Wohin?« brummte Gregg.
»Ich weiß es noch nicht.«
Vor Jonny Billers Bar hielt er an. »Komm zurück, wir werden noch ein paar Stunden warten.«
Aber um neun Uhr wurde der Verkehr auf der Straße so lebhaft, daß die beiden Banditen vorzogen, ihren Posten zu verlassen.
»Wir fallen auf, wenn wir noch länger hierbleiben«, erklärte Joe.
Gregg schwieg und trottete neben dem Bruder her.
Sie führten die Pferde hinter sich her in die Mainstreet.
Aus Liptons Bar erklang schon Orchestrionmusik.
Joe fühlte sich von der zweiten fast ganz durchwachten Nacht wie zerschlagen. Er band sein Pferd am Zügelholm fest und deutete auf die Schenke.
»Wir werden noch einen Drink nehmen.«
»All right.«
Sie standen an der Theke und tranken. Drei halbvolle Whiskygläser in einem leeren Magen sorgten für Kopfnebel, und Gregg, der Salooner, ein bulliger Bursche von fünfundvierzig Jahren, forderte ihn auf, leiser zu sein.
Aber der Bandit hatte keine rechte Kontrolle mehr über das, was er tat. Er packte eine Flasche und schleuderte sie in den großen Thekenspiegel.
Sofort griff der Salooner nach ihm.
Aber Joe stieß Lipton zurück.
»Hände weg!«
Der junge Schwellenleger von der Railway kam hinzu und packte Joe an der Schulter.
»Hör zu, Junge, du bist hier in Garden City…«
»Thanks«, knurrte Joe und riß urplötzlich einen Haken hoch, der den Mann von den Beinen riß.
An einem Fenstertisch hatten drei Männer gesessen, die sich zu dieser frühen Stunde schon zu einer Pokerpartie gefunden hatten. Als sie den Schwellenleger stürzen sahen, sprangen sie auf und stürmten auf die beiden Männer zu.
Die Harpers waren harte Schläger, aber gegen vier konnten sie sich doch nicht allzulange halten, vor allem da sie noch den Wirt gegen sich hatten.
Gläser klirrten, Flaschen zersprangen, ein Bild fiel von der Wand, und ein großer Aschenbecher landete, nachdem er eine geschlossene Fensterscheibe passiert hatte, auf dem Vorbau.
Da flog vorn die Pendeltür auf. Clint Harper stand da.
»He, Charly, schnell. Sie sind hier und unterhalten sich gerade mit ein paar Einheimischen.«
Gegen die vier Harpers aufzukommen, war offenbar ausgeschlossen. Selbst noch zwei Männer, die aus dem Hof hereinkamen, vermochten das Blatt nicht zu wenden.
Die vier Verbrecher zerlegten den ganzen Saloon in Einzelteile.
Dann kam der Sheriff. Als er Joe und Gregg sah, nickte er und fauchte:
»Tramps! Habe ich mir’s doch schon gedacht. Vorwärts, ins Jail mit euch.«
Clint baute seine herkulische Gestalt vor dem Gesetzesmann auf.
»Hören Sie, Sheriff, die Leute sind Freunde von uns. Wenn sie hier angepöbelt werden, müssen sie sich schließlich ihrer Haut wehren.«
Der Sheriff wich einen halben Schritt zurück.
Da zeterte der Salooner: »Und wer ersetzt mir den Schaden?«
Clint schob einen der Pokerspieler, der gerade wieder hochkommen wollte, mit dem Schädel wie eine Billardkugel gegen das harte Thekenbrett.
»Hör zu, Schnapspanscher. Die Jungens da hatten eine ganze Menge Dollars auf dem Pokertisch liegen, schlage vor, daß du sie einsammelst. Und hier…«
Zu Joes und Greggs Verwunderung schleuderte er einen Beutel mit Geld auf die Theke.
Damit war der Vorfall in Liptons Schenke beendet.
Clint, der offensichtlich schon irgendwo etwas getrunken hatte, legte seinen affenartig langen Arm um die Schultern des Sheriffs und meinte vertraulich:
»Wir sind Pelztierjäger, Sheriff, gerade Jungs, verstehen Sie, aber wir mögen es nicht, wenn uns die Leute in der Stadt für dumm verkaufen wollen. Jim und Erny sind die besten Kerle der Welt, und als ich mit meinem Freund Kid hereinkam, sah ich, wie die Burschen da auf die beiden losstürmten…«
Wenn Clint etwas getrunken hatte, war er nicht zu halten.
Der Sheriff gab auf.
Und die Harpers nahmen, noch auf sein Anraten hin, Quartier in Jimmy Lougs Boardinghouse.
Sie waren alle vier so todmüde, daß sie sofort einschliefen.
*
Gegen Abend krochen sie wie Ratten aus ihren Löchern und fanden sich in Clints Zimmer ein.
Clint und Charly hatten auf dem Wege hierher in der kleinen Stadt Hunter eine Bank beraubt und konnten unerkannt entkommen. Aber die Beute war nicht allzu groß gewesen.
Joe stand am Fenster und blickte auf die Straße, während die anderen wild durcheinanderredeten.
Plötzlich sagte er: »Wir werden nach Dodge City reiten.«
Die Brüder, denen er gleich am Morgen von der Begegnung am Fluß berichtet hatte, starrten ihn an, als sei er plötzlich verrückt geworden.
»Nach Dodge City…?« stieß Charly hervor.
Clint faßte sich an den Schädel. »Sag mal, das ist doch nicht etwa dein Ernst?«
Gregg sank auf einen Stuhl nieder und verzog das Gesicht.
»Du hast wohl schlecht geschlafen.«
Aber Joe Harper hatte weder schlecht geschlafen noch war er verrückt.
»Wir werden nach Dodge City reiten, Boys…«
Gregg sprang auf. »Da ist doch Wyatt Earp!«
»Eben!«
»Ohne mich!« bellte Clint, der Sheriffsmörder. »Joe, rede doch keinen Irrsinn zusammen. Was willst du denn ausgerechnet in Dodge City?«
»Da ist Betrieb – und Geld.«
»Und Wyatt Earp!« brüllte Clint.
Joe mahnte ihn zur Ruhe. »Richtig, Wyatt Earp ist auch da.«
»Aber, Mann!« Der lange Clint schlug sich ein paarmal mit seiner riesigen Hand vor die Stirn, daß ein normaler Mensch schon eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen hätte.
»Mensch, das ist doch der schärfste Wolf, den es im ganzen Westen gibt. Der riecht doch einen faulen Knochen selbst, wenn er drei Yards unter der Erde liegt.«
Genauso tief hatten die Harpers den Sheriff von Clarence verscharrt, aber im Augenblick dachte keiner von ihnen daran.
Joe feixte. »Soll er ruhig. Er hat vor uns gestanden und mit mir gesprochen. Bin ich ein fauler Knochen?«
»Mensch, du kennst ihn nicht. Jimmy Gordon hat mir von ihm erzählt. Der läßt sich manchmal