Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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      Sie überquerten den breiten Sandplatz.

      Hardac zischte: »Du sagst dem Kerl vorn am Haupttor, daß ich Zimmermann wäre und vorn am Corral zu arbeiten hätte. Laß dir ein Gewehr geben. Wenn du es jedoch durchlädst, schieße ich sofort!«

      Das Unfaßliche geschah:

      Der Posten nahm ein Gewehr aus dem Waffenständer und reichte es dem Neger. Dann öffnete er schweigend das Tor.

      Der gebeugte Sträfling Nummer 77 war doch nur ein Häufchen Unglück in seinen Augen. Ein Verlorener, ein toter Mann.

      Hardac sog die Luft vorm Tor ein.

      »Vorwärts, zum Corral hinüber!« zischte er dem Schwarzen zu.

      Der Neger folgte ihm.

      Hardac ging so, daß er das Gewehr beobachten konnte. Seine Beine zitterten, schweißnaß klebte ihm das graue Hemd und auch die Drillichjacke am Leib.

      Dann waren sie am Corral.

      Hardac schob sich zur Seite, und als sie die ersten Pferde erreicht hatten, nahm er den Revolver nach vorn.

      »Das Gewehr!« befahl er.

      Mitchell reichte ihm die Winchester.

      »Und jetzt ziehst du deine Jacke aus!«

      Der Schwarze gehorchte.

      Hardac klemmte die Jacke unter den linken Arm, dann suchte er mit eiskaltem Nerv zwei gute Pferde aus, schwang sich auf den Rücken des einen und wandte sich dann um.

      Der Schwarze sah ihn aus weiten Augen an.

      »Mister…«

      Aber schon brüllte der große Revolver auf.

      Der Neger wankte zurück und sackte dann zwischen den Pferden nieder.

      Hardac stieß einen heiseren Schrei aus und trieb die beiden Pferde aus dem Corral.

      In mörderischem Galopp sprengte er nach Norden davon.

      Der Trupp des Wachpersonals, der ihm zehn Minuten später folgte, ritt der Hölle entgegen.

      Jack Hardac schoß zwei der fünf Reiter aus dem Hinterhalt von den Gäulen.

      Die anderen drehten zunächst ab, griffen dann den Flüchtling in einer Talsenke wieder an und büßten einen weiteren Mann ein, der ebenfalls schwer verletzt aus dem Sattel rutschte.

      Jack Hardac kämpfte um sein Leben, das nie verwirkter war als noch vor einer Stunde. Er kämpfte wie der Teufel…

      … und entkam ein zweitesmal.

      Nie wieder sollte es einem Menschen gelingen, derart mühelos aus dem Straflager Worth zu entkommen. Von dieser Stunde an wurden die Wachen verdoppelt, die Richtlinien verschärft, nach denen sich Gefangene, auch in Begleitung eines Wächters, im Camp oder gar zum Haupttor hinaus bewegen durften.

      Aber der Mörder Jack Hardac war ein zweitesmal durch die Sperrgürtel des Forts entkommen. Auf zwei schnellfüßigen Pferden preschte der Desperado nach Norden. Jede Stunde wechselte er das Pferd und war so selbst den drei besten Reitern des Straflagers überlegen, vermochte den Abstand zu ihnen ständig zu vergrößern und hatte am Morgen so viel Land zwischen sich und seine Verfolger gebracht, daß er sich eine Rast gönnen konnte.

      Und wieder hatte der Verbrecher einen Toten auf seiner Fährte zurückgelassen: Der gutmütige aber etwas geistesschwache Negerwärter Samuel Mitchell hatte seine Weichherzigkeit diesmal mit dem Leben bezahlen müssen.

      *

      Wyatt Earp war nicht hinauf nach Kansas geritten. Er hatte sich oben auf der breiten Overland-Linie nach Westen gewandt.

      Sein Ziel war Santa Fé.

      Wortlos war Doc Holliday neben ihm geblieben. Als er erfuhr, wohin der Missourier reiten wollte, hatte er sich den Hut aus der Stirn geschoben und genickt.

      »Well, ist ja auch eine schöne Stadt. Vielleicht haben wir ja da endlich mal keinen Ärger. Ich wollte schon lange mal im Golden Gate Saloon ein Spielchen machen…«

      Er saß im Golden Gate Saloon am grünbezogenen Tisch und spielte mit dem jungen Banker Hampton. Gegen neun Uhr war der Tisch der beiden von Neugierigen nur so umstanden. Der junge Hampton war ein blendender Spieler, aber nach anfänglichen Gewinnen mußte er doch gegen den großen Gambler die Segel streichen.

      Doc Holliday gewann in dieser ersten Nacht in Santa Fé ein Vermögen…

      Währenddessen hatte der Missourier das große Sheriffs Office in der Mainstreet aufgesucht.

      Vier Deputies schwirrten da herum und hantierten geschäftig mit Schriftstücken, mit abgelieferten Fundsachen und beschlagnahmten Waffen herum.

      Wyatt erkundigte sich nach dem Sheriff.

      Einer der Deputies, ein kleiner blonder Bursche, meinte:

      »Kommen Sie später wieder, Mr. Bradley ist noch unterwegs.«

      Wyatt hatte sich schon abgewandt.

      Bradley?

      Er blieb stehen. Heavens, sollte etwa…? Aber das konnte doch nicht möglich sein! Dan Bradley war doch kaum fünfundzwanzig Jahre alt, sollte der etwa hier Sheriff geworden sein?

      Wyatt konnte sich zufällig an Bradley erinnern, weil der einmal vor Jahren zusammen mit seinem damaligen Boß, Sheriff Brock, oben in Dodge gewesen war, wo die beiden einen Viehdieb abholen mußten, den Wyatt eingefangen hatte.

      Bradley, der kleine hartgesichtige Daniel Bradley! Kaum vorstellbar. Vor allem, da die Deputies hier teilweise älter und ganz sicher auch erfahrener waren als gerade er.

      Wyatt stand noch auf dem Fleck und sann nach.

      Da stieß ihn ein vierschrötiger Hilfssheriff an.

      »Vorwärts, Cowboy, sieh zu, daß du rauskommst. Wir haben hier Arbeit! Außerdem stinkst du nach Kuh!«

      Wyatt wandte sich um und sah dem Mann in die Augen.

      »Ich würde mich ein wenig vorsichtiger ausdrücken, Kleiner«, versetzte er und wollte zur Tür.

      Da riß der Deputy ihn herum und schnauzte ihn an.

      »Hör zu, Kuhtreiber! Du befindest dich hier im Sheriffs Bureau von Santa Fé! Im Office von Mr. Bradley! Und nicht auf der Weide und auch nicht im Stall! Ist das klar? Und wenn es dir nicht klar sein sollte, werde ich es dir sofort klarmachen!«

      Wyatt maß den etwa dreißigjährigen kräftigen Mann mit einem abweisenden Blick.

      »Ich werde wiederkommen, wenn der Sheriff da ist«, sagte er halblaut und wandte sich um.

      »Ted, bring dem Kuhtreiber Manieren bei«, rief da eine schrille Stimme von der Hintertür her.

      Der vierschrötige Ted nickte und warf einen weit hergeholten Schwinger zum Kopf des Marshals.

      Der Schlag ging fehl, dafür riß der linke Haken des Missouriers den Deputy von den Füßen.

      Der dunkelhäutige Jimmy Gordon, der auch den Deputystern trug, warf sich dem Marshal in die Flanke und fiel unter einem knackenden Handkantenschlag wie ein Sack auf die blankgescheuerten Dielen.

      »He, ihr lahmen Enten!« kam die schrille Stimme wieder von der Hoftür. »Was für einen Haufen von Hampelmännern habe ich mir denn da ange…«

      Der Mann brach ab.

      Wyatt hatte sich umgewandt und blickte in sein Gesicht.

      Verwunderung auf beiden Seiten.

      Dann brüllte der blonde hagere Mann in der Tür auf vor Lachen und schlug sich wieder und wieder aufs Knie. Mit einem Satz war er dann mitten im Office.

      Links auf seiner Brust blinkte der große Sheriffstern.

      »Wyatt Earp!« brüllte der Sheriff. »Ist denn das die Möglichkeit! Marshal Earp


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