Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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vorm Felsen angekommen, warfen sich die Outlaws von den Gäulen und suchten den von dieser Seite ziemlich steilen Fels zu erklimmen.

      Riva kam als erster auf die vordere Terrasse.

      Oakland und Deeger folgten ihm.

      Vorsichtig schlichen die Verbrecher auf eine etwas vorspringende, vom Flugsand rundverschlissene Gesteinsnase zu, als statt des erwarteten Indianers plötzlich ein hochgewachsener weißer Mann vor ihnen stand.

      Riva blieb wie angewachsen stehen.

      »Wer sind Sie?«

      »Mein Name ist Earp.«

      »Earp…?«

      »Yeah, Wyatt Earp.«

      Riva wich einen Schritt zurück und tastete nach seinem Revolver.

      Wyatt Earp! Damned! Was hatte das zu bedeuten?

      Oakland schob sich hinter Deeger und packte plötzlich seinen Colt.

      Da flog der große sechskantige Revolver in die linke Faust des Marshals.

      »Nicht doch, Mister, das bringt Unglück!«

      Riva keuchte: »Was wollen Sie von uns?«

      »Hat Ihnen Doc Holliday das nicht ausgerichtet? Tut mir leid. Er ist sonst aufmerksamer.«

      »Doc Holliday?« kam es kreischend aus drei heiseren Kehlen.

      »Yeah!« tönte es da hinter ihnen.

      Der Georgier lehnte vorn auf der Terrasse. Auch er hatte seinen Revolver in der Hand.

      Riva warf den Kopf zur Seite und starrte zu der großen Gesteinspyramide hinüber, wo er seinen Kumpan Hearst wußte.

      Holliday der die Gedanken des Banditen erraten hatte, schüttelte den Kopf.

      »Nein, Ihr Freund ist verhindert, Mister. Leider. Die Wells Fargo Boys haben ihn arg strapaziert. Schätze, daß es Ihnen in einer Viertelstunde nicht sehr viel besser gehen wird…«

      *

      Nach diesem Aufenthalt ritten Wyatt Earp und Doc Holliday weiter nach Westen.

      Hardac, der unentwegt auf eine Fluchtgelegenheit gelauert hatte, hielt sich mit gesenktem Kopf zwischen ihnen. Die Umsicht, mit der der Marshal vorging, hatte ihm auch die letzten Hoffnungen geraubt. Immer, wenn Fremde in die Nähe kamen, die ihm vielleicht hätten beistehen können, brachte der Marshal ihn auf Nummer Sicher, fesselte und knebelte ihn derart, daß er eben nur noch Luft holen konnte.

      Der Haß des Verbrechers auf den Gesetzesmann Earp wuchs ins Unendliche.

      Und der gnadenlose Ritt durch den großen Sand ging weiter.

      Am darauffolgenden Abend erreichten sie Redwater, eine kleine texanische Stadt, die vor Jahren durch den Schießer Hal Flanagan im ganzen Westen bekannt geworden war.

      Wyatt wartete die Dunkelheit ab und ritt dann erst in die Stadt ein. Es war nicht unbedingt notwendig, daß der Gefangene gesehen wurde.

      Vorm Sheriffs Office rutscht der Marshal aus dem Sattel.

      Jerry Owen war ein grauhaariger Bursche in den Fünfzigern, seine Figur war im letzten Jahrzehnt vom Bier und auch vom Essen ziemlich aus dem Leim gegangen.

      Er hatte sich gerade der notwendigen Beschäftigung des Fußnägelschneiders hingegeben, als der Missourier eintrat.

      Wyatt nannte seinen Namen.

      Der grauhaarige Sheriff sprang auf.

      »Wyatt Earp? Teufel noch, das ist doch nicht wahr!« brüllte er im tiefsten Baß.

      Wyatt machte ihm klar, daß er für die Nacht einen Gefangenen im Jail unterbringen möchte.

      Owen nickte. »Selbstverständlich. Sie können eine ganze Bande bei mir unterbringen, Marshal. Das Jail ist stabil, und die beiden Zellen sind bullensicher.«

      Wyatt bedankte sich und ging hinaus.

      Rasch schlüpfte der Sheriff in seine Stiefel, riß die Kerosinlampe vom Tisch und kam auf den Vorbau.

      Als Wyatt den Sträfling vom Pferd nahm, fiel ein heller gelblicher Lichtschein auf dessen Gesicht.

      Ein untersetzter magerer Mann mit schrägstehenden Augen und tief in die Stirn wachsendem Haar hatte das Gesicht Jack Hardacs gesehen, zuckte zusammen und schob sich in eine Türnische, wo er den Transport des Banditen hinauf ins Jail beobachtete.

      Langsam ging er vorwärts und blieb dann neben der offenen Officetür stehen.

      Plötzlich zuckte ein Schwefelholz vor seinem Gesicht auf.

      »Hallo, Mister, alter Freund von Ihnen, der den Sheriff da für eine Nacht zu Besuch hat, he?«

      Doc Holliday hatte den Mann bemerkt und war ihm auf leisen Sohlen gefolgt.

      In den Augen des anderen glimmte es grünlich auf.

      »Freund? No, Mister. Wie kommen Sie darauf. Man ist eben neugierig in so einer kleinen Stadt. Schließlich wird nicht alle Tage ein Bandit hier ins Jail gebracht.«

      »Genug Strolche gäb’s schon hier«, entgegnete der Gambler kühl, während er das Zündholz an die Zigarette brachte.

      Der andere nickte und entgegnete mit krächzender Stimme:

      »Yeah, da können Sie recht haben.«

      Holliday lehnte sich gegen die Wand.

      »Der da ist nur ein kleiner Fisch. Ein Rinderdieb. Ich weiß aber genau, daß es hier ganz andere Halunken gibt…«

      Der Mann sah ihn plinkernd an.

      »Yeah«, meinte der Georgier, »Hardac ist ein harmloser Bursche.« Und plötzlich wandte er dem anderen das Gesicht zu. »Sie kennen ihn doch…?«

      »Hardac…? Nein, ich…«

      »Thanks, Mister. Sie kennen ihn also. Ich hatte seinen Namen nämlich absichtlich falsch ausgesprochen. Sie aber haben ihn eben richtig genannt…«

      Da federte der Mann zurück und warf sich in das Dunkel, das zwischen dem Sheriffs Office und dem nächsten Haus herrschte.

      *

      Jack Hardac saß im Jail. Immer noch trennten ihn über zweihundet Meilen vom Straflager. Zweihundert Meilen – und auf jedem Yard würde er weiterhin auf Flucht sinnen.

      Wyatt Earp und Doc Holliday hatten gegenüber im Grand-Hotel Quartier genommen.

      Jerry Owen war ein Mann, auf den man sich verlassen konnte. Der Missourier hatte ein Gefühl dafür. Dieser grauhaarige Sheriff würde den Gefangenen bewachen, als ob er allein für ihn verantwortlich wäre.

      Es war gegen ein Uhr in der Nacht. Der Sheriff hockte an seinem Schreibtisch und blickte auf seine rissigen, mit braunen Flecken besäten Hände. Vor ihm lag ein aufgeschlagenes Buch. Er hatte hin und wieder darin gelesen. Aber das Lesen beim zuckenden Licht der Kerosinlampe schmerzte seine Augen.

      Hinzu kam, daß er das Buch schon dreimal gelesen hatte. Es war der Bericht von der Erstürmung des Fort Orea von Frank Hellmers.

      Jerry Owen selbst hatte den Kampf auf Seiten der Südarmee erlebt.

      Es war jener Tag gewesen, an dem eine dicht hinter ihm krepierende Granate sein rechtes Trommelfell zerrissen hatte. Es war der düsterste Tag im Leben des Texaners Jeremias Owen gewesen. Seit jenem Tag war sein Hörvermögen um mehr als die Hälfte zusammengeschrumpft, denn das linke, von nun an stark überanstrengte Ohr hatte plötzlich aus irgendwelchen Gründen auch einen Teil seiner Hörkraft verloren.

      Diesem Umstand war es zuzuschreiben, daß der Sheriff die Angewohnheit hatte, oft mitten in der Bewegung innezuhalten, um zu lauschen.

      Auch jetzt richtete er sich steil auf und lauschte mit angehaltenem Atem in die Stille des Raumes.

      Es rührte sich nichts.

      Owens


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