Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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nicht die Kraft aufgebracht, zu einem guten, ehrbaren Leben zurückzufinden. Im Gegenteil: er hatte sich treiben lassen und war einer der übelsten Verbrecher geworden, der je über die grauen verwachsenen Pfade des alten Westens geritten war.

      *

      Die drei Pferde standen völlig still. Wyatt Earp richtete sich vom Boden auf und blickte nach Nordosten.

      Er hatte eine Fährte entdeckt, die in schnurgerade Richtung auf die ihm bekannte einsamgelegene Pferdewechselstation zuführte.

      Der Missourier wußte in diesem Augenblick keineswegs, daß er hier vor der Spur seines haßerfüllten Gegners Frank McLowery stand. Aber irgend etwas war in ihm, das ihn warnte. Er hatte das Gefühl schon gehabt, als er noch bei Tageslicht die Zwillingsspur der Overland verließ.

      Doc Holliday, der bis jetzt im Sattel seines Schecken geblieben war, stieg ab und nahm eine seiner langen Zigaretten aus der Tasche, er schob sie sich zwischen die Lippen, ohne sie jedoch anzuzünden.

      Der Marshal sah ihn an und nickte.

      Da riß der Spieler ein Zündholz am linken Daumennagel an.

      Die beiden schweigsamen Männer, die nun schon seit sieben Jahren häufig miteinander ritten, verstanden einander auch ohne Worte. Holliday hatte jetzt gefragt, ob er rauchen könne oder ob Wyatt der Ansicht sei, daß irgendeine Gefahr in der näheren Umgebung lauere.

      Nein, so nahe war die Gefahr nicht, die der Missourier mit einem sechsten Sinn zu spüren glaubte, als daß der winzige Glutpunkt einer Zigarette hätte anlocken können.

      Der Marshal blickte immer noch über den dunklen Streifen, der sich schnurgerade durch den Sand nach Nordosten zog und im Dunkel der Nacht irgendwo am Horizont verschwamm.

      Der Georgier hatte die Spur auch gesehen. Sein Blick streifte fragend das scharfe Profil des Marshals.

      Wyatt überlegte noch einen Augenblick, dann zog er sich in den Sattel.

      Holliday ließ die nur halbgerauchte Zigarette fallen und schob mit der linken Schuhspitze den Sand über die Glut. Dann stieg auch er auf.

      Jack Hardac hatte nichts entdeckt. Der Verbrecher war einfach blind für die Dinge in der Savanne. Mit schweißnassem Körper hing er im Sattel und schaukelte auf torkelndem Gaul neben dem Mann her, der ihn ein zweites Mal eingefangen hatte.

      *

      Als Wyatt in der Ferne die Pferdewechselstation wie einen grauen Schatten über dem fahlgelben Sand auftauchen sah, hielt er an, rutschte aus dem Sattel und zog auch Hardac vom Pferd.

      Der Verbrecher wurde geknebelt und so gefesselt, daß er sich unmöglich aus eigener Kraft von der Stelle entfernen konnte. Auch Holliday war abgestiegen. Er nahm die drei Pferde beim Zügel und folgte dem voranschreitenden Missourier.

      Nur etwa hundert Schritte entfernte sich Wyatt von der Stelle, an der sie Hardac zurückgelassen hatten.

      »Da drüben ist eine Pferdewechselstation.«

      Holliday nickte. »Ich dachte mir so etwas.«

      Wyatt senkte den Kopf und blickte auf die Spur.

      »Es sind mindestens acht Reiter.«

      »Zwei mehr als in der Felsenge hinter Tombstone.«

      Der Missourier wandte den Kopf zur Seite und durchforschte das in der Dunkelheit seltsam maskenhafte Gesicht des Spielers. Er hatte also seine Gedanken erraten, der Mann aus Georgia.

      Wyatt bückte sich und hobbelte die beiden Vorderbeine seines Pferdes zusammen. Holliday tat sofort das gleiche.

      Langsam gingen die beiden Männer nebeneinander her.

      Der Marshal blieb noch eine Weile auf der Spur und entfernte sich dann in östlicher Richtung von ihr.

      Als sie die Konturen der Pferdewechselstation schon deutlich gegen den Nachthimmel erkennen konnten, kauerte sich der Missourier an den Boden nieder.

      Der Gambler ließ sich neben ihm nieder. Wyatt spähte zur Station hinüber.

      »Wahrscheinlich ist es Unsinn«, sagte er dann. »Was sollten die Clantons hier?«

      »Frank McLowery, dieser gallige Halunke, führte den Trupp neulich an. Dem Kerl ist alles zuzutrauen.«

      »Aber wie soll er hierhergekommen sein? Er müßte eine unwahrscheinliche Eile vorgelegt haben.«

      Holliday nickte. »Und außerdem sind es acht Pferde…«

      *

      Auf der kleinen Pferdewechselstation herrschte in diesem Augenblick eine beklemmende Stille.

      Tom McLowery und Phin Clanton hatten gerade den alten Carruther auf den Hof geschleppt und vorm Corralgatter niedergelassen.

      Tom sah sich um.

      »Da drüben kann er auspusten.«

      Der gewissenlose Bandit wies auf einen Balken, der über den Dachrand des Hauses ragte.

      Phin nickte. »Komm, pack an.«

      Sie schleppten den Alten vorwärts.

      Und noch ehe sie das Haus erreichten, kam Abe Carruther zu sich. Instinktiv spürte er trotz seiner Benommenheit, daß eine Gefahr auf ihn zukam, die von den beiden Männern ausging.

      Unwillkürlich stieß er einen heiseren Hilfeschrei aus.

      Tom versetzte ihm einen derben Fußtritt.

      Und Phin preßte ihm erschrocken die Hand auf den Mund.

      »Wirst du wohl schweigen, alter Halunke!«

      Während Phin den Overland Driver bewachte, rannte Tom los, um das Lasso von seinem Sattel zu holen.

      Plötzlich zuckte Phin zusammen.

      Irgend jemand hatte ihm auf die Schulter getippt.

      Er wandte sich rasch um – und erkannte trotz der Dunkelheit die Konturen eines Mannes, dessen Anblick und Gegenwart ihm das Blut in den Adern erstarren ließ.

      Aber ehe er dazu kam, auch nur den geringsten Laut auszustoßen, fällte ihn die Faust des Dodger Marshals.

      Wyatt bückte sich, packte ihn und schleifte ihn hinter die Hausecke, wo der Gambler den Besinnungslosen in Empfang nahm und rasch zu einem handlichen Paket verschnürte.

      Carruther sah an dem großen Mann hinauf, der jetzt neben ihm kniete.

      »He«, keuchte er, »was war das denn?«

      »Kleiner Spaß unter Freunden, Mister. Schließlich müssen wir uns ja auch unterhalten in dieser langweiligen Gegend.«

      Carruther seufzte schwer.

      Da nahten sich vom Corral her Schritte.

      Tom McLowery kam zurück.

      Wyatt kniete neben dem Alten nieder, da er befürchten mußte, daß der Bandit sofort merken würde, daß hier ein größerer Mann stand als Phin Clanton einer war.

      Tom kam heran. Er hatte das Lasso unterwegs schon zu einer Schlinge geworfen.

      »He, was krauchst du da unten herum, Phin? Es geht los.«

      Wyatt federte hoch.

      »Yeah, Tom, es geht los!«

      Das Reaktionsvermögen des Desperados war erheblich größer als das seines Komplicen. Er fuhr zurück und stieß die Hand zum Colt.

      Aber der gedankenschnelle und punktgenau hochgerissene Uppercut des Missouriers riß ihn von den Beinen, ehe er auch nur zu der geringsten Abswehrreaktion gekommen war.

      Holliday holte ihn sich gleich ab und band ihn ebenfalls.

      Die beiden reglosen Verbrecher bekamen Knebel zwischen die Zähne geschoben.

      Holliday erhob sich und meinte:

      »Sie müssen die Anlieferung von schlafenden


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